24. November 2009

sf.tv: berlusconisierung im leutschenbach


jetzt hat sie also gewonnen, die frau jordi.

interessant dabei ist die hemmungslosigkeit, mit der sf.tv dieses unsägliche stück showbiz inszeniert hat:

knapp zwei dutzend artisten dürfen sich mit je einem song live in der sendung vorstellen. göla kam nicht und wurde bestraft, indem man seinen filmbeitrag noch vor dem ende kappte. frau jordi durfte nicht nur singen, sie durfte auch in der talkrunde mit kilchsperger und beni national teilnehmen (in allen sendungen). zum schluss durfte sie als einzige ein zweites mal singen. den einwand von göla und polo hofer, frau jordi werde übervorteilt, tat beni mit "kleinlich" ab und sagte noch: "italien hat berlusconi, wir haben jordi". er merkte nicht, wie wahr dieser kalauer tatsächlich ist.

dieser vorgang, diese wahl ist ein hohn. das sofakonzept mit jordi hat tatsächlich nichts mit einem fairen voting und viel mit einer berlusconisierung der denke im hause leutschenbach zu tun. vor 10 jahren wäre eine so offensichtlich getürkte aufstellung noch nicht möglich gewesen, heute scheinen bei sf.tv zunehmend jegliche ethischen bedenken an die wand gefahren zu sein. wie bei den bankern.

die einzigen glaubwürdigen artisten in diesem billigen affenzirkus waren übrigens gölä und züri west. göla liess mitteilen, er sei lieber mit seiner familie zusammen als an diesem anlass, züri west meldeten sich ins ausland ab (und wurden dann am yb match gesichtet ;-). alle anderen plasticpopper machten sich freiwillig zum partyneger.

dies ist nur das neueste beispiel von sf.tv, bei dem man sich einmal mehr fragt: ist es wirklich die aufgabe eines öffentlich rechtlichen senders, die zuschauer auf diese bedenkliche weise zu unterhalten? wohl kaum.

gleicht man diesen vorgang mit dem leitbild der srg ab, wird die schere von sein und schein erst richtig deutlich. dort werden die werte des unternehmens in 5 leitsätze gepackt: glaubwürdigkeit, unabhängigkeit, vielfalt, kreativität und fairness. nichts davon war im fall jordi spürbar, im gegenteil. das format, der moderator, das sofa – alles unglaubwürdig, einfältig, unkreativ, inkompetent und erst noch offensichtlich unfair.

wir brauchen ein solches staatsfernsehen nicht. es ist nicht aufgabe des staates, fernsehformate zu produzieren, die auf dem mist der unterhaltungsindustrie gewachsen sind, auf so tiefem niveau daherkommen und den letzten dreck als unterhaltung anmalen. es reicht, wenn das die privaten tun.

sf.tv inszeniert und hypt ein startum, das für den sozialen zusammenhalt und die entwicklung der jugend alles andere als förderlich ist. in diese kategorie gehört neben der jordi show nicht nur das unsägliche format musicstar, sondern auch peinlichkeiten wie glanz & gloria, grand prix der volksmusik oder die miss schweiz wahl. alles formate, die nichts anderes tun als dem cervelat-showbiz zudienen und ein bildungsfernes publikum noch träger macht, als es eh schon ist.

liesse man all diese wischiwaschi-cervelatpromis weg, könnte man das ganze sf.tv auf die hälfte runterfahren und einen coolen informations-, bildungs- und kultursender daraus machen.

ich weiss, das ist pures wunschdenken. zu radikal. wobei: es sind an allen ecken und enden dieser gesellschaft unkonventionelle lösungen gefragt. anders ist die tsunamihafte weltproblemliste nicht in den griff zu kriegen. wenn überhaupt.

übrigens: berlusconi ist soeben vom italienischen rolling stone zum rockstar des jahres gekürt worden. frau jordi, so ist zu vernehmen, hat dem cavaliere per sms gratuliert.

ts...
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22. November 2009

schweinebutton aka armbinde


schweingrippe auf allen kanälen. grässlich.

und jetzt noch dieser button* aka armbinde. total daneben.

wo soll das noch hinführen?

