venedig: strahlende touristin mit
charmant-machoidem gondoliere
da will also die 35-jährige deutsche alexandra hai in venedig gondoliera werden. seit jahren kämpft sie um eine veneziansiche gondoliere-lizenz, vor gericht und über die medien. wenn ich mich in einen venezianischen gondoliere versetze, dann würde ich garantiert auch nicht wollen, dass eine deutsche in unseren canali rumpaddelt und uns weltweit die show stiehlt. keine frage. gondoliere ist nun mal erstens ein reiner männerberuf (wie auch der des
bugsierers) und zweitens nicht nur irgend ein beruf, sondern quasi ein denkmal. da können die kutscher von wien und die taxifahrer von london einpacken. die gondoliere sind für venedig was der eiffelturm für paris oder das matterhorn für zermatt. basta.
das macht das unterfangen von frau hai, die erste gondoliera von venedig zu werden, sehr heikel. sie will hier nicht nur einfach in einen traditionell männlichen berufsstand einsteigen, wie das einige frauen beim fussballspielen, autorennfahren, boxen und anderen männerdomänen hin und wieder tun, kicher. nein, hier will die gute frau hai als deutsche ein denkmal in italiens tourismus-hotspot anbaggern. wenns nur naiv wäre, gings ja noch.
soll man sowas wirklich tun, nur um sein eigenes ego zu befriedigen? (ich will jetzt bitteschön sofort gondoliera werden, selbst dann, wenn ich als nordeutsche von der venezianischen kultur nur wenig ahnung habe). nein, finde ich. sie soll die finger davon lassen und sich anderweitig verwirklichen. von mir aus soll sie im disneyland paris eine initiative für die anstellung von weiblichen dagobert ducks gründen, aber sie soll die kollegen in venedig in ruhe lassen. sie hat dort nix verloren.
indem frau hai die gondoliere als machos betitelt, macht sie sich selber lächerlich und beweist damit, dass sie von tuten und blasen keine ahnung hat und null verständnis für die sache als solche aufbringt. denn was sonst als machos könnten sie denn bitteschön sein, die herren gondoliere? gondoliere MUESSEN richtig charmante italienische machos sein, wie sie die menschen aus aller herren ländern lieben und wie sie hierzulande zu tausenden auch noch als secondos präsent sind. oder meint frau hai, der weltweite erfolg der gondoliere (der sogar im
venetian in las vegas kopiert wurde) sei auf das blosse bedienen der eleganten gondel zurückzuführen?
wohl kaum. man liebt diese typen, weil sie aus diesem rauhen macho-holz geschnitzt sind, weil sie mit ihrem stolz hemmungslos um sich werfen und weil sie daneben auch noch herzzerreissende lieder singen und den frauen sehr betörend den hof machen können.
leider wehren sich die gondoliere etwas ungeschickt gegen die krude feministische knackung ihrer traditionellen bastion. vielleicht sollten sie bloggen – die haben unter ihren 425 innungs-mitgliedern sicher einen, der das könnte. vielleicht würde dann auch sonst der eine oder andere blogisti, so wie ich hier, der frau hai zurufen: sie sind auf dem falschen kanal, bitte weiterzappen.
ps: hab ich schon gesagt dass ich frauendiscos überhaupt nicht mag?