30. September 2008

the box: bbc schickt container um die welt


als ehemaliger frachtfahrer und schleusenwärter schaut man natürlich täglich, wo sich the box gerade befindet.

die britische bbc hat vor ein paar tagen einen container – the box – auf grosse fahrt geschickt. ausgerüstet mit einem gps, angemalt mit dem weltberühmtesten aller medienlogos. erster zielhafen ist shanghai, geliefert wird schottischer whisky. im moment ist the box im mittelmeer mit kurs auf den suez kanal. falls der frachter im golf von aden nicht von piraten gekapert wird (jetzt, wo sie wissen, dass da whisky drin ist... heikel), wird die bbc box in china neu beladen und schippert dann weiter über die weltmeere.

die einjährige reise des containers wird laufend dokumentiert und darum herum erscheinen storys zum thema globalisierung. von bbc journis an den jeweiligen häfen, von experten, von betroffenen, in videos, print- und online artikeln und mit beiträgen der leser. die box auf allen kanälen, ein jahr lang. nicht schlecht.

vorausgesetzt, dass die globalisierung nicht gerade in den nächsten tagen zusammenbricht und die chinesen den whisky noch bezahlen können, ist das ein vielversprechendes projekt. als ehemaliger gast auf einem kleinen frachtschiff kann ich nachvollziehen, dass der container als solcher das wesen der globalisierung entscheidend geprägt hat (lange bevor die ict resp. das internet die ganze schose radikal beschleunigt hat) und heute eines der stärksten symbole für die weltweiten warenströme ist.

wer die globalisierung wirklich fühlen will, der setze sich für eine woche in ein frachtschiff. oder für ein paar stunden auf die landungsbrücken im hamburger hafen. da erst werden die gigantischen dimensionen sicht- und spürbar. hier in der schweiz sehen wir davon hächstens mal einen güterzug mit containern vorbeirasen. auch wenn er nichtendenwollende 800 meter lang ist – ein klacks. ein muggenfurz. hier ist alles irgendwie swiss miniature.

nun kann natürlich nicht jede und jeder auf einem frachtschiff mitfahren oder am hamburger hafen rumsitzen – müssen sich die programmmacher bei der bbc gedacht haben. und machten einen einzigen der millionen von containern zum protagonisten ihrer langzeitreportage über die globalisierung.

eine tolle idee, man darf gespannt sein.
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27. September 2008

blogdienste für statische seiten missbrauchen

mit blogsoftware statische webseiten bauen ist nichts neues. vor allem wordpress wird heute oft für alles andere als blogs eingesetzt. es geht aber auch mit kostenlosen blogdiensten.

ideal ist das, wenn das budget gegen null ist, für entwürfe/prototypen von webseiten oder für temporäre aktionen. und wenn man, wie ich, auf gehostete dienste steht, weil es rundumsorglosdienste sind. null ärger mit spam, extrem hohe verfügbarkeit, kein updatestress, null wartungsaufwand, alle basisfunktionen vorhanden.

ich bin kein techie und eigentlich schon froh, als alter seemann das ganze zweinullzeug einigermassen begriffen und überhaupt mitbekommen zu haben. zwotens ist meine kernkompetenz der kontent und mit diesen blogdiensten kann ich einfach loslegen, ausprobieren und mit ein wenig rumschrauben passable seiten brikolieren.

ich habe solche seiten mit den beiden diensten wordpress und blogger gebaut. hier je zwei beispiele:

blogger.com> abstimmung
> lyriker/ethnologe
wordpress.com
> theaterstück
> schauspielerin

die unterschiede der beiden dienste sind nicht wirklich gross. beide haben gewisse vor- und nachteile, beide haben ein beschränktes sortiment an funktionen. bei wordpress sieht es etwas mehr nach website aus, bei blogger hat man mehr möglichkeiten in der sidebar.

eine übersicht zu gehosteten blogdiensten gibt es im lexikon2.
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25. September 2008

