30. Oktober 2006

15 wege zum high-end-quality-blog

1. blog, weil du willst, nicht weil du sollst

2. lese andere blogs aus deinem interessenbereich, lasse dich inspirieren, finde darüber eigene themen

. . .

. . .

14. rede mit deinen kommentatoren, sie sind nicht nur nettes beiwerk

den ganzen kurs gibt's für mit- und nicht-sbp-mitglieder gratis bei robert basic

frische qualitäts-blogs

die neuen empfehlungen des hauses in der blogroll:

new york daily photo
er heisst brian und ist ein leidenschaftlicher new yorker. er publiziert jeden tag ein unbekanntes und umso charmanteres ny-sujet (siehe bild), notiert ein paar informationen dazu – that's it. eines der faszinierendsten blogs weit und breit. für new york-fans und solche, die es werden wollen. unaufgeregt, kurzweilig und einfach gut.

medienlese
medienlese ist das medienblog aus dem hause blogwerk. den roten faden bildet das tägliche posting "6 vor 9", in dem ronnie grob jeweils sechs lesetipps aus dem netz abgibt. zu medienthemen verschiedenster couleur, auch zu blogs. täglich um 6 vor 9 (08.54 uhr).
garniert wird die täglich handverlesene kurz-empfehlung mit kritischen würdigungen verschiedenster medien- und netzgeschichten. bisher hat ronnie grob das pfiffige medienblog mit bravour praktisch allein gestemmt und in kürze eines der besten medienblogs der schweiz daraus gemacht. aber das ist noch nicht das ende der fahnenstange, ronnie kriegte in diesen tagen verstärkung von peter sennhauser, dem

swissreporter
peter sennhauser lebt und arbeitet seit september 2004 als freier korrespondent in san francisco. er schreibt für den tagi, die sonntagszeitung, cash etc. der technologie- und politjournalist nimmt am golden gate den puls der informationsgesellschaft, die seit je von den ideen und produkten des silicon valley geprägt wird. darüber hinaus beobachtet er die geschehnisse in der siebtgrössten wirtschaftsmacht der welt - kalifornien - und den ganzen usa und versucht dieses land, das uns europäern so bekannt und dennoch so fremd ist, zu verstehen und zu erklären.
in seinem blog stellt er alle seine publizierten artikel online (eine prächtige fundgrube) und bloggt frisch von der leber weg über seinen alltag und seine arbeit.

blog mit pep
hier vereinigen sich etliche ausergewöhnliche blog-aspekte: erstens bloggt hier eine frau und es ist trotzdem kein kuschelblogg. daniela a. caviglia ist in der kommunikationsbranche tätig und im tiefen bünderland zu hause, auch das eher ungewöhnlich, da ja "medienheinis und werbetussis" meistens in der grossstadt wohnen. sie bloggt erfrischend unverkrampft und findet mit ihrem neoblog, den sie im juli 06 gestartet hat, von woche zu woche mehr zu einem eigenen und lesenswerten profil.

wir wünschen der geneigten leserschaft ein auf- und anregendes lesevergnügen.

sc langnau hofiert den rechtsradikalen

eishockey und fussball haben ein problem mit rechtsextremen zuschauern. das ist bekannt. und sie tun sich schwer damit, dieses zuschauersegment in den griff zu bekommen resp. aus den stadien fernzuhalten. das ist auch bekannt.

seit einiger zeit wirbt der sc langnau mit symbolen und aussagen aus der rechtsextremen szene. visuell bedient er sich der frakturschrift, die gerne von rechtsextremen kreisen für ihre obskuren botschaften verwendet wird (obwohl sie die frakturschrift fälschlicherweise mit der regierungszeit der nationalsozialisten in verbindung bringen, die hohlköpfe).

auch inhaltlich setzt man im emmental etwa mit dem slogan "vou krassi sieche" auf eine von rechts angehauchte fäkalsprache. und zwar direkt auf den spieler-shirts. eine sehr unglückliche referenz an die braunen cliquen in den stadien. wird sie von den scl-managern bewusst oder in unverzeihlicher naivität so gehandhabt?

29. Oktober 2006

wurde leu gehackt?


entweder wurde das blog von herr leu gehackt oder er hat sich wieder mal was ganz spezielles für seinen traffic einfallen lassen. jedenfalls ist das teil momentan wegen den unzähligen hüpfenden mannsgöggeli completely unleserlich. schade – wo er sich doch in einem für leusche verhältnisse megalangen posting über die jungen wilden (blogger) so seine gedanken gemacht hat.

