6. Dezember 2007

blochers bruder


es läuft einem irgendwie kalt den rücken runter. – ein must see.

> sf.tv/reporter


update: hier die kommentarschlachten dazu:
> blick online
> auswandererblog
> facts 2.0
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ubs banker blockieren hauptsitz


ungeheuerlich:
Um gegen die erwarteten Bonuskürzungen 2007 zu protestieren, haben Investment Banker der UBS den Eingang des Hauptsitzes in Opfikon ZH versperrt.
(via mail von bolli)
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3. Dezember 2007

die iBar im schweizer mittelland


der herr links hört auf den rufnamen bolli, er heisst aber boller. er arbeitet in einem multinationalen telco-konzern in langenthal und hat einem kollegen aus diesem hause ein iphone abgekauft. dieser hat vier stück von einer geschäftsreise aus den usa mitgebracht. bolli ist hin und weg von dem teil.

der herr rechts heisst simon und arbeitet bei einem international tätigen design unternehmen in langenthal, dessen chef sich ebenfalls ein iphone auf usa-geschäftsreise gekauft hat. dieses hat simon heute zum aufpimpen (oder so) dabei. plus noch sein eigenes, das er einem mitarbeiter abgekauft hat, der gerade in den states auf geschäftsreise war. das ibook im hintergrund gehört auch simon.

er hätte noch das powerbook seines chefs dabei gehabt, aber das hätte auf der eh schon überstellten bar zu weit geführt. seinen nokia communicator hat er freundlicherweise weggeräumt, der hätte das bild der drei iphones gestört (und sei schon 7 mal in der reparatur gewesen, er hat ihn quasi nur noch dabei, um den nächsten schaden nicht zu verpassen).

am gleichen abend kam noch basi vorbei, das ist dieser herr hier, der hatte auch ein iphone dabei. leider ging er schon nach drei minuten wieder. aber wir haben noch die wirtin zu erwähnen, der einzige weibliche gadget freak, den ich kenne. sie besitzt einen ipod touch. und die haben ja bekanntlich wlan. was wiederum die wirtin seit jahren anbietet in ihrer bescheidenen hütte. gratis. und kürzlich hat sie die playstation in der ecke zu einer wii-station aufgerüstet. und seit mindestens vier jahren schon steht hinten auf der bühne ein iMac mit gratis internet zugang.

man könnte sagen sie ist die iRita und ihre Chrämerhuus-Bar ist die iBar. oder kennt jemand im schweizer mittelland eine höhere iDichte?
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15. November 2007

tempo 30 kampa: wem gehört die strasse?


oft ist die langsamkeit des seins ein frommer wunsch. das tempo des alltäglichen wahnsinns ist erstens hoch, zweitens zunehmend und drittens manchmal beängstigend. kennt ja jeder. nur wer rasant drauf ist, ist wichtig. zum davonlaufen manchmal.

gewiss, diese unglaubliche rasanz in fast allen lebensbereichen ist kaum zu bremsen. das ist der lauf der dinge. darum war für mich sofort klar, meine hilfe anzubieten, als ich von der "initiative tempo 30 in langenthal" hörte. ich fand das schon nur deshalb eine gute sache, weil es wenigstens in einem lebensbereich ganz einfach nur tempo runternimmt, falls wir uns demokratisch auf dieses konzept einigen.

die facts sprechen auch dafür: die mortalität sinkt bei unfällen in wohnquartieren stark, der zeitverlust für den motorisierten verkehr ist vernachlässigbar, die lebensqualität steigt für alle enorm – cruisen statt rasen, flanieren, rollen, pedalen, spazieren. das tönt doch super.

so ist nun eine kleine, aber hübsche kampagne entstanden, die dieser tage in den abstimmungskampf losgelassen wird. der junge langenthaler fotograf fabian unternäherer hat spektakuläre bilder gemacht, die sich im weitesten sinn mit der frage befassen: wem gehört die strasse? die antwort muss sich jeder und jede selber geben. und an die urne muss auch jeder selber. warum hat eigentlich noch niemand einen web-zwei-nulligen urnen-butler gelaunscht?

wie man an dem zur abstimmungs-website umgebauten blogger-blog sieht, versuchen wir eine art virales marketing aufzuziehen. ich bin gespannt, ob das klappt. die stats der ersten zwei tage lesen sich schon mal nicht schlecht.

> ig tempo 30 langenthal
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10. November 2007

empfehlung: morelli's atelier festival


für kultur-afficionados ist es immer etwas besonderes, einen künstler in seinem atelier zu besuchen. bildende künstler laden hin und wieder zu solchen atelierbesuchen ein oder organsieren gleich ganze atelier-austellungen.

das selbe tut nun auch der schauspieler und artist marco morelli – seit vielen jahren ein guter freund von mir. er hat sein atelier zum mikrotheater umgebaut und bietet dort bis ende dezember 25 vorstellungen an. und zwar in intimsten rahmen – es hat nur 34 sitzplätze und zwei notstühle.

für theaterfans im allgemeinen und für morellifans im speziellen ein einmaliges theaterereignis. das programm dazu – aus dem hause roetext – kannst du hier herunterladen:

> programm MORELLI's ATELIER FESTIVAL (pdf, 800kb)
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7. November 2007

apple marktanteil: 3 oder 9 prozent?


gestern bot ich einem guten kumpel an der barkante eine wette an. es ging um den marktanteil von apple.

er behauptete, apple habe einen marktanteil von um die drei prozent. ich reklamierte für den computerlieferanten meines vertrauens einen marktanteil von hart gegen 10%, je nach sichtweise halt.

ich erinnerte mich nämlich an ein älteres posting von andreas göldi, in dem irgendwas in der richtung von 8 oder gar 9 prozent stand und ich fand, dass meine it/medien-lieblingsquelle für eine wette um ein glas edelzwicker allemal gut ist. war sie auch – der barkantenkumpel schlug nicht ein und damit war das thema vom tisch.

