5. Oktober 2008

rasterfahndung beim grossverteiler

podcast empfehlung

"die gute nachricht: wir werden keine gläsernen bürger. die schlechte nachricht: wir sind schon gläserne bürger."


meldungen über grosse datenklaus gehören in den letzten monaten schon fast zum alltag. kürzlich wallfraffte ein verbraucherschützer 6 mio. datensätze für lumpige 850 euro. kreditkartendaten sind für einstellige eurobeträge im dutzend feilgeboten. diese tage wurden der deutschen telekom 71 mio. datensätze geklaut. und und und.

was machen die eigentlich mit all den daten? sie machen eine art rasterfahndung. rasterfahndung? in den 70ern wurde die rasterfahndung gegen terroristen erstmals im grossen stil praktiziert. beispiel: 99,9% aller stromkunden zahlen ihre rechnung via banküberweisung. terroristen hatten damals noch keine bankkonten und zahlten ihren strom cash. ergo waren 0.1% der stromkunden potentielle terroristen und wurden gecheckt.

das prinzip der edv-gestützten rasterfahndung wurde dann von der wirtschaft übernommen. dort spricht man von kundenprofiling. das geht auf einer ersten stufe mal ganz einfach. beispiel: sie kaufen regelmässig beim gleichen grossverteiler ein und haben eine kundenkarte. sie kaufen dort auch ihren bedarf an hygienischen damenartikeln. plötzlich merkt der computer, dass sie genau diese produkte nicht mehr kaufen. er guckt also nach, wie alt sie sind. sind sie unter 50, schickt er ihnen den ganzen werbekram für babys. sind sie über 50, denjenigen für die menopause. so einfach ist das. profiling eben.

das geht soweit, dass man u.u. sogar auf ihre sexuelle volieben rückschliessen kann. wie das gehen soll, erklärt prof. gerhard kongehl, hirnforscher, physiker und seit 30 jahren erster datenschützer baden würtembergs in diesem podcast bei swr1.
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3 Kommentare:

  1. Ah ja, das Kundenprofiling.

    Herr Zappadong kaufte vorletztes Jahr in der Migros eine Ladung Katzenfutter aus dem Sonderangebot. Kurze Zeit später wurden wir werbemässig zugemüllt. Mit einer "Katzenzeitung" (eine Beleidigung für jeden denkenden Menschen), Gratismüsterchen (ob das die Katze beleidigt hat, weiss ich nicht) usw.

    Ich habe keine Kundenkarten mehr. Gar keine.

    PS: Es gäbe einen Markt für kreative T-Shirt-Gestalter (Aufdruck: Ich habe KEINE Kundenkarte ... fragen Sie nicht).

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  2. Es sollte möglich sein, auch in diesem Bereich ein System zu installieren bei dem der Verbraucher selbst entscheiden kann, ob er und zu welchen Gebieten er Werbung erhält.

    Aber wahrscheinlich ist aus der Sicht der Anbieter dieses "JA" schon mit der Akt des Akzeptierens der Kundenkarte gegeben.

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  3. @ zappadong: die kassiererinnen, die immer noch nach der blöden karte fragen müssen, tun mir auch leid. muss mich oft zusammennehmen, dass ich nicht was saublödes sage, die armen können ja nichts dafür.
    und was hauskatzen angeht, find ich, dass man die ... ach, lassen wir das ;-)

    @ mara: stimmt, wie der datenschützer im podcast erläutert, müssen die geschäftsbedingungen fast alles erlauben mit den daten dieser karten. das muss haarsträubend sein. und diese bedingungen akzeptiert man, sobald man so ne karte hat.

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