31. Januar 2008

das magazin: ende der leserbeteiligung


schon bemerkt? – "das magazin" hat seine website umgestellt. wegen mir. aber jetzt mal schön der reihe nach.

die geschichte ist etwas kompliziert, aber eine typische bloggergeschichte. "das magazin" lehnte vor drei wochen inserate der erklärung von bern EvB ab. die woz schrieb zuerst darüber, persönlich.com und die werbewoche nahmen die story auf – und ich auch. ich schrieb was in meinem blog hier. den gleichen eintrag postete ich auf der magazin-site. diese ist seit einigen monaten als sog. kollaborationsplattform angelegt, leser können eigene texte einstellen und bestehende kommentieren. für einen schweizer verlag ein sehr innovatives projekt, das bei seinem launch sowohl bei den onliners wie auch in gedruckten medien viel beachtung und lob fand.

da ich also schon einen account hatte dort, postete meine kritik logischwerweise auch auf dieser mitmachplattform. nur war dann das ding nirgends zu finden. vor allem nicht in der entsprechenden rubrik auf der frontpage, wo seit wochen immer der gleiche artikel angezeigt wurde, was auf eine eher lahme kollaboration hindeutete. auf ein mail an die redaktion kam keine antwort. also postete ich nochmals was in meinem blog. und schrieb ein weiteres mail an den chefredaktor finn canonica. es kamen dann zwei antworten. eine von ihm und eine von einer redaktorin.

der chef meinte, wenn ich was an die redaktion geschickt habe, dann könne das dauern, was irgendwie ein trauriges eingeständnis ist für so einen laden. und mit der entfernung der website habe er nichts zu tun, aber er werde sich drum kümmern. etwas später meldet sich eine redaktorin mit der info, auf der front würden nur die meistgelesenen artikel angezeigt und darum könne man den meinen nicht nach vorne schieben. – aha, nur die meistgelesenen. na ja, ich hatte schon immer den eindruck, dass dieses kollaborationsportal irgendwie nur halb fertig ist. zumindest was die usability betrifft.

herr cannonica äusserte sich auch zur von der woz falsch kolportierten und in den beiden medienportalen weiterverbreiteten geschichte, aber davon später. nach einem weiteren tag meldet er sich wieder und schreibt:

Ich werde mich bemühen, Ihre Kritik zu platzieren - jedoch mit meiner Antwort.

toll. ich war gespannt, wie er das dramaturgisch hinkriegt und freute mich auf einen kleinen online diskurs. und schrieb ihm zurück:

hab jetzt erst begriffen, dass auf der front nur die meistgelesenen texte angezeigt werden und dass man da im titel die restlichen aufrufen kann. ist usabilitymässig eher suboptimal, da man den titel kaum anklickt und davon ausgeht, das die dort gelisteten die neuesten texte sind.

und dann passierte es: die ganze rubrik "leser schreiben" war plötzlich weg. einfach weg. completely. ich bilde mir natürlich ein, dass das wegen mir geschehen ist. die wussten schlicht nicht, wo sie meine frontalkritik versorgen sollen und strichen darum gleich die halbe kollaborationsbühne kurzerhand aus dem programm. radikalmöglichst. das könnte mein blog ganz schön ins gerede bringen: blogger erzwingt online-redesign beim magazin. oder: winzblogger kippt mitmachweb beim magazin. boah, die reinste trafficbombe.

gut, vielleicht wollten sie eh umbauen. der kollaborationstraffic war ja auch eher mau. und so eine seite ist eigentlich nie fertig. man kann immer was rumschrauben. aber man stellt sich eben vor, dass ein umbau einer so renommierten site, in der das zentrale kollaborationselement weggekippt wird, zumindest eine kleine redaktionelle bemerkung verdient hätte.

immerhin ist dasmagazin.ch aus dem hause tamedia mit hehren ansprüchen an den start gegangen:

Wir hoffen auf zahlreiche Leserbeiträge in den Bereichen Kommentar, Informationszulieferung und Leserbeiträge, die die Printausgabe als Endprodukt noch lebendiger, informativer, aufregender machen.

hm... vor drei tagen hab ich wieder beim chefredaktor nachgefragt:

ähm... jetzt ist das leser-schreiben-dingens ganz weg. bleibt das jetzt so? wenn ja warum?

keine antwort bisher. vermutlich sind sie extrem mit dem umbau beschäftigt. oder am krawatten ausprobieren.

oder vielleicht sind sie gerade an einem web 2.0 seminar.

