25. Dezember 2006

sonntagszeitung: scheinheilige doppelmoral

bild: die scheinheiligen, dorfzeitung.de

dass grosse zeitungen immer noch schurnis ans thema blogs lassen, die von tuten und blasen offensichtlich wenig ahnung haben, ist so erstaunlich, dass man fast schon absicht dahinter vermuten könnte. oder einfach plumpen bullshit-journalismus.


die kadenz ist immer noch bescheiden, so alle zwei monate eine bloggerstory tuts voll und ganz, sagt man sich wohl im hause sonntagszeitung. dann solls aber auch bitteschön ein verriss werden. man kann ja nicht die eigene konkurrenz hochschreiben. also bedient man sich einer höchst verwegenen doppelbödigkeit, die an kaltschnäuzigkeit und dilletantismus kaum zu überbieten ist.

barnaby skinner, freier journalist und ex-chef von news.ch, zieht in der letzten sonntagszeitung über nicht weniger als zwei bezahlte und auch als solches deklarierte einträge von bloggingtom und leu her. ganze zwei, nicht zwanzig. dabei ist barnaby skinner nicht einmal fähig, den tatsächlich bezahlten betrag richtig zu recherchieren – in seiner story ein immerhin zentraler fact. peinlich. sehr peinlich. aber nicht neu – von der sonntaszeitung sind wir blogger uns nichts anderes gewöhnt als eine volle breitseite von gezielter desinformation und/oder schluddriger recherche. schon im sommer behauptete sie deutlich zwischen den zeilen unterstellend, dass kurt aeschbacher nicht selber blogge, sondern bloggen lasse. wie wir heute alle wissen, ist das gegenteil (im fall elton john) kürzlich bewiesen worden.

herr skinner hat null ahnung

dass herr skinner von der blogosphäre und dem web 2.0 sozusagen null ahnung hat, beweist er u.a. mit diesem satz:

Blogger begriffen ihre Netztagebücher lange als fünfte Macht im Staat.

herr skinner, das ist totaler quatsch. als "vierte gewalt im staat" hat man bisher die unabhängige qualitätspresse bezeichnet und sonst gar niemanden. bringen sie da mit ihren billigmetaphern nur mal nichts durcheinander, herr skinner. die vierte gewalt, nicht die fünfte macht, heisst das, herr skinner. und überhaupt: zeigen sie mir von den zehntausenden deutschsprachigen blogpostings dieses jahres nur zehn, in denen ein blogger sowas schwachsinniges verzapft hat – sie kriegen von mir eine kiste drittklassigen edelzwicker. bei aller geschwätzigen selbstverliebtheit, die man bloggern meinetwegen unterstellen kann, ist eines klar: sie wissen selber am besten, wie weit ihre wirkung geht oder wie weit eben gerade (noch) nicht. sie debattieren darüber, sie messen ihre reichweiten sehr genau und sie monitoren die medien über allfällige erwähnungen.

blogger wissen sehr wohl, dass nur gerade 5% der mitteleuropäer überhaupt wissen, was ein blog ist, dass nur etwa 2% der onliners einigermassen regelmässig mitlesen und dass hierzulande der politische, gesellschaftliche, soziale, kulturelle und wirtschaftliche einfluss von blogs im moment noch sehr überschaubar ist. gerade die bekannten und ernsthaften blogger wissen das und setzen sich in ihren postings öfters sehr selbstkritisch mit dieser tatsache auseinander. das geht bei robert basic soweit, dass er seine leserzahlen bis zwei stellen hinter dem komma publiziert und dann und wann auch seine werbeeinnahmen offenlegt resp. die verschiedenen werbeprogramme (adsense, adlink etc.) kommentiert – meist mit sehr ernüchternden schlussfolgerungen. wer ernsthafte blogs wirklich liest, kann an dieser breit geführten debatte nicht vorbeigelesen haben. gut, manche leute begreifen auch dann nichts, wenn sie alles lesen. es gibt nichts, was es nicht gibt.

wenn blogs politisch bereits etwas bewirkt haben, herr skinner, im sinn von x-ter gewalt und so, dann nicht hier in mitteleuropa, sondern in den usa oder weltweit in einigen diktaturen ohne pressefreiheit. und selbst dort sind es nur vereinzelte blogs und ihre wirkung ist absolut gesehen sehr bescheiden. aber hier, im deutschsprachigen raum? hier war in letzter zeit das höchste der gefühle der studi-vz-skandal, aber von blogs als x-ter irgendwas im staat hat man hier noch nichts bemerkt. wie kommen sie also dazu, herr skinner, solchen unsinn zu verbreiten? nach dem wievielten joint haben sie sich diesen schwachsinn aus den fingern gesogen?

aufgeblasene petitesse

auch ihre journalistische gewichtung der ereignisse ist jenseits von gut und böse, herr skinner. gerade mal zwei blogger haben sie ausfindig gemacht, die je ein bezahltes und als solches gekennzeichnetes posting online gestellt haben und dies erst noch in einem öffentlich und sehr transparent angekündigten werbe-programm. lächerlich, herr skinner. eine zu winzige petitesse ist das, um vom verlieren der blogger-unschuld zu sprechen. aus diesem stoff kann man allenfalls eine early-adopter-geschichte machen (über das neue konzept bezahlter postings), aber keine solche hammer-wertung über die ganze bloggerszene abgeben. das ist unseriös, mister skinner, hochgradig unseriös. und frech. das ist als würde ich sie als einen ungehobelten nachwuchsschurniklugscheisser nennen, herr skinner.

der jüngste blog-bash der sonntagszeitung macht, mal abgesehen von unserem nachwuchsjourni, deutlich, dass die 1.0-verlage von der blogosphäre nichts bis wenig begriffen haben. diese art schreibe entlarvt ihre unterschwellige angst vor der neuen konkurrenz. die vor sich hindämmernde publizistikgilde ist hochgradig verunsichert, nicht nur durch blogs, sondern ganz allgemein vom web 2.0. das zeigt sich nicht nur in den stets inkompetenten und desinformierenden blog-storys der sonntagszeitung, sondern auch im gebahren anderer verlage. entweder sie kopieren webzweinullige aktionen eins zu eins und ohne jegliche referenz an die autoren (wie hier die berner zeitung), oder sie lancieren hüftschussmässig nervöse blogaktionen wie ringier mit dem kläglich gescheiterten blogstetten/bloggersdorf-projekt. eine wirklich interessante und gut gemachte web 2.0-aktion hat in der schweiz noch kein einziger etablierter verlag hingekriegt.

doppelmoral bis zum abwinken

und dann, herr skinner, möchte ich ihren schlecht recherchierten bericht auch noch der krassen doppelmoral bezichtigen. wasser predigen und wein trinken, müsste man das in diesen scheinheiligen zeiten nennen. sie trampeln hier auf ganzen zwei schweizer bloggern rum, die sich für irgendein läppisches schmonzensposting ganz offiziell – und SICHTBAR deklariert – haben bezahlen lassen. sie haben das jedenfalls klarer deklariert als das in ihren kreisen in den meisten der fälle getan wird, herr skinner! ganze zwei! sie verschweigen dabei, dass ihr eigener saftladen zu weit über 50% von der werbung lebt, dass kein normal geführter verlag je für einen wettbewerbspreis auch nur einen müden euro bezahlt hat und dass ihre postillen geradezu strotzen vor gefälligkeitskontent oder 1:1 übernommenen pr-texten.

sie verschweigen auch, dass journalisten hochprivilegierte berufsleute sind, die sich fast überall einen rabatt abgreifen können und dies auch tun, die jahraus und jahrein geschenke, vergünstigungen und kleine apanagen erhalten und das ganz normal finden (vom vergünstigten sbb-general-abonnement über unzählige gratis-bücher bis hin zu den beliebten journalistenreisli).

in keiner anderen branche wird so viel mit "geben-und-nehmen" gedealt, herr skinner, wie in der medienbranche. das ist ja kein geheimnis mehr, sondern ganz normaler medienalltag. der radiomann sagt zum promoter: gibst du mir 10 freikarten, dann mach ich eine verlosung und nenne ort und datum deines konzerts. ein ganz normaler ablauf ist das. ob in der zeitung oder im radio. jeder weiss, dass das radio die tickets nicht bezahlt, sondern vom veranstalter zur verfügung gestellt bekommt. courant normal. warum bitteschön soll das bei den bloggern anders laufen, her skinner? warum soll das bei neuerdings.com in einer weihnachtsaktion anders sein? wollen sie etwa behaupten, dass z.b. die weine, die in der sonntagszeitung regelmässig getestet resp. von weinkennern verkostet werden, vom verlag bezahlt werden? für so blöd halten sie uns (leser)?