28. Oktober 2006

berner zeitung: dreister ideenklau


auch mit einem lädierten kurzzeitgedächtnis erinnern wir uns bestens an eine mega-blog-aktion in england vom 17. oktober dieses jahres. die markige headline lautete:

briten schreiben grösstes weblog der geschichte

heise schrieb dazu:
Hunderttausende Menschen in Großbritannien sind aufgerufen, das größte Blog (Internet-Tagebuch) der Geschichte zu schreiben. Sie sollen in dem Blog den 17. Oktober 2006 dokumentieren. Die persönlichen Protokolle eines ganz gewöhnlichen Tages sollen im Internet verewigt werden, berichtete der Sender BBC am heutigen Dienstag. Das Projekt wurde initiiert von der British Library, der Nationalbibliothek Großbritanniens, und dem National Trust, der britischen Kulturerbe-Stiftung. Die Aktion mit dem Titel "Ein Tag in der Geschichte" soll einen "Schnappschuss des alltäglichen Lebens zu Beginn des 21. Jahrhunderts" liefern, erklärte Fiona Reynolds, Leiterin des National Trust, der BBC. Das Ergebnis solle ein "faszinierendes Archiv der Sozialgeschichte" sein. Der Historiker Dan Snow ist überzeugt: Was die Menschen an einem ganz normalen Tag gemacht haben, werde Geschichtswissenschaftler einmal sehr interessieren. Nicht jetzt, aber "hunderte Jahre in der Zukunft".
was in der headline als marktschreierischer big-blog-bang daherkommt, entpuppt sich bei genauerem hinsehen als ein hochseriöses und lustvoll umgesetztes geschichts-projekt, das offensichtlich rundum von profis realisiert wird – vom historiker bis zum mediengestalter alles top personal. die website ist vorbildlich gemacht und spricht eine breite masse an. ein schulbeispiel von zweinulliger medienarbeit. über 17'000 onliners haben bereits mitgemacht.

die 1.0-schurnis von der berner zeitung sind aber offensichtlich bis zu dieser website nicht vorgedrungen. und wenn doch, dann ist es umso schlimmer, dass sie diese aktion derart laienhaft und ohne ein wort zum original einfach mal kopieren. heute gaben sie den startschuss für den stichtag am zweiten november. mit einem pfadimässigen text, der sich wie ein marschbefehl liest. den eigentlichen kern dieser idee, wie er im original in einem historisch-pädagogischen kontext einleuchtend und kompetent formuliert ist, handelt die bz mit einer handvoll anbiedernder langweiligkeiten ab, die vielleicht noch ein grosi oder zwei aus dem sältebach (tiefstes, schönstes emmental) hinter dem ofen hervor locken. aber das gros der bz-leser muss sich da ziemlich verarscht vorkommen.

dreist-dilletantischer ideenklau

was die britische nationalbibliothek und die britische kulturerbe-stiftung zusammen mit dem weltsender bbc mit einer wohl ansehnlichen profi-crew auf die beine stellt, meinen die berner oldschool- zeitungsmacher in einer unverschämten copy-paste-manier kopieren zu können. und zeigen damit, wie hilflos und uninspiriert sie mit den neuen leseranforderungen umgehen, wie dreist sie ideen selbst von hochkarätigen autoren einfach klauen und wie dilletantisch sie diese kopien umsetzen. unglaublich.

da war doch kürzlich dier typ, der sich ein jahr lang (oder waren es mehr?) jeden tag selber fotografiert hat und dann mit diesem material ins netz gegangen ist. er wurde weltweit beachtet. keinem noch so unbedeutenden künstler würde es in den sinn kommen, sowas einfach abzukupfern. oder wenn, dann nur mit einem klaren bezug und einer konzeptionellen referenz an den erfinder. würde die bz im tv-markt einen ähnlichen kontent-klau vom stapel lassen wie jetzt mit diesem "1 day"-projekt, allenfalls gegen einen "erfinder" wie endemol, dann würde die berner juristerei rund um die von-graffenried-kanzleien zünftig feuer unter dem arsch haben. salopp gesagt.

publizistische ratlosigkeit

wenn sich solcherart ideenklau ein unbedarfter, aber profilneurotischer hobby-blogger zu eigen macht, ist das ja noch eines. aber ein medienhaus von der grösse der bz? der viertgrössten zeitung im lande? kaum zwei wochen nach dem original einfach mal eine billigstkopie in den markt werfen? miserabel angeteasert und schluddrig umgesetzt (in der printausgabe erschien zwei mal der gleiche text, peinlich)? und tatsächlich ohne nur ein sterbenswörtchen zum original?

pfusch ist das, selbst beim ideenklau. und ausdruck von grosser publizistischer rat- und ideenlosigkeit. hat hier jemand bz-aktien? sofort verkaufen. ohne limit.

