27. September 2007

burma: die fratze des wahnsinns

gut, dass es blogs gibt, denn so hab ich das noch nirgends gelesen:
Wenn USA und EU Myanmar mit Sanktionen drohen, so ist dies für die dortige Militärjunta in etwa so bedrohlich, wie ein Strafzoll auf burmesische Exporte, verhängt von der zentralafrikanischen Union. Myanmar hat fast keine Wirtschaftsbeziehungen zum Westen und wird seit 2003 von den USA massiv sanktioniert. Seitens der EU bestehen seit 1996 weitreichende Sanktionen, die zuletzt 2004 verschärft wurden. Mit was will der Westen eigentlich drohen?
> weiterlesen bei spiegelfechter weblog

> links zu ungefilterten news aus burma hat bloggingtom zusammengestellt.
> ein Musterdokument für ein Protestfax an den Botschafter von Myanmar in Berlin (jazzlounge)
> spannende diskussion bei basicthinking
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verbote am point of sale


wie kommen eigentlich detailisten dazu, in ihren läden verbote auszusprechen? könnte man sowas nicht freundlicher und ohne ausrufezeichen sagen? muss ich sonst noch irgendwie stramm stehen, wenn ich in der migros einkaufe? und warum hat es da alle drei monate eine andere waage mit einer anderen, jedes mal noch unmöglicheren tastatur?


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dies ist eine lampe

da hat ein gewisser pascal kalbermatten auf meine big-smile-overview folgenden kommentar geschrieben:
Du bist von oben bis unten ein Dummschwätzer. Ich würde den Blog so umbennen. Dann wäre es wenigstens ehrlich.

sowas secces kriegt man ja nicht alle tage ins blog gekritzelt und man möchte wissen, wer einem so ins korn fährt. dafür haben wir ja google. – nun, der junge mann hat folgendes video ins netz gestellt:



boah ... ein jungpolitiker. echt souverän, wie er das macht. kein wunder, ist ja nicht irgendwer, sondern der sekretär der jungen cvp schweiz und nationalratskandidat im wallis. vor allem die semantische mittelachse zwischen klimamilliarden und russischen oligarchen ist intellektuell sehr brillant. wär ja auch wirklich blöd, wenn man die millionen, die die oligarchen in zermatt den zermattern reinschieben, grad wieder nach moskau schicken müsste, um bei der gasprom einzukaufen.

auch die dramatische symbolkraft der glühbirne und des regenschirms haben einige sprengkraft. die message hinter diesen requisiten versteht nun wirklich jeder: geht das licht aus und hörts nicht mehr auf zu schiffen, haben wir ein problem und im wallis sogar mehrere. boah ...! und dann das dekor. welche agentur hat nun das wieder ausgeheckt? genial, einfach genial. ein zerknittertes transpi und oben links noch ein bundesordner zum beschweren desselben. so eine art jung-alternativ-freaky. supi. damit holen die sicher viele stimmen bei der juso – ACHTUNG, reto.

und dann dieser aufs minimum eingedampfte erste satz als einstieg: dies-ist-eine-lampe. so geil. da wär ich nie drauf gekommen, dabei sind doch knackige einstiege eine meiner spezialitäten. aber eben, der junge mann hat bildung, höhere bildung. man merkt durch den ganzen spot hinweg, dass der kalbermatten (ich vermute, auch dieser name ist programm) ein hoffnungsfrohes talent der kommunikationsbranche 3.0 ist. er studiert nämlich an der uni st. gallen master in informations-, medien- und technolgiemanagement und ist z.zt. gerade studienhalber in tokio, wie er in seinem blog schreibt. dort stehen sätze wie:

Erst tranken wir Tee, dann gingen wir zum Essen.

man ist förmlich erschlagen von dieser geradezu transzendentalen einfachheit dieses satzes. schon fast ein haiku.

dem enormen medien know how entsprechend hat die junge cvp eine komplette online kampa auf die beine gestellt. man fühlt sich zurückversetzt in die 80er, wo plötzlich jeder sein eigenes flugi auf dem compi zusammendesktoppen konnte. es war total genial, was sich da an gestalterischem neuland und typografischer rafinesse auftat. und so ist es auch heute wieder mit youtube einfach lecker, was einem da geboten wird. bei der jcvp hat man sogar einen wettbewerb mit tollen preisen in die online kampa eingebaut, was uns hier an einer sog. online video pressekonferenz verklickert wird – in 28 sekunden:



ein wettbewerb. hey, der hammer. das hat nun wirklich noch keine jungpartei gemacht. die konservativen schweizer demokraten bieten zwar das erste jahr mitgliedschaft gratis an, aber das ist natürlich nichts gegen einen echten wettbewerb. und dann erst noch flankiert mit testimonials von echt glaubwürdigen, scharfsinnigen und fröhlichen jcvp-wählern. so wie der hier (16 sek):



sehr clever gemacht. diese ungezwungene dramaturgie, in total entspanntem jungeleutegelächter kulminierend, mit einer absolut butterzarten handkamera gefilmt. das wird schule machen bis weit in die jungfilmerei hinein. wirklich sehr kreativ, sehr geerdet und von stringentester substanz aus allen rohren.