blogger haben mehr moral

etwas ist allerdings bei uns bloggern gaaanz anders als in ihrer medienwelt von gestern, herr skinner. nämlich die art und weise. die offenheit. die ehrlichkeit. blogger deklarieren bezahlte postings, sie debattieren öffentlich über diese und andere arten von bezahlter werbung (viele sind dagegen), sie legen (oft) ihre einnahmen offen und sie erarbeiten sich ihre glaubwürdigkeit als ausdauernde und agile solo-shows statt als unbeweglicher medienkonzern. zudem werden blogs, die sich verdeckt vor irgendeine pr-maschine spannen lassen, ziemlich schnell enttarnt und dann mangels zielgruppenrelevanter reichweite dicht gemacht (in deutschland gabs 2006 eine handvoll kruder fälle rund um die pr-agentur edelmann, in den usa einen bekannten fall im umfeld des detailhandels-giganten wall mart). blogger haben insgesamt, herr skinner, mehr moral als alle grossen verlagshäuser zusammen. diese sind nämlich heute zu 95% nichts weiter als hochgradig gewinnorientierte industrieunternehmen, einige davon sind eigentliche geldmaschinen – was zwar ihr gutes recht ist, aber dann bitteschön auch jedem blogger seines.

ihre verlogene und läppische desinformation geht noch weiter, herr skinner. in einem anderen satz sagen sie:

ein lieblingsthema der blogger sind fehler der massenmedien.

so so, herr skinner. woher haben sie denn das nun wieder? nur weil es unter tausenden von blogs auch ein paar watchblogs hat, ist das noch lange kein lieblingsthema von blogs oder bloggern. ich würde mal kühn behaupten, dass die fehler der massenmedien in mindestens drei vierteln aller blogs noch gar nie ein thema gewesen sind. mit ihrem satz, herr skinner, suggerieren sie aber, jeder blogger würde mindestens einmal wöchentlich die fehler der ach so integren klassischen presse aufdecken oder sie sonstwie unschicklich anprangern. dem ist natürlich nicht so. wenn blogger schon ein lieblingsthema haben, dann ist es ganz sicher das bloggen selbst, herr skinner. dass sie noch nicht geschnallt haben, wie selbstreflektierend die blogosphäre eigentlich ist, zeigt ebenfalls, wie wenig sie sie sich mit ihr wirklich befasst haben. das kommt mir irgendwie vor, als würde ein kenia-tourist nach zwei wochen urlaub in einem edelpuff von mombasa einen kenia-reiseführer bei du mont publizieren wollen. bireweich.

null journalistisches handwerk

noch ein letzter satz aus ihrem miserablen artikel, herr skinner, möchte ich zitieren und kommentieren. er ist so weit weg von jedem anständigen journalistischen handwerk, dass man schlichtweg staunt:

Und die gleichen Blogger, die hinter jedem Reisebericht in der Presse Auftraggeber aus der Tourismusbranche vermuten, machen vorbehaltlos mit.

herr skinner, von einigen tausend schweizer blogs haben sich ganze zwei für je ein posting bezahlen lassen, ganze zwei! aber in ihrer beurteilung macht irgendwie der ganze wilde bloggerhaufen vorbehaltslos mit, über 5'000 blogger. das ist doch einfach sehr hoch und sehr falsch gepokert, herr skinner. sie würden ja z.b. nie behaupten wollen, dass wegen zwei dutzend sexualstraffälligen und sonstwie randalierenden kids die ganze jugend aus einem einzigen marodierenden haufen von fickwütigen halbwüchsigen besteht. das würden sie nie öffentlich schreiben, herr skinner, denn das wäre eine so masslose übertreibung, dass sie dramaturgisch nichts mehr her macht. – ausser vielleicht in einem woody allen film oder eben bei bloggern, da können sie es machen, weils da eh niemand richtig kapiert. unglaublich. hinter welchem mond leben sie denn noch, herr skinner? und für wie blöd halten sie uns eigentlich? weiss doch jeder, dass es praktisch keine redaktion mehr gibt in der schweiz, die für irgendwelche reiseberichte noch irgendwelche reisespesen bezahlt. genausowenig wie die musikjournalisten an der konzertkasse im opernhaus etwas bezahlen müssen, bezahlen reiseschurnis an der bergbahn oder im wellnesshotel, das sie gerade rezensieren. was soll also dieser vergleich?

es verwundert mich gar nicht, dass der chaos computer club hamburg seine diesjährige weihnachtstagung unter einen für unsere zeit sehr treffenden titel stellt:

who can you trust? (wem kannst du trauen?)

ihnen, herr skinner, und ihrer sonntagszeitung, ganz sicher nicht. was sie da machen ist, so sagt man dem unter uns bloggern nun mal, bullshit-journalismus.

20. Dezember 2006

queen mary und die schafe


man sitzt ja gern am wasser. warum? ein wichtiger aspekt ist wohl: es tut sich was. wellen im/an der see, fliessende wassermassen im fluss. je mehr davon, desto besser. an einem see sitzt du stundenlang, an einem meer tagelang. ein bach ist weniger spannend wie ein meer.

man sitzt ja auch gerne irgendwo zum leute gucken. warum? es tut sich was. leute kommen und gehen, jeder ist anders. je mehr davon, desto besser. in new york kannst du dir beim tagsüber-leutegucken einen dergestaltigen overload reinziehen, dass du abends gar nicht mehr in den ausgang gehen magst.

man sitzt auch gerne bei tieren? warum? es tut sich was. sie stehen da und schauen in der gegend rum, sie trotten ein paar meter nach rechts und fressen die weide leer. auch wenn sie nichts tun, tun sie immer was – schlafen, wiederkäuen, mit dem rüssel fuchteln. das ist interessant, auch bei schafen.

hier gegenüber ist die abgegraste heumatte seit zwei monaten eine schafweide. 500m lang, 50 breit, 13 schafe. frühmorgens sind alle auf die ganze weide verteilt. gegen mittag versammeln sie sich im linken fünftel der weide, nachmittags am anderen ende. sie machen alles gemeinsam, entweder fressen alle oder alle liegen nur rum – na ja manchmal halt...

das wichtigste an den schafen ist: sie können nichts dafür, dass sich die schafzüchter in sachen wolf so unmöglich benehmen. man sollte diesen sonderlingen die subventionen sofort zu 100% streichen (und nicht erst in den nächsten fünf jahren). was diese schafhalter veranstalten ist sowieso die purste umweltverschmutzung, die alpen sehen ja teilweise aus wie golfplätze, so perfekt abgefressen sind die matten von den 100 millionen schweizer schafen. wobei ein schafskopf als greenkeeper eine schöne metapher ist.

ein perfekter ort übrigens, um leute und wasser und erst noch grosse pötte zu gucken sind die landungsbrücken in hamburg. ein 1000m langes ponton mit kneipen, würstchenbuden und souvenirshops, ständig an- und ablegende fähren und sightseeing-barkassen, tausend leute am flanieren, alle paar minuten ein riesenkahn am vorbeigleiten, ein bier vor dir und gut ist.

direkt gegenüber den landungsbrücken befindet sich übrigens bugsierers legendäres dock 11. der einzige ort, an dem man der queen mary quasi unter den rock sieht.


17. Dezember 2006

viganella: bergdorf überlistet die sonne




sehr charmant ist das: das italienische 180-seelen-bergdorf viganella hat von november bis februar keine sonne. das ist jetzt vorbei. man hat einen 8 x 5 m grossen spiegel aufgestellt.

die idee ist nicht neu, aber die viganellesi haben sie als erste umgesetzt: das sonnenlicht mit einem spiegel dorthin umgeleitet, wo es gebraucht wird. das dorf lag bis anhin des winters für jeweils drei monate im schatten, damit ist jetzt schluss. stolz präsentiert sich der 47-jährige syndaco (gemeindepräsident) zum ersten mal mit sonnenbrille auf dem dorfplatz und blättert, worin alle inteliener den ganzen tag blättern, in der gazetta della sport.

der nebenamtliche syndaco arbeitet als lokomotivführer und ist offensichtlich ein gewiefter technik- und medienfreak. das dorf hat eine website, die so manchem grösseren ort gut anstehen würde. und jetzt präsentiert es eine anlage, mit der es weltweit in die medien kommt – für die heutige einweihung haben sich tv-stationen aus der ganzen welt angemeldet. 150'000 euro hat midali bei der regionalverwaltung, der eu und bei sponsoren für das projekt aufgetrieben.

zwar kann der spiegel nur einen beschränkten teil des dorfes mit sonnenlicht versorgen, aber dafür ist er – aus dem büro des syndaco – fernsteuerbar. muss ein gutes seltsames gefühl sein, als gemeindeoberhaupt im büro zu sitzen und mit dem joystick ein wenig gott zu spielen – wer pariert kriegt sonne, wer nicht hockt weiter im schatten.