+ + +

ps: der vollständigkeit halber hier noch die oben erwähnte replik von chefredaktor finn cannonica:
Der Woz-Artikel ist bedauerlicherweise nur halb richtig. Mein Kommentar "Das ist mir zu pubertär" bezog sich auf die erste Variante des Inserates, welches man mir zur Begutachtung vorgelegt hat. Die erste Variante lautete:" In diesem Magazin stinkt es gewaltig." Die Werbeagentur der EvB fand das lustig, ich fand das eben nur "pubertär". Welcher Chefredaktor würde zulassen, dass seinen Lesern gesagt wird, es stinke in dem Heft. Darauf kamen die Verantwortlichen der EvB mit einer zweiten Variante, die dann kleine Korrekturen von Seiten der Anzeigenverantwortlichen der Tamedia gemacht wurden. Da habe ich kein Wort mitgeredet. Dies alles habe ich der WOZ-Journalistin erklärt, sie hat es dann aber so zusammengebaut, wie sie es gerne haben möchte. Auch ist es absurd, in diesem Fall von Zensur zu reden, wir haben das Inserat ja gedruckt. In der Tat gibt es allerdings die Zensur: So weigere ich mich zum Beispiel, Inserate der Sexindustrie (Beate Uhse) und der Pelzindustrie zu drucken. Auch das hätte die WOZ schreiben können, so habe ich es der Journalistin auch gesagt. Aber vielleicht ist dies der Unterschied zwischen WOZ und DAS MAGAZIN.
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uni bern: sie nennen es pilotbetrieb

kürzlich bin ich über ein zweinulliges schweizer internetprojekt gestolpert. eine plattform, auf der firmen einerseits bei usern andererseits nach innovationen und guten ideen suchen. eine schuderhafte erfahrung.

die weltbekannte swisscom sucht beispielsweise nach neuen services, die bekleidungsfirma mammut sucht nach einer substitutionslösung zum reissverschluss, die post sucht nach pfiffigen ideen in sachen klimaschutz, wander will seine caotina-sortiment ausbauen, die mobi sucht nach neuen services für senioren und die ruag möchte militärische bedrohungen der zukunft erkennen.

tönt skurril, ist aber so online. bei der ruag, einem schweizer rüstungsbetrieb, lautet die ausschreibung auf dieser mitmachplattform so:

Analyse von Bedrohungen für gepanzerte Fahrzeuge

Die RUAG Land Systems möchte im Rahmen einer Marktanalyse militärische Bedrohungen der Zukunft erkennen, um entsprechend früh bei der Herstellung von Schutz- und Abwehrsysteme für gepanzerte Fahrzeuge zu reagieren.


mehr ist fürs erste nicht drin, ende des briefings. aber die firmen stellen geld in aussicht. die ruag z.b. zahlt für eine knackige panzeridee 2'000 franken. mammut blättert für die reissverschlussalternative 4'000 hin. ringier zahlt dir 3'000 bucks, wenn du ihnen sagst, wie man das beste gesundheitsportal auf die reihe kriegt (simpel, eigentlich). 3'000 zahlt blacksocks für ein konzept zur sortimentserweiterung (ich schlage pulswärmer vor, kicher...).

die user heissen innovatoren und es gibt schon über tausend. im userprofil wollen sie nur name und vorname und jahrgang wissen. dann kann man sich für eines der projekte anmelden. man muss aber noch beantworten, wieviel erfahrung man als nutzer des und wieviel technisches fachwissen man im entsprechenden produktbereich habe. im fall der RUAG und den gepanzerten fahrzeugen dürften die wenigsten user äh.. innovatoren viel zu melden haben. ich persönlich wäre für eine karbon-stossstange. darauf schwörte schon jo siffert.

