31. Mai 2009

weltwoche: köppel gibt den werbespotsprecher


roger köppel hat jetzt ein eigenes videoblog (a sort of), das er aber videokommentar nennt. wöchentlich. wie die kollegen von infamy schon bemerkt haben, ist aber auch die zweite ausgabe hundslausig gemacht. da stehen einem die haare zu berge, wenn man sieht, wie dem herrn köppel die haare zu berge stehen. hats da keine sekretärin, die den mann vorher schnell kämmt? warum schickt ihn seine frau nicht zum coiffeur? gut, spielt eigentlich keine rolle. die fixe kameraeinstellung ist dermassen ohne jeden ansatz von bildkomposition gewählt, dass die unpassend unordentliche frisur auch nicht mehr gross stört:



produziert wurde dieses rundum schlecht gemachte video nicht von einem überforderten weltwochepraktikanten, sondern von der axel springer schweiz ag, die in solchen dingen (der herstellung von medienprodukten) nicht unbedingt eine anfängerbude ist – denkt man. erstaunlich, dass die sich trotzdem getrauen, sowas pfadihaftes überhaupt abzuliefern und zu veröffentlichen. jede jungvideocompany hätte mehr ehrgeiz, diesen prominenten medienmann zumindest halbwegs professionell in szene zu setzen. dass köppel diese totale nichtqualität auch noch einkauft und veröffentlicht, sagt viel aus über sein verständnis von diesen neuen medien.

interessant auch, dass der videokommentar auf der weltwoche website meisterlich versteckt ist. man findet den link dazu erst auf der auorenseite von roger köppel, wo man ihn aber nicht wirklich sucht. wenn der scheff himself schon einen wöchentlichen videokommentar zum besten gibt, sollte der wenigstens prominent angeteasert werden.

war die erste ausgabe noch halbwegs ein kommentar, ist köppels neues spielzeug inhaltlich bereits in der zweiten ausgabe zum langfädigen werbespot für die neueste weltwoche geschrumpft. es geht dabei ganz monothematisch um den fall kurras (den als stasispitzel enttarnten polizisten, der benno ohnesorg erschossen hat). köppel bemerkt zwar, dass der fall hochbrisant sei, aber im grund erzählt er einfach ein bisschen die geschichte drumrum und kündigt dann eine grossangelegte und hochbrisante berichterstattung dazu an. von kommentar im klassischen sinn ist da kein wort zu hören. wie der gute dazu kommt, einen solch simplen werbespot als videokommtar zu verkaufen, bleibt wohl sein geheimnis. er wird aber bestimmt noch lernen, dass ein wöchentlicher videokommentar mit substanz nicht in 5 minuten produziert ist.

der hammer ist übrigens auch der werbespot vor dem kommentar des scheffwöchelers. absender: die handelsschulorganisation schweiz, eine businessschule. wenn die ihre schäfchen so ausbilden, wie sie dafür werben, kann ich diese schule nicht empfehlen resp. warne ich vor dem besuch derselben. vor allem der gesungene slogan ist unter aller sau – unglaublich.
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30. Mai 2009

verheerend: die sucht nach macht

bild: tagesanzeiger magazin/helmut wachter

"Schaut, ich rauche, seit ich sechzehn bin. Das ist meine Sucht, übrigens keine besonders schlimme. Und jetzt will man sie mir nehmen. Weshalb? Man kann den Kampf gegen eine Sucht als politisches Instrument einsetzen — letztlich, um von der verheerendsten aller Süchte abzulenken, der Sucht nach Macht."

paul parin, schweizer jahrhundertdenker und psychoanalytiker, in einem gespräch mit dem tagesanzeiger magazin.

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29. Mai 2009

wenn die villenviertel brennen


constantin seibt, einer der herausragenden tagi-journalisten, hat einen vortrag des management beraters fredmund malik besucht und darüber eine höchst lesenswerte reportage geschrieben. malik hat schon vor zehn jahren vor dem börsencrash gewarnt und ist heute "der mann der stunde". der vortrag fand im rahmen eines lunchs des businessclubs zürich statt (oswald grübel war auch da).

seibt hat beim lunchen die aussage eines tischnachbarn aufgeschnappt, die man sich mal auf der zunge zergehen lassen muss:

Über dem Dessert sagte mein Tischnachbar plötzlich: «Was meine besten Kunden an der Finanzkrise wirklich fürchten, sind die Aufstände.» – «Aufstände? Das ist nicht Ihr Ernst», sagte ich. «Doch», sagte er. «Sie würden sich wundern, wie viele reiche Leute sich kleine Zweitwohnungen in Mittelklassquartieren gekauft haben. Damit sie dort untertauchen können, wenn die Villenviertel brennen.»