links
-> viganella website
-> financial times deutschland

16. Dezember 2006

clay regazzoni: er war mein held


clay regazzoni ist gestern bei einem autounfall ums leben gekommen. in meinem schlafzimmer der 70er hing ein poster von ihm. zusammen mit dem von joe siffert, niki lauda und natürlich jim clark. und cassius clay.

clay regazzoni hiess irgendwie gleich wie cassius clay, der boxer, für dessen kämpfe wir jeweils nachts um drei aufstanden, um sie im fernsehen zu sehen, live aus dem madison square garden in new york, das war tv-mässig ein strassenfeger, nachts zum tv-gucken aufstehen tat man nur für cassius clay und die liveübertragung der appollo 11-mission (erster bemannter flug zum mond) – das alles faszinierte den bub bugsierer.

regazzoni fuhr auf so geilen marken wie ensingn, tecno oder shadow. er war ein charmeur und frauenversteher, er trank gern mal einen und er sagte, was er dachte. gerade kürzlich hat er die heutigen formel 1 fahrer quasi als höseler bezeichnet und schumi eine art milchgesicht. da kannte er nichts. sagte immer was er dachte. was schon damals selten war, aber nicht so selten wie heute. heute sagt ja keiner von denen irgendwas, was nicht in einem pr-windkanal ausgetestet wurde.

regazzoni war ein harter hund, das schleckt keine geiss weg. 1980 beendete ein spektakulärer unfall seine f1-karriere:

Beim Grand Prix in Long Beach war er nach einem großartigen Rennen schon Vierter, als in einer Bremszone im schnellsten Teil der Strecke sein aus Titan gefertigtes Bremspedal brach. Er raste ungebremst in einen geparkten Brabham, sein Wagen zerschellte an einem Betonblock und Regazzoni war seitdem querschnittsgelähmt. (quelle: wikipedia)

aber er sattelte einfach um. von der formel 1 in einen lastwagen. in schwer getunten trucks nahm er an der paris-dakar rallye und ähnlichen rennen teil. diese trips sind kein zuckerschlecken. er fuhr im vorderen mittelfeld gut mit, hielt seinen namen konstant im gespräch, zum beispiel auch als tv-moderator, und engagierte sich in der forschung für querschnittlähmung. ein lebemann blieb er bis zuletzt. mein idol irgendwie auch. er machte sein ding, er pflegte seinen persönlichen brand, er stellte sich regelmässig quer zu den stromlinienförmigen standardmeinungen der dienstlächelnden promigilde, klopfte da und dort auf den tisch oder haute auf den putz. regazzoni war glaubwürdig.

sein abgang ist filmreif. der rennfahrer regazzoni, 67, eine turbulente karriere hinter sich, kracht auf einer autobahn in einen lastwagen. ende.

wer schreibt das drehbuch?

+++

inside:
-> schumi ging mit einem big bang

outside
-> clay regazzoni official website
-> wikipedia: clay regazzoni, jim clark, cassius clay/muhamad ali
-> madison square garden, the worlds most famous arena

15. Dezember 2006

saftblog: olympisches bullshit-gehabe


zuerst laut schreien, dann ins nächste olympiastadion kotzen und dann diese geschichte bloggen. und dann ins bett, lesen.

es ist doch so, sportsfreunde, gebt es doch zu: ihr predigt sauren wein in alten schläuchen. wegen zwei harmlosen postings, in denen sich jemand vom saftblog wohlwollende gedanken über die olympischen spiele in turin gemacht hat, kommt ihr wie die alte gotthardpost zehn monate später und schickt denen eine abmahnung im streitwert von 150'000 euro. und dann, wenn die kleine welle in der blogospähre losgetreten ist, kommt ihr mit überheblichen stellungnamen wie dieser.

gebt es doch zu, es geht euch nur ums geld und nicht um den sport. während eure antidopingprogramme nur halbherzig abgehandelt sind, sind eure markengeier von athletischer agilität. dazwischen hängt eure glaubwürdigkeit im luftleeren raum. der gemeine sportfan weiss schon längst, wie ihr tickt: es ist showbiz knallhartester art, was ihr da macht, und hat mit sport nichts mehr am hut. euer gebahren gegenüber den fans und der öffentlichkeit ist vulgär. was sonst als vulgär ist es, wenn den fans an der fussball wm die t-shirts ausgezogen werden, nur weil sie nicht die richtige biermarke tragen?

die verluderung der grossen sportinstitutionen ist in den letzten jahren sehr weit vorangekommen. was da von den sportfunktionären geboten wird muss jedem redlichen juniorentrainer eines provinzvereins die haare zu berge stehen lassen. während dieser sich abmüht, seinen schlecht erzogenen kids einen gesunden sportsgeist (der unter anderen sozialen werten auch den der fairness beinhaltet) beizubringen und sie von der strasse fernzuhalten, lassen in den chefetagen die topmanager die sau raus und versprengen harmlose saftblogger mit horrenden abmahnungen. mit dieser miesen corporate gouvernance wollen die dem dopingproblem zuleibe rücken – denkste, sportsfreund, bullshitmarketing ist das, wir glauben euch kein wort, ihr seid ein auslaufmodell.

gebts doch zu, es geht euch nur um die kohle. wir sehen es ja, euer apparat ist nur mit sehr sehr sehr viel kohle in schwung zu halten. was ihr da an stadien, equipment, apanagen und schmiergeldern auffährt, kostet extreme summen. sieht doch ein blinder. auch ein dummer blinder sieht das. es ist wirklich nicht zu übersehen. da könnt ihr noch lange irgendwelche saharabewohner über die langlaufpiste stolpern lassen und von gerechtem und völkerverbindendem sport labern.

wir glauben es nicht mehr. wir glauben jetzt solchen leuten wie denen vom saftblog. deren saft ist nicht sauer.

+++

leseempfehlungen:
-> law-blog, langes und fundiertes posting zu dieser abmahnung für den saftblog
-> basicthinking, unter dem sinnigen titel "a-loch alarm"

das kraftwerk für mobile menschen


für vordenker, pioniere und weitblicker: sakku ist die erste schweizer kuriertasche mit integrierten solarzellen. gibt immer und überall saft für dein handy, gps, ipod oder pda. heute kann man bei neuerdings ein sakku gewinnen, aber nur, wenn man was darüber bloggt. ist also quasi ein blogbefehl, denn wer will schon kein sakku. +++ kaufen kann man den sakku hier. wobei ich nicht weiss, ob man wirklich "den" sagt. jedenfalls soll das teil genial sein. hogenkamp hat auch eines. würde ich ständig mit all solchen gadgets unterwegs sein, würde ich sofort ein sakku kaufen. falls ich heute eines gewinne, muss ich mir wohl noch ein paar gadgets dazu kaufen. wer empfiehlt was?

12. Dezember 2006

marco morelli stellt "genial daneben" in den senkel


das dienstlächeln von 95% aller tv-sternchen ist für rezipienten wie mich die reinste zumutung. keine ausnahme bildet die extrem trottelige sendung "genial daneben", die frau deltendre bei hugo egon balder eingekauft hat. mangels alternativen müssen in der schweiz gestandene bühnenkünstler an die säcke: andreas thiel, viktor giacobbo, nadja sieger, beat schlatter, patrick frey und wie sie alle heissen.

erstaunlich, dass die bei sowas überhaupt mitmachen. wäre mir als parick frei (u.a. verleger schlauer bücher) oder victor giacobbo (u.a. initiant des casino theaters winterthur) eher peinlich, auf diese prollige art quote zu bolzen. da würd ich dann doch lieber an anständigen firmenfesten und groovigen kleinbühnen den kasper machen. so wie marco morelli, der heute in seinem jungen blog dieses unsägliche "genial daneben" mit einer saftigen kollegenschelte in den senkel stellt. sehr lesenswert.

ganz ihrer meinung, herr morelli.

edvard munch bei google


schön
, dass die grösste suchmaschine der welt solche sachen macht: auf der startseite erscheint an manchen tagen anstelle des echten brandings ein sog. doodle. heute zu ehren des malers edvard munch (geburtstag). die grafiker haben das google-logo in sein berühmtes bild "der schrei" montiert, das bild ist mit einem link zu wikipedia hinterlegt. einfach charmant.

neuerdings: ibook | edelzwicker | zippo


dieses bild hab ich bei neuedings als wetteinsatz für tür 12 eingeschickt. es zeigt meine drei wichtigsten tools für den umgang mit web 2.0: ein ibook (5-jährig), ein ueker edelzwicker 2002 (ausverkauft) und ein zippo (2004). was man auf dem bild logischerweise nicht sieht, ist die kamera (auch fünfjährig, hatte damals einen heavy investitionsschub). was man aber sehen muss, ist irgendwas von neuerdings auf dem bildschirm. habe ich korrekt erfüllt. man wollte auch noch familie und wellensittiche sehen, das hab ich mir verbeten. meine familie und meine wellensittiche kommen mir nicht ins internet. auch für einen megagrossen flatscreen von baggenstoss nicht. ich bin gespannt ob mein bild das einzige mit einer weinflasche ist.