20minuten: not very zeitgeisty

die antikrautskampa wird jetzt auch auf altbackenen sprachlichen heimatschutz ausgedehnt – 20minuten geht voran. ausgerechnet. schon allein die headline "mundart wird zunehmend teutonisiert" hat einen grenzrassistischen touch.

der punkt ist aber, dass hier ein journalist wider besseres wissen ein uraltes sprachliches phänomen zum skandal hochschaukelt. denn: sprache hat sich immer verändert und wurde immer mit fremden wörtern angereichert. man redet da von ein- oder ausgewanderten wörtern oder wörtern mit migrationshintergrund.

zum beispiel:

fertik - Überbleibsel vom Bau der Bagdadbahn. Das Abfahrtskommando ,,Fertig!‘‘ ging ins Türkische ein, und ,,fertik‘‘ hieß dann auch der Zugbegleiter.

Poltergeist - Hat sich mit deutschem Sinn im ganzen anglo-amerikanischen Sprachraum durchsetzen können. Auch das brasilianische Portugiesisch benutzt das Wort für unerklärliche Phänomene.

Zeitgeist - Das Phänomen Zeitgeist scheint mit dem deutschen Wort so gut ausgedrückt zu sein, dass das Englische darauf zurückgriff. Das Adjektiv ,,zeitgeisty‘‘ folgt allerdings schon den Wortbildungsgesetzen der Gastsprache.

quelle

das goethe institut und der deutsche sprachrat haben in einem publikukmswettbewerb nach solchen wörtern geforscht: "Sprachinteressierte aus 45 Ländern haben sich am Wettbewerb beteiligt. Insgesamt gingen 3.500 Einsendungen aus 42 Sprachen ein, darunter auch Hindi, Atztekisch (Nahuatl), Japanisch, Malaiisch, Jiddisch, Norwegisch, Schwyzerdütsch, Kiswahili oder Kalaallisut (Grönland). Das am häufigsten eingereichte Wort war mit über 150 Einträgen: "Fisimatenten". 69-mal wurde das Wort "Tohuwabohu", 44-mal "Hängematte", 39-mal "Schokolade" und 35-mal "Döner" eingesandt." (da die entsprechende website gerade im umbau ist gucken sie hier.)

da man bei 20minuten von all dem keine ahnung zu haben scheint, warten wir gespannt darauf, dass das wackere gratisblatt demnächst die türken in die pfanne haut, weil hier alle von döner reden und nicht von einem garnierten fleischklappbrot.

ach ja, da wird noch der professionelle bedenkenträger von diesem sprachverein zitiert. der macht mich sowas von fertik.
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24. September 2008

ich schmetterlingchen

cool, so eine alte bloghütte. da kommen – ab und zu – ziemlich schlaue kommentare auf uralte posts rein, die zu schade sind, um sie unbeachtet im long tail rumliegen zu lassen. gucken sie mal, was frau mercedess da schreibt. sie nennt mich schmetterlingchen. nicht schlecht.
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23. September 2008

luzern: trash goes hochschule


immer öfter staunt man schwarze löcher, wie weit sich der boulevard- und eventitis-trash schon in eigentlich integre institutionen vorgearbeitet hat. so auch heute – der newsletter der hochschule luzern, abteilung wirtschaft, ist eingetrudelt. er bekommt den trashaward des monats.

der rektor persönlich spricht die empfänger an. inklusive personalisierte anrede. er dampft die überreichung des newsletters in einen einzigen satz ein. vermutlich hat er irgendwo diese schlaue texterregel gelesen: kompression erhöht den druck.

also schreibt er nichts weiter als: "Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Lesen des Newsletters."

hm... so ein einsatznewsletterbegrüssungstext, das muss man sich erstmal getrauen. sehr mutig. ABER: spass? wirtschaft? rektor? professor? uni? – komisch.

dann, nach den freundlichen grüssen und der mit zwei titeln dekorierten signatur kommt die erste headline: news und tipps.