bei dieser kreativen, politischen und intellektuellen potenz müsste man als dummschwätzer fast fordern, das parlament ausschliesslich mit solchen jungschwätzern auszustatten. was sollen da die alten säcke noch?
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23. September 2007

rechtsaussen (ch) klauen werbetext bei fdp (d)

der hammer – ein echtes kläfferblog rechts von der svp. hört auf den infantilen namen winkelried.info. hat sich mit kollege hogenkamp angelegt. herrlich. unbedingt lesen. sozialstudie vom feinsten.

hinter dem blog stehen die konservativen schweizer demokraten. gar nicht gewusst, dass es die auch noch gibt. sie unterstützen die minarett-initiative von schlüer. krasse jungs. interessante propagandasprache – polemisch, anmassend, naiv ("wir haben auch eine meinung"). machen einen auf rechtskonservativ und machen mit einer stylishen gucci-katze auf (screenshot oben), ist doch schizo irgendwie. und dann steht da im ersten satz:

Wer die Parteiarbeit reformieren will, muss da anfangen, wo's anfängt: beim Eintritt in die Partei. Der Beitritt zur KSD ist daher mehr als nur ein Aufnahmeantrag in eine Partei: Er ist die persönliche Unabhängigkeitserklärung für Schweizer Bürger.

dieser satz hat mich stutzig gemacht, er ist zu gut für diesen saftladen. heute kann man ja sowas googeln und siehe da: google spuckt 13 resultate aus, fast alle von regionalen ablegern der deutschen fdp. so z.b. bei der fdp osnabrück:



so so. copy/paste, diese winkelriede, zapzarap. nicht mal einen eigenen slogan bringen die hin, klauen einfach einen im ausland. BEI DER FDP. ausgerechnet. weiss westerwelle davon? etwas dumpfbackig zwar, aber für einen langweiligen sonntag gerade deswegen einfach köstlich. uahuahuah ...
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swissmetro: bern-zürich in 15 min.



hey politiker, das das müsst ihr unbedingt machen.

via hogencamp.com
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21. September 2007

wahlen 07: im ödland des lächelns

der wahlkampf 07 ist eine einzige, gigantische lächel parade. überall grinsen uns von plakaten, inseraten und webauftritten lächelnde kandis an. "lächeln" scheint der einzige wirklich parteienübergreifende konsens zu sein.

schauen wir uns die internetz startseiten einiger polit brands an. wir scannen die gesichter, die uns da als erstes empfangen – wir halten ein auge auf ihr lächeln und wie man es missverstehen könnte. hier das erschreckende resultat: ein ödland des lächelns und – weitgehend – ein bild des schauderns.

die top-brands: bundesratsparteien

cvp.ch
die cvp empfängt uns mit einem "spickmifurtvohie"-lächeln einer total glücklichen jungfamilie. total über-mega-glücklich sind die. hier ist alles ein hopsendes, ausgelassenes und verzücktes glück, eine welt im einklang mit allem und jedem.
deutung: glücklicher als mit der cvp kann man wirklich nicht werden. allenfalls noch im himmel.

fdp.ch
die fdp hat sich ebenfalls für ein dem himmel zuschwebendes "spickmifurtvohie"-gruppenmotiv entschieden – gleiche agentur? sie siedelt das gruppengrinsen aber bei kinderlosen und erfolgreichen, dazu noch schönen und dynamischen DINKS an. und garniert das ganze mit einem slogan aus den 68ern. extrem kreativ.
deutung: erfolgreicher als mit der fdp kann man wirklich nicht werden. allenfalls noch in dubai.

spschweiz.ch
die sp zeigt ihre klugen köpfe nicht zuoberst im header, man muss erst etwas scrollen, bis ein gesicht kommt, aber dann kommt das angewandte zeitkritische grinsen als hochminimalistisches fotografisches nichts. eine deutlichere fotografische sprache kann man nicht sprechen.
deutung: keine kohle für anständige fotos. auch kein sinn dafür.

svp.ch
die svp stellt victor jacobo – verkleidet als ueli maurer mit harry hasler touch – zuvorderst auf die startseite. coole idee. oder ist das wirklich der maurer? egal – lächelfaktor gleich null, der skurrilitätskoeffizient dafür kaum zu überbieten, die geschmacksfrage bleibt weiterhin offen und der zeigefinger als geste des vorletzten jahrhunderts passt irgendwie auch. degoutant.
deutung: lächeln unnötig, unser konzept heisst wadenbeisser und kernzielgruppe ist das prekariat.

