31. Mai 2006

WM: wer, was, wann, wo, wieviel, warum etc.

Man kann ja kaum mehr eine Zeitung aufschlagen, ohne dass einem die Fussbal-WM entgegenschreit. Und kaum mehr mit jemandem mehr als zehn Minuten reden, ohne dass das Thema angesprochen wird. So bin auch ich eben mit einem Freund auf das Thema gekommen und wir haben uns gefragt, was das Ding eigentlich den deutschen Staat kostet. Also mal googeln. Und wererliwer kommt da mit ausführlichen Infos? Yes: Wikipedia. Einen sehr interessanten Überblick zu einer Veranstaltung, die absurder, makabrer und kapitalistischer nicht sein könnte, gibt es hier.

30. Mai 2006

Da stockt der Atem


Da stockt einem der Atem, ab der neuen Kampagne von Amnesty. Und weil sie so gut gemacht ist, möchte auch ich sie hier empfehlen. Weitere Beispiele gibt es hier zu sehen.

Domain-Debakel bei www.schweiz.eu

Mit Getöse hat die Bundesverwaltung mitgeteilt, dass ihr die Domain schweiz.ch jetzt endlich zugesprochen wurde. Was absehbar war und darum den vorherigen Besitzer nicht wundern darf. Er ist selber schuld, dass er die Domain ohne einen Rappen Entgeld jetzt abgeben muss. Abgesehen davon war sein Angebot auf schweiz.ch mehr als stier.

Sehr verwunderlich ist aber, dass die Bundesverwaltung scheinbar nicht im Stande war, die dreisprachigen Schweizer Domains mit .eu-Endung zu ergattern. Da man als Nicht-EU-Mitglied aus der Schweiz nicht reservieren könne, sei das halt nicht so einfach möglich gewesen, wurde da ziemlich naiv verlautbart. Das ist ein schlechter Witz. Jedes mittelmässige KMU wäre in der Lage gewesen, sich eine solche URL durch eine Agentur oder sonstwem im Ausland zu sichern. Kaum zu glauben, dass die hochbezahlten Bundesbeamten nun schon zum zweiten mal eine solche Domainregistratur verschlafen.

21. Mai 2006

Aldisierung des Sicherheitswesens

Der Sonntagsblick enthüllt heute: Nur gerade 8 - 12 Franken Stundenlohn zahlt der FCB seinen Stewards, die im Stadion für Ruhe und Ordnung sorgen sollten. Der Generalsekretär des Polizeibeamtenverbandes nennt das eine "Aldisierung" des Sicherheitswesens in den Stadien. Mit anderen Worten: Nicht nur die Krawalldeppen sind ein Problem, die Clubleitungen und Fussballmanager sind noch das viel grössere. Sie handeln unverantwortlich und wälzen die finanziellen Folgen der permanenten Fussballrandale auf die Allgemeinheit ab. Jede Dorfdisco, die so handeln würde, wäre schon lange dicht gemacht worden. Und was mich auch stört ist, dass die Spieler, die eigentlichen Profiteure dieser gigantischen Geldmaschine, sich kaum je klar und deutlich gegen die Chaotendeppen aussprechen. Sie akzeptieren sogar, dass sich in ihren Fanreihen Horden von Rechtsradikalen tummeln. Was ihre sog. Vorbildfunktion doch eher zur Farce macht.

20. Mai 2006

Makabrer Trip


Auf den Mount Everest zu steigen ist ja schon für einen gesunden Menschen der reinste Irrsinn. Ich habe nie begriffen, warum Menschen sowas geil finden und freiwillig so hohe Risiken eingehen. Ganz abgesehen von den Risiken, die allfällige Rettungsleute eher unfreiwillig eingehen müssen, um die gescheiterten Adrenalinjunkies wieder rauszuholen aus der Wand. Den Gipfel abgeschossen hat jetzt ein Neuseeländer, der mit zwei Untschenkelprotesen aufs Dach der Welt gekraxelt ist. Seine echten Füsse hat er schon 1982 bei einem anderen Gipfeltörn verloren. Es gehe ihm vor allem darum zu zeigen, was man auch als Behinderter noch alles leisten könne, lautet seine Begründung für den doch eher makabren Trip. Na ja, da gäbe es ja auch andere Möglichkeiten. Immerhin: er hat bei seiner Everestbesteigung garantiert nie kalte Füsse bekommen.