11. Dezember 2006

satz des tages: frank a. meyer



der heutige satz des tages ist von gestern: fank a. meyer hat ihn in seiner kolummne im sontagsblick gestemmt:


die srg ist eine unverzichtbare journalistische institution – massiv dem medialen zeitgeist ausgesetzt, dessen dürftigkeit zu widerstehen ihre ehre und pflicht sein müsste.


das träfste an diesem satz finde ich die möglichkeitsform in den letzten zwei worten – sein müsste, nicht ist. man kann gegen jungs wie meyer sagen was man will, aber nicht selten bringen sies eben sehr präzis auf den punkt.

den ganzen text, der sich mit dem von den gedruckten medien beriebenen srg-bashing befasst, gibts hier online.

10. Dezember 2006

sprühs mir, baby



neuer wein in alten schläuchen: ein sonntags- gedicht. frisch gesampelt.

sprühs mir, baby

tief ins glas geschaut
edle flaschen wollen gut schlafen
zum frühstück kalt geduscht
steine aus den glashäusern
zum teufel mit der objektivität
die jungen sind die dummen

schrille nacht, stille nacht
das wetter wird auch immer schöner
die risiken werden ignoriert
es gibt übermittlungsprobleme
jetzt hats gekesselt
mein geist ist angewidert

schön dranbleiben, töchter
oerlikon ist im all
wo die schneekanonen ballern
es kommt auf den mix an
superbowl der kunst
das ass ist en vogue

was bleibt?

gut, für den bachmann-preis langt das noch nicht (ganz). aber die methode, ein solches gedicht herzustellen, ist dennoch das purste sonntagsvergügen. ich habe die sog. sampling-technik angewendet. wollte ich schon lange mal machen, wird ja viel gemacht in den letzten jahren, nicht nur in der literatur.

der trick: man nehme alle drei sonntagszeitungen, schreibe zwei dutzend headlines ab, sortiere diese in eine einigermassen sinnstiftende reihenfolge, fertig.

oder sagt man heute mashup?

7. Dezember 2006

das ist jetzt natürlich blöd, charismedia...


... wenns gerade unter dem eigenen fimennamen, der erst noch so schön zuoberst thront, gleich mit haue losgeht. ich bin ehrlich gesagt auch überrascht, dass meine haue so weit oben steht.

schawinski zum dritten: die wette



supi: vor fünf tagen habe ich gebeten, man möge die idee "schawinski als sf-boss" aufdröseln. meine bitte wurde erhört. von roger köppel.


gut, ich kann nicht beweisen, dass herr köppel das wegen meines postings getan hat. andererseits ist ja durchaus denkbar, dass chefredaktor köppel die blogosphäre durchgegoogelt hat und dort auf meinen topgerankten zweiten schawinskieintrag gestossen ist. will jemand ein autogramm?

jedenfalls liefert köppel heute in der neuen weltwoche eine gut argumentierte einschätzung in seiner gewohnt kecken art und nennt erst einmal die facts:


Die Quoten gingen rauf, dann wieder runter. Die Profitabilität des Senders wurde massiv gesteigert. Auf dem Werbemarkt ernteten seine Strategien höchsten Zuspruch. Senderchef Schawinski verwandelte den einstigen Schnarchkanal Sat 1 in eine schlanke, konkurrenzfähige Kampfmaschine. Rund 30 Prozent wurden die Kosten gesenkt, ohne dass die deutschen Gewerkschaften ihre Lichterketten installierten. Heute präsentiert Sat 1 Millionengewinne im zweistelligen Eurobereich. Der vom Blick verbreitete Gedanke liegt nahe: Warum eigentlich soll der mit einem Sinn für perfektes Timing in Berlin abtretende Senderchef Schawinski seine beeindruckende Laufbahn nicht als Obmann des Schweizer Fernsehens am Leutschenbach vollenden?

Man soll die Qualität einer Idee nicht aufgrund der Methoden beurteilen, mit denen sie zustande kam. Schawinski bringt fraglos hervorragende Qualifikationen mit. Seine Mitarbeiter schätzen ihn. Er hat ungezählte Talente entdeckt. Die SF-DRS-Elitetruppe in den führenden Politmagazinen stammt zu einem beträchtlichen Teil aus seinen Nachwuchsschmieden. In Berlin hat Schawinski bewiesen, dass er sein Führungscharisma in den Dienst anspruchsvoller Sanierungen stellen kann. Seine Fähigkeit, die Realitäten noch schöner zu reden, als sie sind, verschafft ihm Vorteile bei den Werbekunden. Vor allem aber gehört der promovierte Ökonom zu den wenigen Schweizer Fernsehleuten, die sich ausserhalb der geschützten Werkstatt zu behaupten wussten.

weiterlesen bei weltwoche.ch


"schawinski-goes-leutschenbach-watch-blog"

mit dem leitartikel von roger köppel dürfte das thema endgültig lanciert sein. diverse medien und auch etliche blogs (die das thema bisher generell verpennt haben) werden den leitartikel von chefredaktor köppel kommentieren, etliche politiker werden ihn in ihre politische agenda reinpappen und hinter den kulissen schon mal den einen oder anderen nagel reinhauen. das feuer brennt.

ich werde darum in diesem blog eine rubrik "schawinski-goes-leutschenbach-watch-blog" einrichten, schliesslich bin ich (blogmässig) kolporteur der ersten stunde. und ich wette, dass ich schon in wenigen tagen in dieser sache wieder was zu posten habe.

schawinski-wette

ich verwette darauf ein neues und noch eingeschweisstes exemplar von martin suters "der teufel von mailand", ein page-turner von besonderer güte von einem der besten gegenwartsautoren deutscher zunge, finde ich.

wer unten in den comments das richtige datum nennt, an dem ich aufgrund der aktuellen kolportagenlage in sachen schawinski wieder was zu posten habe, kriegt das buch als toppreis zugeschickt (ich habe es kürzlich aus versehen doppelt gekauft).

die wette gilt:

ps: wenn du ein eigenes blog mit kontaktmöglichkeit hast, werde ich dich benachrichtigen, falls du gewinnst. wenn du kein blog hast und deine email-adresse hier lieber nicht publizierst, kannst du deinen tipp auch per email abgeben: bugsierer @ gmail.com. es gilt das datum meiner publikation (die kann der nachrichtenlage auch mal einen oder zwei tage hinterherhinken).

pps: wenn der nächste blogger darüber bloggt, werde ich nicht schon wieder darüber bloggen. aber sicher dann, wenn die nächste stufe gezündet wird, wenn also beispielsweise die ersten politiker oder andere wichtige player etwas dazu sagen. oder frau deltendre? nein, die sagt vorläufig noch nix dazu. es gilt das datum meiner publikation (die kann der nachrichtenlage auch mal einen oder zwei tage hinterherhinken). und ich werde frühestens am montag wieder was bringen, falls die sonntagspresse mithält...

ppps: von neuerdings habe ich gelernt, dass man es auch noch so machen kann: wer diese wette in seinem blog mit einem posting und einem link bekannt macht, nimmt an der verlosung von mindestens einer flasche edelzwicker teil (den habe ich aber nicht doppelt eingekauft). es gewinnt das posting, das mir am besten gefällt. bitte in den comments trackbacken.

who cares?

+++

-> empfehlung des hauses: the ashtray collection (das raucherblog reloaded)

pink handy


so eins kauf ich mir und fahr mit dem traktor drüber.

via neuerdings (momentan mit tollem weihnachtszocken)

rauchzeichen der woche


-> die rauchzeichen der woche gibts drüben.