ein alter rhetoriktrick griechischer abstammung übrigens: wenn du in einem disput, und sei es auch nur ein it-disput an der barkante, einem faktum zum durchbruch verhelfen willst, bietest du einfach eine wette an. und zwar nicht grad um eine 12er-kiste, sondern nur um ein glas edelzwicker. ein tiefer einsatz erzeugt den gewünschten effekt: keiner will verlieren. 70% schlagen nicht ein. so war es auch gestern

heute kommt aber ein mail, in dem mein barkantenkumpel schreibt: ich hätte doch wetten sollen ...

und dazu ein link von maclife.de (noch nie gehört...), wo es in einer meldung vom 23.10.07 heisst:

Weltweit wurden im letzten Quartal insgesamt 52 Millionen PCs verkauft, so dass Apple mit seinen 2,164 Millionen einen weltweiten Marktanteil von 3,2 Prozent belegen kann. Außerhalb der USA aber sind es bei 0,9 Millionen Rechnern nur noch 1,7 Prozent.

in besagtem posting von andreas göldi (dez. 06) steht aber der sehr erstaunliche satz:

Die Analystenfirma Needham & Co. schätzt, dass Apples Marktanteil im PC-Markt in USA und Europa bis 2016 auf satte 40% (von heute 9%) steigen wird.

was soll ich jetzt tun? ich kann ja nicht eine meiner geschätztesten it/medien-quellen von einem mir völlig unbekannten apple-heftli runtermachen lassen.

also werde ich das wettangebot aufrecht erhalten und bitte beide quellen um (auf-)klärung. bei andreas in den comments und bei maclife.de per mail. und bin gespannt, was dabei rauskommt.

will jemand mitwetten?

ps bild oben: an der journalistenschule missouri gibt es nur 0.5% pc-user. via elektrischau.

4. November 2007

typisch züri


dass die sbb die schöne zürcher bahnhofshalle mit solchen megabannern zukleistert, ist völlig unverständlich. die einnahmen stehen in keinem verhältnis zur bedeutung/wirkung von guter architektur – erst recht für ein unternehmen wie die sbb. hier werde ich nicht als gast empfangen, sondern als prada-fuzzi, das gefälligst sofort in der bahnhofstrasse sein geld ausgeben soll. typisch züri. not so groovy.

wort zum sonntag


voll richtig.

29. Oktober 2007

bizarr: wenn ich an der börse wär


auch wenn ich das geld dazu hätte, würde ich kaum an die börse gehen damit.
ich würde es eher als risikokapital in die kulturszene werfen oder sonstwas geiles anstellen damit. im schlimmsten fall – das kann jedem blühen – auch nach dem motto des englischen 60ties fussballgotts george best, der da sagte: den grössten teil meines vermögens habe ich ausgegeben für schöne frauen, schnelle autos und erstklassigen alkohol – den rest habe ich verprasst.

im april 06 habe ich beim börsenspiel der FAZ einen account eröffnet. man kriegt da virtuelle 50'000 euro startkapital und darf am grossen game mitschnuppern. es funktioniert alles mit echten kursen und du kaufst und verkaufst wie das jeder freizeitzocker auch tut. die ersten paar wochen hab ich mein portfolio noch einigermassen betreut, tiefflieger rausgeworfen und hoffnungsvolle startups reingezogen.

das wurde mir aber bald schon zu blöd und ich tat, was dir jeder anlageberater ans herz legt: investiere langfristig, setze auf blue chips. seither rührte ich den account nie mehr an und auch die wöchentlichen mails spülte ich ohne jedes interesse weg.

heute hab ich wiedermal reingeschaut. meine strategie ging auf und zwar richtig: bayer machte 76%. thyssen krupp machte mit stahl 85%. apple mit dem iphone 123%. google machte immerhin noch knappe 25%. nestlé bringt 33%. logitech 43%. der hammer, diese renditen. aus meinen damals 50'000 euro sind heute gut 66'000 geworden.

mit anderen worten: hätte ich eine million in den pott geworfen, hätte ich in gut einem jahr mehr als 300'000 verdient. ohne einen finger zu rühren. bizarr irgendwie.
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28. Oktober 2007

design-geschichte: teste dein wissen in 5 min.


dieser coole design-test ist sehr einfach, dauert keine 5 minuten und macht nicht nur abgebrühten design afficionados viel spass.

er wurde von thomas eichinger im rahmen eines forschungsprojekts an der zürcher hochschule der künste ins netzt gestellt.

du siehst 18 grafiken plus 2 schriften. du musst schätzen, aus welchem zeitraum sie stammen – ob von 1930 oder von 2000. du hast zehn sekunden zeit, um deinen tipp abzugeben. sehr delikat, kann ich nur sagen.

zum beispiel obenstehende grafik – ich tippte völlig daneben, completely. ich sage aber nicht, in welche richtung. jedenfalls hatte ich nur vier richtige (von 20). dafür aber noch 5 mit nur einem jahrzehnt daneben.

hat jemand mehr?

> hier gehts zum test: prodesign.de

via designtagebuch
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27. Oktober 2007

happy birthday googlewatchblog


seit einiger zeit schon und immer mehr benutze ich die services von google. war es früher fast ausschliesslich die klassische suche, sind es heute eine ganze reihe an diensten, ich ich regelmässig benutze: gmail, docs, blogger, analytics, reader, blog-suche, alerts, suche, news, bilder, kalender und maps. 12 insgesamt.

zu jedem dieser dienste betreibt google ein blog, z.t. sogar in deutsch. glücklicherweise muss ich aber keine 12 blogs abscannen, um einigermassen auf dem laufenden zu sein, was hier wann erweitert und verbessert wird. genau das tut das googlewatchblog für mich. da gibt es täglich 5 bis 10 postings zu den wichtigsten google-aktualitäten. man erfährt auch, dass sich google gerade einen zweiten grossraumjet gekauft hat und ab und zu tauchen fotos aus dem google plex auf. alle artikel sind vorbildlich kategorisiert und so ist in den letzten zwei jahren eine umfangreiche wissenssammlung über die google-dienste sowie über das unternehmen im allgemeinen entstanden.