national + kantonal agierende polit-brands

alternative-zug.ch
man beachte auf dem bild links den wind, der den lächelnden herrschaften ins gesicht resp. ins haar bläst. die dame rechts hat vermutlich als einzige das drei-wetter-dings drauf. und bei den herrschaften rechts finde ich bei den zwei herren die pose des sich-entspannt-ins-bild-verhalsens höchst interessant – ethnologisch gesehen, das kennt man ja von den kids auf diesen hohlen ausgehsites, die dieses sich-ins-bild-halsen-posing den promis auf b-klassigen events nachmachen.
deutung: eine glückliche partei. weitaus glücklicher als im programm vorgesehen.

edu-udf.ch
klassisch stringente lächelparade mit ausgeprägtem strahlcharakter und gutgemeinter gewinnermiene. könnte auch die preisverleihung an einer kaninchenausstellung sein, an der die ersten fünf kaninchen wegen dopings gesperrt wurden und die anderen dann unverhofft zu üppigen pokalen kamen.
deutung: ein schnappschuss von der wahlparty – es war die günstigste lösung.

gruene.ch
grad als erstes oben links strahlt uns ruth genner an, bei ihr muss ja wirklich alles voll okay sein. für eine grüne ist ihr lächeln aber doch etwas sehr pepsodentig. muss doch der fdp voll auf den sack gehen, dass auch die gründen so strahlen können. empfehlungen wie "surfen sie gut!" lassen auf eine kostenlose home-made-kampa schliessen.
deutung: wofür soll man noch geld ausgeben, wenn einem das klima neue wähler gratis in die urnen spühlt?

grunliberale.ch
frau diener sieht hier etwas gequält aus, finde ich. man glaubt ihr irgendwie nicht, dass sie wirklich machen will, wofür man sie da wählen soll. man weiss auch nicht genau ob sie einem in die augen schaut oder haarscharf an einem vorbei. das grün im hintergrund passt nicht zum kostüm. links die franse an der backe hätte man noch wegretuschieren können.
deutung: so haben wirs schon immer gemacht und wir meinen alles ernst im fall ...

jsvp.ch (berner flügel)
die svp ist generell nicht so bildlastig. wenn sie ihre köpfe schon herzeigen, dann wirklich auf die ganz simple. man hockt sich in den nächstbesten fotoautomaten und auf dem parteisekretariat scannen sies dann ein.
deutung: mich irritieren die vielen glatzen bei dieser jungpartei.

jungfreisinnig.ch
der jungfrausinn setzt nun wirklich alles auf die eine karte: lächeln, lächeln, lächeln. koste es was es wolle. dekoriert von einem unglaublichen slogan in der bildmitte: "bee free - think liberal!". geiles mantra, leute, echt.
deutung: auch wenn unsere quoten nichts zu lachen geben, wir lächeln weiter.


juso.be/nr
beim jungen herrn links hab ich zuerst gedacht es wär eine frau. ist aber ein mann. auch die beiden damen kommen gut rüber, die blonde lächelt vielleicht schon etwas professionell, aber sie ist/war die jüngste grossrätin in bern und darum darf sie das.
deutung: wir lassen nichts anbrennen und haben den geilsten wahlkampfleiter zwischen palermo und amsterdam.
> disclosure: letzterer ist mein geschätzter
RetoM., dem geilsten neoblogger seit mir selber, kicher ..., daher ist diese deutung hier nicht ganz objektiv, aber das sind die anderen auch nicht.

pda.ch
dass die partei der arbeit tatsächlich eine website hat, hätte ich nicht gedacht. die beiden fotos sind soziologisch hochinteressant, wird doch die dame eher unvorteilhaft und der herr zisyadis, der alte bacchant, sehr lustvoll an der pfeiffe nippelnd gezeigt. da hatte er wohl den besseren riecher für propaganda als sie.
deutung:
auch ultralinke dürfen ausführlich bankettieren und die schönen frauen hocken eh in den anderen parteien.


persönliche politiker websites

cathomas.ch (cvp)
der hammer, diese startseite. schon die farbe, dieses lila oder was das sein soll. was will uns der alte cvp-kämpe damit sagen? und dieses lächeln, verkleidet als bauernschlaues dauergrinsen, köstlich. aber warum hat er auch das föteli so grässlich lila eingefärbt? kommt das bei den frauen an?
deutung: lila pause.

christa-markwalder.ch (fdp)
da fällt doch gleich auf, dass sie hier mit jeansjacke auftritt, in ihrem realen politikerleben aber immer im deux-piece. was gilt jetzt? irritierend auch, dass sie auf diesem bild haarscharf an der kamera vorbeiguckt. der vierteilige portraitbalken erinnert an doris day, die auch immer so ein verklemmtes verführinnenlächeln drauf hatte.
deutung: ab an die schauspielschule.