5. Dezember 2006

the ashtray collection reloaded

eines der prunkstücke aus der ahstray
collection – präsentiert von madalay, workaholic.

seit 5 monaten betreibe ich mein nebenblog the ashtray collection. bisher – in sachen traffic – noch wenig erfolgreich. darum gibts dort ein neues blog-konzept.

nach einem zweitägigen hype im august, verursacht durch eine rezension in blick online (2'000 pageviews), wurde es wieder ruhig. sehr ruhig. kein wunder, wenn man nur alle zwei oder drei wochen einen aschenbecher postet. so wird das nix, herr bugsierer. da fehlt der richtige schub. das wusste ich, als neoblogger, im juli noch nicht.

nach einem guten halben jahr bloggen habe ich jetzt einigermassen begriffen, wie die blogosphäre tickt. es ist nicht alles ganz einfach zu überblicken, dieses web 2.0 und was sich dafür hält. dennoch ist es spannend und es wäre eine sünde, diesen netten aschenbecher-blog einfach vor sich hingammeln zu lassen.

die idee ist, den blog mit etwas mehr raucher-kontent zu befüllen. schliesslich wäre man da für über 30 millionen deutschsprachige raucher eines der ganz wenigen klar postionierten raucher-blogs. für 12 millionen katzenhalter gibt es tausende von katzenblogs. sehen sie den unterschied?

ich sehe ihn. bitte lesen sie drüben weiter.

4. Dezember 2006

schawinski: na wer sagts denn...?

interessant: roger schawinski meldet sich aus berlin zu wort. nur wenige tage nachdem ihn diverse medien (und auch dieser blog) als sf-chef ins gespräch brachten.

was er (in der sonntagszeitung) sagt, dürfte diversen politikern das wasser im munde zusammenlaufen lassen:

"Jeder Sender kann Kosten massiv reduzieren, ohne Sendungen zu streichen oder die Qualität zu senken." Sat1 habe innerhalb von vier Jahren ein Drittel der Programmkosten oder über 300 Millionen Franken eingespart. "Etwas Ähnliches müsste auch bei der SRG möglich sein", so Schawinski.

da er das sparprogramm bei sat1 weitgehend selber durchgezogen hat, weiss er garantiert, wovon er redet und wie man sowas macht, denkt sich da der eine oder andere.

da und dort wird resümiert, schawinski habe kein interesse an einem job bei sf, da er noch einen beratervertrag bei sat1 habe. eine fadenscheinige these. wie man weiss, kann man solche beraterverträge auch gut am sonntagmorgen erledigen. oder bei bedarf künden.

man darf annehmen, dass die causa schawinski in diversen hinter- und sitzungszimmern boden gut macht.

find ich guet.

3. Dezember 2006

bei don alphonso + studi-vz



in den letzten tagen habe ich ein posting zur affäre studi-vz geschrieben und dort, wo die schlacht tobt (bei don alphonso), einen manuellen trackback gesetzt. der neoblogger (also ich) staunte, was dann abging.

innert minuten kam hier heavy traffic an (siehe bild oben). etwa 150 visits in den ersten zwei stunden, weitere 100 verteilt auf den ganzen abend. erstaunlich ist aber: mein trackback war der 177. kommentar und das auch nicht für sehr lange. heute, nach zwei tagen, hat das selbe posting 573 kommentare.

hm.

gestern machte ich einen test und schrieb im neuesten studi-vz-posting von don alphonso folgenden kommentar:



wie man sieht, war es der 64. kommentar und auch der wurde im lauf der folgenden stunden mit 200 weiteren zugetextet. trotzdem kamen von hier wieder sehr viele visits. naja, der kommentar ist ja auch ein wohltuendes schmankerl in dieser gehässigen debatte.

anyway. wenn man sich da also mal ranmacht, an das derzeit meistbesuchte blog deutschlands, dann spruzelt das gleich ganz anders als hier in der kleinen wohlfühl-schweiz, wo 30 comments schon ein wochenereignis sind.

halb wahnsinnig als neoblogger macht dich dann auch noch der entsprechende google-rank:



jetzt geh ich eine rauchen. und die schneeschaufel wachsen.

ps: ja ich weiss, die beiden namen im titel zu nennen ist trafficbolzen hoch zwei. mir egal.

yahoo/gmx-mail vs. gmail


seit ein paar monaten wiedermal bei meinem antiken yahoo-mail-account reingeschaut, den ich seit 1997 in betrieb habe.

dass es ihn noch gibt merke ich täglich daran, dass von dort die mails auf mein gmail-konto umgeleitet werden. trotzdem heute mal wieder vorbeigeschaut (um was zu testen). immer noch das gleiche geblinke auf einer knallvollen seite. scheusslich. möchte man nicht mehr haben nach einem halben jahr gmail, denkt man. mal schauen, wie der gmx-account ausschaut (seit 2001 für diskrete recherchen in betrieb). dort ist es wie immer noch mehr der horror. die startseite erschlägt dich und du kommst dir am klapprechner vor, als hocktest du in einer deutschen einkaufsmeile.

da empfängt mich ein schlimm gelierter fussballer, ein dsl-billig-angebot und ein kaffeeservice von tchibo, der ex-dikatator pinochet, die unmögliche lara kroft, eine halbnackte blondine und ein hochzinsprodukt. dazu die auswahlreiter produkte, themen, shopping, games und mein gmx. wie soll man da arbeiten? grauenhaft.

gut, man hatte nichts anderes. nach einem halben jahr gmail fragst du dich: wer benutzt heute sowas noch? muss man sich sorgen machen um yahoo und gmx?

so empfängt mich gmail:



mit null werbung. und schon gar kein geblinke.

wenn sie könnten, würden sie mir noch den mantel abnehmen.

die antenne


genau, die antenne. ging gestern nicht rein hier. ist sie nicht geil?

2. Dezember 2006

kolportage: schawinski goes leutschenbach

pikant: kaum hat roschee bei sat.1 gekündigt, wird er schon nach leutschenbach geschlagzeilt. im blick wie im tagi. pikanter: der branchendienst persönlich hält mit. sehr pikant: der bugsierer auch. blick, branchendienst, blogger – das ist boulevard 2.0.

auch branchendienste dürfen ab und zu ein bisschen einen auf boulevard machen. warum auch nicht? das schweizer fernsehen sf ist eines der grossen boulevardthemen, interessiert fast jeden. wie das wetter und der promiklatsch. die vorstellung, dass roger schawinski chef bei sf wird, ist hoch dramatisch. heerscharen von altgedienten sf-mitarbeitern würden erzittern, wenn schawinski an seinem ersten arbeitstag anzujoggen käme, mit einem fünfzigköpfigen pressetross im schlepptau, und in die mikrofone spräche: find ich guet.

ich persönlich hätte im persönlich noch ein paar zeilen mehr dazu geschrieben. weil es einfach der hammer wäre, der schawi im leutschenbach – für die einen der nackte horror, für die anderen eine erstklassige option. so oder so wäre es ein vergnügen, ein solches szenario, quasi eine jahrhundertfügung, am klapprechner zu beobachten. schawi als sf-boss, das würde in der schweizer medienszene blankes entsetzen auslösen. auch wenn er vorerst mal nichts weiter täte, als sein büro einzurichten.

mehr schub, jungs

vielleicht würde er ja lüthi & blanc reloaden und inhaltlich auf den neuesten berliner stand bringen lassen. vielleicht würde er den nachrichtenredaktionen die generalanweisung geben: jungs, gebt mal 20% mehr schub. allenfalls würde er frank a. meier rauskicken und ueli heiniger mit einer neuen sendung zurückholen. ansonsten würde er immer wieder betonen: who cares?

avenir suisse würde für mehrere monate in ratlosigkeit erstarren, weil schawi die schweizer bauern mit einer ersten crossmediakampagne auf eine subventionslose zukunft eingeschworen hat. innert drei monaten. thomas held nimmt eine auszeit. art furrer kann endlich seinen golfplatz auf der bettmeralp bauen. heinz julen darf sein hotel auf dem kleinen matterhorn noch 100 m höher machen. sf eröffnet stadtbüros in zürich, basel, bern und macht 25% mehr quote. alles supi. nur wegen schawi.

ich persönlich finde die idee sehr gut. wohl vor allem deshalb, weil sich in mir die erinnerung an seine action am pizzo groppera festgebrannt hat. für die jungen leserinnen ein kurzer aufwasch: schawinski hat 1979 auf einem italienischen berg namens pizzo groppera einen hang ausfindig gemacht, von dem er mit einer grossen antenne radioprogramme in den grossraum zürich senden konnte. das tat er dann auch (unter dem namen "radio 24", weil er als erster rund um die uhr sendete) und er war damit das erste werbefinanzierte privatradio in der schweiz. allerdings illegal. nach ein paar monaten musste schawinski die segel streichen, aber er konnte später in zürich weitermachen. sein "piratenradio" aus italien bewirkte in der schweiz eine der schnellsten gesetzesänderungen der eidgenossenschaft: 7 sender durften 1983 fürs erste an den start, auch schawinski. die schweizer radioszene überholte diejenige österreichs und deutschlands (in sachen liberalisierung) um längen. die grossen medienhäuser waren completely überfordert mit der neuen situation, was etlichen neuen playern einen rasanten einstieg in die medienszene ermöglichte und das kräfteverhältnis neu aufmischte. das war damals alles ebenso spannend wie heute das web 2.0. – und alles nur wegen schawi. das war sein grösstes solo.