wer – als mainstream user – auf gmail umsteigen will und dazu auch docs vermehrt einsetzen möchte (was ich allen wärmstens empfehlen kann), ist beim googlewatchblog sicher an der besten deutschsprachigen blogadresse. ich jedenfalls konnte da schon viel lernen.

der blutjunge jens minor (23) bloggt heute auf den tag genau seit 2 jahren über google. er bietet nützliche informationen zu den diensten, witzigen klatsch aus dem innenleben von google und eine vorbildliche konstanz (die neuen postings sind meistens morgens um 7 schon online).

das finde ich eine reife leistung und gratuliere dem googlewatchblog zum blog-birthday von heute.
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25. Oktober 2007

subergwest: tolles reiseblog


ich liebe reiseblogs. man kann in ihnen ein wenig mitreisen. gegenwärtig bin ich dergestalt super unterwegs zwischen west- und ostküste der usa. und zwar auf dem anregenden und symphatisch gemachten reiseblog subergwest von kathrin gschwend und simon baumann. die beiden sind vor ein paar wochen in ny angekommen, haben sich dort ein auto besorgt und fahren jetzt quer durch die usa. wir sehen viele bilder und lesen sätze wie diese:

Auch wenn wir "historic sites" langsam nicht mehr sehen können, haben wir uns heute nochmal mit ein paar Monumenten zugedröhnt.

oder solche (vor dem vietnam memorial in washington stehend):

Von 58'226 im Vietnamkrieg getöteten Soldaten hiessen vier Baumann und keiner Gschwend.

wunderbar. – kommt ab heute hier in die very handverlesene blogroll.

> subergwest – 4 monate usa
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24. Oktober 2007

são paulo: stadt ohne werbung


ich war mitte der 80er mal einen tag lang in ost-berlin. das war eine triste sache. die völlig werbefreie innenstadt mit ihrer oppulenten architektur machte einen leblosen und bizarren eindruck. werbung im öffentlichen raum fand quasi nicht statt und wenn, dann ausschliesslich in form von politpropaganda (siehe oben). ein hervorragends flickr-foto-set aus dieser zeit findest du hier.

anfang 2007 hat der bürgermeister von são paulo die werbebranche geschockt und sämtliche werbung aus seiner stadt verbannen lassen. die megacity ist heute weitgehend werbefrei. wie das aussieht, siehst du in diesem flickr-set.


wie es sich in der werbefreien metropole lebt, erzählt der architekt jorge wilheim, der bis vor kurzem das stadtplanungsbüro von são paulo leitete, in einem spannenden sz-interview.

via bernd röthlingshofer
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21. Oktober 2007

blogcamp zürich: mein erstes mal


es war mein erster blogcamp und ich war noch nie in der eth, immerhin eine der besten unis in europa. das imposante gebäude atmet die rastlose leidenschaft von wissenschaft in jeder wegrenovierten ritze. der alte kasten ist top ausgestattet, im ganzen komplex wlan und die riesigen türen gehen automatisch auf und zu. leider ist das traditionsreiche denkgebäude nur in lateinisch angeschrieben, siehe bild oben.



die organisatoren des
blogcamp zürich haben aber den weg zum blogcamp durch die wandelhallen und katakomben perfekt beschildert und das ist nur ein lob, das man den kollegen aussprechen darf. es hat rundum alles bestens geklappt und den veranstaltern ist es gelungen, einen lockeren groove zu verbreiten. die einzige anregung betrifft die bar – ich war sicher nicht der einzige, der gerne mal ein glas edelzwicker oder ein kühles bierchen getrunken hätte. und ich hätte auch gerne was bezahlt dafür.

sehr cool finde ich
das konzept dieser unkonferenzen. ich frage mich, wann dieses konzept auch ausserhalb von web 2.0 angewendet wird. ich kann mir gut vorstellen, dass z.b. in der politik oder in der kultur oder in der wirtschaft das prinzip barcamp sehr erfolgreich adaptiert werden könnte. ich möchte fast wetten, dass es in zwei bis drei jahren so weit sein wird.



für mich die interessanteste session hielt jürg vollmer alias krusenstern (bild oben) zum thema readability optimization. er meint mit diesem begriff die optimierung der lesbarkeit von blogs. angesichts dessen, dass 99 von 100 bloggern wohl nicht aus der schreibenden zunft kommen ein sehr sinnvoller beitrag. er hat ein ausführliches und nützliches skript online gestellt, hier.

17. Oktober 2007

moritz leuenberger über kitsch


"Verlogenheit, die sich ästhetisch ausdrückt, nennt man Kitsch. Es ist Kitsch, wenn mit Treicheln Alphörnern und Geissböcken vorgegaukelt wird, die Schweiz sei ein Bauernstaat und könne sich von der Welt abschotten".

Moritz Leuenberger, Bundesrat

eine sehr scharfsinnige bemerkung, wie ich finde. – moritz leuenberger betreibt auch ein sehr lesenswertes und erstaunlich bloggishes blog. gerade eben hat er ein buch veröffentlicht, das in den kommentaren seines blogs quasi "geboren" worden ist. für ein mitglied der schweizer regierung ist das doch eine ziemlich verschärfte kommunikationsarbeit. und der preisgekrönte rhetoriker ist sich auch nicht zu schade, in einem gastbeitrag im blog des jungpolitkers retoM. eine wahlempfehlung GEGEN die jusos zu posten. sehr amüsant, sehr brillant.

auch wenn seine entscheide und strategien selbst für mich manchmal nicht ganz nachvollziehbar sind, ein so virtuos denkender und träf schreibender minister ist eine wohltat in den blabla-kaskaden von nichtssagenden gemeinplätzen, die man sonst von regierungsmitgliedern vorgesetzt bekommt.