christophmoergeli.ch (svp)
herr mörgeli empfängt uns mit einer klassischen doublette, aber er macht alles anders als man sollte. auf beiden fotos schaut er aus dem gesamtbild raus statt in die website rein. links sehen wir ihn bei seinem hobby (politik) und rechts bei seinem beruf, zu dem hogenkamp kürzlich bemerkte: die arbeit als historiker hat ja den vorteil, dass sie einem nicht wegläuft. henusode – das lächeln linkerhand ist genauso aufgesetzt wie das läppische denkerposing rechterhand. aber für seinen namen kann er wirklich nichts.
deutung: ein blender, weil er in der bildmitte trotz viel platz dann doch keine begrüssungsansage macht. sehr unhöflich.

daguet.ch (sp)
er ist eine sp-kampfsau alter schule, ein bacchant mit grossem stehvermögen und ein frauenversteher . er empfängt uns mit einer träumerisch inszenierten aufnahme wie das etwa schriftsteller oder regisseure tun. auch er einer der wenigen, die dabei eine zigi in der hand haben. lächeln hat er nicht nötig, er hört zu und knallt dir dann die argumente vor den bug. im text heisst es, er sei mit soundsoviel stimmen in den nr gewählt worden und es sei jetzt zeit für den umbau der homepage. das muss vor vier jahren gewesen sein.
deutung: das internet braucht mich nicht, ich hatte ja schon letztes mal genug stimmen.

moritzleuenberger.blueblog.ch (sp)
der einzige ernstzunehmende bloggende spitzenpolitiker hat warum auch immer einen der suboptimalsten aller blogdienste gewählt, aber auch den könnte man ja sicher optisch etwas aufhübschen. und ein etwas weniger pepsodentiges portrait von moritz wird doch auch noch irgendwo rumliegen, oder?
deutung: in leuenbergers pr-büro meint man immer noch, inhalt und form seien zwei verschiedene paar schuhe.

nadinemasshardt.ch (sp)
die erfolgreiche jungpolitikerin hat sich nicht nur mit lächeln, sondern auch mit der fotoregie und der auswahl der fotolocations viel mühe gegeben. hier posiert sie vor dem oppenheim brunnen in bern, einer der schönsten skulpturen im bernischen öffentlichen raum. die frau hat geschmack. sie lächelt gekonnt, aber in einem eigenen ambiente. eindeutig das beste webangebot auf dieser merkwürdigen surftour.
deutung: wo nadine hin will, wird sie auch hin kommen.

ofreysinger.ch (svp)
gymnasiallehrer freysinger führt ein doppelleben, er zeigt sich als politiker mit kravatte und als autor ohne kravatte. das eine ein simples automatenföteli, das auf der parteizentrale eingescannt wird, das andere ein schnappschuss von unten, auf dem uns gymnasiallehrer oskar mit einem sehr gezwungenen lächeln von oben herab anschaut.
deutung: man wird den verdacht nicht los, dass er auf dem foto rechts nicht schriftstellert, sondern schlicht schulaufsätze korrigiert.

sommaruga.ch (sp)
sie strahlt dich an, obwohl sie dich vom gegenteil von irgendwas überzeugen will. ihr blick ist eindringlich, das feuer lodert in ihr. das kostüm ist etwas overdressed, sowas tragen fdp-frauen auch, einfach massgeschneidert und mit diskreteren achselpolstern. der strich auf der backe könnte noch retuschiert werden.
deutung: eine spitzenkraft. (alter haudegen kann man ja nicht sagen ...)

theresefroesch.ch (sp)
sie ist seit über 30 jahren in bern am poltern und hat eine bemerkenswerte startseite. das wuchtige portrait mit dem unnachgiebigen schalk in den augen ist farblich toll aufgehübscht, der bildausschnitt gediegen gewählt und die signatur am rande ist eine ehrliche marke. eine art mutter courage.
deutung: sie weiss was sie will und wie sie es bekommt.

im falschen film: köppel
aufgefallen ist mir bei dieser kruden surftour, dass roger köppel auf der website von der fdp werbung macht. ist der hier nicht irgendwie im falschen film? was sagt blocher dazu? nun, er ist immerhin (neben daguet) der einzige im land des lächelns, der sich nicht die geringste mühe für ein freundliches gesicht gibt und stattdessen bierernst in die kamera linst. grinsen tut er ja wöchentlich in seinem papierblog.
deutung: er irritiert professionell.


fazit

es muss ein leben neben dem grinsen geben.