13. Mai 2006

Fussballdeppen

Randale nach dem Entscheidungsspiel FCZ:FCB. Schon wieder Randale. Die Hooligandeppen machen überall Stunk. Ob am 1. Mai oder im Fussballstadion, überall sind diese bornierten, sackdummen und arroganten Megadeppen, die bald jedes gesellschaftliche Freizeitvergnügen zum Spiessrutenlauf machen. Nein, ich will dieses Phänomen trotz meines eingermassen intakten intellektuellen Niveaus nicht mehr sog. differenziert kommentieren. Es ist schlicht und einfach tuu matsch. Ich weiss nicht was man dagegen tun soll, aber ich bin dafür, dass etwas getan wird. Und zwar rigoros. Ob Stadionverbote, hohe Strafen oder sonstwas ist mir egal, es muss einfach wirken. Es kann nicht sein, dass friedliche Sportfeste, 1.Maifeste und was der Anlässe mehr sind von ein paar hundert durchgeknallten Agro- und Aglodeppen zu halben Kriegsschauplätzen degradiert werden und die eigentliche Botschaft dabei in diesem Deppensumpf untergeht.

WM am Arsch vorbei


Da schnappt man sich im Supermarkt nichtsahnend das nächstbeste Pack WC-Papier und zu Hause stellt man fest, dass man eines der unzähligen Fussball-WM-Produkte erwischt hat. In welcher Weise ein Schissipapier mit dem Aufdruck "Hopp-Schwiz" wirklich verkaufsfördernd ist, wissen wohl nur die Strategen im Hause Hakle. Ich jedenfalls weiss, dass mir mit diesem Produkt die WM nun – im praktischen Sinn des Wortes – am Arsch vorbei geht.

Absurdistan in Nigeria


Manchmal treffen zwei Nachrichten aufeinandeer und machen uns das (Welt-)Bild noch absurder, als es eh schon ist. So auch gestern. Die erste Meldung: In Nigeria verbrennen gegen 200 Menschen, weil sie eine Benzinpipeline angebohrt resp. angezapft, um Benzin zu klauen. Die Armut ist, wie praktisch überall in Afrika, enorm und so werden die Pipelines munter angezapft. Laut Spiegel sind allein in Nigeria bei solchen Diebstählen und den dabei entstehenden Unfällen in den letzten Jahren über 1'000 Menschen umgekommen.

Dann die zweite Meldung, ebenfalls auch Nigeria: Die Schlagzeile lautete: Nigeria strebt zum Mond. Und die Nachricht dahinter vermeldete (PR-taktisch sehr clever am Tage des Vollmonds verlautbart...), das nigerianische Kabinett hätte beschlossen, bis im Jahr 2030 einen Nigerianer zum Mond fliegen zu lassen. Mit einem eigenen Raumfahrtprogramm, wohlverstanden. Wissenschaftsminister Turner Isoun sagte: "Derzeit werden bereits 55 junge nigerianische Ingenieure in China in der Satelliten-Technologie ausgebildet".

Tja. Da riskieren die Ärmsten ihr Leben, um mit etwas geklautem Oel ein paar Dollars zu machen – und derweil denken die Staatsbosse laut über ein Raumfahrtprogramm nach. Das ist Absurdistan pur.

12. Mai 2006

Aufrechter Bill Gates

Bei Stöhlker gelesen:

Bill Gates: Bücken lohnt nicht
Ein Ökonom hat ausgerechnet: Für Bill Gates, den mit einem Vermögen von USD 50 Mia. reichsten Mann der Welt, lohnt es sich nicht, sich für USD 10 000, die auf dem Boden liegen, zu bücken. Er verdient rascher mehr Geld im Stehen; das Bücken würde zu lange dauern.


Verrückte Welt.

Übrigens: Auf dem Blog der PR-Haudegen von Stöhlker gibt es täglich pointierte Kommentare zu allerlei Themen. Kurz, prägnant und oft mit der bekannt eigenwilligen Position des unbequemen, aber träf analysierenden Lästermauls.

11. Mai 2006

Von der Blache zum Container


Die sind einfach cool, die Jungs. Machen höchst erfolgreich Taschen aus alten Lastwagen- blachen und jetzt stellen sie ein kleines Hochhaus aus Containern auf und eröffnen darin einen Shop. Das ist wirklich cool.