via auswandererblog
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11. Oktober 2007

mein long tail in hamburg


im mai 2006 habe ich einen flickr-account eröffnet. nicht, weil ich einen brauchte, sondern weil ich wissen wollte, wie das funktioniert (und ob ich das hinkriege ;-). ich lud gut zwei dutzend fotos hoch – von meiner frachtschiffreise rund um dänemark, die in hamburg startete.
seither hab ich den account quasi nicht mehr angerührt. jetzt, eineinhalb jahre später, erhalte ich eine mail von einem netten menschen der offiziellen hamburg-homepage hamburg.de mit der frage, ob sie die bilder verwenden dürfen. das hat mich sehr erstaunt, gibt es doch unzählige bilder auf flickr aus dem hamburger hafen. das hat mich natürlich auch kindisch gefreut, ist doch der hamburger hafen einer meiner lieblingsorte weltweit.

ich habe es als einfacher bergler auf die homepage der stadt hamburg geschafft. der hammer. und: ein klassischer fall von long tail. nicht, dass mir das jetzt mandate von hamburger reedern einbringt, es handelt sich hier eher um einen emotionalen long tail.

dieser äussert sich auch nach wie vor in meinem posting vom letzten juli, in dem ich den absturz des berühmten wasserflugzeugs im hamburger hafen beklagte. sein pilot, jörg steber, war bekannt unter dem namen "himmelsschreiber". er zeichnete mit seinem flugzeug figuren an den himmel (z.b. herzen). seither bin ich mit "himmelsschreiber" bei google.de an dritter und vierter stelle gelistet und seither ist dieses posting das meistgelesene in diesem blog. obwohl das dazugehörige ereignis ein trauriges ist, ist es ein gutes gefühl, mit seinem lieblingsort ausserhalb der heimat einen solchen draht zu haben.

über die eingangs erwähnte frachtschiffreise hab ich einen reisebericht mit weiteren dramatischen bildern und ein paar kurztexten gemacht. wer mag, kann sich das – noch unausgegorene – teil hier runterladen (pdf, 3.2mb).
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5. Oktober 2007

heimat ist dort, wo du deinen ärger hast


sie haben doch diesen aufsatz geschrieben,
sagte der freundliche mensch vom schweizer fernsehen, wir würden gerne ein interview mit ihnen darüber machen.

klassischer fall von
long tail – der aufsatz ist schon vier jahre alt und das buch, in dem er erschienen ist (langenthal, eine heimat im wandel), ist bereits auf den wühltischen zu finden. offensichtlich hat man es aber trotzdem dem sf-redaktor in die finger gedrückt, der die heutige sendung "sf bi dä lüt – heimspiel" vorbereitete. und die kommt heute abend aus langenthal, einer kleinstadt im schweizer mittelland, der seit anfangs 90er der miserable ruf vorauseilt, schweizerischer durchschnitt zu sein.

gar nicht lustig ist das, wenn du in zürich oder chur mit jemandem zu tun hast und er lacht dich hämisch an mit einem satz wie: aha, von langenthal kommst du, da wo der durchschnitt hockt. übel, sehr übel. als
citoyen dieser stadt will man sowas nicht hören, vor allem dann nicht, wenn es nicht stimmt.

langenthal ist zu diesem zweifelhaften image durch einen kurzen artikel in der weltwoche gekommen. es war aber eine falschmeldung. die dann allerdings im lauf der jahre hunderte male abgeschrieben und weiterverbreitet worden ist. wie das passieren konnte, ist eine wohl einmalige und im grunde groteske mediengeschichte – und darum geht es in diesem aufsatz ("richtigstellung", download siehe unten).

und darum geht es u.a. auch heute abend in der sendung "sf bi dä lüt – heimat". sf schreibt dazu:

Der Oberaargau generell und Langenthal im Besonderen sind für viele Miteidgenossen ein weisser Fleck auf der Landkarte, Langenthal ein Ort, an dem man höchstens einmal durchfährt, aber sicher nicht Halt macht. Langenthal ist ausserdem als Durchschnittsstadt par excellence verschrien und wurde auch schon «Metropole der Mediokrität» genannt. «SF bi de Lüt - Heimspiel» räumt auf mit diesem Klischee und beweist, dass Langenthal viel mehr zu bieten als Durchschnittsbürger und Langeweile. Die Stadt überrascht mit Raketenbauern, preisgekröntem Design, einer bewegten Industriegeschichte und einer Vereinskultur, die ihresgleichen sucht.

da ich bis heute wohl der einzige bin, der sich schriftlich und mit handfesten argumenten gegen dieses saudoofe klischee gewehrt hat, bin ich nun zu diesem kleinen tv-auftritt gekommen. wie gesagt: the long tail – diesmal in sachen heimat.

ps: weil es gerade passt erscheint dieser aufsatz als teil von
yoda's blogparade zum thema "heimat". wie sagte doch peter bichsel so schön:

heimat ist dort, wo du deinen ärger hast.


> download:
richtigstellung.pdf (84kb)
>
sf bi dä lüt archiv (hier sollte die sendungt ab morgen online sein)
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4. Oktober 2007

free burma!

International Bloggers' Day for Burma
> website

siehe auch:

> freiheit als politisch philosophischer begriff (wikipedia)
> militärdiktatur – definition (wikipedia)
> menschenrechte – überblick (wikipedia)
> allgemeine erklärung der menschenrechte (wikisource)
> aktuelle menschenrechtssituation (amnesty international)
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2. Oktober 2007

umfrage: swissblogpress quo vadis?


swissblogpress gibts im fall auch noch. swissblogpress? das ist der blogverband, der es erstens fertiggebracht hat, seit seiner gründung im oktober 2006 quasi seriell in grössere oder kleinere fettnäpfchen zu treten und zweitens von all seinen hehren ansprüchen null umzusetzen. mediensoziologisch und reichweitenempirisch hochspannend. nachzulesen via slug in 215 blogpostings.

kürzlich hatten sie die erste ordentliche gv. kurz darauf sind präsident und aktuar zurückgetreten. darum gibts am 19. oktober 07 eine weitere gv.

was wird dort passieren? du darfst tippen – rechts in der umfrage.