kann er das toppen?

wer sagt, dass er sowas nicht toppen kann? es wäre nichts als ein logischer schritt in seiner biographie: der radiopirat von einst wird sf-chef und mischt die schweizer medienszene ein zweites mal auf. kein anderer hat mehr erfahrung in sowas, fit genug ist er allemal und was wäre der bessere einstieg in die letzte grosse mission im leben des roger schawinski, als sein erfolg bei sat.1? dass das keine topleistung war, damit soll mir niemand kommen. es war eine. er hat vieles richtig gemacht, wo andere auf solchen sesseln schon nach einem halben jahr ein erstes mal auf die springer-medien auflaufen. 3 jahre sat.1-chef ohne nennswerte rückschläge und einer top-bilanz ist nicht soo schlecht, wie das die schweizer medien zähneknirschend wegschweigen.

nur mal so am rande gefragt: wäre ein szenario "schawi als sf-boss" überhaupt denkbar? so rein realpolitisch gesehen? welche player fänden die idee gut und welche schlucken schon jetzt leer? wie hätte eine allfällige abwahl von frau deltendre vonstatten zu gehen? ist das überhaupt denkbar? kann das mal jemand aufdröseln?

ps: hätte gerne die bilder von hier gezeigt (vor allem wegen der gigantischen antenne auf dem pizzo groppera), momentan hat aber blogger.com ein problem mit dem bilderhochladen. hoffe sergey und larry fixen das.

1. Dezember 2006

mac-anekdote aus den 80ern


andreas göldi schreibt heute über den vormarsch des macs. marktanteil heute: 9%. analysten aus den usa schätzen den marktanteil im jahr 2016 auf 40%. göldi sagt zu dieser verwegenen prognose zurecht, dass vor 10 jahren der apple-marktanteil von heute wohl auf null geschätzt worden wäre. das erinnert mich an ein gespräch mit einem drucker.

dieser hatte in seiner druckerei auch eine setzerei. fotosatz hiess das damals. ich hatte mit diesem drucker anfangs der 80er regelmässig zu tun und brachte ihm immer papiervorlagen. das waren blätter, auf denen man den satz (mit schreibmaschine getippte spalten) mit leim aufklebte, ebenso die titel (die man auf des druckers lithokamera vergrössern musste) und die bilder resp. ein schwarzer platzhalter, denn der drucker musste die fotos zuerst aufrastern, im labor einen abzug machen, ausschneiden (schneidgerät) und in die vorlage kleben (spray oder wachs). eine heavy bastelei war das damals.

eines tages brachte ich ihm keine papiervorlage mehr, sondern ein diskette. ich hatte das layout in meinem ersten mac zusammengebastelt. eine maschine ohne harddisk, mit einem 512 mb-laufwerk und quasi null ram. dazu version 0.1 von page maker, der ersten ernstzunehmenden layout-software, die die fertiggestaltete vorlage als eps-file auf eine diskette auslagern konnte. dem drucker seine veralteten und schweineteuren satzmaschinen konnten ein eps-file ab diskette importieren. also kam ich eines tages mit einer diskette an. plus zwei schreckliche prints aus dem nadeldrucker. aber alles sauber in spalten gelayoutet, mit titelei und bildlegenden etcpp.

der drucker: wie hast du das gemacht.
ich: mit einem macintosh.
drucker: mit einem apple macintosh?
ich (stolz): genau der, jawoll.
drucker: wieviel hast du dafür bezahlt?
ich: mit dem nadeldrucker 12'000 franken.
drucker (ungläubig): 12'000?
ich: genau, 12'000.
drucker: ich hab gestern eine neue satzanlage bestellt. die kann das gleiche und kostet 200'000.

es war seine letzte satzanlage. keine zwei jahre später rüstete er auf mac um.

zu verkaufen: archos 604 wifi

produktbeschreibung: Dies ist der bislang (unseres Wissens) einzige portable Multimedia-Player mit integriertem WLAN, so dass man zum einen auch unterwegs surfen kann und zum anderen auch zu Hause Daten kabellos im Heim-Netzwerk übertragen. (quelle: neuerdings)
zustand: quasi ungebraucht, testmodell, schrilles teil
festpreis: die hälfte des ladenpreises, cash
lieferbedingung: ich gewinne hier
weitere angebote: folgen täglich (bis 24.12.06)

studi-vz? – hm ...


bild: The New Yorker, Vol. 69 (LXIX) no. 20,
page 61, July 5, 1993, by Peter Steiner

in deutschland tobt ein veritabler knatsch rund um das studentische social network studi-vz (über 1 million mitglieder). es gibt dort nicht nur ein problem, sondern gleich mehrere: datensicherheit, sexismus, nazismus – jedes thema in mehrfacher ausführung. interessant.

die letzten wochen waren ein (weiteres) grosses solo für don alphonso. der streitbare blogger hat in sachen studi-vz gnadenlos enthüllt und unablässig die brühe aufgekocht: immer wieder neue, offensichtlich dilettantische sicherheitslöcher, sehr sonderbare frauen- und filmchen-hässlichkeiten (was für prolls das nur sind!?), dümmliche, aber nur schwer verzeihliche nazi-reminiszenzen und sonst noch ein paar wirklich unschöne dinge sind die zutaten in dieser heissgekochten web 2.0-supppe

mit der realität der geschäftswelt 1.0 in den knochen sitzt man auch in den schweizer voralpen vor dem klapprechner und staunt, wie es in diesem web 2.0 im grossen kanton so abgeht. herrlich. hier in der schweiz haben wir ja sowas noch nicht. von tausend mitgliedern auf eine million in einem jahr, das ist der hammer. soviel wachstum würde auch die sattelfesteste 1.0-firma ins wanken bringen. im web 2.0 kann man ruhig noch ein paar probleme obendraufpacken und trotzdem noch als eines der erfolgversprechendsten startups durchgehen. cool? es ist einfach so. der hund leckt sich am schwanz, weil er kann. leute stellen – sie selbst komprimittierende – filmchen ins netz weil sie können. leute bauen im netz clevere startups auf, weil sie können. ich blogge, weil ich kann.

soweit alles in butter. viele startupper im web 2.0 startuppen, weil sie gute techniker sind und ein portal mit einem irren wachstum wie bei studivz irgendwie am laufen halten können. die eigentliche idee dahinter ist dabei nebensache, weil studivz eh die adaption von grösseren vorbildern aus den usa ist. auch in der geschäftswelt 1.0 hat nicht jeder sein geschäftsmodell selber erfunden. eine schreinerei ist eine schreinerei, ein guter schreiner hat eine gute schreinerei, nur wenige schreiner haben eine spitzenschreinerei.

gastronomie 2.0

irgendwie fast zweinullig ging es in den letzten zwanzig jahren in der gastronomie ab. da wurden durch ranking-bücher wie z.b. der gault millau aus excellenten köchen schlechte restaurateure gehypt. wer "nur" gut kochen kann, ist noch lange kein guter wirt. so ist es auch im web 2.0. die jungs von studivz haben bis jetzt nicht viel mehr geleistet, als die maschine einigermassen am laufen zu halten. wie wir heute wissen, mit bedenklichen sicherheitslücken und zweifelhaftem kontent. daneben haben sie (fast) alles falsch gemacht. aber das macht nichts. nicht die jungs sind das potential, sondern die die 1 million mitglieder. das sind andere dimensionen als die konkursmasse eines gehypten jungkochs.

eine gute handvoll investoren (darunter eine bekannte deutsche verlagsgruppe), die sog. riskokapitalgeber, haben den laden, der ja kaum einnahmen generiert, bisher am laufen gehalten. deren strategie ist klar: sie wollen das potential von studi-vz umsetzen und früher oder später an die börse damit. das ist ihr gutes recht, dazu sind sie ja da, für die risiken und für die gewinne. ganz normaler markt 1.0.

die gründungs-legende von youtube: drei kumpels sitzen in einer bar, trinken bier und sinnieren über die möglichkeit, ihre ferienfotos und videos im netz auszutauschen. das war vor drei jahren, oder vier? egal, sie setzen ein einfaches tool ins netz und teilen (share) fortan ihre pics. es kommen weitere freunde dazu, dann die freunde dieser freunde, dann steigen mit sequoia capital die gleichen risikokapitalgeber wie bei apple und google ein. das kumpelnetzwerk wird innert zweier jahre zum weltweit grössten videoportal und dann für sagenhafte 1.6 millarden dollar an google verkauft. was die drei gründerkumpels zu dollar-halb-milliardären macht. zauberhaft.