Bildli stibitzt bei: Hochparterre

10. Mai 2006

Mega-Putzete für Big Ben im Emmental


Am Montag war der US-Footballstar mit Emmentaler Wurzeln, Ben Roethlisberger, auf den Spuren seiner Roots. Dies auf Einladung von swiss roots, einer touristisch angehauchten Organsiation, die US-Bürger mit Schweizer Wurzeln in die Schweiz locken sollen. Begleitet wurde der Superstar, den man seiner Grösse wegen auch big-Ben nennt, von einem internationalen Medientross und er besuchte auch den Bauernhof in Lauperswil, von dem aus seine Vorfahren nach den USA ausgewandert sind. Die dort ansässige Familie hat verlauten lassen:
Wir haben für dieses Ereignis fast eine Woche lang geputzt.

Das muss vor Big-Bens Besuch ja schuderhaft ausgesehen haben.

SVP bloggt im Ausland

Als erste grosse Partei bloggt nun auch die SVP. Man findet dort die üblichen widerlichen Parolen:

Zahlen über ausländische Sozialversicherungsbezüger offen legen! (Betr. Sozialleistungen an Ausländer)

Staatliche Volksvergiftung stoppen (Gegen die staatliche Heroinabgabe)

Wenn den Sozis die Arbeiter davon laufen (Chaoten fordern mehr Geld vom Staat)

Da wird auch fleissig kommentiert – bei einzelnen posts hat es über 60 Kommentare.

Das Beste aber ist, dass die ausländerfeindliche Partei ihre kruden Vorstellungen auf einem ausländischen Gratis-Blogtool absondern, nämlich auf blog.de.

9. Mai 2006

Arschlöcher bohren

Im Apéro Werklehrerin getroffen. Sie hat einen schwierigen Schüler, der ungenau arbeitet. Alles zu lang, zu schräg, vermurkst und überhaupt. Sie nahm ihn nach der Stunde zur Seite und sagte ihm: Wenn Du später in einem Beruf bist, musst Du auch genau arbeiten, darum solltest Du das jetzt schon üben. Darauf er: Ist für mich nicht wichtig, ich gehe nach der Schule in die Puppenfabrik – Arschlöcher bohren...

GoogleMail: eine Freude


Gestern GMail installiert. Das Teil ist super. Eine Menge toller Fiitschers, praktisch keine Werbung und wenn, dann nur diskret am rechten Rand in bekannter Google-Manier, aber nicht dieses Werbegedonner wie bei allen anderen Free-Mail-Anbietern. Die "Hilfe" ist extrem umfangreich und erstklassig formuliert, der Speicherplatz mit 2750 MB mehr als ausreichend und das ganze tool ist super benutzerfreundlich aufgebaut. Kurz und gut: eine Freude.
Vorläufig kann man das tool nur auf Einladung eines anderen Nutzers verwenden und da ich meine einladung auch auf einem Blog "gefischt" hab, möchte ich mich hier revanchieren und biete drei Einladungen an. Wer's interessiert hinterlässt hier einen Kommentar mit seiner EMail-Adresse und wird umgehend bedient.

8. Mai 2006

Blogs lesen: ein Medienwandel

Wenn man wie ich täglich um die 50 Blogs liest, dann dauert das seine Zeit. Unter einer Stunde geht gar nix, zwei Stunden sind bald mal weg. Vor allem dann, wenn da und dort noch interessante Links zu finden sind.
Bei mir geht das auf Kosten des übrigen Internet-Medienkonsums, ich checke jetzt halt nur noch einige wenige Titel durch und auch die nicht mehr so ausführlich wie vorher. Seit ich die Bloggerszene entdeckt habe, konsumiere ich also weniger "klassische" Medien, sondern vermehrt die "neuen". Ob das so bleiben wird, weiss ich nicht. Vielleicht werde ich dereinst nur noch zehn Blogs anschauen, aber immerhin. Mit anderen Worten: der Medienwandel ist auch bei mir angekommen.