tja, wenn das so ist, sollte man doch für diese leute (achtung: geschäftsidee) benimmkurse für das unauffällige leben in mittelstandsquartieren anbieten. sonst werden die armen reichen noch blöd angeschaut, wenn sie in der eckkneipe 10 franken trinkgeld auf den tisch legen und bei aldi mit dem maybach vorfahren.
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28. Mai 2009

martina hingis: ein kind als geschäftsmodell

sportler fallen ja selten durch besonders geistreiche aussagen auf. im gegenteil, manche fallen durch absolut unübertreffbaren blödsinn auf, den sie von sich geben.

heute war martina hingis dran, die wegen kokain gesperrte schweizer tennisspielerin. sie gab dem tagesanzeiger ihr erstes grosses interview nach der sperre (2007) und sondert da einen satz ab, der mir den atem stocken lässt – nicht zuletzt auch deshalb, weil der interviewer da nicht mit einem lauthalsen WIE BITTE? nachfragt.

es geht um diese frage resp. antwort:

Sie wollen nicht, wie einst Ihre Mutter, als Trainerin an Turniere reisen?
Nein, da würde ich lieber selber spielen. Manchmal denke ich, das Gescheiteste wäre, selber eine Familie zu gründen und mit dem eigenen Kind etwas zu unternehmen. Da hat man die grösste Kontrolle.

mit anderen worten: frau hingis kann sich vorstellen, ein eigenes kind vom ersten tag an auf eine tenniskarriere hin zu erziehen. ok, das tun andere leute auch, mehr oder weniger ernsthaft. aber sowas in inem inerview auch noch laut zu denken, ist doch ein wenig krud, oder?

weit ist es da nicht mehr bis zum designerbaby. – mit einer samenbank könnte die atp vielleicht die demnächst wegbrechenden sponsorengelder ersetzen. und die wta könnte begabte, aber finanziell erfolglose spielerinnen als leihmütter für durchgeknallte oligarchen anbieten. neue geschäftsmodelle sind ja heutezutage überall gefragt.
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19. Mai 2009

hochparterre: kontent top, der rest ein flop


ich wollte schon lange einmal auf den videocast des doyens der schweizer architekturkritik hinweisen. benedikt loderer ist der gründer der zeitschrift hochparterre, wo er eine sehr spitze feder führt und den akteuren seit gut 20 jahren die leviten liest (à la reisst die hardbrücke ein).

alle 14 tage stellt sich loderer mit der narrenmütze vor die kamera und erzählt etwas über reale schweizer architektur. sehr kompetent natürlich, sehr kurzweilig und mit viel ironischem schalk tut er das. man hört ihm gerne zu und man lernt viel. auch wenn die videocasts manchmal nicht superdeluxe gefilmt oder vertont sind – egal, der kontent ist erstklassig.

schade ist allerdings, dass dieser videocast etwas lieblos und ohne jede zusätzliche aufbereitung ins netz gestellt wird. in der neusten ausgabe z.b. empfiehlt loderer den soeben erschienenen metrobasel comic und bringt sogar ein interview dazu mit dem stararchitekten und co-autor jacques herzog. toll wäre jetzt, wenn wir auch noch erfahren würden, wo man die publikation bestellen kann.

am schluss des videocasts bringt loderer jeweils "stadtwanderers marschbefehl", einen tipp für einen architektur- oder designausflug, auch dies perlen von einem der besten kenner der szene. dieser architekturausflugstipp beginnt immer so: "stellen sie den computer ab, erheben sie sich, nehmen sie den zug und fahren sie nach...". zwar werden manchmal in einem einblender kurz die nötigen infos gezeigt, aber dort nützen sie nix. diese infos hätten wir gern separat, liebes hochparterre. ungefähr so wie die da es machen.

und wenn wir schon dabei sind: die hochparterre website ist ein usabilitytiefflieger sondergleichen, der einem magazin für architektur schlecht ansteht, finde ich. man weiss nie genau, wo man ist und warum. wie in einem haus, an dem ständig angebaut wurde und das sich mit der zeit in ein labyrinth verwandelt. die seite ist auch ein designverbrechen, nicht nur die in der rechten seitenleiste reingepappten partnerlogos sehen ziemlich hässlich aus. man wundert sich doch ein wenig, dass ausgerechnet DIE design- und architekturinstanz mit so einer schlechten website auftritt.
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17. Mai 2009

the great medienabbauschlacht part two

am 26.11.08 sah die liste des medienspieglers so aus:


6 monate später so:



bitte hierlang

ps: haben sie ihr alternatives medienpackage schon geschnürt? was lesen sie in 3 jahren zu ihren drei morgenkaffes mit 7 morgenzigis? bald wird nix mehr über sein von dieser branche, sehen sie sich vor.
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abschreiben am sonntag

die schweizer pressevielfalt am abstimmungssonntag sah im internet gerade so aus:

tagesanzeiger/newsnetz:


20min aus dem gleichen verlag:



weiter so, jungs.

ts...
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14. Mai 2009

hallo moritz, hallo uvek, hallo weltwoche

Twitter-Tipps für Moriz Leuenberger from David Worni on Vimeo.

die twittergemeinde lacht sich schräg ab dem uvek, unserem bloggenden medienminister seinem amt, das sich hartnäckig um die eigentlichen funktionsweisen von twitter foutiert. sie twittern nämlich ausschliesslich links zu ihren pressemitteilungen und das auch noch dreisprachig im gleichen stream – pro sprache ein tweet. es findet null kommunikation statt, das uvek interessiert sich nicht mal dafür, was andere twitterer sagen und folgt gerade mal 0 leuten.

nicht ganz so krass aber fast tummelt sich köppels weltwoche bei twitter. auch diese crew twittert zu über 90% reine werbelinks zum eigenen blatt. und begründet dies lapidar mit zeitmangel und fehlendem budget.

meine these: sie habens einfach noch nicht begriffen. warum sich das prominente blatt und das exponierte uvek trotzdem mit einem so halbbatzigen twitterkanal blamieren, ist mir allerdings ein rätsel.

um das schlimmste zu verhindern hat @dworni einen witzigen webcast gemacht (oben klicken).
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9. Mai 2009

stevie ray vaughan


fast 3'000 konzerte von unzähligen rock, jazz und pop cracks kann man bei wolfgangsvault.com streamen (hab ich ja schon vor ein paar tagen empfehohlen). ein unerschöpflicher fundus. und man kann die songs auch einbetten – was wir hiermit versuchen:







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2. Mai 2009

das blog für autofreie ferienorte


mein projekt AutofreieOrte.com startet zwar erst in einigen wochen, hat jetzt aber schon mal ein blog bekommen. ein provisorisches... wo jetzt etwas zur idee drinsteht.
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web trends 09: eine denkschleife


was sind die web trends 09? diese frage stellt turi2 an prominente webworker. die antworten könnten unterschiedlicher nicht sein. die klugste, finde ich, kommt von peter hogenkamp: "allways on" ortet er als wichtigsten trend 09.

bei allem interesse an diesen ausufernden trenddiskussionen vermisse ich bei den herren meinungsführern 2.0 doch hin und wieder den bezug zur realität. man hört sie (zu) oft über trends und konzepte schwadronieren und (zu) wenig über konkrete, real umgesetzte und funktionierende projekte berichten.

warum eigentlich? ob twitter immer noch ein geheimtipp oder schon im mainstream angekommen ist, finde ich viel weniger spannend als die z.b. die frage, wer twitter erfolgreich für eine bestimmte kommunikationsaufgabe einsetzt und wie. oder wer mit einem blog welche wirkung erzielt und warum. oder wie die sog. crossmedialen konzepte denn nun in der tiefe der realwirtschaft umgesetzt werden.

mit anderen worten: die permanente diskussion über irgendwelche trends oder etwa die krude behauptung "blogs sind tot" halte ich weitgehend für abgehoben und realitätsfern. zumindest hier in europa ist der standard an webkompetenz (bei den bürgern, in der wirtschaft) immer noch der, dass heute zwar jeder weiss, wie man ein ferienfoto an ein mail angängt – das wars dann aber auch schon.

angesichts dieses bedenklichen zustands 1.0 kommen mir die grossartigen debatten 2.0 manchmal vor wie eine denkschleife am rand der realität.
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1. Mai 2009

konzertmitschnitte – tons of


allein von miles davis hat es bei wolfgangsvault.com konzertmitschnitte von gut 7 stunden länge, alle aus den frühen 70ern. heute nachmittag hab ich ein konzert von stevie ray vaughan und eines von grateful dead gehört und heute abend zum kochen ein halbes von bob marley, live in der boston music hall 1978. der hammer.

das angebot ist für liebhaber von konzertmitschnitten fast schon eine akustische überflutung:



die zahl in der klammer meint die anzahl konzerte – bitte hierlang.

via @MatthiasG
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