lebenslang bloggen

werden die gründer von studi-vz auch so reich werden? so reich wohl nicht. aber die kapitalgeber werden den laden aufräumen, personell und technisch und inhaltlich aufrüsten, die gründercrew an die hand nehmen und sie nach dem börsengang auszahlen. es wird genug sein, um den rest des lebens bloggen zu können, ohne geld verdienen zu müssen. aber die jungspunde werden den reibach vermutlich in neue projekte verzocken und es noch ein zweites mal versuchen. das wird schwierig sein. wie bei einem musiker, dem eher ausnahmsweise und dank glücklicher fügung aller music-business-relevanten voraussetzungen ein hit gelungen ist und dann nie mehr einer.

die jungs von studi-vz machen in den ganzen wirren eine unbezahlbare schule durch. ob das was nützen wird, ist fraglich. bisher glänzten sie lediglich mit dem aufrechterhalten des betriebes einer plattform mit sehr viel traffic, alles andere haben sie mangels erfahrung und talent ziemlich prollig und falsch gemacht. der zufall hat sie in dieses projekt gespült, als gründer waren sie mit der richtigen kopie zum richtigen zeitpunkt im netz (und an der richtigen barkante). that's it. keine eigene vision, nur eine kopie. das ist nicht verwerflich, aber eine schmale geschäftsgrundlage für eine zweite zukunft.

ob die kapitalgeber von studi-vz einen tauglichen relaunch wirklich hinkriegen, ist an den barkanten der deutschsprachigen web 2.0-debatte die frage schlechthin. sicher ist nur: der fall studi-vz ist eine web 2.0-sozialstudie erster güte.

stay tuned in the comments, please.

noch nie was gehört davon? dann gehts vorerst hier weiter:

affäre studi-vz: the cast and the tubes

> studi-vz – in den letzten tagen ist der server öfters mal down, aber um diesen laden gehts.
> don alphonso – streibarer altblogger, gnadenloser rechercheur, verbissener studi-vz-demontierer. seine postings an der blogbar generieren hunderte von kommentaren. man beachte auch sein eigens blog.
> robert basic – renommierter bloggermaniac und blogberater, postet immer wieder sachliche und scharfsinnige analysen zum fall.
> peter turi – ebenfalls streibarer blogger, routinierter (web-)medienhase, war seinerzeit mitstreiter beim kress-report, betreibt eine tolles medienblog (und führt einen relaunch im schilde), intimfeind von don alphonso.
> spon – wenn sogar spiegel online berichtet, dann ist die kacke wirklich am dampfen.
> google news – inzwischen berichten immer mehr auch klassische medien über studi-vz.
> technorati – bietet einen überblick über die ganze schlacht in der blogosphäre, viel lesestoff für lange dezemberabende.

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empfehlung des hauses: the ashtray collection

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update 16.20 uhr: der traffic über don alphonso schlägt hier ganz toll an. darum, liebe leserinnen und leser aus deutschland: hier gehts zum schweizer top-satire-blogger an der passstrasse des sankt gotthards: zgraggen-schagg, bergbauer und schnügel (ähnl. schnuckelchen).

30. November 2006

100-dollar-laptop

der 100-dollar-laptop (eines der gesellschaftlich wichtigsten it-projekte überhaupt und hier schon seit ewigkeiten als empfehlung in der blogroll: one laptop per child) ist bei andreas göldi auf seinem hervorragenden blog beobachtungen zur medienkonvergenz heute wiedermal thema. sehr spannend, was er da schreibt, nicht zuletzt auch, weil seine texte so wohltuend weit weg von dem üblichen geekgesülze liegen.

so gefährlich ist die welt

naturkatastrophen, pandemien, terroranschläge, politische umstürze oder ökonomische unwägbarkeiten – das sind noch wahre sorgen.
von spiegel online fein säuberlich in einer komfortablen interaktiven grafik zusammengetragen. wer sich mal einen überblick verschaffen will, wie es eigentlich so steht ausserhalb der wohlfühl-oase schweiz, ist hier gut bedient. aber stell dir eine flasche wiesendanger edelzwicker neben den klapprechner – ist ohne schlecht zu ertragen.

28. November 2006

swissblogpress: bugsierer geht eigene wege


abgelehnt. das war nicht anders zu erwarten bei einem blog, das bei swissblogpress als erstes grad mal das logo abschaffen und den namen ändern wollte. dass die absage allerdings ganz ohne begründung kam, war eine überraschung. eine mehr.

auf eine erste nachfrage kommt dann doch die auskunft: das alterskriterium ist nicht erfüllt. korrekt. ist auch im fall von blogkritik.ch korrekt, aber dort in meinen augen erst recht falsch entschieden. irgendwie kleingeistig. ein guter fussballtrainer, ein regisseur, ein konzertveranstalter, ein zirkusdirektor oder ein smarter unternehmer hätte blogkritik.ch resp. den schillernden blogicki mit handkuss genommen.

gewiss, sbp ist kein zirkus. irgendwie ist das aber schade. es ist auch kein varietee, dazu ist und wirkt es zu stumm. wer sich so weit aus dem fenster lehnt und dann jegliche debatte so wortlos aussitzt, macht denkbar schlechte unterhaltung. – nun, ich fragte nochmals nach, da ja mein blog auch im februar 07 dem alterskriterium noch nicht entsprechen werde. darauf kam die antwort:
So viel ich mich erinnere, hat im Vorstand ausser dem Alter nichts gegen dein Blog gesprochen. Die Chance ist also sehr hoch.
so so. sehr hoch. gut gut. aber das problem bleibt ja, jungs. das ist doch nicht logisch, das groovt nicht. das sind von 5 fehlenden monaten nur zwei weniger, was soll das? wer soll euch das glauben? das ist eine floskel und diese floskel ist eigentlich auch euer gutes recht. bei 30 aspiranten würd ich auch nur die 15 nehmen, die die strategie, so diffus sie auch ist, von sbp weiter tragen. und nicht die, die blöde fragen stellen schon alles auf den kopf stellen wollen, bevor sie überhaupt dabei sind. diese besserwisser. yes, würd ich genau auch so abwickeln. ich wäre sogar für eine art kuratoren-modell. bin ich immer. funktioniert einfach alles viel besser, wenn eine kleine gruppe mit viel kompetenzen ausgestattet wird oder noch besser wenn ein echter entrepreneur die dinge solo an die hand nimmt. wie in montreux, in willisau, bei swatch, bei globetrotter, bei blogwerk.

macht es doch umgekehrt:
nur auf einladung


also, liebe sbp, macht es doch umgekehrt: nicht "man kann sich bewerben", sondern "wir laden ein". damit erspart ihr euch erstens viel arbeit, zweitens macht es das ganze interessanter, drittens wäre es ehrlicher, weniger überheblich, viertens mit diesem prinzip eine veritable standesorganisation, die bei allen playern gut sortiert und vielversprechend dasteht: sbp-mitglied wird man nur auf einladung, wow!. gmailer wurd man ja bis vor kurzem auch nur so und in britischen herrenclubs kommt man bis heute anders nicht rein. auf einladung, auf vorschlag von mindestens x mitgliedern.

wie ich auf eine einladung von sbp reagieren würde, hängt vom weiteren output dieses clubs ab. wenn da bis februar nicht um 500% mehr kontent + aktion daherkommt, dann gibt es nur noch vernachlässigbare gründe, in dieses gebilde einzusteigen. da schick ich dann den huni lieber direkt dem blogicki.

es ist mir ehrlich gesagt zu blöd, liebe sbp, im februar in einem zweiten aufwasch aufgenommen oder erneut abgelehnt zu werden. dies hängt weniger mit meinem nur vermeintlich verletzten ego zusammen, als viel mehr mit der erfahrung, dass beratungsresistente mitplayer ganz schwierige zeitgenossen sind. sehr zeit- und nervenintensiv kann das werden. ich könnte euch lieder davon singen. ganze liederabende gäbe das.

nix grosses, aber ausgegoren

ferner müsste auch eure kommunikation completely neu hochgefahren werden, das wäre die zweite voraussetzung. es kann doch einfach nicht sein, dass ein blogverein auf kritik so gut wie nicht eingeht, comments im eigenen blog kaum rückkommentiert, dass im blog 21 tage funkstille herrscht und die website inhaltlich und usability-mässig immer noch in einem bedenklichen zustand vor sich hin dämmert. also ehrlich jungs, wie bitteschön stellt ihr euch das vor mit dem gepflegten qualitätsbloggen, wenn ihr nicht mal selbst die basics von kommunikation 2.0 eingermassen vorlebt? nöö, das wär dann nicht mein verein.

da reiss ich dann doch lieber selber was an. und ich habe sogar eine idee in der pipeline. nix grosses, aber ausgegoren.