die letzte umfrage ist übrigens so herausgekommen:


politologisch zu denken geben die 27%, die finden, das ganze theater habe 0 einfluss auf gar nix. die "ist-mir-egal-fraktion" (21%) war zu erwarten. die 33% mit "find ich guet" deuten auf eine hohe akzeptanz für geheimpläne hin. eindeutig: es bleibt bizarr.
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1. Oktober 2007

longchamp über bugsierer: ganz schön eigen

der schweizer chef-demoskop claude longchamp, bekannt aus funk und fernsehen und einer der wenigen ernstzunehmenden promi-blogger der schweiz, erstellt in seinem blog stadtwanderer.net jeden monat eine sehr persönliche blog-bestenliste. "mit meinen favoriten unterwegs" heisst das dann und es gibt für jedes blog ein paar zeilen des lobes.

heute war ich zu meinem grossen erstaunen selbst teil dieser best-of-liste. longchamp hat seine oktober-charts dem thema wahlen gewidmet:
ich empfehle 10 blogs, die sich mit wahlen, wahlkampf, wahlforschung beschäftigen. (...) ... ist eine interessante palette von favoriten entstanden, mit denen ich profis der kommunikation, leute aus der forschung, bürgerInnen mit ihren stimmungen, und journalistInnen mit ihren reaktionen ein wenig für ihr engagement in diesem wahljahr loben möchte!

über meine bescheidene bloghütte sagt er:
"henusode, de blogge'ni haut!", hat sich christan röthlisberger aus dem bernischen gesagt. grosse schiffe sind seine leidenschaft. sie brauchen etwas zeit, um in fahrt zu kommen. doch wehe, sie sind es einmal, dann kann man alles rammen. etwa so verfahrt der bugsierer, wie sich der autor selber nennt, wenn er hier bloggt. mal gegen die sonntagszeitung, und dann gegen die parteien: das ödland des lächelns nennt er bitterbös den laufenden wahlkampf, und zerpflückt mit vorliebe, was die parteien auf dem web so treiben. ganz schon eigen, füge ich bei und vergebe nicht aus lokalpatriotismus den 7. platz in die region, henusode!

danke für die blumen, claude langchamp. freut mich sehr.

ps: claude longchamp ist übrigens wesentlich mitschuldig daran, das hier in diesem blog und auch sonst weitgehend in meinem schriftlichen leben alles in kleinschrift daherkommt. er schreibt selbst alles klein (zumindest in seinem blog) und er hat im august 06 eine längere abhandlung darüber verfasst, warum er das darf – sehr lesenswert. worauf ich mich – mit dieser hochkarätigen, historisch fundierten rückendeckung – kurzerhand entschlossen hatte (mit diesem schrägen posting, kicher), es auch zu tun. ich habe es noch keine sekunde bereut.
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one blogpost for burma


eine der letzten grossen militärdiktaturen wankt. zumindest ein wenig. vielleicht noch ein wenig mehr wanken wird sie am 4. oktober 07. für diesen tag hat robert basic, einer der bekanntesten und angesehensten blogger deutschlands, zusammen mit x anderen bloggern den "day x" für burma ausgerufen.

die idee:
Wenn du eine Website oder ein Blog betreibst suche dir bitte eine der Grafiken von unserer Flickr Gruppe aus und füge diese am 4. Oktober in einem Blogpost/Newstext auf deiner Website ein. Titel des Beitrags sollte Free Burma! sein, wenn möglich auch ein Tag "free burma" dazu. Für Blogger lautet unser Slogan: “One blogpost for Burma”, für Website Betreiber: “One text for Burma” und für Kommentatoren: “One Keystroke for Burma”.
sehr schöne idee, wie ich finde. ich bin dabei.

basic wäre nicht basic, wenn er nicht sämtliche web 2.0 register ziehen würde. so sind in den letzten tagen ein eindrücklicher strauss an aktivitäten auf den weg gebracht worden:

> die website FREE BURMA (auch in deutsch)
> das wiki zur kollaborativen selbstorganisation der aktion
> ein flickr foto pool

geplant ist z.b. auch ein "global voice widget". basic erklärt, was gemeint ist:
Eventuell wird es möglich sein (i dont know…), dass uns Skype für diesen speziellen Skype-User fürs Radio auch ein Widget anbietet. Das nix anderes macht, als die eingehenden 5-10 letzten Messages anzuzeigen. Das Widget kann man sich dann nehmen und bei sich einbauen. Die Welt redet mit Euch, Burma, wir reden miteinander. Das ist die Grundidee. Nicht nur eine statische Grafik, sondern ein expliziter Einblick in die Gedanken der Menschen. Global. Franca Lingua, klar, in englisch.
was bekommen die leute in burma davon mit? basic:
Da anscheinend alle Internetleitungen gekappt sind, aber auch der Telefonverkehr kontrolliert wird, gibt es einen anderen Weg. Achtung, Vorschlag, Idee: wir versuchen Kontakt mit dem Radiosender Democratic Voice of Burma aufzunehmen. Den können und den hören die Birmesen lt. meinen Infos.
basic hat in den letzten tagen eine menge gepostet zu dieser aktion und es wurde eine menge kommentiert dort – sehr spannend. einfach mal anklicken und runterscrollen.

wer kein blog/website betreibt, kann z.b. einen appell an den botschafter von myanmar in deutschland schreiben. oder die herren der junta auch direkt anfaxen – mehr infos dazu hat es bei amnesty international.

> bitte weiter sagen + bloggen
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27. September 2007

burma: die fratze des wahnsinns

gut, dass es blogs gibt, denn so hab ich das noch nirgends gelesen:
Wenn USA und EU Myanmar mit Sanktionen drohen, so ist dies für die dortige Militärjunta in etwa so bedrohlich, wie ein Strafzoll auf burmesische Exporte, verhängt von der zentralafrikanischen Union. Myanmar hat fast keine Wirtschaftsbeziehungen zum Westen und wird seit 2003 von den USA massiv sanktioniert. Seitens der EU bestehen seit 1996 weitreichende Sanktionen, die zuletzt 2004 verschärft wurden. Mit was will der Westen eigentlich drohen?
> weiterlesen bei spiegelfechter weblog

> links zu ungefilterten news aus burma hat bloggingtom zusammengestellt.
> ein Musterdokument für ein Protestfax an den Botschafter von Myanmar in Berlin (jazzlounge)
> spannende diskussion bei basicthinking
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verbote am point of sale


wie kommen eigentlich detailisten dazu, in ihren läden verbote auszusprechen? könnte man sowas nicht freundlicher und ohne ausrufezeichen sagen? muss ich sonst noch irgendwie stramm stehen, wenn ich in der migros einkaufe? und warum hat es da alle drei monate eine andere waage mit einer anderen, jedes mal noch unmöglicheren tastatur?