27. Oktober 2006

swissblogpress: viele offene fragen


den gründern von swissblogpress sei hier ausführlichst gratuliert. sie haben eine organsiation auf die beine gestellt, die sich für blogs einsetzen will. nicht nur für die eigenen mitgliederblogs, sondern für blogs ganz allgemein. für ein phänomen also, dessen kurz- und mittelfristige potenz breiten kreisen noch nicht bewusst ist. leider ist die neugründung dieses blognetzwerks nicht ganz glücklich geraten.

die frage ist ja: warum bloggen wir? in den 70ern lautete die frage: warum schreiben wir? damals entstanden die ersten alternativen medien, ausschliesslich gedruckt natürlich, es entwickelte sich – dank der neuen technologie des offsettdrucks, die solche publikationen erst möglich resp. zahlbar machte – eine neue autorenszene. schon damals merkten die traditionellen medien erst spät, dass die alternative presse immer mehr an beachtung fand.

den ersten alternativen medien von damals wäre es nie in den sinn gekommen, einen eigenen verlegerverband zu gründen. jeder werkelte in seinem eigenen gärtchen. das war auch noch die zeit, als man entweder an die demo oder an die vernissage ging. aber nicht beides. heute kannst du um zwei an einer demo gegen das neue asylgesetz mitmarschieren und um fünf im kunstmuseum an einer vernissage mit dem cüpli rumstehen. in der marketingsprache nennt man das "der situative konsument". umgangssprachlich kann man auch sagen: heute mc-donalds, morgen schweizerhof.

interessengemeinschaft für blogger

internet-sei-dank ist das heute alles gaaanz anders. die digitale vernetzung hat alles auf den kopf gestellt und das innert weniger jahre. das phänomen "weblog" hat verschiedenste facetten, eine davon ist die gründung von swissblogpress. 13 völlig unterschiedliche blogs tun sich zusammen und gründen eine art ig. eine interessen-gemeinschaft. aber das ist ein ausdruck aus den 70ern, heute und blogbezogen nennt sich das blognetzwerk.

man will sich um technische belange, um rechtsfragen und um die vermarktung kümmern. vermarktung? auch das ist neu in solchen gebilden. man stelle sich vor, die gruppe olten (heute autorinnen und autoren der schweiz) hätte damals das wort "vermarktung" schon nur in den mund genommen – unmöglich. dass sich heute die blogger ganz offen dazu bekennen, nach möglichkeit und adsense sei dank auch ein wenig geld mit ihren blogs verdienen zu wollen, ist also eine neue qualität der alternativen publizistik. und sicher ein legitimer anspruch.

dass man sich bei swissblogpress in technischen und rechtlichen belangen gegenseitig unter die arme greifen will, entspricht den standardmässigen features eines solchen verbgandes. jeder autoclub bietet technische und rechtliche beratung an. beide aspekte sind auch in sachen blogs von grosser relevanz. so mancher blogger scheut sich vor den irrungen und wirrungen einer eigenen wordpress- oder sonstwie-installation, so mancher blogger läuft mangels erfahrung einem anwalt ins offene messer. ganz zu schweigen vom thema kontentklau.

viele offene fragen

ein weiteres anliegen von swissblogpress ist die steigerung der öffentlichen aufmerksamkeit für blogs. auch dies ein standard-feature eines verbandes, der sich rund um ein neues und noch unbekanntes produkt organisiert. als breit abgestütztes blognetzwerk kann man in dieser richtung sicher einiges erreichen. wenn man kann. denn die umsetzung dieses vorhabens bedeutet professionelle pr-arbeit. und die will zuerst beherrscht und dann auch noch gemacht werden.