Frauenschwingen

Am Wochenende ging im Emmental das Eidg. Frauenschwingfest ins Sägemehl. Frauenschwingen? Find ich blöd. Genauso wie Fraueneishockey, Frauenfussball oder Frauenboxen. Diese harten und aggressiven Sportarten passen einfach nicht zum weiblichen Geschlecht. Eine boxende Lady find ich genauso lächerlich wie eine kickende Grazie. Da es sich hier um komische Auswüchse der Emanzipationsbewegung handelt würde ich mal behaupten, dass all diese Verweiblichungen von typischen Makersportarten spätestens in zehn Jahren wieder passé sind.

6. Mai 2006

Blog Awards: Kindergarden?

Also ehrlich, sowas von bireweich. Auf der Site des ominösen Swiss Blog Awards kommt (am 6.5. um 01:10 h)zuoberst ein Föteli mit der Zeile: On the way home. Man sieht zwei Jungs im Zug sitzen, that's ist.

Im nächsten Eintrag unter dem Titel "Und die Gewinner sind" heisst es lapidar: "Die Zettel sind ausgezählt, die Gewinner der Swiss Blog Awards stehen fest: Zum besten Blog der Schweiz hat das Publikum Don’t mention the skiing gewählt. In der Kategorie “Rookie” gewinnt der Pendlerblog, in der Kategorie Multimedia Scanblog." Ende der Durchsage.

Aber da waren doch fünf Kategorien. Also runterscrollen zum nächsten post. Titel: The best swiss blog. Wie im vorherigen post schon gesagt erfahren wir hier nochmals, dass es "mention the skiing" ist. Dazu ein schlechtes Föteli von sowas wie einer Preisübergabe und die Bildlegende: almost as dramtatic as at the Oscars.

Aha. Fast so dramatisch wie in Hollywood also wars in Biel. Super. Vielleicht erfahren wir ja im nächsten post was genaueres. Titel: the winner is 3. Text: The best blog: Don’t mention the skiing! Soso. Das wissen wir ja schon.

Aber mal eine Frage: Heisst der prämierte Blog jetzt "Don’t mention the skiing!" oder nur "mention the skiing"? Sollte man sowas nicht wissen, wenn man einen Award ausrichtet? Und es auch richtig kommunizieren? Und auf dem Award-Blog eine klare Rangliste publizieren statt Fötelis von Typen, die in der SBB rumgrinsen?

Liebe SBAW-Crew: Bei allem Respekt vor Eurem Engagement, aber das ist doch ein wenig Kindergarden, oder?

4. Mai 2006

Ein paar ganz feine Websites

Die Grimme Online Awards 2006 sind nominiert. Es hat ein paar ganz feine Websites dabei:

Grimme Online Award

Jeden Monat ein Mord

Jetzt wird der Fall Rey-Bellet sogar schon auf Spiegel-Online besprochen. Nachdem sich ihr Ehemann und ihr Mörder nun seinerseits selbst gerichtet hat, ist das natürlich bester Stoff auch für die Journaille in Deutschland. Was diesen Fall von den meisten anderen unterscheidet: Rey-Bellet war eine bekannte Skifahrerin. Was ihn nicht von anderen unterscheidet: Er ist einer von vielen. Gehe ich recht in der Annahme, dass in unserer behäbigen Schweizer Idylle ca. jeden Monat eine solche Tragödie passiert. Und erinnere ich mich recht, dass vor 15 Jahren höchstens zwei oder dreimal im Jahr sowas geschah? Und was sind die Gründe für diese Steigerung? Und wie wird das in 20 Jahren sein?

1'192'043

Hab mich soeben bei Technorati registriert. Ich bin im Ranking auf Platz 1'192'043 und null Links zeigen auf mein Blog.

3. Mai 2006

Nice Blogs I: haikunews - in 17 silben informiert


Nachrichten müssen kurz sein, sonst hört keiner hin. Sonst liest sie niemand, oder nur wenige. Längst vorbei sind die Zeiten, als die ganze Nation mittags um halb eins für eine gute Viertelstunde den Hauptnachrichten lauschte. Heute serviert man dem Publikum Kurzfutter, das dann auch noch so heisst - Kurznachrichten oder Newsflash oder 20 Minuten.

