1. Juni 2009

das magazin kippt die kommentare weg

vor fast genau zwei jahren startete das magazin in ein neues webzeitalter: man stellte ALLE artikel online, MIT kommentarfunktion und MIT einem angebot, die leser zu beteiligen und sie selber artikel schreiben zu lassen. diese leserbeteiligung wurde dann schon im februar 2008 klammheimlich von einem tag auf den andern wieder gekippt, was in einigen blogs verwundert zur kenntnis genommen worden war.

nun scheint es, dass das magazin auch die kommentare gekippt hat. anders kann ich es nicht interpretieren, dass die kommentarfunktion in der neuesten ausgabe fehlt und in den alten ausgaben alle kommentare weg sind. ein bug kann das ja nicht sein.

einmal mehr entpuppt sich die redaktion des magazins als extrem unsensibel gegenüber seiner leserschaft. unzählige menschen haben in den letzten zwei jahren z.t. hochstehende kommentare in diese website geschrieben, die jetzt alle weg sind. und wie schon bei der versenkung der leserbeiträge im februar 2008 lässt sich die redaktion auch jetzt nicht dazu herab, auf der website oder im editorial der printausgabe oder sonstwo dazu eine erklärung abzugeben.

ich hatte immer den eindruck, dass die nutzung der kommentarfunktion nie so recht der riesigen auflage von 500'000 ex. mit 640'000 lesern entsprochen hat. das hat sicher mehrere gründe, einer der wichtigsten ist wohl der, dass die redaktion nie mit den lesern resp. den kommentatoren kommuniziert hat. man wird den eindruck nicht los, dass die edelfedern sich erstens partout nicht dazu herablassen möchten, mit dem gemeinen leser in einen online dialog zu treten (ausserdem gibt das zu tun) und zweitens auch noch nicht richtig kapiert haben, wie man das anstellen könnte. der twitter account des magazin chefreaktors ist jedenfalls völlig dilettantisch aufgesetzt (es gibt nicht mal einen link zu seinem eigenen blatt) und liegt da seit wochen unbenutzt herum. für einen chef eines so grossen titels ist mir das doch ein wenig zu wenig internetkompetenz.

wie auch immer – wenn das magazin schon entscheidet, die kommentare abzuschalten, dann wäre es das mindeste, dies der leserschaft in einem angemessenen rahmen mitzuteilen. dass sie darüber hinaus auch noch alle alten kommentare einfach wegmachen, ist eine grobfahrlässige entgleisung. immerhin konnte man da nicht einfach was reinschreiben, sondern man musste einen account erstellen. auch das ist alles weg, no more login button in da house man....

wer so arrogant mit dem content seiner kunden umgeht, wird die kurve ins neue medienzeitalter nicht schaffen. darum gehört finn cannonica als chefredaktor des magazins ersetzt. und ein paar stoisch ausharrende weitere nonliners in dieser redaktion ebenfalls.
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9 Kommentare:

  1. Nun, das überrascht mich jetzt überhaupt nicht mehr.

    In meinem Blog läuft gerade eine Diskussion zum Tages Anzeiger (der Mutter des TagiMagi) ... die Kommentare zum Eintrag sind ernüchternd. Leider.

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  2. Ich will hier niemanden verteidigen, allerdings wäre es ja durchaus auch möglich, dass das nicht ein Entscheid der Redaktion ist, sondern des Verlags.

    Denn, wir wissen ja: Es muss gespart werden und deshalb hat man wohl keine Zeit mehr, die Profile und Kommentare zu kontrollieren...

    Genauso könnte es sein, dass die RedaktorInnen nie mit-kommentieren DURFTEN (das war dann vielleicht eher ein Entscheid der Chefredaktion...).

    Doch ungeachtet dessen: Schade um den Rückschritt und schade, dass man das nicht weiss seinen LeserInnen zu kommunizieren :-(

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  3. Im Tagesanzeiger gab es für ein Projekt einen Autorenblog. Eigentlich eine sackspannende Sache - nur dass die Autoren einfach den Blogeintrag geschrieben haben, aber praktisch nie an der anschliessenden Diskussion teilgenommen haben (zu wenig Honorar? nicht im Auftrag inbegriffen?)

    Die letzten Einträge waren dann auf Halde produziert worden - denn die Blogeinträge kamen schlussendlich als Buch heraus (Erscheinungsdatum des Buches und des letzten Blogeintrags waren fast identisch).

    Mein Fazit: Da hat ein ganzes Medienhaus den Sinn von Blogs und Leserbeteiligung nicht verstanden.

    Schlussendlich scheint es einfach nur um Geld zu gehen. Ich fühlte mich als aktiv kommentierende bei den Autorenblogs auch dementsprechend verschaukelt.

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  4. @titus: eigentlich ist es egal, wer das entschieden hat, aber einfach ausknipsen und nichts sagen ist total daneben. im übrigen ist jeder verlag so gut oder schlecht, wie die redaktion, die er anheuert. und die tagimagi ist jetzt fürs lesergespräch hinten und vorne nicht geeignet, das haben sie in den letzten zwei jahren bewiesen.

    @zappadong: stimmt, die haben in der ganzen bude null begriffen vom neuen web. aber da sind sie nicht die einzigen, leider.

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  5. Ich verstand und verstehe nicht, wieso man mit Kommentaren Gratisarbeit für Verlage wie Tamedia und NZZ leistet … man tritt alle Rechte ab und erhält nie eine Rückmeldung. Wieso kommentiert überhaupt jemand unter diesen Bedingungen?

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