wer das bei swissblogpress wie machen wird, wurde nicht mitgeteilt. zwar ist in der gründungs-crew eine pr-agentur mit dabei, aber die tut sich momentan noch mit keinen konkreten plänen hervor. es fällt überhaupt auf, dass swissblogpress zwar einige gewichtige sachen ankündigt, aber zu keinem thema konkret wird. das einzig konkrete ist ein schlagzeilen-agreggator, der jedoch neben slug.ch oder zuri.net nur wenig usability-glanz versprüht.

klar, so ein verein soll wachsen können und es ist schon eine reife leistung, dass sich da überhaupt 13 blogs zusammengerauft haben. aber äs bitzeli konkreter hätte es da und dort schon sein dürfen. z.b. bei der leserbeglaubigung, derzeit (und noch lange zeit) ein heiss diskutiertes thema. da interessiert doch, wie diese beglaubigung vonstatten gehen soll. mit welchen kriterien, mit welchen tools, mit welchem terminplan?

sehr viele offene fragen

oder der "austausch in unserem netzwerk". klingt gut, aber wie wird der organisiert? übers netz oder offline mit tagungen? dann wird da der "rechtsschutz (optional)" angesprochen resp. angeboten. was heisst hier optional? wer betreut diese rechtsschutzstelle? ein jurist? gratis? apropos gratis: ich erfahre auch nirgends, was die mitgliedschaft bei swissblogpress kostet. apropos geld: swissblogpress spricht von einem vermarktungsprogramm. wow! das ist ambitiös. da erwarten wir natürlich nicht schon bei der gründung ein fertiges konzept. aber ein paar worte dazu schon. ein ansatz, eine idee und vielleicht auch nur die lapidare mitteilung, dass da jemand an einem konzept gerade arbeitet.

hm. das ist alles ein bisschen schmal, finde ich. so schmal wie die website von swissblogpress, die bei genauerer betrachtung einen eher unausgegorenen eindruck hinterlässt. so erfahren wir erst auf der seite "kontakt", wer in diesem verein das präsidium inne hat. das gehört aber eher in die abteilung "über uns". dafür ist die kontaktseite einzig mit einem kontaktformular ausgestattet, was heutzutage doch nicht wirklich state-of-the-art ist. wenigstens eine direkte e-mail-adresse zu einem der co-präsidenten wäre in der rubrik "kontakt" auf einer website, die die sache der blogs fördern will, das minimum. ja, man findet die entsprechenden daten dann auf dem pdf mit der pressemitteilung. aber warum erst dort und nicht nach einem klick auf der website?

auch der rest der swissblogpress-website ist etwas gar minimalistisch geraten. in der rubrik "über uns" finden wir 14 zeilen zu oben angesprochenen plänen. notabene zu einem halben dutzend teilbereichen, die per se einen hohen anspruch markieren, aber hier in einer eher oberflächlichen ankündigungsmanier verharren. in der rubrik "blogger" erfahren wir, wie man mitglied werden kann. vielleicht wäre hier der rubriktitel "mitglied werden" sinnvoller. hier werden vier hauptaktivitäten von swissblogpress (austausch, leserbeglaubigung, vermarktungsprogramm und rechtsschutz) noch einmal genannt. plus die aufnahmekriterien, die ebenfalls eher vage formuliert sind.

zu viele offene fragen

der stärkste punkt in dieser neugründung ist das aufnahmeverfahren. der vorstand prüft die anträge und gibt den mitgliedern eine empfehlung ab. das mag hoffentlich verhindern, dass swissblogpress zu einem verein für katzen- und kuschelblogs wird. aber auch dieser aspekt ist doch eher ein schwebender. wer ist im vorstand? alle 13 gründungsmitglieder? wird einstimmig oder nach mehrheit entschieden? müssen alle vereinsmitglieder für eine aufnahme sein oder nur ein teil? und was ist mit "qualitativ hochstehend in einem spezifischen themenbereich" genau gemeint? würde da mein hochspezialisiertes aschenbecherblog schon durchgehen?

meine kritik mag pingelig oder kleinmütig oder spielverderberisch anmuten, aber es hat einfach zu viele inhaltliche und andere fehler auf dieser website, als dass man zu dieser durchaus begrüssenswerten neugründung nur jubeln könnte. weitere beispiele gefällig? in der rubrik newsletter kann man keinen newsletter abonnieren, das ist erst demnächst möglich, wird da verlautbart. liebe swissblogpress, solche scherze kennen wir von selbstgemachten handballvereins-websites zur genüge, aber für einen blogverein ist das etwas peinlich. und warum bitteschön wird uns in der rubrik "medien" nur ein hochauflösendes logo zu 615 kb angeboten und das erst noch in einem ollen .eps-format? 99% der zielmedien für dieses projekt (nämlich alle onlinemedien) bräuchten ein schlankes 50-kb-jpg.