Haikus müssen auch kurz sein, nämlich höchstens drei Zeilen und 17 Silben lang. Haiku ist eine traditionelle Lyrikform aus Japan, die sich in ihrer traditionellen Ausprägung auf die Beschreibung eines Naturereignisses konzentriert und von zeitgenössischen Autoren auch zur Schilderung des menschlichen Miteinanders benutzt wird. Der Hamburger Haiku Verlag schreibt zum Wesen von Haikus: "Im Ungesagten das Unsagbare sagen, einzig mit dem Stilmittel der sparsamen Beschreibung: schlicht und klar, keine Erklärungen, keine Interpretationen und moralisches Belehren. Dadurch entsteht ein Freiraum für den Leser und die Möglichkeit, das zu entdecken, was im Haiku eben nicht ausgesprochen wurde."

Soweit so kurz. In Oesterreich gibt es eine Bloggergruppe, die die wichtigsten Nachrichten des Tages in Haikus verpacken. Das geht dann so:

es ist bestätigt:
präsident bush kommt nach wien.
ob es torte gibt?

Oder so:

bald wird er gebaut -
der freiheitsturm in new york.
bagger sind schon da.

Oder so:

viel fliegt in die luft,
und tom cruise wird geschlagen.
das unterhält gut.

Ich finde dieses Blog sehr charmant. Ein wunderbar luftiger Kontrapunkt zu den normalen News. Und wer dann die Information doch noch ganz will: Jedes dieser Haikus ist mit einem entsprechenden Link versehen. Auch die Idee als solche ist faszinierend. Denn diese Haikunews zeigen mit tiefgründigem Witz, wie absurd unsere Welt und ihre Nachrichten sind. Das vergisst man manchmal in der täglichen und immer gleichen Flut von abstrusen und unglaublichen Meldungen.

Der Haiku-News-Blog ist noch neu, kaum mehr als einen Monat im Netz. Es ist den Autorinnen und Autoren zu wünschen, dass sie das durchhalten – und viele Leser finden.

haiku news - in 17 silben informiert

Krawall-Diskussionen

Die Diskussionen um die Krawalle am 1. Mai (nicht nur in Züri) sind doch müssig. Die paar Dutzend Chaoten haben keinen politischen Hintergrund, sondern nur einen destruktiven, im höchsten Mass unsozialen und erst noch exhibitionistischen. Sie sind keinen Deut besser als die sog. rechtsextremen Schlägertypen. Beide Gruppen gehören rigoros arrestiert.

Im Übrigen ist mir unerklärlich, dass Leute, die Sachschaden im Hundertausenderbereich anrichten und Polizeiaufgebote von sehr kostspieligem Ausmass auslösen, jeweils nur gerade für ein paar Stunden in die Arrestzelle kommen und dann wieder freigelassen werden. Um dann bei der nächstbesten Demogelegenheit wieder loszuschlagen.

Heute wurde im Kanton Bern ein Hanfbauer zu 5 Mt. bedingt verknurrt. Tut er es nocheinmal, wird er ein Jahr sitzen. Würde man mit dem Schwarzen Block auch so umgehen, wäre schon längst jede Demo so friedlich und aufs eigentliche Thema fokussiert, wie das von deren Veranstaltern eigentlich gedacht war – weil dann der ganze Schwarze Block einsitzen würde.

Warum das nicht so ist, ist mir ein Rätsel.

2. Mai 2006

Heute in meiner Stammkneipe

Wir sitzen an der Bar, ein guter Kumpel und ich. Vor uns ein Glas Roter, den Aschenbecher und einen aufmerksamen Barkeeper. Wir sind in ein interessantes Gespräch vertieft, das sich schon fast eine Stunde ums gleiche Thema dreht. Kommt ein Typ rein, stellt sich neben uns, bestellt ein Bier und hört uns ganz offensichtlich zu. Nicht nur mit den Ohren, auch mit den Augen. Nach kaum drei Minuten macht er gibt er eine unmögliche Bemerkung zu unserem Thema, das wir wie gesagt schon seit geraumer Zeit diskutieren, zum Besten.

Ich mag solche Menschen nicht. die nicht merken, dass da zwei am Plaudern sind und keinen Bock haben, einen dritten, wildfremden einzubeziehen. Die sich penetrant in eine laufendes Zweiergespräch einmischen und sich nicht mal zehn Minuten Zeit nehmen, um zu checken, was da geredet wird. Die so unsensibel sind, und nicht einfach diskret zuhören, sondern auch ständig zu uns herüberschauen - als ob wir unseren Text nur für sie rauslassen.