mehr dazu in den nächsten tagen.

ps: irgendwelche gwundernasigen, aber verschwiegenen prototyp-tester am lesen hier? so eine handvoll könnt ich noch brauchen. > gib ein zeichen in den comments oder per mail (siehe oben rechts). danke.

hardcore-radler über evelyne binsack

heute explodieren hier die zugriffszahlen von einem deutschen forum für gepflegtes extremradeln. das thema: evelyne binsacks velotrip zum südpol, den ich hier ausführlich in seine unrühmlichen einzelheiten zerlegt hatte.

die extremradler aus deutschland nerven sich u.a. darüber, dass sich frau binsack eher abfällig über die durchradlung von frankreich und portugal geäussert hatte:
"... ich würde das durchqueren per fahrrad von frankreich, spanien und portugal, jedem und jeder abraten, ausser die strecke wird in begleitung eines fahrzeuges vorgenommen.".
ich fand die bemerkungen auf ihrer website auch nicht besonders glücklich und hatte schwer den eindruck, dass sich die gute frau eher dürftig auf ihre reise vorbereitet hatte. zuerst musste sie ihren fahrradanhänger plus ein paar kilo gepäck abspecken und auf ein anderes, 5kg leichteres fahrrad umsteigen. für eine berufsmässige und sehr prominente abenteurerin, die mit grossem presse-trallala zum südpol radeln resp. wandern will, ziemlich peinlich.

dann regte sich frau binsack darüber auf, dass es in frankreich sehr sehr viel verkehr hatte, dass sie von vorbeidonnernden lastwagen bedrängt wurde und sie in den abgaswolken fast erstickte. so so. wer hätte das gedacht?! sie wich dann auf nebenstrassen aus und musste ein paar umwege fahren. dort wiederum, in der tiefsten pampa, fand sie keine internetcafes, um ihre reiseberichte an ihre website durchzutippen. schon mal was von e-mail-fähigen handys und zusammenrollbaren tastaturen gehört, frau binsack?

neues weltwunder

weil frankreich, spanien und portugal so entnervend waren, liess sie die geplante etappe durch marokko kurzerhand weg, brach ihre europadurchquerung auf dem 41. nördlichen breitengrad ab, flog rüber nach salt lake city (gleicher nördl. breitengrad) und radelt jetzt von dort aus weiter. im amiland begegnet ihr auch nur noch alle halbe stunde ein auto und sie mag die lockere stimmung im land der unbegrenzten möglichkeiten. sie liess es sich auch nicht nehmen, zwischendurch in den grand canyon runter zu joggen, den sie als eines der 7 weltwunder bezeichnet.

soweit so belanglos – von der angekündigten sinnsuche ist bisher nichts zu spüren. ein blick in ihre reiseberichtchen zeigt (wie von mir vorausgesagt), dass dieser trip bisher nichts weiter ist als eine selbstgefällige reise ans ende der welt, wie sie tausende andere auch machen, einfach ohne das ganze promi-presse-sponsoren-trallala. und ohne charitiy-dienstlächeln, das frau binsack so gepflegt aufzusetzen weiss. im rahmen ihres projektes lässt sie nämlich spenden. zu gunsten eines evelyne-binsack-hauses in einem sos-kinderdorf in nicaragua. es sollen 120'000 franken dafür zusammenkommen. bisher, nach drei monaten ihrer sog. "expedition antarctica", sinds noch keine 3'000 fränkli.

ein gewisser gerhard schreibt im radreise- und fernradlerforum die kluge bemerkung:
manche menschen finden - wohin sie auch reisen mögen - immer wieder nur zu sich selber. muss eine recht trostlose erfahrung sein.

26. November 2006

der lauf der dinge auf youtube


ich gestehe: bisher war ich noch nie auf youtube.com. auf umwegen schon. man kommt ja als blogleser an diesen filmchen nicht vorbei.

9 von 10 blogs posten diese dinger mehr oder weniger regelmässig. das geht mir meistens auf die nerven, aber manchmal klick ich doch. dabei kam selten was wirklich erhellendes raus. gut, ein paar wirklich witzige sachen hat man gesehen. von viel schrott und viel abstrusem hat man gelesen. z.b. heute von max küng im tagimagi, der sich youtube mal ausführlichst zur brust genommen hat.

das beste an seinem artikel war für mich die mitteilung, dass der wunderbare kurzfilm "vom lauf der dinge" des künstlerduos fischli/weiss auf youtube zu sehen ist. damit hat sich meine meinung über youtube schlagartig verändert. um 180 grad. ich erkläre youtube ab sofort zum geheimtipp. nur wegen dem "lauf der dinge". da könnt ihr alle anderen siebzig millionen filmchen auf diesem portal vergessen. dieser grosse klassiker des "künstlerfilms" erzählt das ganze leben in gut 7 minuten. ohne dass ein einziger mensch darin vorkommt. und kein tier und keine pflanze.

moment mal: 7 minuten? das habe ich aber länger in erinnerung. mindestens 20. also nur eine kurzversion bei youtube. hm. schade, aber auch gut. immerhin. (weitere schnipsel gibts hier, und hier). wer mehr will, muss sich das ding als dvd kaufen. man kann nicht alles hochladen, nein, alles kann man nicht. aber das könnte man. wenn ich fischli/weiss wäre, würde ich. der film (im original 30 minuten) ist bald 20 jahre alt und machte die beiden 1987 an der documenta 8 schlagartig weltberühmt und er gehört noch heute zum bekanntesten werk des renommiertesten schweizer künstlerduos. die dvd ist mittlerweilen weltweit in jedem halbwegs anständigen museumsshop zu kaufen und wer den film je in voller länge gesehen hat, legt die 30 stutz gerne auf den tropenhölzernen museumsshoptresen.

zuletzt gesehen hab ich diese dvd gerade kürzlich in einem museusshop auf dem lande – im museum franz gertsch in burgdorf, wo gegenwärtig die stimmung etwas am absacken ist. ich hab ihn aber auch schon im moma in new york gesehen (32 dollar) und auch im mmk in frankfurt (37 d-mark). es dürfte sich um den meistvertriebenen künstlerfilm überhaupt handeln. oder einen der. eine vollversion im netz würde den umsatz nicht verkleinern, sondern eher vergrössern. weil man sowas einfach gern im gestell hat und weil der film auf dem neuen 50-zoll-flachbildschirm ab dvd natürlich noch viel besser rüberkommt. als ich ihn das erste mal in so einem museumsshop rumliegen sah, das war mitte der 90er an einer grossen fischli/weiss-ausstellung in basel, damals natürlich noch als video, kaufte ich das ding auf der stelle. obwohl ich kein videogerät hatte.

an einem drohenden verkaufseinbruch sollte es also nicht liegen, dass man den "lauf der dinge" nicht in voller länge im netz sehen kann. nun wird der kunstfreund 1.0 sagen, dass man von miles davis ja auch nicht verlange, "kind of blue" als gratisversion hochzuladen, nur weil dieses album seit jahrzehnten als der wichtigste und meistverkaufte jazz-titel aller zeiten gehandelt wird. da hat er natürlich recht. und trotzdem liegt hier der fall anders. miles war (er ist ja leider vor ein paar jahren verstorben) bei einem riesigen musikkonzern unter vertrag, da kann man auch von miles nicht einfach ein album gratis ins netz stellen, nur weil es das album ist.

beim "lauf der dinge" lägen die dinge einfacher. hier gibt es keinen konzern, hier liegen die filmrechte bei der kleinen und feinen "t+c film ag" in zürich. die könnte, denke ich, ohne grosses trallala den "lauf der dinge" ins netz stellen. von mir aus auf einer separaten und reich dokumentierten website, aber unbedingt auch auf youtube. damit ihn auch die sehen resp. entdecken, die nie in einem museumsshop und nie auf einer künstler-website vorbeikommen. warum sie – die filmfirma und fischli/weiss – das tun sollten? weil dieser film eine der wunderbarsten parabeln ist aufs leben und zwar eine, die alle verstehen. intellektuelle und proleten, kinder und alte, afrikaner und zürcher. sowas können nur ganz ganz wenige filme und die sollten, wenns irgend geht, "public" sein.

so als gegenpol zu all dem schrott, der da rumliegt auf youtube. was max küng in seinem tagimagi-text übrigens in gewohnt träfer weise eindrücklich beschreibt. ist leider auch nicht "public".

lieber max küng, wäre es ev. möglich, deinen grandiosen text zu einem der grössten und meistdiskutierten web 2.0-dinger hier (oder anderswo) zu posten? das wäre zu all dem schrott, der zu diesem phänomen in der blogosphäre herumgeplappert wird, enorm bereichernd.

bilder: the renaissance society, university of chicago