der name: irreführend und unglücklich

zum schluss noch ein wort zum namen und zum logo dieses projekts. swissblogpress. da fragt man sich natürlich, was das "press" am ende dieses namens soll. irgendwie steht dieser begriff sehr schief in der landschaft. da doch blogs was ganz anderes sind als press, also presse, also gedruckt. und das ist zweifellos das erste, was der gemeine rezipient da rausliest: irgendwas mit blogs und presse. was aber nur ein marginaler teil des projekts zu sein scheint, nämlich die bekanntmachung von blogs auch in der gedruckten presse. alle anderen pläne dieser organsiation haben mit dem begriff press nix zu tun.

warum nicht gleich "swissblognetwork"? oder meinetwegen mit pünktchen: "swiss.blog.network". das würde im namen, der ja eine marke werden soll, schon das wichtigste sagen. und wer im namen schon alles wichtige gesagt hat, braucht keine baseline mehr (oder kann sie für eine andere aussage benutzen). bei swissblogpress liegt man in der baseline mit dem begriff "blognetzwerk" ziemlich nahe am kürzlich gelaunchten blogwerk. unglücklich ist das. sehr unglücklich. erstens verwechslungsgefahr, zweitens unpräzise abgrenzung, drittens könnte die nähe zu blogwerk theoretisch zu begehrlichkeiten führen.

wohl aber nur theoretisch, da peter hogenkamp, der mitinhaber und chef von blogwerk, sicher schlaueres zu tun hat, als solchen hahnenkampf 1.0 auszufechten. trotzdem, es schleckt keine geiss weg: blognetzwerk und blogwerk sind sich aus sicht eines optimalen namings viel zu nahe. phonetisch und inhaltlich. so nahe, dass ich als mitglied, so ich denn aufgenommen werde, als erstes dafür weibeln würde, sofort diesen namen zu ändern.

denn nicht nur der name ist nur suboptimal, sondern auch das logo. auch hier ist die bildaussage unklar und die gefahr gross, dass etwas anderes daraus gelesen wird, als eigentlich gemeint ist. mögliche interpretationen sind: das logo eines kleinstädtischen verkehrsverbundes, im sinn von: drei vorortsbahnen sind zu einem cityexpress eingedampft worden. oder: alle für einen, gemeinsam packen wirs an. eine aussage, die man auch beim schweizerischen cafetierverband antreffen könnte. dabei müsste die bildliche aussage doch etwas mit vernetzung zu tun haben, dem wichtigsten und prägensten aspekt der ganzen bloggerei.

ich würde also – wie gesagt: falls ich denn aufgenommen werde – nicht nur für die änderung dieses logos weibeln, sondern für dessen ersatzlose streichung. eine gute wortmarke braucht kein logo nebendran. oder sieht jemand bei google noch ein logo? der brand (formerly known as wortmarke) ist das logo.

geschichte schreiben

irgendwie hat es auch was positives, dass swissblogpress so unkonkret startet. man kann sich einbringen und mitdenken und mitmachen. vielleicht haben die gründer (wo bleibt die quoten-gründerin?) extra nur grob ein paar ziele definiert und überlassen die genauere marschrichtung bewusst der sprutzligen eigendynamik in der bloggerszene. das könnte spannend werden. das hätte man auch spannend moderieren und anteasern können. "du bist swissblogpress", oder so.

keine frage also, ich werde mich noch heute um eine aktive mitgliedschaft bewerben (und eine offerte für den mitgliederbeitrag einholen). ich will dabei sein, wenn in der schweiz mediengeschichte geschrieben wird – dieser erste blogverein (welch 2.0-untaugliches wort!) wird dies zweifellos tun. es wäre toll, wenn möglichst viele qualitäts-blogs an dieser geschichte – ebenfalls aktiv – mitschreiben würden und diesem verein zu einer weitherum vernehmbaren stimme verhelfen und ihn zu einer agilen und wirkungsvollen institution werden lassen.