news und tipps? hochschule? applied science and arts? sonst noch was? – sehr komisch.

ich vergewissere mich, ob es nicht doch ein newsletter von einem skilift im domleschg ist. – ist es nicht. es ist eine uni. die meinen das ernst. irgendwie.

der erste untertitel lautet: "Memory-Spiel der Hochschule Luzern – Mitspielen und einen Büchergutschein von Orell Füssli gewinnen!"

memory-spiel? mitspielen? gewinnen? uni? rektor? professor? – sehr komisch. hat da jemand was von standesregeln gesagt?

memory-spiel? ich klicke. könnte ja was abgefahrenes sein. z.b. eine art wirtschafts-memory, ausgeheckt von ambitiösen studenteninnen, mit rätselbildchen von grossen wirtschaftscracks. denkste. es ist ein simples o8.15 memory, wie man es im altersheim fürs nachmittägliche gedächtnistraining kennt.

die landingpage sieht so aus:


schon im titel ein grober fehler (leerzeichen vor und nach dem bindestrich). aber das ist ein detail. ebenso die drei gutscheine zu 50 bucks, was für ein billiger, einfallsloser, abgenudelter klitschenpreis.

wenn sie wenigstens ein halbes jahr gratisuni verzocken würden, aber nein, es müssen die alten popeligen büchergutscheine sein. und dann erst noch e-gutscheine. ob das jemand kapiert mit diesen e-gutscheinen, was solls, hauptsache am schluss hats noch ein AUSRUFEZEICHEN.

auf dem nächsten klick kommt... man glaubt es kaum: WERBUNG. schauen sie selbst:


werbung auf der seite einer staatlichen wirtschafts uni. nicht zu fassen. darf man das? soll man das, so als uni? und schon wieder dieses dämliche AUSRUFEZEICHEN.

dann muss man vier mal klicken, bis man zum spiel kommt. vier mal. insgesamt sechs mal. und teilnahmebedingungen muss man auch noch akzeptieren, als sieben mal klicken. für ein einfaches, infantiles, abgelutschtes old school game. an prominenter stelle in rektors newsletter gefiitschert. voll im ernst.

spätenstens jetzt werde ich das gefühl nicht mehr los, dass die ganzen deppenbanker, die in diesen tagen so grandios gescheitert sind, an genau dieser uni ausgebildet wurden.

ich hab schon immer gesagt: das wird heikel mit diesen wellnesshochschulen in der provinz.
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22. September 2008

schneller browser für alte macs: camino

auf dem alten ibook* mit dem system 10.3.9 läuft der neue firefox 3 schon gar nicht mehr. und der ff 2 lässt sich bei gewissen seiten viel viel zeit. opera ist nicht viel besser, safari auch nicht.

kürzlich bin ich über einen mir bisher völlig unbekannten browser camino gestolpert, bei dem mich vor allem dieses versprechen neugierig gemacht hat: ... developed with a focus on providing the best possible experience for Mac OS X users.

in der tat: sehr schnell. viel schneller als alles andere. für mac user, die sich mit alten systemen und schwachbrüstiger hardware rumschlagen: go for camino.

ps: ich betreibe das ibook mit dem system 10.3.9 und parallel dazu mit 9.9. auf letzterem läuft ein uraltes quark (das mit system 10 nix anfangen kann), und zwar unvergleichlich schneller als indesign. das alte quark dient mir aber füglich. das system 9.9 läuft aber nur neben max. 10.3 – mit 10.4 ist ende 9.9. ergo ist ff2 nur bedingt optimal für meine alte schaukel, erstens langsam, zweitens frisst er ressourcen wie blöd und macht auch den rest der kiste langsam. beides ist mit dem camino um längen besser: er ist deutlich schneller als ff2 und alle anderen anwendungen haben gefühlt viel mehr schnauf. die wenigen ff-adons, die ich im einsatz hatte, sind ein kleiner preis für die deutlich höhere geschwindigkeit des camino.