sie wollen es aber genauer wissen, das innovations-briefing der ruag lautet (ausschnitt):


money
Elemente des Lösungsvorschlags
money
Bedrohung

Kurze Beschreibung der Bedrohung (max. 10 Zeilen)

money
Analyse der Bedrohung
  • Formulieren Sie eine aus Ihrer Sicht wahrscheinliche Bedrohung auf gepanzerte Fahrzeuge in der Zukunft. Setzen Sie diese Bedrohung in einen globalen, technischen und historischen Kontext.
  • Beschreiben Sie die eingesetzte Technologie und deren Auswirkung auf das Ziel (gepanzertes Fahrzeug) und umliegende Objekte.
money
Beschreibung neuer Schutz- oder Abwehrsysteme
  • Nehmen Sie dabei Stellung zur Technologie, deren Wirkungsweise, zum Gewicht, zur Beschaffung des Systems (Skizze) und zum verwendeten Material.
  • Beschreiben Sie den Effekt des eingesetzten Schutz- oder Abwehrsystems auf die Bedrohung und auf umliegende Objekte.


wie gesagt: kein witz. was sich die ruag von dieser kruden aufgabenstellung in einem unausgegorenen mitmachkanal genau verspricht, bleibt ein bizarres rätsel. die hier formulierten anforderungen sind – mit verlaub – bescheuert und sie widersprechen jedwelchem innovationsgeist.

und überhaupt, wer eine alternative zum reissverschluss erfindet, wird kaum so blöd sein, und diese millionenschwere idee für ein paar läppische tausender in diese plattform stellen. und wer für ringier das führende schweizer gesundheitsportal konzeptet, wird das kaum ernsthaft in einem kanal tun, wo man sich die minimal-gage noch mit anderen teilen muss.

das projekt müffelt irgendwie nach lizenziatsarbeit, ist aber eine veritable gmbh. in der rubrik "über uns" wird sogar behauptet, open innovation sei eine kleine revolution im innovationsmanagement. wie klein genau, wird nicht gesagt. auch keine namen der eigner werden genannt, alles ziemlich undurchsichtig, irgendiwe windig.

das einzig vertrauenserweckende auf der openinnovation-website ist der supporter in gestalt des institut für marketing und unternehmensführung imu-innovation an der uni bern. boahh. also doch eine liz-arbeit? wie auch immer – es ist irritierend, dass eine veritable uni so ein halbfertiges portal zum launch durchwinkt und womöglich auch noch geld reinbuttert. wo noch nicht einmal der name der plattform definitiv ist.

auch der name dieser mitmachplattform wird nämlich bei den usern äh.. innovatoren noch erforscht. ein super geiler innovationsgag, finde ich. da kenn ich mich zufälligerweise aus – naming nennt sich das in neudeutsch. ist ein krampf und will handwerklich durchdacht sein. es ist jedenfalls das erste, was man haben muss, einen namen, inkl. baseline oder claim oder weitere arien.

sie gehen ohne namen an den start und
sie sind nicht mal in der lage, das semantische provisorium einheitlich zu handhaben: die site ist oben links mit "Oibeta" angeschrieben, die url lautet pilot.openinnovation.ch und reden tun sie von pilotbetrieb. alles roger, kollegen.

warum nur hab ich bei solchen uni-gestützten-marketing-klitschen oft das gefühl, dass das alles völlig sinnfrei und realitätsfremd ist? also ich meine, wenn toshiba hier allen ernstes fragt:

Der weltbekannte Computer-Hersteller Toshiba sucht nach Ideen, wie er mehr Käufer von Notebooks zum Abschluss von Garantieverlängerungen (drei Jahre anstelle des Standards von einem Jahr) überzeugen kann.

wenn also toshiba in einer demografisch völlig desorientierten mitmachplattform ohne jeglichen usability-charme nach neuen geschäftsideen sucht und für die antwort(en) insgesamt 2'000 stutz zahlt, notabene für eine idee, die u.u. mehrere millionen umsatz generieren kann, dann besteht da ein bizarres missverhältnis zwischen input und output, finde ich. die machen sich doch irgendwie selber lächerlich. weil es so anmutet wie "sag mir die lottozahlen von morgen und ich geb dir einen huni". ein zutiefst unfairer deal.

wie man sowas wissenschaftlich begleiten und abstützen kann, ist mir schleierhaft. und was die sonst noch so machen an diesem institut für marketing – keine ahnung. aber man ahnt böses...