du hast ein qualitätsblog? hier gehts directly zu den swissblogpress-ko-präsidenten:

sandro feuillet, ignoranz.ch, sandro @ feuillet . ch
christian schenkel, eDemokratie.ch, schenkelc @ bluewin . ch

+++

update: siehe auch posting vom 3.11.06

25. Oktober 2006

jet am pool

einen eigenen learjet hat ja heute fast jeder. einen eigenen grossraumjet kann sich auch der eine oder andere multimillionär leisten. so lassen sich derzeit die google-gründer larry page und sergey brin eine boeing 767 zu einem party airplane umrüsten. den vogel abgeschossen hat aber john travolta. der hat sich neben seiner villa eine eigene start- und landebahn bauen lassen und parkiert seinen vierstrahligen jet direkt am pool. das ist dekadent und praktisch zugleich. das ganze bild gibt's bei google maps.

via bodenseepeeter

24. Oktober 2006

schumi ging mit einem big-bang

schumi ist zweifelsohne einer der besten rennfahrer aller zeiten. aber er hatte kein charisma. charisma hatte er in einigen reportagefotos, wenn er am arbeiten war. da kann er aber nichts dafür. ein guter fotograf kann ein bild mit charisma-touch von jedem menschen machen. sobald schumi posierte oder den mund aufmachte, hatte er die ausstrahlung eines langweilers und phrasendreschers. er war ein begnadeter rennfahrer, ein excellenter teamplayer, fleissig und ehrgeizig. dadurch wurde er zum dritten grossmeister der formel 1 nach fangio und senna.

aber er ist eine transuse. und trotzdem eine gute halbe millarde dollars reich. mit seinem geld hat er aber akzente gesetzt, die im highend-showbusiness eher selten sind. schumi hat den tsunami-opfern 12 mio. dollars (oder euro?) gespendet, eine der grössten einzelspenden weltweit. und er hat sich nicht im ordinären monaco oder sonst einer klitschigen steueroase niedergelsassen, sondern am beschaulich seriösen und deswegen bei superstars sehr beliebten, wenn auch etwas teureren genfer see.

furioses finale

jetzt fuhr er sein letztes rennen, das auch eines seiner glanzstücke war. von startplatz 12 aus und trotz einer reifenpanne mit zusätzlichem boxenstopp fräste er in einem parforceritt der ersten güte auf platz 4. dramatischer hätte es nicht sein können. kein langweiliger schumi-sieg aus der poleposition, sondern ein unglaublicher vierter platz, von ganz hinten erkämpft in einem packenden rennen, eine perfekte f1-galavorstellung. das wird in erinnerung bleiben und ist dünger für die legendenbildung, die für die zweite karriere des schumi von grosser bedeutung sein wird. ein furioses finale auch, das demjenigen des zinedine zidane diametral entgegensteht.

die italienische presse meldet: "ferrari hofft, dass er als manager zurückkehrt." als nachfolger von jean todt? nun, er wird es sich vermutlich aussuchen können. kennt man schon einen nachfolger von ecclestone? nebenbei wäre auch ein uno-mandat denkbar. schumi wird auf der ganzen welt geliebt. gerade hat ihm scheich mohammed bin raschid al maktoum eine insel vor dubai geschenkt. wert: 4.5 mio. euro.

geradezu poetisch zu schumis abgang gibt sich die internationale sportpresse:
l'unione sardo (it): schumis letztes wunder.

the independent (eng): er verabschiedete sich in brasilien so, wie er 1991 in belgien angefangen hatte: als held.

le figaro (fr): er verlässt die formel 1 auf dem höhepunkt seiner kunst.

nzz (ch): nichts wird in der formel 1 mehr so sein wie 2006.

daily mirror (eng): er ging mit einem big-bang. es gab kein wunder für den mann, der auf wasser fahren könnte. aber schumacher war nah dran.
jo siffert: mehr charisma

okay. schumi ist der grösste. in sachen charisma war joe siffert aber grösser. gut, das ist schlecht vergleichbar, das war in den 60ern. aber der hatte eine autowerkstatt in fribourg, er mechte selber an seinen boliden rum, trank gerne wein, hatte immer schöne frauen um sich, er war ein lebemann und ist eine legende. «er vermittelte den Eindruck, immer genau das zu tun, wozu er Lust hatte – und das war das Einzige, wozu er auch fähig war».

zu seiner beerdigung in fribourg– nach seinem tödlichen unfall 1971 in brands hatch (eng) – kamen 50'000 menschen.