* G3, 500 MHz, 640MB, 60GB HD
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neu: werbung bei bugsierer


bisher war dieses blog werbefrei. es wird hier auch in zukunft keine google ads geben und auch keine anderen nullachtfünfzehnbanner. mit drei kleinen werbeplätzen in der sidebar starte ich einen langzeitversuch mit einem eigenständigen werbekonzept.

ich blogge jetzt seit zweieinhalb jahren und ich merke:

• je mehr stoff sich hier anhäuft, desto mehr steigt der traffic.
• ich habe nicht die grosse lesermasse, aber eine treue und wachsende stammleserschaft, die es in sich hat.
• ich habe leserinnen und leser v.a. aus der schweiz UND aus deutschland.
• blogger, die nicht mehr oder sogar weniger leser haben als ich, verkaufen schon lange werbung.

ich erwarte hier nicht den grossen umsatz, mich interessiert eher, ob es geht und wie weit es funktioniert. ob man im long tail den relativ kleinen traffic mit einer hochstehenden leserschaft wettmachen kann. hochstehende leserschaft?

das ist nicht nur eine gefühlte behauptung, aber auch keine von studien unterlegte. es ist etwas zwischendrin. ich kann ja nicht den longchamp auf die piste schicken, aber mit der zeit lernt man, in den statistiktools zu lesen. und man bekommt feedbacks in den kommentaren, per mail, in anderen blogs, manchmal sogar auf dem boulevard – und natürlich im real life.

alles gebildete, interessierte, engagierte, aufgeschlossene, lustbetonte und mehrheitlich kaufkräftige menschen. soweit die mediadaten. entweder haben sie gefühlt den gleichen eindruck oder sie inserieren weiterhin im lokalanzeiger.

mehr zu werbung in diesem blog finden sie hier.
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18. September 2008

bonus war gestern



das waren noch zeiten:

Um gegen die erwarteten Bonuskürzungen 2007 zu protestieren, haben Investment Banker der UBS den Eingang des Hauptsitzes in Opfikon ZH versperrt.


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17. September 2008

idée suisse: iPhone petition betr. nerviger autokorrektur


kollege frühjahr aka plagiat.ch hat eine gute idee gehabt und sie am verregneten wochenende auch gleich umgesetzt: eine online petition z.hd. steve jobs, er möge doch die lästige autokorrektur auf dem iPhone ausknipsen. (they propably will do that in 20 seconds, right?)

bereits haben – innert zwei tagen – über 3'000 genervte iPhoners unterschrieben. im moment wächst die zahl gerade stündlich um 100+. einige online medien haben darüber berichtet:


und einige blogs natürlich auch.
wie mir david worni gerade mailt, hat er mit dieser mega kadenz nicht gerechnet. und hat grad gut zu tun mit dem schnellen selbstläufer... ;-)

wäre doch schön, wenn diese coole idée suisse von einem schweizer blogger weltweit furore machen würde. schliesslich sind die iPhoners auch weltweit genervt.

bitte weiterbloggen/mailen.

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update 11.40h: in den letzten zwei stunden haben fast 800 leute unterzeichnet. boah...
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bankenkrise 2.0: schlagzeilen des grauens

bild anklicken für vergrösserung

voilà: die schlagzeilen der letzten 24 stunden. ein gedicht des grauens.

und jetzt zurück zur rohstoffkrise.

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update 09.45: basic thinking hat mal die zahlen von gestern zusammengetragen.
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11. September 2008

samy molcho – der körper ist der grösste schwätzer aller zeiten

podcast empfehlung

samy molcho ist einer der bedeutendsten pantomimen des 20. jahrhunderts, autor mehrerer bücher über körpersprache (eine art standardwerke) und er war lange jahre dozent am max reinhardt seminar in wien.

seine kernaussage:

”Was wir sind, sind wir durch unseren Körper. Der Körper ist der Handschuh der Seele, seine Sprache das Wort des Herzens. Jede innere Bewegung, Gefühle, Emotionen, Wünsche drücken sich durch unseren Körper aus.”

in diesem podcast (43 min.) erzählt er sein leben und von seinen beobachtungen zur körpersprache. so u.a. diejenige, dass 80 prozent unserer reaktionen und entscheidungen durch nonverbale kommunikation ausgelöst werden.

