schon bemerkt? – "das magazin" hat seine website umgestellt. wegen mir. aber jetzt mal schön der reihe nach.
die geschichte ist etwas kompliziert, aber eine typische bloggergeschichte. "das magazin" lehnte vor drei wochen inserate der erklärung von bern EvB ab. die woz schrieb zuerst darüber, persönlich.com und die werbewoche nahmen die story auf – und ich auch. ich schrieb was in meinem blog hier. den gleichen eintrag postete ich auf der magazin-site. diese ist seit einigen monaten als sog. kollaborationsplattform angelegt, leser können eigene texte einstellen und bestehende kommentieren. für einen schweizer verlag ein sehr innovatives projekt, das bei seinem launch sowohl bei den onliners wie auch in gedruckten medien viel beachtung und lob fand.
da ich also schon einen account hatte dort, postete meine kritik logischwerweise auch auf dieser mitmachplattform. nur war dann das ding nirgends zu finden. vor allem nicht in der entsprechenden rubrik auf der frontpage, wo seit wochen immer der gleiche artikel angezeigt wurde, was auf eine eher lahme kollaboration hindeutete. auf ein mail an die redaktion kam keine antwort. also postete ich nochmals was in meinem blog. und schrieb ein weiteres mail an den chefredaktor finn canonica. es kamen dann zwei antworten. eine von ihm und eine von einer redaktorin.
der chef meinte, wenn ich was an die redaktion geschickt habe, dann könne das dauern, was irgendwie ein trauriges eingeständnis ist für so einen laden. und mit der entfernung der website habe er nichts zu tun, aber er werde sich drum kümmern. etwas später meldet sich eine redaktorin mit der info, auf der front würden nur die meistgelesenen artikel angezeigt und darum könne man den meinen nicht nach vorne schieben. – aha, nur die meistgelesenen. na ja, ich hatte schon immer den eindruck, dass dieses kollaborationsportal irgendwie nur halb fertig ist. zumindest was die usability betrifft.
herr cannonica äusserte sich auch zur von der woz falsch kolportierten und in den beiden medienportalen weiterverbreiteten geschichte, aber davon später. nach einem weiteren tag meldet er sich wieder und schreibt:
Ich werde mich bemühen, Ihre Kritik zu platzieren - jedoch mit meiner Antwort.
toll. ich war gespannt, wie er das dramaturgisch hinkriegt und freute mich auf einen kleinen online diskurs. und schrieb ihm zurück:
hab jetzt erst begriffen, dass auf der front nur die meistgelesenen texte angezeigt werden und dass man da im titel die restlichen aufrufen kann. ist usabilitymässig eher suboptimal, da man den titel kaum anklickt und davon ausgeht, das die dort gelisteten die neuesten texte sind.
und dann passierte es: die ganze rubrik "leser schreiben" war plötzlich weg. einfach weg. completely. ich bilde mir natürlich ein, dass das wegen mir geschehen ist. die wussten schlicht nicht, wo sie meine frontalkritik versorgen sollen und strichen darum gleich die halbe kollaborationsbühne kurzerhand aus dem programm. radikalmöglichst. das könnte mein blog ganz schön ins gerede bringen: blogger erzwingt online-redesign beim magazin. oder: winzblogger kippt mitmachweb beim magazin. boah, die reinste trafficbombe.
gut, vielleicht wollten sie eh umbauen. der kollaborationstraffic war ja auch eher mau. und so eine seite ist eigentlich nie fertig. man kann immer was rumschrauben. aber man stellt sich eben vor, dass ein umbau einer so renommierten site, in der das zentrale kollaborationselement weggekippt wird, zumindest eine kleine redaktionelle bemerkung verdient hätte.
immerhin ist dasmagazin.ch aus dem hause tamedia mit hehren ansprüchen an den start gegangen:
Wir hoffen auf zahlreiche Leserbeiträge in den Bereichen Kommentar, Informationszulieferung und Leserbeiträge, die die Printausgabe als Endprodukt noch lebendiger, informativer, aufregender machen.
hm... vor drei tagen hab ich wieder beim chefredaktor nachgefragt:
ähm... jetzt ist das leser-schreiben-dingens ganz weg. bleibt das jetzt so? wenn ja warum?
keine antwort bisher. vermutlich sind sie extrem mit dem umbau beschäftigt. oder am krawatten ausprobieren.
oder vielleicht sind sie gerade an einem web 2.0 seminar.
+ + +
ps: der vollständigkeit halber hier noch die oben erwähnte replik von chefredaktor finn cannonica:
Der Woz-Artikel ist bedauerlicherweise nur halb richtig. Mein Kommentar "Das ist mir zu pubertär" bezog sich auf die erste Variante des Inserates, welches man mir zur Begutachtung vorgelegt hat. Die erste Variante lautete:" In diesem Magazin stinkt es gewaltig." Die Werbeagentur der EvB fand das lustig, ich fand das eben nur "pubertär". Welcher Chefredaktor würde zulassen, dass seinen Lesern gesagt wird, es stinke in dem Heft. Darauf kamen die Verantwortlichen der EvB mit einer zweiten Variante, die dann kleine Korrekturen von Seiten der Anzeigenverantwortlichen der Tamedia gemacht wurden. Da habe ich kein Wort mitgeredet. Dies alles habe ich der WOZ-Journalistin erklärt, sie hat es dann aber so zusammengebaut, wie sie es gerne haben möchte. Auch ist es absurd, in diesem Fall von Zensur zu reden, wir haben das Inserat ja gedruckt. In der Tat gibt es allerdings die Zensur: So weigere ich mich zum Beispiel, Inserate der Sexindustrie (Beate Uhse) und der Pelzindustrie zu drucken. Auch das hätte die WOZ schreiben können, so habe ich es der Journalistin auch gesagt. Aber vielleicht ist dies der Unterschied zwischen WOZ und DAS MAGAZIN..