> oppeninnovation.ch
> uni bern, institut für marketing und unternehmensführung

zum vergleich:
> brainr.de (privates startup, für den bäcker um die ecke okay)
> brainstore.ch (
entwickelt Ideen mit einem industriellen Prozess, seit jahren erfolgreich)
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30. Januar 2008

gadgets + accessoires aus velopneus


recycling ist noch lange nicht ausgereizt. zwei jungs aus biel – steve henseler und marc lounis – zeigen das wiedermal eindrücklich mit einer kleinen, aber feinen manufaktur. ihr ausgangsmaterial sind gebrauchte velopneus und sie machen daraus u.a. sehr coole usb-sticks (oben).

nicht weniger schön sind die schlüsselanhänger:


die velogummilasche ist nicht nur praktisch (form folgt funktion), sondern sicher auch haptisch ein hingreifer. und das gut sichtbare velopneulogo hat doch diesen unwiderstehlichen freitagtascheneffekt.

die gürtel
sind auch nicht schlecht, sogar farblich:


chapeau. auch das branding von "tube" ist nicht ohne, in zweierlei hinsicht: die wortmarke kommt angenehm einfach und unaufgeregt daher. und:
Mit einem Brennstempel wird das Logo in den Schlauch eingebrannt – that’s Branding, unverkennbar und nur mit diesem Branding ein echtes «tube»-Original.
darauf muss man ja erstmal kommen. eigentlich rundum ein tolles produkt, das durchaus furore machen könnte. nur den ollen newsletter sollten sie noch mit einem blog ersetzen oder ergänzen. (und die fast unlesbare typo auf der website grösser machen).

> tube.ch
via leu


ps: ebenfalls sehr originell finde ich die idee von streetbelt.ch. die machen gurtschnallen aus ausgedienten hydrantenschildern:


und sie denken ihr konzept logisch weiter: demnächst wollen sie den gurt statt aus leder auch aus alten feuerwehrschläuchen anbieten.

> streetbelt.ch
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29. Januar 2008

iPhone ende februar bei swisscom?


derzeit scheint die iPhone-gemeinde voll und ganz mit sich selbst beschäftigt zu sein – mit den gefühlt schlechten umsätzen in deutschland, mit dem aufspielen der neuesten software-hacks oder mit dem downgraden ebensolcher. seit wochen kein wort mehr über die markteinführung in der schweiz.

doch heute findet sich auf einem wahren swisscom-insiderblog ein etwas verkappter, aber hochinteressanter hinweis: ende februar soll es soweit sein, meldet letemps.ch. besagter insider widerspricht dieser meldung NICHT. das ist schon mal spannend, da er nicht für grossspurige falschmeldungen bekannt ist, schon gar nicht in sachen swisscom.

anderseits ist die vorlaufzeit von vier wochen doch etwas kurz, denkt man sich als einfacher consumer. da müsste die marketingmaschine doch längst schon losgerattert sein. oder launcht die swisscom das ding quick and dirty?
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24. Januar 2008

superkapitalismus vs. demokratie


sehr interessant:

«Der Superkapitalismus schafft in aller Welt beispiellosen Wohlstand», schreibt Reich. «Doch er fördert auch die soziale Unzufriedenheit, da die Ungleichverteilung zunimmt, Arbeitsplätze unsicherer, alte Bindungen zerstört und traditionsreiche Standorte aufgegeben werden, die Qualität von Luft und Wasser sich verschlechtert und traditionelle Kulturen sich gegen die kommerzielle Logik wehren.»

und:

Sie beschäftigen Heerscharen von PR- und Marketingexperten, Lobbyisten und Anwälten mit dem Ziel, den politischen Prozess und die Medien unter Kontrolle zu bringen. «Unternehmen werden politisch aktiv, um sich gegenüber ihren Konkurrenten einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen oder zu erhalten», schreibt Reich. «Das Ergebnis ist eine Vielfalt konkurrierender wirtschaftlicher Interessen, und dieses Durcheinander von Stimmen übertönt jede vernünftige Erörterung über das Gemeinwohl.»