1. Oktober 2006

bullshit marketing by mobility

der zweitdümmste missbrauch des jahres der marke "che guevara" kommt aus dem hause mobility. ausgerechnet. dass der dümmste aus diesem saftladen kam, war ja noch einigermassen nachvollziehbar (hier bedient man generell ein eher unaufgeklärtes mainstreampublikum). aber mobility?

das erfolgreiche carsharing-unternehmen, eines der erfolgreichsten in europa, muss sich gedacht haben: unsere kunden sind alte 68er und lassen sich nur von waschechten polit- und kultur-ikonen einlullen. das ist ein irrtum. wir glauben euch kein wort. che guevara für einen mietwagen zu bemühen ist etwa so, als würde man christoph blocher für amnesty international werben lassen.

ausgetüftelt hat die peinliche kampagne die genfer werbeagentur label communications. neben dem guten alten che kommt in einem anderen sujet mit marilyn monroe auch eine film- und sexikone zu wort: "ein klick, ein auto – das ist kein film." peinlich.

vermutlisch aben die jungs aus geneve ein completement andäres idee von eine opinionliidär. klar dürfte doch aber sein, dass die gute alte marilyn rund um die uhr einen chauffeur mit limo um sich hatte und von che guevara ist überliefert, dass er ohne einen 6er-konvoi von jeeps keinen schritt vors haus machte. wo also ist da der link von den schon damals tiptop mobilisierten stilikonen zu einem heutigen potentiellen mobility-kunden?

vielleicht hätte man als potentiellen carsharing-user besser den indischen pazifisten mahatma gandhi bemüht. der hat nämlich seine mission weitgehend zu fuss erledigt und hätte mit seiner maxime der bescheidenheit einer idee wie car-sharing wohl eher entsprochen. während das marilyn-double eine durchaus attraktive kopie der echten monroe darstellt, hat man mit dem che-model unverständlich weit danebengelangt. was uns hier entgegengrinst ist ein zuckerwattig verkleidetes milchgesicht mit null guevara-attitüde. grauenhaft.

neben der sehr unbeholfenen kaperung von alten stil-ikonen für eine werbekampagne mit einem aufgeklärten zielpublikum ist es in hohem mass uncool, diesen kulturellen und politischen monumenten derart läppische texte in den mund zu legen. für mister guevara erschöpfte sich eine revolution nicht in einem sonderangebot für einen mietwagen und für misses monroe wäre ein solcher garantiert zu unsexy gewesen (abgesehen davon hätte sie einen mobility-kleinwagen selber fahren müssen, was sie wegen hochdosiertem dauerdopings nicht konnte).

kurz und gut: im web2.0-jargon nennt man sowas old school marketing oder bullshit marketing. bullshit deshalb, weil diese kampagne nicht authentisch, nicht aufrichtig ist. hier wird der konsument für dumm verkauft und bedeutende figuren der zeitgeschichte der lächerlichkeit preisgegeben.

link zum sonntag

von blogicki empfohlen und für gut befunden. sehr gut.

sonntagswette II: das eva-prinzip

das eva-prinzip ist das thema der heutigen sonntagswette.

eva-prinzip? gemeint ist: frauen zurück an den herd. per buch eingefordert von der deutschen tv-moderatorin eva hermann. mehr dazu steht hier.

die sonntagswette gewinnt, wer den träfsten, witzigsten, sinnigsten oder sonstwie klügsten satz zum thema eva-prinzip in die comments schreibt.

und zwar möchten wir von den

frauen ein contra-statement
> nöö, nicht zurück an den herd, im gegenteil...

und von den

männern ein pro-statement
> jaa, sofort zurück an den herd, aber klaro...

ein satz. zwei sätze. drei geht auch noch. aber bitte keine aufsätze.

von dir selbst geschrieben (das gibt natürlich sonderpunkte) oder von einem klugen kopf zitiert, dann bitte mit quellenangabe. falls jemand die weibliche form von der kluge kopf kennt – her damit. das gibt dann einen sonderpreis der jury.

die preise: logischerweise gibt es also diesmal eine gewinnerin und einen gewinner. die gewinnerin wird von leu zum znacht eingeladen (noch nicht zugesagt). der gewinner darf sich im kühlschrankblog einen frischgeputzten kühlschrank aussuchen.

das wettbüro ist offen bis kommenden mittwoch mitternacht.

schönen sonntag allerseits.