schlusswort

man kann zeichen hinterlassen
ohne damit etwas sagen zu wollen
man kann aber nicht verhindern
dass sie etwas sagen

hans saner

aus: anarchie der stille, lenos verlag
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19. September 2007

nike-logo am himmel


sagt man dem skymarketing, was nike da macht? guten morgen welt ...
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leumund goes kartenlabor

schweizer blog afficionados wissen es: unser aller verehrter ur- und chefblogger leumund ist in einer bloggerischen midlife crisis (da ist er von der alten garde nicht der einzige). es hat ihn bös erwischt. zuerst hat er sein sehr erfolgreiches blog kurzerhand weggeschmissen (gelöscht, alles!), dann ist er plötzlich mit einem merkwürdigen relaunch an den start gegangen, bei dem nur registrierte leser mitlesen dürfen. niemand hat verstanden, was er uns damit sagen möchte, aber wir spürten genau: es geht ihm mies.

umso erfreulicher die mitteilung von gestern abend: leumund goes kartenlabor.com. da denkt man natürlich gleich ans pokern und man meint, typisch leumund, dass er jetzt bei den zockern auch noch mittut, er hat ja schon ein eigenes single-portal und da passt ein zockerlabor perfekt ins angebot.

weit gefehlt. der gute alte leumund schreibt nicht über royal flashes, sondern über kreditkarten und zahlungssysteme und auf diesem gebiet ist er zweifellos ein held. nein, er schreibt nicht darüber, wie man diese dinger knackt, sondern wie man sie auf den weg bringt. der herr leu tut das schon seit gut einem jahr auf relab.ch und will mit der neuen domain/marke sein kartenblog internationalisieren und sich das fachblog auch von kartenherausgebern sponsern lassen. das dürfte ihm vielleicht sogar gelingen, ist er doch beruflich seit jahren mit dem thema befasst und besetzt damit in der deutssprachigen blogszene eine kleine, aber feine nische.

ich wünsche ihm viel glück dabei.
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12. September 2007

geheimplan: umfrage + verlosung

geheimplan? und was meint der souverän dazu? umfrage und antworten gibts rechts in der navi. mehrfachnennungen möglich, aber bitte trotzdem ehrlich bleiben. ausländer mit b-ausweis dürfen auch mitmachen. unter den teilnehmerinnen wird ein gratiswochenende auf schloss rhäzüns verlost (kocher blocht).
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Gott bloggt


Schon die Idee finde ich sehr cool.
Die Umsetzung steht ihr in nichts nach. Ganz grosses Kino.

> Gott bloggt
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11. September 2007

joe zawinul: der letzte gigant ist gegangen


joe zawinul galt als der wichtigste europäische jazzmusiker, einer der bedeutensten pianisten der nachkriegszeit und er hatte zwei welthits, was nur wenigen jazzmusikern vergönnt ist. er war nach dem tod von miles davis der letzte gigant des jazz, nun ist auch er, im alter von 75, gegangen.

ich habe den hoch kreativen und extrem groovenden zawinul gewiss 20 mal live gehört, es waren die besten konzerte meines lebens. ich hatte sogar mal das vergnügen, ihn als stage manager zu betreuen (am festival für neue volxmusik, piesendorf, 1995) , es swingte auch hinter der bühne mit viel herz und witz.

er hatte es schon lange nicht mehr nötig zu touren und tat es dennoch mit hoher kadenz, man sehe sich bloss mal
diesen tourplan an. ein aufreibendes leben im tourbus, in hotels und flughäfen, mit einem enormen technischen aufwand (zawinuls instrumentarium umfasste 6 keyboards, ein gutes dutzend fusspedale, div. effektgeräte) und einer fantastischen band spielte er sich bis ins hohe alter durch clubs und festivals. mit einer musik, die an frische, groove und kreativität zum allerallerfeinsten.
"Joe Zawinul war eigentlich der einzige europäische Musiker, der über einen Zeitraum von mindestens 20 Jahren amerikanische Jazzgeschichte geschrieben hat", würdigte der Bandleader des Vienna Art Orchester, Mathias Rüegg, seinen Kollegen. Zawinul ist in eine schwarz geprägte Welt eingetaucht und wurde dort akzeptiert, auf Basis seiner unglaublichen Musikalität. Sein Erfolg gründete auf großem Können, betonte Rüegg. Zawinul müsse nicht nur als Weltstar, sondern vor allem als Weltmusiker betrachtet werden.
Schöne Worte des Abschieds fand der Sohn Zawinuls, Erich:
"Joe Zawinul wurde am 7. Juli 1932 in Erdzeit und
am 11. September 2007 in Ewigkeitszeit geboren.
Er lebt weiter."

