19. Oktober 2010

radiowerbung

die radiowerbung fristet in der schweiz ein bisschen ein mauerblümchendasein. es gibt wenige gute und noch weniger herausragende radiospots. das hat verschiedene ursachen, aber es gibt gründe zur hoffnung. einer davon ist markus ruf resp. die werbeagentur ruf lanz, die radiowerbung überdurchschnittlich oft und überdurchschnittlich kreativ einsetzt.

markus ruf war kürzlich gast in roger schawinskis talksendung doppelpunkt auf radio1. ruf erzählt (in schweizer mundart) über das wesen von radiowerbung und präsentiert/kommentiert ein gutes dutzend herausragende und witzige radiospots. für an werbung interessierte menschen eine sehr interessante und gleichsam unterhaltende sendung.

hier als mp3 downloaden oder hier online hören (sendung vom 10.10.2010) oder bei itunes holen.

viel spass.
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14. Oktober 2010

sf.tv: kein sendungsbewusstsein am gotthard


die sondersendung des wissenschaftsmagazins einstein, die uns sf.tv heute abend anlässlich des morgigen hauptdurchstichs am gotthard serviert hat, vermittelt viele spannende details rund um dieses gigantische hightech bauwerk, mit dem sich unsere gute alte eidgenossenschaft wiedermal weltweit positiv ins gerede bringen wird.

die leutschenbacher dokusoaper haben sich – in einer 90minütigen sondersendung – viel mühe gegeben, das eine oder andere detail zu dokumetieren. von der heilgen barbara über das österreichische tunnelbauerdorf bis zu spannenden hightechlösungen.

fehlen durften aber auch nicht die frage nach “frauen im tunnelbau” und das schicksal von tunnelphobikern in einem 57km langen tunnel (dargestellt mit einer frau, die einen bmw suv fährt). beides total unnötig, weil von wenig relevanter brisanz für das morgen anstehende jahrhundertereignis. aber henusode, das ist leutschenbach, wie es leibt und lebt.

aber auch wenn diese typisch einsteinschen unnötigkeiten nicht vorhanden wären, fällt mir wiedermal eines auf: der kommentar aus dem off ist hochdeutsch, die vielen interviewten protagonisten dürfen sich aber in mundart äussern. diese sprachliche zweiteilung werde ich nie begreifen. geradezu abstrus ist sie  bei sf.tv in sportübertragungen, in denen der moderator hochdeutsch spricht und der co-moderierende experte in mundart mitplaudert. seltsamer geht nicht, ist aber in sportübertragungen eigentlich egal.

bei einer 90minuten extrasendung des flaggschiffs der wissenssendungen auf unserem staatlichen tv-kanal ist das aber nicht egal. immerhin betreibt sf ein vorbildliches videoportal, das vorläufig noch nicht vom depuplikationswahn à la deutschland betroffen ist. da der gotthard in den nächsten tagen international in den medien sein wird (resp. schon ist), wird es den einen oder anderen ausländischen internet user auf das sf videoportal verschlagen. er wird die einstein doku aber nach wenigen minuten wieder wegklicken, da von den gut 100 millionen deutschsprachigen europäern kaum 2% die vielen mundart statements in dieser doku verstehen werden.

da stimmt im leutschenbach etwas am sendungsbewusstsein nicht, finde ich.
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9. Oktober 2010

indiana jones der kulinarik trifft gemüsefetischist in istanbul


in der woche 1 nach der neuen online strategie des magazins (na ja, strategie...?) sehe ich mich nicht imstande, mit dem kopfschütteln aufzuhören.

aus anlass des bevorstehenden hauptdurchstichs am st. gotthard serviert uns das magazin eine preisgekrönte fotoserie von der tunnelbaustelle, geknipst von milo keller, der sein geld normalerweise als fotograf in der haute couture verdient und auch schon für nestlé abdrücken durfte, wie man im teaser ausdrücklich bemerkt. aber eigentlich interessiere er sich mehr für supertanker, staudämme, "grosse dinge" eben. mit welchem preis genau diese fotoserie ausgezeichnet worden ist, erfahren wir nicht. war es vielleicht ein voting bei flickr?