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dies ist eine lampe

da hat ein gewisser pascal kalbermatten auf meine big-smile-overview folgenden kommentar geschrieben:
Du bist von oben bis unten ein Dummschwätzer. Ich würde den Blog so umbennen. Dann wäre es wenigstens ehrlich.

sowas secces kriegt man ja nicht alle tage ins blog gekritzelt und man möchte wissen, wer einem so ins korn fährt. dafür haben wir ja google. – nun, der junge mann hat folgendes video ins netz gestellt:



boah ... ein jungpolitiker. echt souverän, wie er das macht. kein wunder, ist ja nicht irgendwer, sondern der sekretär der jungen cvp schweiz und nationalratskandidat im wallis. vor allem die semantische mittelachse zwischen klimamilliarden und russischen oligarchen ist intellektuell sehr brillant. wär ja auch wirklich blöd, wenn man die millionen, die die oligarchen in zermatt den zermattern reinschieben, grad wieder nach moskau schicken müsste, um bei der gasprom einzukaufen.

auch die dramatische symbolkraft der glühbirne und des regenschirms haben einige sprengkraft. die message hinter diesen requisiten versteht nun wirklich jeder: geht das licht aus und hörts nicht mehr auf zu schiffen, haben wir ein problem und im wallis sogar mehrere. boah ...! und dann das dekor. welche agentur hat nun das wieder ausgeheckt? genial, einfach genial. ein zerknittertes transpi und oben links noch ein bundesordner zum beschweren desselben. so eine art jung-alternativ-freaky. supi. damit holen die sicher viele stimmen bei der juso – ACHTUNG, reto.

und dann dieser aufs minimum eingedampfte erste satz als einstieg: dies-ist-eine-lampe. so geil. da wär ich nie drauf gekommen, dabei sind doch knackige einstiege eine meiner spezialitäten. aber eben, der junge mann hat bildung, höhere bildung. man merkt durch den ganzen spot hinweg, dass der kalbermatten (ich vermute, auch dieser name ist programm) ein hoffnungsfrohes talent der kommunikationsbranche 3.0 ist. er studiert nämlich an der uni st. gallen master in informations-, medien- und technolgiemanagement und ist z.zt. gerade studienhalber in tokio, wie er in seinem blog schreibt. dort stehen sätze wie:

Erst tranken wir Tee, dann gingen wir zum Essen.

man ist förmlich erschlagen von dieser geradezu transzendentalen einfachheit dieses satzes. schon fast ein haiku.

dem enormen medien know how entsprechend hat die junge cvp eine komplette online kampa auf die beine gestellt. man fühlt sich zurückversetzt in die 80er, wo plötzlich jeder sein eigenes flugi auf dem compi zusammendesktoppen konnte. es war total genial, was sich da an gestalterischem neuland und typografischer rafinesse auftat. und so ist es auch heute wieder mit youtube einfach lecker, was einem da geboten wird. bei der jcvp hat man sogar einen wettbewerb mit tollen preisen in die online kampa eingebaut, was uns hier an einer sog. online video pressekonferenz verklickert wird – in 28 sekunden:



ein wettbewerb. hey, der hammer. das hat nun wirklich noch keine jungpartei gemacht. die konservativen schweizer demokraten bieten zwar das erste jahr mitgliedschaft gratis an, aber das ist natürlich nichts gegen einen echten wettbewerb. und dann erst noch flankiert mit testimonials von echt glaubwürdigen, scharfsinnigen und fröhlichen jcvp-wählern. so wie der hier (16 sek):



sehr clever gemacht. diese ungezwungene dramaturgie, in total entspanntem jungeleutegelächter kulminierend, mit einer absolut butterzarten handkamera gefilmt. das wird schule machen bis weit in die jungfilmerei hinein. wirklich sehr kreativ, sehr geerdet und von stringentester substanz aus allen rohren.

bei dieser kreativen, politischen und intellektuellen potenz müsste man als dummschwätzer fast fordern, das parlament ausschliesslich mit solchen jungschwätzern auszustatten. was sollen da die alten säcke noch?
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23. September 2007

rechtsaussen (ch) klauen werbetext bei fdp (d)

der hammer – ein echtes kläfferblog rechts von der svp. hört auf den infantilen namen winkelried.info. hat sich mit kollege hogenkamp angelegt. herrlich. unbedingt lesen. sozialstudie vom feinsten.

hinter dem blog stehen die konservativen schweizer demokraten. gar nicht gewusst, dass es die auch noch gibt. sie unterstützen die minarett-initiative von schlüer. krasse jungs. interessante propagandasprache – polemisch, anmassend, naiv ("wir haben auch eine meinung"). machen einen auf rechtskonservativ und machen mit einer stylishen gucci-katze auf (screenshot oben), ist doch schizo irgendwie. und dann steht da im ersten satz:

Wer die Parteiarbeit reformieren will, muss da anfangen, wo's anfängt: beim Eintritt in die Partei. Der Beitritt zur KSD ist daher mehr als nur ein Aufnahmeantrag in eine Partei: Er ist die persönliche Unabhängigkeitserklärung für Schweizer Bürger.

dieser satz hat mich stutzig gemacht, er ist zu gut für diesen saftladen. heute kann man ja sowas googeln und siehe da: google spuckt 13 resultate aus, fast alle von regionalen ablegern der deutschen fdp. so z.b. bei der fdp osnabrück:



so so. copy/paste, diese winkelriede, zapzarap. nicht mal einen eigenen slogan bringen die hin, klauen einfach einen im ausland. BEI DER FDP. ausgerechnet. weiss westerwelle davon? etwas dumpfbackig zwar, aber für einen langweiligen sonntag gerade deswegen einfach köstlich. uahuahuah ...
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swissmetro: bern-zürich in 15 min.