>
das gesamtwerkwerk (ca. 120 cds) bei amazon
> cd-tipp für einsteiger: world tour (live)
> nachruf bei orf/wien

10. September 2007

schöne schweizer eigenart


es ist eine schöne eigenart dieses landes, dass sich hier selbst spitzenpolitiker und bundesräte völlig ohne personenschutz in den intercity setzen und nach hause fahren (und dann auch noch darüber bloggen). dafür bewundert und beneidet man die schweiz weltweit. auch diesbezüglich sind wir hier völlig oase.

darum wird man umso hellhöriger, wenn eine politikerin wie lucrezia meier schatz, also eher eine figur aus der zweiten liga, plötzlich personenschutz braucht. früher sagte man polizeischutz, der grund dafür ist aber immer noch der selbe: es liegt eine bedrohung an leib und leben vor, ein äusserst seltener vorgang hierzulande, wenn man nicht gerade hauptamtlich im organisierten verbrechen zu tun hat.

es stellt sich ja automatisch die frage, aus welcher ecke fau meier schatz denn bedroht wird. von der al kaida wohl kaum. von wem sonst? von einem aus dem ruder laufenden svp-mob? ach was, hirngespinste, würden die so eine unterstellung kontern. also doch eine eher wohlorchestrierte, der svp nahestehende kampftruppe, die teil eines strategischen fahrplans ist? woher auch, würden sie sagen, wir bekommen ja schliesslich auch anonyme e-mails und brauchen deswegen keinen personenschutz. ah ja ...

mörgeli, der notorische wadenbeisser, hat die gpk als "politisch instrumentalisierten bullshit" bezeichnet. dürfte man jetzt im gegenzug die svp-chefetage als "politisch instrumentalisierte pitbulls" bezeichnen? oder wäre das was ganz anderes? und als letzte frage: macht die svp bullshit-marketing oder ist das schon eine cross-guerilla-kampa?
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8. September 2007

konspirative blogger-geheimpläne


die hecken was aus, drüben bei yoda. es dürfte sich um eine nachfolge-orga für die post-sbp-zeiten handeln. swissblogpress beerdigt sich ja in diesen tagen genauso schleichend kompliziert wie sie sich gegründet haben. ich wollte mehr wissen über den geheimplan von yoda & co., aber selbstverständlich gibt das mindmap, das er heute abbildet, gar nix her. nada. also ein echter geheimplan. liegt ja voll im trend, so geheimpläne.

auch bei neuerdings sind sie am konspirativelen – gegen die neuen und unglaublich krassen SUISA gebühren auf allen möglichen speichermedien. was die alte tante hier anleiert ist wirklich der hammer und läuft completely aus dem ruder. beispiel: in zwei jahren, wenn wir dann mal mp3-player mit 80 GB kaufen können, werden auf solchen geräten 380 franken gebühren fällig, was dann etwa gleich viel wäre wie der gerätepreis.

absurd ist ferner die tatsache, dass von diesen gebühren auch simple und schon bald alles dominierende speicherkarten betroffen sind, ganz gleich ob sich darauf musik oder geschäftsdaten oder selber gemachte fotos befinden. man muss sich allen ernstes sorgen machen um die zurechnungsfähigkeit von hochbezahlten leuten, die solchen unsinn aushecken und im parlament auch noch durchwinken. man führe sich als engagierter onliner unbedingt den ganzen artikel bei neuerdings zu gemüte und staune ab den unglaublichen monströs-tarifen. HORROR.

die SUISA hinkt der technischen entwicklung schon seit eh und je unnötig weit hinterher, das ist ein altes und wehmütiges klagelied – nicht nur für die konsumenten, auch für die künstler und die veranstalter. jetzt aber kulminiert die totale intellektuelle überforderung dieser staatlichen institution in einem völlig abgehobenen, realitätsfernen, informations-, wirtschafts- und kulturfeindlichen gebührenkonzept.

man hat den erschreckenden eindruck, dass unsere staatliche urheberrechtsgesellschaft keinen dunst von der aktuellen entwicklung und der mittelfristigen zukunft der sog. informationsgesellschaft hat. aber wirklich gar keinen. null affinität zur schönen neuen online welt und ergo überhaupt nicht begriffen, dass man in dieser offenen online-architektur die copyrights nicht mit methoden von vorgestern verwalten/verteidigen kann. sie haben nicht verschlafen, dass content heute was völlig anderes ist als noch vor zehn jahren, dass die private gratis-kopie der motor ist, der die neue content-welt antreibt. gar nix haben sie kapiert in der obersten copyrightbehörde des landes und vermutlich haben sie auch die messerscharfe analyse "Musik wird gratis sein, oder sie wird nicht sein" von bänz friedli im tagimagi nicht gelesen, diese staatsdilletanten. man wird ferner das eigenartige gefühl nicht los, dass die SUISA vorwiegend daran werkelt, den grossen verlagen und showbrands unanständig viel kohle in die kassen zu spülen und der ganze rest kümmert sie einen deut.