den höchst erhellenden text bei LOEPFES WIRTSCHAFTSWELT (Tages Anzeiger) zu ende lesen. > hier

aus einer rezension über robert reich's buch "Superkapitalismus – Wie die Wirtschaft unsere Demokratie untergräbt" bei amazon.de:

Schön vor allem, dass Reich keine der üblichen Schwarz-Weiß-Schablonen bedient, sondern klar macht, dass wir als als Bürger zwar über die Entwicklung zum Heuschrecken-Kapitalismus beunruhigt sein mögen, dass wir als Anleger und Verbraucher aber maßgeblich an ihr beteiligt sind und sogar von ihr profitieren. Ein Buch, das die eingefahrenen Diskussionen in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt. Exzellente Analyse!

> hier
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23. Januar 2008

genialer marketing coup

heute ausnahmsweise mal copy/paste – aber der ist wirklich goldig:

Warum gab der Autor W.S. Maugham 1897 eine Kontaktanzeige auf, obwohl er überhaupt keine Frau kennen lernen wollte?
Da sich sein Erstlingswerk nicht verkaufen wollte und sein Verleger kein Geld in die Werbung stecken wollte, entschloss sich Maugham zur Selbsthilfe. Er gab in einigen Londoner Tageszeitungen eine Kontaktanzeige auf. Und die lautete folgendermaßen: "Junger Millionär, sportliebend, kultiviert, musikalisch, verträglicher, empfindsamer Charakter, wünscht ein junges hübsches Mädchen, das in jeder Hinsicht der Heldin des Romans von W.S.Maugham gleicht, zu heiraten." Sechs Tage nach Erscheinen der Anzeige war die erste Auflage des Romans restlos vergriffen.
typisch frau (kicher...)

via Bernd Röthlingshöfer
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22. Januar 2008

k-tipp klaut iPhone-icons


eine kleine, aber pikante geschichte
hat das blog plagiat.ch aufgedeckt: das printmagazin "k-tipp" der weltberühmten konsumentensendung "kassensturz" benutzte drei iPhone-icons für seine eigenwerbung in sachen leserbindung. die icons wurden ziemlich plump übernommen und lediglich farblich etwas abgeändert. eher unschön für DAS konsumentenmagazin, das sich als hüter von redlichkeit und fairness zu recht einen guten namen gemacht hat.

offensichtlich ist das blogmonitoring der kassenstürzler nicht das schnellste, aber immerhin haben sie offensichtlich eins – nach 12 tagen machen sie nun plagiat.ch das leben schwer. statt die geschichte einfach im kommentarfeld von plagiat.ch aufzuklären und sich allenfalls für den übereifer des grafikers zu entschuldigen (wie sie das von ihren "klienten" dauernd verlangen), fordern die kassenstürzler die plagiat-blogger nun auf, den post zu löschen.

man werde die iPhone-icons wieder rausnehmen, lässt der k-tipp verlauten, weil man wolle ja keine werbung für iPhone machen. bei dieser infantilen aussage bleibt einem schon mal die luft im halse stecken. aber es kommt noch dicker. der kasstensturz schreibt:

Es besteht kein Vertrag zwischen dem K-Tipp und Apple. Deshalb sind auch nie irgendwelche in der Schweiz nicht bestehende Rechte von Apple anerkannt worden.

aha... diese juristische auslegung ist für ein konsumentschutzmagazin doch sehr interessant. dann ist es also so, liebe kasstenstürzler, dass man nur oder vor allem dann etwas kopieren darf, wenn man mit dem urheber keinen vertrag hat? mit anderen worten: sobald ich ein iPhone besitze, darf ich die icons nicht kopieren und wenn ich keins besitze darf ich? dann sind also z.b. all die kopien von rolex-uhren und nike-turnschuhen null problemo, da ja kaum einer der chinesischen fälscher mit rolex oder nike wirklich einen vertrag hat?

mit verlaub, lieber kassensturz, das ist ziemlich grosser unsinn. würde einer eurer "klienten" sowas verzapfen, würde das der ueli schmetzer mit einem ganz hämischen grinsen und einem ganz bösen spruch quittieren.
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19. Januar 2008

