miriam meckel ist professorin für corporate communications und geschäftsführende direktorin am institut für medien- und kommunikationsmanagement der universität st. gallen. man fragt sich langsam ernsthaft: warum eigentlich?
2007 hat sie ein buch herausgegeben, das sich unter dem titel "
das glück der unerreichbarkeit" mit dem informations overload befasst. was aber nicht verhindern konnte, dass sie selbst in einen burnout lief und sich in einer klinik behandeln lassen musste.
auch darüber hat frau meckel ein buch geschrieben. ich habe es nicht gelesen und werde es nicht lesen, genausowenig wie ein anderes der hunderten von betroffenheitsbüchern zum gleichen thema. igitt.
ich frage mich allerdings, wie glaubwürdig es ist, zuerst ein buch zu schreiben, in dem man das "glück der unerreichbarkeit" proklamiert, um dann als nächstes directly in einen burnout reinzulaufen. aber damit nicht genug: noch in der klinik schreibt sie flugs ein weiteres buch – über ihren burnout. das sie ein paar monate später mit etlichen auftritten in funk und fernsehen bewirbt. die gute ist nicht zu (s)toppen.
in diesen tagen hat sie sich für ein halbes jahr in die usa verabschiedet. nicht etwa um sich von ihrem burn-out zu erholen, sondern um in harvard über die entwicklung des internets zu forschen. wie bitte? da kommt man aus dem grübeln gar nicht mehr heraus. wie kann jemand die entwicklung des internets erforschen, der nicht zuletzt an diesem internet so grandios gescheitert ist?
in ihrem blog, das ich schon
im oktober 2008 sehr kritisch gewürdigt hatte, kündigt frau meckel nun eine
digitale diät an. abgesehen von dieser reichlich trivialen und eher untauglichen metapher spricht sie von "einer phase der konzentrierten kontemplation" und von "digitaler abstinenz". sie bebildert diesen blogpost mit einem tv-testbild, in dem "log out" steht. unter der rubrik aktuell gibt es einen link zum
ende des internets, einer jener seiten, die bei netzphobikern schon vor 10 jahren furore gemacht hatten. frau meckel entschied sich sinnigerweise für onlinewahn.de.
wie sie diese digitale diät mit dem erforschen des internets in einklang bringen will, ist mir ein rätsel und bleibt bis zum nächsten buch ihr geheimnis. überhaupt, das forschungsprojekt in harvard erwähnt sie in ihrem blog mit keinem wort. stattdessen kündigt sie kurzerhand die quasi-schliessung des selben an. vielleicht wird sie wiedermal was reinschreiben,
womöglich auch nicht.
hm... blog zumachen und nach harvard abdüsen wegen internetforschung? ist da nicht irgendwas verkehrt? frau meckel kann in der klinik ein buch über ihren burnout schreiben, aber in ihrem forschungssemester (immerhin IN HARVARD) glaubt sie nichts zu bloggen zu haben?
dazu muss man wissen:
das blog der frau professorin wird vornehmlich (wenn nicht ausschliesslich) von ihren studenten gelesen, die dort jeweils hunderte von kommentaren hinterlassen und zu fast allem, was frau meckel bloggt, lange debatten führen (an denen frau meckel kaum teilnimmt).
in ihrem post, in dem sie jetzt die vorläufige einstellung des blogs verkündet, kommen diese studenten NICHT vor. es gibt kein einziges wort des dankes für das engagierte mitdiskutieren. es gibt keine mitteilung darüber, dass sie jetzt ein halbes jahr nicht mehr an der uni st. gallen ist, sondern an der von harvard. es gibt kein merci, keine wünsche fürs weitere studium, kein tschüss, – ganz so, als wären ihre leser gar nicht vorhanden.
das gleiche bild findet sich in ihrem twitter account. auch dort pflegt sie de facto einen einwegkanal, sie folgt gerade mal 9 leuten (hat über 2'000 follower). frau meckel erzählt jedoch in talkshows gerne rum, dass sie selbstverständlich auch twittere, das gehöre für sie ja berufshalber dazu. was frau meckel da tut, nenne ich aber nicht "twittern". die links, die sie da postet, wären bei delicious oder dergl. besser versorgt, und mit ihren 9 followern hat sie die (interaktive) magie von twitter noch nicht mal in ansätzen erfahren.
für eine professorin in kommunikation ist mir das zu wenig – und zu wirr. wer seine rezipienten so konsequent ignoriert, hat etwas grundlegendes der kommunikation nicht begriffen – den rezipienten.
in dieses horn stösst auch die süddeutzsche zeitung, sie betitelt ihre rezension mit "
frau nimmersatt und ihr burn-out" und zeichnet das rastlose und ehrgeizige leben der frau meckel nach. die rede ist von gier, geschwindigkeitsrausch, ich-bezogenheit und weiteren charakterzügen aus dem showbiz.
henusode. – frau meckel darf natürlich weiter rumirrlichtern, das ist ja alles erlaubt. nur bin ich etwas besorgt über die studis in st. gallen, insbesondere über deren ausbildung in diesem communication dings. und ich werde in zukunft forschungsergebnisse aus harvard betr. internetz strikt überlesen.
ferner stellt sich die frage, ob so eine
doppelbödige, selbstverliebte und blutleere ich-ag in lehre und forschung überhaupt etwas zu suchen hat. ich finde nicht.
ps: die im titel verwendeten begriffe "mediendomina" und "burn-out-veteranin" stammen von
harald schmidt.
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