wildwestmethoden sind ein dreck dagegen – die SUISA gebärdet sich mit diesen neuen tarifen als dilletantischer, weltfremder und anmassender saftladen, der seine gesellschaftspolitsche aufgabe nur noch sehr suboptimal wahrnimmt. und es ist kaum zu fassen, dass die politik sowas lebensfernes nicht schon im ideen-stadium unter den tisch putzt. sind wir hier in palermo oder was?
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7. September 2007

blocher's spitzname im ejpd

jeder kennt jeden über sechs ecken, so das statement von xing. auf diese weise ist mir eine kleine geschichte zugetragen worden, die gut in den gegenwärtigen blocher-hype passt. sie ist nicht ganz neu, dafür umso träfer und sie kommt aus dem innersten von blochers crew. rein gerüchteweise natürlich.

es ist ja so: wenn irgendwo ein neuer chef installiert wird, dann haben seine alteingesessenen mitarbeiter bald einen spitznamen für ihn parat. nicht selten treffen solche benamsungen des pudels kern sehr präzis, stammen sie doch aus dem sogenannten volksmund, der ja bekanntlich immer recht hat.

so war das auch bei justizminister blocher, als er vor vier jahren ins
ejpd einzog. dort kursierte auf den fluren, wo die juristen in heller aufregung den heavy ejpd-relaunch betuschelten, bald mal das bonmot: "er führt sich auf wie eine unkontrollierte cruise missile".

sehr stimmig, dieser volksmund.
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3. September 2007

entdeckt: FACTS 2.0

yoda ist in seinem statistiktool auf die noch nicht gelaunchte, aber sich im aufbau befindliche facts-newssite gestossen. unter "about" heisst es dort:

FACTS 2.0 ist ein Netzwerk für News-Produzenten, ob Journalisten oder Blogger, und für alle wahren News-Aficionados. Auf FACTS 2.0 werden Kontakte gepflegt und News können bewertet und kommentiert werden. Die Teilnehmer erfahren, wer ihre Texte liest und für welche Themen sich die Personen in ihrem Netzwerk interessieren.
FACTS 2.0 ist eine Metaplattform, die auf die ursprünglichen Newsquellen linkt.

sehr interessant. – vielversprechend dabei ist, dass bei FACTS 2.0 mit oliver reichenstein der gleiche mann am werk ist, der schon die magazin-site erfolgreich und glaubwürdig ins web 2.0 geführt hat.

dass unter den oben erwähnten newsquellen von FACTS 2.0 auch meine bescheidene bloghütte gelinkt ist, schmeichelt mir natürlich sehr. ob sie über das entwurfsstadium hinaus drin bleibt, ist eine andere frage. jedenfalls wäre mir traffic von so einem newsdienst mehr als recht, falls es denn welchen geben wird. im gegensatz zu yoda stört es mich nicht im geringsten, wenn tamedia mit diesem portal geld verdienen will. wenn die das gut machen, nämlich handverlesene quellen aggregieren, und mir gute leserinnen bringen, sollen die auch ihr geld machen damit. ich mach meins hier.

ob es das schon etwas abgelutschte 2.0-anhängsel in der wortmarke wirklich braucht und langfristig verträgt, da bin ich eher skeptisch. aber die sind ja noch in der entwurfsphase ...

jedenfalls: ich bin gespannt und wünsche gutes gelingen.

gott ist mein kunde


wie es hier gute sitte ist, werden alle blogs besprochen (angeteasert), die neu in die blogroll kommen. man kann es nicht genügend oft wiederholen, wie wichtig eine gut gepflegte blogroll ist. falls du eine blogroll hast im sinn von ernst gemeinten empfehlungen statt von läppischen gefälligkeitslinks. die gepflegte blogroll zeigt dem user deine höchst eigenen und persönlichen präferenzen, also einen nicht unwichtigen teil von dir, weil er ja etwas aussagt (verrät) über dich.

ich bekomme feedbacks von leuten die sagen, sie hätten sich wiedermal drei stunden in meinem blog umgesehen. DREI STUNDEN. davon wohl die hälfte in der blogroll, wonach sie sich bestens informiert und auch gepflegt unterhalten fühlten. das sei wie wenn man mit mir drei stunden an der bar eine edelzwicker-debatte führe.

soweit so erstaunlich. erstaunlich? gegenfrage: wann hat zuletzt einer deiner kunden drei stunden in deinem gedruckten prospekt gelesen? vermutlich hast du gar keinen gedruckten prospekt, in dem man drei stunden lesen kann, kicher. kann man aber in meinem blogs, in meinen nebenblogs, auf meiner website und in meiner blogroll locker. drei stunden. klar, das tun nicht viele, aber die, die es wirklich tun, sind für einen baldigen auftrag schon sehr reif. um längen reifer jedenfalls, als wenn ich keine blogs hätte.