die serie besteht aus fünf bildern, die ich hier mal selbstbewusst als eher mittelmässig bezeichnen möchte. weitere bilder darf man aber via ipad app ansehen (siehe ausriss oben), ein klassischer mehrwert. den aber nur sehr wenige leserinnen und leser werden nutzen können. denn das tagimagi hat eine auflage von 530'000 und ipads gibts in der schweiz gerade mal 60'000. schätzen wir mal grosszügig die hälfte dieser ipad user als am magazin interessierte menschen ein, dann ist dieser online-mehrwert gerade mal für gut 5% der magazinkunden überhaupt erreichbar. und auch das nur gegen zusätzliche bezahlung. denn selbst abonnenten müssen bis auf weiteres chf 1.10 pro ipad-ausgabe bezahlen.

darüber haben sich viele tagimagikunden aufgeregt. die kommentare auf der magazin website und anderswo sind grösstenteils negativ bis gehässig. ich vermute, dass das magazin auch haufenweise mails von ungehaltenen abonnenten bekommen hat. immerhin steht in der neuesten ausgabe im editorial dieser text (dort stehen sonst SEHR selten solche sachen):


haha, "einige abonnenten"... öhm, würde mich mal interessieren, wieviel denn "einige" von ein paar hunderttausend sind.

keine frage, die vergabe von ein paar hunderttausend passwörtern für abonnenten von vier zeitungstiteln ist it-technisch kein spaziergang. ich bin mal gespannt, ob und wann und wie sie das hinkriegen (ohne dass das passwort schon jeweils am freitagabend rumgetwittert wird ;-).

wie auch immer, man wird den eindruck nicht los, dass sich tamedia erst jetzt, wo die reklamationen reinhageln, um dieses abonnentenproblem kümmert. denn es war ja für jeden juniormarketer absehbar, dass das die wenigsten kunden wirklich gut finden. wenn man die kundenschelte schon kommen sieht, könnte man ja von anfang an darauf eingehen. oder das passwortproblem vorher lösen. oder die paywall erst dann hochziehen, wenn das passwortproblem gelöst ist. ganz zu schweigen von einer iphone app und vielleicht noch einer android app, die man vielleicht gleichzeitig hätte anbieten können. ganz zu schweigen von den vielen kioskkäufern. gut, da kann man noch behaupten, man könne diese mit einem gratispasswort als neuabonnenten gewinnen. was aber angesichts der eher beschränkten technischen erreichbarkeit von nur gut 5% der zielgruppe (siehe oben) doch eher etwas dilettantisch anmutet.

noch schlimmer als die lamentohafte kundenansprache im heft ist übrigens diejenige online:

meine güte... drei ganze zeilen – an die abonnenten des "tages-anzeigers", eine so furztrockene kundenansprache (headline) sieht man wirklich selten. zudem ist sie irgendwie falsch, weil die abonnenten von bund, bz und baz einfach ausgeblendet werden. es fehlt die angabe eines zeithorizonts, der im heft ja genannt wird (einige wochen). dafür gibts eine dümmliche ausrede von wegen technischen gründen, von denen im print nicht resp. ganz anders die rede ist (siehe ausriss weiter oben). ziemlich lustlos hingeschlenzt ist das, so in der art "soll sich der kunde doch sein dämliches ipad irgendwohin stecken".

nun ja, dafür hat man, wie der chefredaktor ebenfalls im editorial mitteilt, einen neuen-alten-festen-freien mitarbeiter angeheuert. christian seiler aus wien, ehemals magazin redaktor und chefredaktor beim du. eine sog. edelfeder. er wird beim magazin künftig über essen schreiben, was ja bekanntlich die zweitbeliebteste tätigkeit des menschen sei, und, so der chefredaktor wörtlich, herr seiler werde den "india jones der kulinarik" geben. müssen sich edelfedern jetzt generell mit solchem unsinn ankündigen lassen?

der erste text (8 seiten) von indiana jones handelt heute vom "besten restaurant der welt". was ich für die vermutlich dümmste behauptung halte, seit es diese abgehobene und sinnentleerte schickimickijournaille gibt. wenn die von irgendwas sagen, es sei das beste der welt, kann das nicht seriös sein. ganz geil ist der lead:

Das momentan beste Restaurant der Welt bricht mit allen Manierismen der Spitzengastronomie – und wird so zur "moralischen Anstalt".