Solchen Leuten möcdhte ich dann sagen: Halt die Klappe und stelle Dich ans andere Ende der Bar. Punkt. Kann man aber ja in seiner Stammbar nicht gut bringen.

Zum Glück kamen dann noch zwei drei andere bekannte Gesichter und unser Gespräch löste sich in einem fröhlichen Trallala auf. Auch gut.

Was da so alles bloggt...

Gegenwärtig sind ja die Verlage schwer am Bloggen oder sie überlegen sich ernsthaft, es demnächst zu tun. Ein richtiger Hype ist das. Während sich die meisten aber ziemlich schwer tun mit diesem Medium, macht es die renommierte Architektur- und Design-Zeitschrift Hochparterre wiedermal vor. Die Crew um Gantenbein und Loderer haben gleich ein ganzes Blog-Portal aufgeschaltet (schon seit Januar) und zwar berichten die Autoren aus Zürich, Amsterdam, Barcelona, New York, Peking und Shanghai. Wie immer kompetent und träf. Ob solchem Umgang mit Blogs könnte sich noch so manches grosses Verlagshaus was abschneiden.

Hochparterre-Blogs

Maitannli


Während in den Städten der Schwarze Block Randale macht (sorry, aber auch als linksliberaler Freigeist kann ich das nur lächerlich finden), geht auf dem Lande in der Nacht zum 1. mai eine ganz andere Fuer ab. Die jungen Männer stellen nämlich ihren Angebeteten ein Maitannli vors Fenster.

Dabei ist es Brauch, dass sich ein paar Jungs zusammentun, im Wald eine möglichst grosse Tanne freveln, diese schälen und nur den obersten Bitz, etwa in Weihnachtsbaumgrösse, stehen lassen und diesen dekorieren. Auf das Tannli kommt dann noch ein Schild mit dem Namen des Mädchens und dann wird das Teil in aller Nacht und möglichst leise aufgestellt.

In manchen Dörfern wird auf dem Dorfplatz ein einziges Tannli für alle Mädchen aufgestellt, das finde ich weniger sexy als das persönliche Tannli.

Bei uns im Quartier wurden gestern Nacht zwei Maitannli gestellt. Die obere Crew zählte etwa 6 Jungs, die untere nur zwei. Diese beiden behalfen sich mit einem Traktor und brachten es tatsächlich fertig, das etwa 12 m hohe Tannli aufzustellen. Die Konstruktion mit nur drei Stützen ist zwar – auf freiem Feld – statisch etwas gewagt, aber es steht. Noch.

Nun könnte es ja sein, dass ein Mädchen im Dorf nicht nur einen Verehrer, sondern deren zwei hat. Dann läuft es so: Verehrer 1 rückt mit seiner Crew an und stellt das Tannli auf. Dann rückt Verehrer 2 mit seiner Crew an, entfernt das Maitannli von Verehrer 1 und stellt sein eigenes hin. Darauf hat Verehrer 1 die Möglichkeit, das Tannli von Verehrer 2 ebenfalls zu entfernen und seinerseits mit Tannli Nummero zwo aufzufahren. Worauf natürlich auch Verehrer 2 mit einer Reservetanne anrücken kann. Aber nur, wenn er bis zum Morgengrauen fertig wird damit. So will es der Brauch.

Das ist auch der Grund dafür, dass die Stellbuben, wie die Jungs hier genannt werden, erst spät nach Mitternacht anrücken und so ihren Widersachern schon zum Vornherein den Wind aus den Segeln nehmen. Allerdings kommt es recht selten zu solchen Duellen. Aus einem Dorf im vorderen Emmental ist ein Fall (aus der jüngeren Geschichte) überliefert, bei dem in einer Nacht drei Maitannli vors gleiche Fenster gestellt wurden.

Die beiden Mädchen bei uns im Quartier hatten riesige Freude an ihrem Maitannli. Jedes junge Mädchen hat Freude daran. Und es ist auch guter Brauch, dass die Stellbuben am 31. Mai das Tannli wieder wegräumen und dann von der Familie des Mädchens zu einem grossen Znacht eingeladen werden. Dann spätestens ist für die Angebetete die Gelegenheit, dem Anbeter zu verstehen zu geben, ob sie ihn will oder nicht...

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