> podcast bei bayern 2 (runterscrollen)
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10. September 2008

neu in der blogroll: bruder bernhard


willkommen im wilden blogistan und in meiner handverlesenen blogroll: bruder bernhard.
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henusode blog: nummer 1


manchmal gehen ihnen einfach die gäule durch: tageszeitung, sonntagszeitung, abendzeitung, mediensite – wir sind die grössten. so interpretierte der blick gestern die neuesten wemf zahlen.

in der kategorie abendzeitung biegen die vom erfolg erschütterten blick macher die harten fakten mit rethorischen klimmzügen zurecht: "zugegeben, die konkurrenz am abend ist gering, oder eigentlich nicht vorhanden."

wie jetzt? gering oder nicht vorhanden oder nur eigentlich nicht vorhanden? und wo bitte ist der unterschied?

egal – ab sofort ist das hier das beste henusode blog weit und breit. weltweit quasi.

tsss...
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9. September 2008

welcome iPhoners


dieses blog gibt es ab sofort auch optimiert fürs iPhone. und zwar via den dienst mofuse.com. für rückmeldungen von iPhoners, ob das auch funktioniert, bin ich dankbar. und falls jemand sein altes iPhone (gehackt) verramschen will, kann ich es demnächst selber ausprobieren. angebote via mail: bugsierer@gmail.com

gefunden via swissmiss
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newsnetz/BZ: meldungen von vorgestern+


screenshot zur vergrösserung anklicken

unter dem slogan "nichts verpassen" publiziert die BZ/newsnetz auf der regionalseite "emmental/oberaargau" heute um 08.55 uhr gerade mal sieben meldungen.

eine von heute.

zwei von gestern.

eine von vorgestern

eine von vor 5 tagen.

zwei von vor einem monat.

mal abgesehen davon, dass ein solches aktualitätsverständnis dem gestelzten slogan "nichts verpassen" hinten und vorne nicht gerecht wird, fragt man sich natürlich, wie diese erstaunliche regionale nachrichtenlage zustande kommt. immerhin bezeichnet sich das newsnetz als "kompetenteste online redaktion der schweiz".

man kann es drehen und wenden wie man will – die antwort schwebt in wundersamen sphären von inkompetenz, ignoranz und peinlicher anfänger freakshow.

sorry, kollegen, aber da kann man nur den kopf schütteln. da sind der definierte anspruch und die reale umsetzung doch etwas sehr weit auseinander.

besonders krass mutet das an, wenn man, wie ich soeben, vor dieser blutleeren newsseite gerade diesen artikel hier* gelesen hat.

* via medienlese.com
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3. September 2008

medien podcasts: 2 empfehlungen


freunde des gepflegten podcasts haben nix zu jammern. fast alle radiosender bieten ihre besten sendungen als podcast an. unzählige freie produzenten ergänzen das angebot. über iTunes kann man hunderte von podcasts abonnieren. for free, of course.

kürzlich bin ich über eine erstaunliche trouvaille gestolpert: das MedienMagazin von Radio Bayern5. medienmagazin? tatsächlich. mit einem spannenden themenmix, gut gedacht, gut gemacht. kann ich nur empfehlen. hier gehts zur website (btw hier könnte sich radio drs mal abgucken, wie man eine bedienbare radio website macht).