* herausgegeben vom kinderspital zürich, bild: ausriss NZZaS
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21. November 2009

wie die netzwerkkultur die gesellschaft verändert

ein sehr interessanter und erhellender vortrag (35') von peter kruse*. für netzbewohner und solche, die es immer noch nicht wahrhaben wollen: es bleibt nichts, wie es war.



hier die charts zum vortrag (am bildrand kann man blättern):

Lpr Forum Medienzukunft


* Peter Kruse ist ein deutscher Psychologe mit dem Schwerpunkt Komplexitätsverarbeitung in intelligenten Netzwerken sowie Leiter des Methoden- und Beratungsunternehmens nextpractice in Bremen. Kruse lehrt als Honorarprofessor für Allgemeine und Organisationspsychologie an der Universität Bremen. Im Rahmen seiner interdisziplinären Tätigkeit widmet er sich vor allem der Nutzung von kollektiver Intelligenz zur Förderung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse.

via leander wattig
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5. November 2009

katholischer medienpreis für andré marty


bloggerkollege andré marty erhält den katholischen medienpreis 2009. nicht explizit für sein blog, sondern für seine tätigkeit als nahost korrespondent des schweizer fernsehens.

die bischöfe begründen ihre wahl u.a. so:

Mit der Verleihung des Medienpreises werde die «unparteiische und mutige Berichterstattung» Martys gewürdigt … Marty zögere nicht, sich zu exponieren, wenn es seine Tätigkeit als Journalist erheische.

das kann man so sagen.

auch den bischöfen dürfte jedoch nicht entgangen sein, dass sich andré vor allem auch in seinem blog exponiert.

hier die ganze sda meldung:

Bern (sda) Der Katholische Medienpreis 2009 geht an den Schweizer Fernsehjournalisten André Marty. Mit dem Preis zeichnet die Medienkommission der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) die Arbeit des Korrespondenten des Schweizer Fernsehens SF aus, der von Israel aus über das Geschehen im Nahen Osten berichtet.

Mit der Verleihung des Medienpreises werde die «unparteiische und mutige Berichterstattung» Martys gewürdigt, heisst es in einer SBK-Mitteilung vom Donnerstag. Marty zögere nicht, sich zu exponieren, wenn es seine Tätigkeit als Journalist erheische.

«Er versteht es ausgezeichnet, über das politische Geschehen und über die Situation der Religionsgemeinschaften im Nahen Osten zu berichten.» In den Beiträgen Martys spiegle sich die Vielschichtigkeit der Probleme des Zusammenlebens der Völker und Religionsgemeinschaften im Heiligen Land und die Bedeutung der Präsenz der christlichen Minderheit «als Sinnbild für die Hoffnung des Evangeliums auf Frieden für alle Menschen».

Marty wird den Medienpreis am 30. November in Luzern in der Hofkirche aus den Händen des Medienbischofs Dr. Peter Henrici entgegennehmen.


ich gratuliere andré herzlich zu dieser auszeichnung.
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3. November 2009

damen, amen


das schweizer zentralorgan für die modern getunte frau, die annabelle, hat eine neue website gelauntscht. zu diesem anlass hat man sich ein extraordinäres give away einfallen lassen: den annabelle frauen-browser.

an fraunendisco, frauenboxen und frauen als fussballmoderatorinnen hatten wir uns ja schon fast gewöhnt. aber auf einen frauenbrowser waren wir nicht gefasst. eine ganz neue dimension der emanzipation 2.0 ist da am anrollen.

bald wirds bei itunes die ersten frauen-app's geben (the next shoe shop). bei tomtom ein frauen-navi (empfiehlt nur breite strassen). bei amazon einen frauen-kindle (zeigt nur kurze sätze).

dass ich das noch erleben darf.
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2. November 2009

es gibt nichts, was es nicht gibt: fliegenflieger


vor ein paar wochen hab ich aus jux diese bastelanleitung ins blog gestellt.

und jetzt das:



merke: es gibt nichts, was es nicht gibt.

via @eichbornverlag
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jenny holzer


die konzeptkünstlerin jenny holzer beeindruckt mich seit langer zeit. sie hat einen faszinierenden weg gefunden, sprache ins zentrum ihres schaffens zu stellen. seit den 80ern macht sie mit ihren "truisms" (oben) und installationen furore.

aus anlass ihrer ausstellung im musem beyeler (bis 24.1.2010) hat sf.tv eine wunderbare dokumentation über die künstlerin gezeigt. wer sich für sprache und kommunikation interessiert – gucken.
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1. November 2009

und jetzt sowas


interlaken ehrt seine beiden musiker hanery ammann und polo hofer, den vätern des schweizer mundartrocks, mit einem nach ihnen benannten platz: ammann-hofer-platz.

nicht am stadtrand, sondern mitten im zentrum. nein, die beiden musiker sind noch nicht tot, sie durften "ihren" platz auch gleich selbst mit einem grossen volksfest einweihen – toute interlaken war auf den beinen.

ein ein- und erstmaliger vorgang, vielleicht sogar weltweit. zeitgenössischen musikern werden ja heute eher selten ganze plätze an bester citylage zugedacht. schon gar nicht an rockmusiker. und erst noch lebende. – hut ab, interlaken.

polo hofer hatte zu diesem grossen ereignis den richtigen satz parat: