1. Oktober 2006

bullshit marketing by mobility

der zweitdümmste missbrauch des jahres der marke "che guevara" kommt aus dem hause mobility. ausgerechnet. dass der dümmste aus diesem saftladen kam, war ja noch einigermassen nachvollziehbar (hier bedient man generell ein eher unaufgeklärtes mainstreampublikum). aber mobility?

das erfolgreiche carsharing-unternehmen, eines der erfolgreichsten in europa, muss sich gedacht haben: unsere kunden sind alte 68er und lassen sich nur von waschechten polit- und kultur-ikonen einlullen. das ist ein irrtum. wir glauben euch kein wort. che guevara für einen mietwagen zu bemühen ist etwa so, als würde man christoph blocher für amnesty international werben lassen.

ausgetüftelt hat die peinliche kampagne die genfer werbeagentur label communications. neben dem guten alten che kommt in einem anderen sujet mit marilyn monroe auch eine film- und sexikone zu wort: "ein klick, ein auto – das ist kein film." peinlich.

vermutlisch aben die jungs aus geneve ein completement andäres idee von eine opinionliidär. klar dürfte doch aber sein, dass die gute alte marilyn rund um die uhr einen chauffeur mit limo um sich hatte und von che guevara ist überliefert, dass er ohne einen 6er-konvoi von jeeps keinen schritt vors haus machte. wo also ist da der link von den schon damals tiptop mobilisierten stilikonen zu einem heutigen potentiellen mobility-kunden?

vielleicht hätte man als potentiellen carsharing-user besser den indischen pazifisten mahatma gandhi bemüht. der hat nämlich seine mission weitgehend zu fuss erledigt und hätte mit seiner maxime der bescheidenheit einer idee wie car-sharing wohl eher entsprochen. während das marilyn-double eine durchaus attraktive kopie der echten monroe darstellt, hat man mit dem che-model unverständlich weit danebengelangt. was uns hier entgegengrinst ist ein zuckerwattig verkleidetes milchgesicht mit null guevara-attitüde. grauenhaft.

neben der sehr unbeholfenen kaperung von alten stil-ikonen für eine werbekampagne mit einem aufgeklärten zielpublikum ist es in hohem mass uncool, diesen kulturellen und politischen monumenten derart läppische texte in den mund zu legen. für mister guevara erschöpfte sich eine revolution nicht in einem sonderangebot für einen mietwagen und für misses monroe wäre ein solcher garantiert zu unsexy gewesen (abgesehen davon hätte sie einen mobility-kleinwagen selber fahren müssen, was sie wegen hochdosiertem dauerdopings nicht konnte).

kurz und gut: im web2.0-jargon nennt man sowas old school marketing oder bullshit marketing. bullshit deshalb, weil diese kampagne nicht authentisch, nicht aufrichtig ist. hier wird der konsument für dumm verkauft und bedeutende figuren der zeitgeschichte der lächerlichkeit preisgegeben.

2 Kommentare:

  1. So ungefähr das, was Du geschrieben hast (nur nicht in diese Tiefe) habe ich gedacht, als ich das Inserat im Tagi-Magazin gesehen habe. Scheusslich!

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  2. ich habs erst hier gesehen, bin aber deiner Meinung. eine schande!

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