wo wir schon dabei sind: ich kenne nur gerade noch einen weiteren medienpodcast: "bel étage" von handelsblatt-blogger thomas knüwer – auch sehr empfehlenswert.
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2. September 2008

madonna: pompös, protzig, prollig


die completely überschätzte popübermutter madonna war da. ich war nicht da, gott bewahre mich vor einem 2stündigen unterhaltungsabend, an dem ich ca. 5 stunden inmitten von tausenden entnervten gästen in der schlange muss, die bühne 400 meter weit weg ist und die screens trotzdem noch zu klein sind. igitt.

keine ahnung wie man drauf sein muss, um sowas freiwillig zu frequentieren und auch noch ein pompös teures ticket dafür zu kaufen. diese frau ist doch schon lange völlig von der rolle. tschuldigung, aber wer mit einem persönlichen staff von 40 leuten, 3'000 kostümen, 69 gitarren und 120 puderdosen auf tour geht, von einem diamantbesetzten thron runtersteigt und sich auch sonst am liebsten gottähnlich in szene setzt, ist irgendwie nicht mehr ganz dicht.

diese hemmungslos pompöse, diese inszenierte prunk- und protzsucht erinnert doch sehr an das krankhaft abgehobene einer imelda marcos. auch die militärjets im vorprogramm haben was imeldahaftes. was der geier haben militärjets an einem popkonzert verloren? als alter sack, der grosse popmusiker noch als integre künstler erlebt hat, wird man das noch fragen dürfen. kampfjets am popkonzert, mann, wie verludert ist das denn?

sogar blocher musste hin. seine frau, neuerdings erziehungsexpertin der svp, hat ihn genötigt: stöffeli, entweder du kommst mit oder es gibt kein schniedelwutz mehr. zähneknirschend hat er es hingenommen. man möchte zu gerne wissen, was er sich so gedacht hat inmitten von dieser zweistündigen soundkaskade, die ihm seine hosenbeine quasi ununterbrochen zum vibrieren gebracht haben müssen. ("nächstes mal muss toni ran")

die nzz sagt:

Madonna verkörpert das absolute Leistungs- und Ökonomieprinzip, ihr Körper ist ein Hochleistungsmotor. ( ... ) Dem Publikum auf den Tribünen schallte die Musik aus grosser Distanz entgegen. Und aus weiter Ferne erschien Madonna selber wie ein fleissiges Insekt; selbst auf den Video-Screens wirkte sie wie ein Pop-Püppchen.

bloggingtom sagt:

Irritiert hat mich auch die Tatsache, dass der Hauptteil des Konzerts eine Playback-Show war.

jean martin büttner, musikkritiker, sagt bei newsnetz:

Das einzige über­deutlich Sichtbare ist ihre Initiale, ein riesiges «M», das links und rechts der Bühne drohend in die Höhe ragt («M» nennen sie übrigens auch ihre Angestell­ten). Die turmhohe Majuskel und daneben die winzige Chefin, um die sich alle drehen – besser liesse sich die Fallhöhe zwischen Mythos und Realität nicht vermessen. ( ... ) Zwar sieht man die Begleitband der Sänge­rin kaum, weil die meisten Musiker am Bühnenrand hingestellt wurden und dort an ihren Geräten drehen. ( ... ) Aber sie war schon immer ein Medium, das sich nicht an seine Botschaften hält.

so weit so schlecht. es ist bemerkenswert, dass eine musikerin mit konstant falscher intonation ein solche karriere hinlegt und immer noch als musikerin durchgeht. irgendjemand hat geschrieben, sie wäre bei bohlen und dsds voll durchgefallen. genau genommen ist es ja mehr eine sexkarriere als eine musikkarriere. wenn das blocher wüsste.

madonna, die sog. stilikone, ist die vorreiterin des aktuellen und megaoberflächlichen plasticpopgedudels, wo mit hochgetunten, seelenlosen und austauschbaren superbodys einem infantilen, oft nuttigen und sexistischen image gehuldigt wird. completley oversexed and underfucked.

arme jugend, die mit diesem prolligen, blutleeren und beliebigen tussenpop aufwächst. von rohr hat eben doch recht: mehr dräck wäre nicht verkehrt.
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