14. Oktober 2010

sf.tv: kein sendungsbewusstsein am gotthard


die sondersendung des wissenschaftsmagazins einstein, die uns sf.tv heute abend anlässlich des morgigen hauptdurchstichs am gotthard serviert hat, vermittelt viele spannende details rund um dieses gigantische hightech bauwerk, mit dem sich unsere gute alte eidgenossenschaft wiedermal weltweit positiv ins gerede bringen wird.

die leutschenbacher dokusoaper haben sich – in einer 90minütigen sondersendung – viel mühe gegeben, das eine oder andere detail zu dokumetieren. von der heilgen barbara über das österreichische tunnelbauerdorf bis zu spannenden hightechlösungen.

fehlen durften aber auch nicht die frage nach “frauen im tunnelbau” und das schicksal von tunnelphobikern in einem 57km langen tunnel (dargestellt mit einer frau, die einen bmw suv fährt). beides total unnötig, weil von wenig relevanter brisanz für das morgen anstehende jahrhundertereignis. aber henusode, das ist leutschenbach, wie es leibt und lebt.

aber auch wenn diese typisch einsteinschen unnötigkeiten nicht vorhanden wären, fällt mir wiedermal eines auf: der kommentar aus dem off ist hochdeutsch, die vielen interviewten protagonisten dürfen sich aber in mundart äussern. diese sprachliche zweiteilung werde ich nie begreifen. geradezu abstrus ist sie  bei sf.tv in sportübertragungen, in denen der moderator hochdeutsch spricht und der co-moderierende experte in mundart mitplaudert. seltsamer geht nicht, ist aber in sportübertragungen eigentlich egal.

bei einer 90minuten extrasendung des flaggschiffs der wissenssendungen auf unserem staatlichen tv-kanal ist das aber nicht egal. immerhin betreibt sf ein vorbildliches videoportal, das vorläufig noch nicht vom depuplikationswahn à la deutschland betroffen ist. da der gotthard in den nächsten tagen international in den medien sein wird (resp. schon ist), wird es den einen oder anderen ausländischen internet user auf das sf videoportal verschlagen. er wird die einstein doku aber nach wenigen minuten wieder wegklicken, da von den gut 100 millionen deutschsprachigen europäern kaum 2% die vielen mundart statements in dieser doku verstehen werden.

da stimmt im leutschenbach etwas am sendungsbewusstsein nicht, finde ich.
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4 Kommentare:

  1. Ich finde Mundartinterviews gut, weil authentisch, und meist besser. Ich finde sogar: Sie sollten auch englisch- und französischsprachige Interviews 1:1 senden. Es braucht keine vertonte Übersetzung. Das einzige, was es braucht (auch bei den Mundart-Interviews): Untertitel auf Hochdeutsch.

    In Holland machen sie das mit deutsch und englisch auch. Funktioniert problemlos und leistet erst noch einen Beitrag zur Sprachbildung der Bevölkerung.

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  2. stimmt, untertitel wären eine gute lösung.

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  3. Untertitel geht bei aufgezeichneten Beiträgen, nicht aber bei Live-Sendungen, wie das heute der Fall war.

    Der Durchstich wurde übrigens auch live auf Euronews gezeigt - mit dem schweizerdeutschen Kommentar! Schaurig, schaurig...

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  4. In 3Sat kommen jene Sendungen von SF mit Schweizerdeutschen Kommentaren auch jeweils untertitelt.

    Fehlt nur noch, das sie in den Sportübertragungen den Herrn Sutter (a.k.a.: Susi vo Bümpliz) untertiteln. Dessen verzürchertes Berndeutsch sollte man sowieso gänzlich filtern (..mal abgesehen vom inhaltlichen, das aber auch nicht besser ist). Den für einen echten Berner wie mich hört sich das schlimmer an, als wenn derselbe versuchen würde, hochdeutsch zu sprechen.
    Aber: henusode...

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