hey politiker, das das müsst ihr unbedingt machen.

via hogencamp.com
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21. September 2007

wahlen 07: im ödland des lächelns

der wahlkampf 07 ist eine einzige, gigantische lächel parade. überall grinsen uns von plakaten, inseraten und webauftritten lächelnde kandis an. "lächeln" scheint der einzige wirklich parteienübergreifende konsens zu sein.

schauen wir uns die internetz startseiten einiger polit brands an. wir scannen die gesichter, die uns da als erstes empfangen – wir halten ein auge auf ihr lächeln und wie man es missverstehen könnte. hier das erschreckende resultat: ein ödland des lächelns und – weitgehend – ein bild des schauderns.

die top-brands: bundesratsparteien

cvp.ch
die cvp empfängt uns mit einem "spickmifurtvohie"-lächeln einer total glücklichen jungfamilie. total über-mega-glücklich sind die. hier ist alles ein hopsendes, ausgelassenes und verzücktes glück, eine welt im einklang mit allem und jedem.
deutung: glücklicher als mit der cvp kann man wirklich nicht werden. allenfalls noch im himmel.

fdp.ch
die fdp hat sich ebenfalls für ein dem himmel zuschwebendes "spickmifurtvohie"-gruppenmotiv entschieden – gleiche agentur? sie siedelt das gruppengrinsen aber bei kinderlosen und erfolgreichen, dazu noch schönen und dynamischen DINKS an. und garniert das ganze mit einem slogan aus den 68ern. extrem kreativ.
deutung: erfolgreicher als mit der fdp kann man wirklich nicht werden. allenfalls noch in dubai.

spschweiz.ch
die sp zeigt ihre klugen köpfe nicht zuoberst im header, man muss erst etwas scrollen, bis ein gesicht kommt, aber dann kommt das angewandte zeitkritische grinsen als hochminimalistisches fotografisches nichts. eine deutlichere fotografische sprache kann man nicht sprechen.
deutung: keine kohle für anständige fotos. auch kein sinn dafür.

svp.ch
die svp stellt victor jacobo – verkleidet als ueli maurer mit harry hasler touch – zuvorderst auf die startseite. coole idee. oder ist das wirklich der maurer? egal – lächelfaktor gleich null, der skurrilitätskoeffizient dafür kaum zu überbieten, die geschmacksfrage bleibt weiterhin offen und der zeigefinger als geste des vorletzten jahrhunderts passt irgendwie auch. degoutant.
deutung: lächeln unnötig, unser konzept heisst wadenbeisser und kernzielgruppe ist das prekariat.

national + kantonal agierende polit-brands

alternative-zug.ch
man beachte auf dem bild links den wind, der den lächelnden herrschaften ins gesicht resp. ins haar bläst. die dame rechts hat vermutlich als einzige das drei-wetter-dings drauf. und bei den herrschaften rechts finde ich bei den zwei herren die pose des sich-entspannt-ins-bild-verhalsens höchst interessant – ethnologisch gesehen, das kennt man ja von den kids auf diesen hohlen ausgehsites, die dieses sich-ins-bild-halsen-posing den promis auf b-klassigen events nachmachen.
deutung: eine glückliche partei. weitaus glücklicher als im programm vorgesehen.

edu-udf.ch
klassisch stringente lächelparade mit ausgeprägtem strahlcharakter und gutgemeinter gewinnermiene. könnte auch die preisverleihung an einer kaninchenausstellung sein, an der die ersten fünf kaninchen wegen dopings gesperrt wurden und die anderen dann unverhofft zu üppigen pokalen kamen.
deutung: ein schnappschuss von der wahlparty – es war die günstigste lösung.

gruene.ch
grad als erstes oben links strahlt uns ruth genner an, bei ihr muss ja wirklich alles voll okay sein. für eine grüne ist ihr lächeln aber doch etwas sehr pepsodentig. muss doch der fdp voll auf den sack gehen, dass auch die gründen so strahlen können. empfehlungen wie "surfen sie gut!" lassen auf eine kostenlose home-made-kampa schliessen.
deutung: wofür soll man noch geld ausgeben, wenn einem das klima neue wähler gratis in die urnen spühlt?

grunliberale.ch
frau diener sieht hier etwas gequält aus, finde ich. man glaubt ihr irgendwie nicht, dass sie wirklich machen will, wofür man sie da wählen soll. man weiss auch nicht genau ob sie einem in die augen schaut oder haarscharf an einem vorbei. das grün im hintergrund passt nicht zum kostüm. links die franse an der backe hätte man noch wegretuschieren können.
deutung: so haben wirs schon immer gemacht und wir meinen alles ernst im fall ...

jsvp.ch (berner flügel)
die svp ist generell nicht so bildlastig. wenn sie ihre köpfe schon herzeigen, dann wirklich auf die ganz simple. man hockt sich in den nächstbesten fotoautomaten und auf dem parteisekretariat scannen sies dann ein.
deutung: mich irritieren die vielen glatzen bei dieser jungpartei.

jungfreisinnig.ch
der jungfrausinn setzt nun wirklich alles auf die eine karte: lächeln, lächeln, lächeln. koste es was es wolle. dekoriert von einem unglaublichen slogan in der bildmitte: "bee free - think liberal!". geiles mantra, leute, echt.
deutung: auch wenn unsere quoten nichts zu lachen geben, wir lächeln weiter.


juso.be/nr
beim jungen herrn links hab ich zuerst gedacht es wär eine frau. ist aber ein mann. auch die beiden damen kommen gut rüber, die blonde lächelt vielleicht schon etwas professionell, aber sie ist/war die jüngste grossrätin in bern und darum darf sie das.
deutung: wir lassen nichts anbrennen und haben den geilsten wahlkampfleiter zwischen palermo und amsterdam.
> disclosure: letzterer ist mein geschätzter
RetoM., dem geilsten neoblogger seit mir selber, kicher ..., daher ist diese deutung hier nicht ganz objektiv, aber das sind die anderen auch nicht.