Das Magazin im erklärungsnotstand

jetzt mal schön der reihe nach:

das tagimagi lehnte inserate der "erklärung von bern" ab, weil die headlines zu provokant und ausserdem "einfach pubertär" seien. eine der headlines lautete:

"Gewisse Konzerne stinken zum Himmel"

die EvB musste die texte abändern und abtemperieren (z.b. in "Gewisse Konzerne handeln unsauber"), mehr dazu bei der werbewoche und bei persönlich.

soweit so krud. in der heutigen ausgabe druckt das tagimagi unter der rubrik "bekenntnisse" die folgenden aussagen des liedermachers tinu heiniger (den ich sehr mag und mit dem ich in den 80ern eng zusammenarbeitete) ab:

Was ich nicht mag: Vorbeter, Nachahmer, Mitesser, Wiederkäuer, Hochstapler, Einbrecher, Ausgrenzer, Abzocker, Hohlköpfe, Geizhälse, Dumpfbacken, Schulterklopfer, Bauchpinsler, Schlappschwänze, Lahmärsche, Arschlöcher, Haarspalter, Blutsauger, Nervensägen, Schaumschläger, Schleimscheisser, Klugscheisser, Unterhaltungsbrunzer, Papiertiger, Salonlöwen, Finanzhaie, Hornochsen, Graumäuse, Schmutzfinken, Kampfsäue, Kampfhunde, Lumpenhunde, Sauhunde, Lackaffen, Schafsköpfe, Schafseckel und Saubermänner.

mit verlaub, liebes tagimagi: wo ist da der unterschied? im ton? in der aussage? oder vielleicht einfach nur im format (ganzseitige anzeige vs. kleinstrubrik)?

gut – das haus tamedia ist ein gebranntes kind und musste schon so manchen anzeigenboykott durchstehen. trotzdem ist die ablehnung der EvB-inserate resp. deren weichspülung für ein blatt wie das tagimagi doch sehr enttäuschend.

was mich weiter irritiert: meinen post von vorgestern (siehe unten) habe ich auch auf der tagimagi-website eingestellt. diese website zeigt sich seit ein paar monaten als offene plattform, auf der registrierte leser kommentare und eigene beiträge einstellen können. toll. die leserbeiträge werden jeweils auf der frontseite angezeigt. nur meiner nicht.

darum habe ich gestern morgen um um eine erklärung gebeten:

hallo redaktion
ich habe gestern abend unter der rubrik "leser schreiben" einen text auf ihrer website eingestellt. hier.
nun frage ich mich, wann und ob der text auf der frontseite unter der entsprechenden rubrik (unten rechts) angezeigt wird. und wenn nein, warum nicht.
danke für ein kurzes feedback.
mit besten grüssen
christian röthlisberger

eine antwort ist bisher ausgeblieben. über die gründe des redaktionellen tagimagi-schweigens kann ich nur spekulieren:

  • sie waren alle im albisgüetli auf reportage
  • sie haben sich an einen offenen diskurs auf ihrer offenen plattform noch nicht gewöhnt
  • sie sitzen das gezetere eines kleinen bloggers einfach mal aus

wie auch immer – man wundert sich doch sehr...
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17. Januar 2008

Das Magazin (tamedia) zensuriert EvB-Inserat

konsterniert lese ich in der werbewoche, dass das tagimagi ein inserat der Erklärung von Bern EvB zensuriert hat. die ganze geschichte gibts hier.

angsichts dessen, dass der superkapitalismus momentan das gesellschaftliche klima an den rand des wahnsinns treibt und das gebahren gewisser konzerne in der tat zum himmel stinkt, ist es für mich nicht nachvollziehbar, warum ausgerechnet das tagimagi hier zum zensurstift greift.

die begründung, die aussage/headline «Gewisse Konzerne stinken zum Himmel» sei "zu provokant" und ausserdem "einfach zu pubertär" ist doch reichlich an den haaren herbeigezogen. würde das haus tamedia diese linie konsequent durchziehen, müsste es wohl noch so manches inserat ablehnen.

lieber finn canonica – klären sie uns bitte auf, wie das genau gemeint ist.