zurück zur blogroll: mit einer gepflegten und nicht all zu grossen blogroll holst du schon nur deshalb punkte bei den leserinnen, weil 8 von 10 blogs keine solche anbieten. und eine methode, der blogroll einen wichtigen touch zu verleihen, ist die kleine mikro-rezension, die hier wie schon erwähnt eine schöne sitte ist. also:

Reto M.
reto über sich:
Politisch engagiert in diversen Gremien. Zur Zeit Vizestadtratspräsident Langenthal, Geschäftsprüfungskommission, Kommission für öffentliche Sicherheit, Wahlleiter JUSO Kanton Bern, Wahlausschuss SP Kanton Bern. Zudem hauptberuflich Lehrer an einer Realklasse in Thunstetten-Bützberg.
der 29-jährige vollgaspolitiker hat vor ein paar tagen sein blog aufgemacht und er macht es von anfang an richtig, nämlich sackehrlich. z.b. so:
(betr. jugendkonferenz): Ich gehe einfach hin, um da zu sein. Auch für meine Leute. Mir bringt das nichts. In meiner Funktion übernehme ich ja fast alle Positionen. Manager, Webdesigner, Ideengeber und -verwirklicher. Heute wohl mehr in der Rolle des Mamis. Vielleicht werde ich dort auch nicht gebraucht. Das wäre um so besser.
angesichts der langweiligen politiker-websites ist dieses blog schon nach ein paar tagen eine erfrischende ausnahme. man hat das angenehme gefühl, dass er sich auf dem weg nach oben eher etwas langweilt. er möchte weiter, dorthin, wo die musik wirklich spielt.


ondemandnotes
andreas von gunten schreibt in seinem neuen themenblog über SaaS – Software as a Service, auch bekannt als software aus der steckdose, ähm ..., der internet-steckdose. SaaS kann man als ict-mega-trend bezeichnen. eine studie zeigte auf, dass bereits 15% der ict-entscheider in irgendeiner form damit arbeiten und dass 32% den einsatz von solchen diensten planen.
andreas befasst sich seit zehn jahren intensiv mit dem thema und zeigt z.b. in
diesem post, warum sich SaaS durchsetzen wird und warum z.b. auch amazon eigentlich ein SaaS-produkt ist. er beobachtet die szene, testet neue dienste und bietet spannende informationen rund um das phänomen.


DerKutter
lange hat er geschwiegen, in letzter zeit postet er wieder regelmässig. der kutter ist schon vom namen (nautische prägung) und seiner weisen baseline
(verdrängung ist, was uns über wasser hält) her eine perle. letztes jahr hat er mal eine fotoserie gemacht mit "kravatten die ich trug" (siehe bild oben), sehr skurril. dann schreibt er sätze wie diesen:
gott ist mein kunde.
oder diesen:
Die Adidas-Teamausstattung ist seit Jahrzehnten ein ästhetischer Todeskuss.
oder diesen:
Marktwirtschaft ist zu 50 Prozent Psychologie? Die anderen 50 sind Pandemie.
DerKutter ist ein urgestein der deutschsprachigen blogosphere (seit 2001), ein wildes freejazzteil aus der alten antvillegarde, ich verstehe nicht alles, was er da schreibt, aber er ist ein wilderer wider den schlechten geschmack und eine angenehm launische wundertüte – nicht für alle tage, aber für manche erst recht.

2. September 2007

lachen oder kotzen?


ein cvp-kleber auf der unterseite eines wc-deckels, fotografiert im generalsekretariat der svp in bern. (publiziert im neuesten tagimagi, online leider nicht verfügbar, warum eigentlich?).

die svp fährt nicht nur eine widerliche 2.0-schiene, sondern auch eine ebensolche 1.0-schiene. die geben so richtig vollgas. jede geschmacklosigkeit, die sich an einen wc-deckel kleben oder auf youtube hochladen lässt, ist denen recht. sie fokussieren in ihrer kampagne knallhart auf einen rest von niederen instinkten, die einem rest der bevölkerung aus unerklärlichen gründen auch nach zweihundert jahren aufklärung noch geblieben ist.

die chefetage der svp fährt im wahlherbst 2007 eine schmuddelkampagne, die im vergleich zu den bisherigen noch einen gehörigen zacken zulegt. das tiefe niveau lässt aufhorchen. man fragt sich, wie weit die noch gehen wollen. wer den werbekleber der gegnerischen partei an den eigenen scheisshausdeckel klebt, wer junge hiphopper unter vorspiegelung falscher tatsachen vor die kamera holt oder videos mit echten mordszenen dekoriert – wie weit geht der noch? welche humanistischen tabus brechen die noch?

soll man lachen oder kotzen?
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