12. Juni 2006

Sonntagszeitung: üble Bloggerstory

Blogger und Blogs sind in letzter Zeit ein hippes Thema in den Schweizer Medien. Fast jede Woche finden wir in irgendeinem Blatt eine grosse Bloggerstory. All diese Artikel haben eines gemeinsam: Sie sind selten wirklich aufschlussreich. So auch der dreiseitige Aufmacher in der gestrigen Sonntagszeitung – hier online nachzulesen.

Man wird auch bei dieser Story den Eindruck nicht los, dass hier ein paar Schurnis aufs heisse Thema angesetzt wurden, die keine Ahnung haben. Da werden in einem Leitartikel ein paar Plattitüden verwurstet, die anderswo auch schon zu lesen waren. Dann pickt man sich für ein Kurzportrait 7 Blogger heraus und wundert sich über die Auswahl. Die Besten, Originellsten, Innovativsten, Kompetentesten usw. fehlen fast gänzlich. Dekoriert wird das flaue Süppchen dann noch – wie könnte es anders sein – von einem Interview mit einem Medienwissenschaftler, der lieber einen Vortrag an einem Elternabend hält als seine Forschungsergebnisse "ziellos ins Netz" zu stellen. Auch er hat noch nichts begriffen.

Kurz und gut: Nicht viel mehr als heisse Luft, die der Bloggerszene, so bescheiden sie in der Schweiz auch (noch) sein mag, hinten und vorne nicht gerecht wird. Mit welchem journalistischen Selbstverständnis die oberflächliche Sonntagszeitungs-Crew an das Thema herangegangen ist, zeigt vor allem die Unterstellung an den TV-Moderator Kurt Aeschbacher, er lasse sein Blog durch Ghostwriter schreiben. Selbstverständlich ohne dafür auch nur den klitzekleinsten Hinweis zu haben.

Man kann von diesem Fernsehfuzzi (wie er sich augenzwinkernd selber nennt), seinen Sendungen und seinem Blog halten was man will, aber wer genau hinhört resp. reinliest, der merkt, dass dieses Blog in Aeschbachers ganz und gar eigenen Sprache (Diktion) gehalten ist, die man seit vielen Jahren von ihm kennt. Entweder hat also die Tante von der Sonntagszeitung null Ahnung von der Medienszene, oder sie hat bösartig einfach mal einen recht üblen Vorwurf (üble Nachrede?) in den Raum gestellt. Warscheinlich trifft beides zu. Schlecht gedacht, schlecht gemacht.

5 Kommentare:

  1. Meine Rede...wenn's meine wär.

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  2. Nicht zu vergessen die Selbstbeweihräcuherung der Alten Medien. Sowas wie: "Nur bestehende Massenmedien können Blogs wichtig machen". Kein Wort zu modernen Gatekeepern des Internet wie Google, Yahoo welche auch wie "Massenmedien" funktionieren, jedoch absolut "demokratisch" sind...

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  3. Hallo Bugsierer,
    finde Deinen obigen Kommentar betreffend Sonntagszeitung/Aeschbacher super! Alles andere in Deinem Blog macht Lust auf mehr - komme zu einem anderen Zeitpunkt wieder um mich durch zu lesen... En herzliche Gruess, Karin

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  4. die "tante von der sonntagszeitung" hat den blog des herrn aeschbacher intensiv gelesen und sogar auch ein bisschen eine ahnung von der "medienszene" (natürlich nie eine so fundierte wie henusode..). und sie schaut aeschbachers sendung, wann immer möglich. trotzdem, lieber henusode, kam sie zum schluss, dass aeschbachers "ganz und gar eigene Sprache (diktion)" nicht nach ihm tönt. und wer sich mit blogs befasst, weiss, dass immer mehr blogs gerade von promis und firmen nicht selbst verfasst sind. aeschbi bloggt auf der sf-website - warum nicht fragen? darf man das nicht mehr? er kann dazu ja stellung nehmen. henusode nennt das bösartig? ich sag dem kritisch. und sie nichts schlimmes dabei.

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  5. Du sprichst mir aus der Seele. Ich finde gerade, dass Aeschbacher sehr viel Mut beweist, ein Blog nahe an der Grundidee eines Tagebuchs zu schreiben.

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