moralische anstalt? was auch immer damit gemeint ist, man fragt sich, was sie beim magazin wohl in den lead schreiben, wenns wirklich mal um eine art moralische anstalt geht und nicht um ein ganz normal gehyptes gourmetrestaurant in kopenhagen. statt den text von indiana jones zu lesen hab ich mir die website dieser moralischen anstalt angesehen. sie ist miserabelst. trotzdem kostet ein 7-gang menu im NOMA 140 euro, der passende wine course dazu 120. dieser besteht aus 7 gläsern unterschiedlicher weine, was nur neureiche prolls wirklich gut finden können. henusode – hauptsache die moral bleibt in der anstalt.

angekündigt wird übrigens noch, dass der indiana jones der kulinarik demnächst – achtung, kein witz – über einen gemüsefetischisten aus istanbul schreiben und im thailändischen dschungel den wok entmystifizieren wird. ist das nicht geil? den wok entmytifizieren... mit allen manierismen brechen... und der gemüsefetischist kommt aus istanbul. wahnsinn. da habt ihr eure leser (aka kunden) aber brutalstmöglich zugeteasert. da darf man wohl – als magazinleser der ersten stunde – brutalstmöglich zurückbloggen.

was auch noch auffällt diese woche im printmagi: keine leserbriefe. null. ist das ein sonderheft und ich habs nicht gemerkt? oder konnte man sich unter den vielen zuschriften zu dieser skurrilen ipad strategie einfach nicht für die passenden fünf entscheiden? oder haben sie sie einfach vergessen? oder abgeschafft? oder wie?

was ich nicht verstehe: wie kann man mit einer alten und wertvollen premium marke nur solchen unfug anstellen?

+ + + + +

update: ach ja, diese üble magazin-geschichte war ja auch noch.
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7. Oktober 2010

deal




winterferien?

in meinem liebhaberprojekt autofreieorte.com gibts ein gutes angebot: 10% rabatt auf alle hotelbuchungen in der schweiz bei ebookers.

gut – über sylvester ist in den autofreien winterdestinationen via buchungsportale nichts mehr zu wollen. in der neujahrswoche auch nicht. aber z.b. ab 16.1.11 wäre eine woche im schlosshotel tenne (****) in zermatt noch ein doppelzimmer für chf 2’160 zu haben. du sparst 200 bucks.

deal?

hier gehts zum promotion-code.
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6. Oktober 2010

ipad apps von nzz und tamedia: der grosse unterschied


interessant – die zwei zürcher platzhirsche tamedia und nzz lancieren innerhalb dieser woche je eine ipad app.

die tamedia bietet das magazin online ab sofort nur noch als kostenpflichtige ipad app an. die einst revolutionäre und vorbildliche publikation des ganzen heftes auf der website wird – nach dreieinhalb jahren – eingestellt. die mitteilung an die user lautet kurz und bündig so. das feedback der perplexen user steht hier. skurriles detail am rande: das magazin hat eine bezahlte printauflage von 530'000, ipad besitzer gibt es in der schweiz momentan ca. 60'000. mit anderen worten: ein grossteil der tagesanzeiger kunden wird online keinen zugriff mehr auf das magazin haben und die anderen auch nur gegen aufpreis.

die nzz kommt mit einer ipad app, die noch etwas unausgegoren sein soll, dafür aber ein kreatives angebot mit einschliesst. man kann ein abo lösen und bekommt ein ipad dazu (bundle) oder man kann ein sog. hybridabo lösen, das von montag bis freitag elektronisch und am wochenende als printausgabe ausgeliefert wird. sehr clever.

damit ist ausgerechnet die alte tante nzz mit der innovativsten lösung am start. zumindest in der schweiz. vermutlich aber auch weit darüber hinaus. da wird noch das eine oder andere europäische verlagshaus genauer hinschauen.

aber das ist noch nicht alles. der nzz kunde bekommt nicht nur ein tolles digitales angebot, sondern auch noch ein sehr ehrliches und offenes blogpost des verantwortlichen leiters digitale medien, peter hogenkamp. peter ist ein erfolgreicher usability spezialist, ein visionärer blogpionier und seit ein paar monaten bei der nzz als leiter digitale medien tätig. er weiss, wie man netzbewohner anspricht und schafft das selbst aus einem grossen verlag heraus hervorragend.

unterschiedlicher könnten die beiden produkte und die kommunikation dazu nicht sein.
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