13. Juli 2006

Die Welt vergessen

Wenn die Sommerhitze den Tag verheizt, das schwüle Etwas penetrant unterm Dach hängt, vor lauter Hochsommer keine Chance winkt, dem Wohngebälk einen Hauch Frische einzublasen, wenn alles klebt und trieft, das Bier neben dem Laptop innert Minuten lau wird, dann ist ein Abend mit kleinem, aber heftigem Hitzegewitter ein Geschenk des Himmels im wahrsten Sinn. Dann dunkelt das Blau des Tages in ein grollendes Grau, donnert das Gewölk in lauthalsen Bässen heran, zischt der Blitz augenzwinkernd hinter dem Hoger hervor, wird das feine Getröpfel plötzlich zum prasselnden Wasserguss, bläst der Wind vollmundig ins Gehölz und reinigt den Tag von der Schwüle, die unerbittlich und ohne ein Lüftchen im Tal hängt – wie wenn sie nie mehr gehen wollte. Wenn dann der Himmel über dem Wald für Minuten diesen dramatisch leuchtenden Gelbstich annimmt, dann sei das, sagt die Bäuerin – Hagel. Ein paar Höger weiter hinten. Dort wird es in die Felder brätschen, die letzten Chirschi von den Bäumen schlagen, für Minuten ein sanktmoritziges Weiss in die sattgrünen Matten zaubern, die Bauern zur Weissglut bringen. Aber wir, unter dem grossen Vordach, machen noch eine Flasche auf. Staunen in den Himmel. Geniessen die Abkühlung. Vergessen die Welt, die Schlimme. Für einen Moment. Schön.

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