pda.ch
dass die partei der arbeit tatsächlich eine website hat, hätte ich nicht gedacht. die beiden fotos sind soziologisch hochinteressant, wird doch die dame eher unvorteilhaft und der herr zisyadis, der alte bacchant, sehr lustvoll an der pfeiffe nippelnd gezeigt. da hatte er wohl den besseren riecher für propaganda als sie.
deutung:
auch ultralinke dürfen ausführlich bankettieren und die schönen frauen hocken eh in den anderen parteien.


persönliche politiker websites

cathomas.ch (cvp)
der hammer, diese startseite. schon die farbe, dieses lila oder was das sein soll. was will uns der alte cvp-kämpe damit sagen? und dieses lächeln, verkleidet als bauernschlaues dauergrinsen, köstlich. aber warum hat er auch das föteli so grässlich lila eingefärbt? kommt das bei den frauen an?
deutung: lila pause.

christa-markwalder.ch (fdp)
da fällt doch gleich auf, dass sie hier mit jeansjacke auftritt, in ihrem realen politikerleben aber immer im deux-piece. was gilt jetzt? irritierend auch, dass sie auf diesem bild haarscharf an der kamera vorbeiguckt. der vierteilige portraitbalken erinnert an doris day, die auch immer so ein verklemmtes verführinnenlächeln drauf hatte.
deutung: ab an die schauspielschule.

christophmoergeli.ch (svp)
herr mörgeli empfängt uns mit einer klassischen doublette, aber er macht alles anders als man sollte. auf beiden fotos schaut er aus dem gesamtbild raus statt in die website rein. links sehen wir ihn bei seinem hobby (politik) und rechts bei seinem beruf, zu dem hogenkamp kürzlich bemerkte: die arbeit als historiker hat ja den vorteil, dass sie einem nicht wegläuft. henusode – das lächeln linkerhand ist genauso aufgesetzt wie das läppische denkerposing rechterhand. aber für seinen namen kann er wirklich nichts.
deutung: ein blender, weil er in der bildmitte trotz viel platz dann doch keine begrüssungsansage macht. sehr unhöflich.

daguet.ch (sp)
er ist eine sp-kampfsau alter schule, ein bacchant mit grossem stehvermögen und ein frauenversteher . er empfängt uns mit einer träumerisch inszenierten aufnahme wie das etwa schriftsteller oder regisseure tun. auch er einer der wenigen, die dabei eine zigi in der hand haben. lächeln hat er nicht nötig, er hört zu und knallt dir dann die argumente vor den bug. im text heisst es, er sei mit soundsoviel stimmen in den nr gewählt worden und es sei jetzt zeit für den umbau der homepage. das muss vor vier jahren gewesen sein.
deutung: das internet braucht mich nicht, ich hatte ja schon letztes mal genug stimmen.

moritzleuenberger.blueblog.ch (sp)
der einzige ernstzunehmende bloggende spitzenpolitiker hat warum auch immer einen der suboptimalsten aller blogdienste gewählt, aber auch den könnte man ja sicher optisch etwas aufhübschen. und ein etwas weniger pepsodentiges portrait von moritz wird doch auch noch irgendwo rumliegen, oder?
deutung: in leuenbergers pr-büro meint man immer noch, inhalt und form seien zwei verschiedene paar schuhe.

nadinemasshardt.ch (sp)
die erfolgreiche jungpolitikerin hat sich nicht nur mit lächeln, sondern auch mit der fotoregie und der auswahl der fotolocations viel mühe gegeben. hier posiert sie vor dem oppenheim brunnen in bern, einer der schönsten skulpturen im bernischen öffentlichen raum. die frau hat geschmack. sie lächelt gekonnt, aber in einem eigenen ambiente. eindeutig das beste webangebot auf dieser merkwürdigen surftour.
deutung: wo nadine hin will, wird sie auch hin kommen.

ofreysinger.ch (svp)
gymnasiallehrer freysinger führt ein doppelleben, er zeigt sich als politiker mit kravatte und als autor ohne kravatte. das eine ein simples automatenföteli, das auf der parteizentrale eingescannt wird, das andere ein schnappschuss von unten, auf dem uns gymnasiallehrer oskar mit einem sehr gezwungenen lächeln von oben herab anschaut.
deutung: man wird den verdacht nicht los, dass er auf dem foto rechts nicht schriftstellert, sondern schlicht schulaufsätze korrigiert.

sommaruga.ch (sp)
sie strahlt dich an, obwohl sie dich vom gegenteil von irgendwas überzeugen will. ihr blick ist eindringlich, das feuer lodert in ihr. das kostüm ist etwas overdressed, sowas tragen fdp-frauen auch, einfach massgeschneidert und mit diskreteren achselpolstern. der strich auf der backe könnte noch retuschiert werden.
deutung: eine spitzenkraft. (alter haudegen kann man ja nicht sagen ...)

theresefroesch.ch (sp)
sie ist seit über 30 jahren in bern am poltern und hat eine bemerkenswerte startseite. das wuchtige portrait mit dem unnachgiebigen schalk in den augen ist farblich toll aufgehübscht, der bildausschnitt gediegen gewählt und die signatur am rande ist eine ehrliche marke. eine art mutter courage.
deutung: sie weiss was sie will und wie sie es bekommt.

im falschen film: köppel
aufgefallen ist mir bei dieser kruden surftour, dass roger köppel auf der website von der fdp werbung macht. ist der hier nicht irgendwie im falschen film? was sagt blocher dazu? nun, er ist immerhin (neben daguet) der einzige im land des lächelns, der sich nicht die geringste mühe für ein freundliches gesicht gibt und stattdessen bierernst in die kamera linst. grinsen tut er ja wöchentlich in seinem papierblog.
deutung: er irritiert professionell.


fazit

es muss ein leben neben dem grinsen geben.


schlusswort

man kann zeichen hinterlassen
ohne damit etwas sagen zu wollen
man kann aber nicht verhindern
dass sie etwas sagen

hans saner

aus: anarchie der stille, lenos verlag
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