sie haben doch diesen aufsatz geschrieben, sagte der freundliche mensch vom schweizer fernsehen, wir würden gerne ein interview mit ihnen darüber machen.
klassischer fall von long tail – der aufsatz ist schon vier jahre alt und das buch, in dem er erschienen ist (langenthal, eine heimat im wandel), ist bereits auf den wühltischen zu finden. offensichtlich hat man es aber trotzdem dem sf-redaktor in die finger gedrückt, der die heutige sendung "sf bi dä lüt – heimspiel" vorbereitete. und die kommt heute abend aus langenthal, einer kleinstadt im schweizer mittelland, der seit anfangs 90er der miserable ruf vorauseilt, schweizerischer durchschnitt zu sein.
gar nicht lustig ist das, wenn du in zürich oder chur mit jemandem zu tun hast und er lacht dich hämisch an mit einem satz wie: aha, von langenthal kommst du, da wo der durchschnitt hockt. übel, sehr übel. als citoyen dieser stadt will man sowas nicht hören, vor allem dann nicht, wenn es nicht stimmt.
langenthal ist zu diesem zweifelhaften image durch einen kurzen artikel in der weltwoche gekommen. es war aber eine falschmeldung. die dann allerdings im lauf der jahre hunderte male abgeschrieben und weiterverbreitet worden ist. wie das passieren konnte, ist eine wohl einmalige und im grunde groteske mediengeschichte – und darum geht es in diesem aufsatz ("richtigstellung", download siehe unten).
und darum geht es u.a. auch heute abend in der sendung "sf bi dä lüt – heimat". sf schreibt dazu:
Der Oberaargau generell und Langenthal im Besonderen sind für viele Miteidgenossen ein weisser Fleck auf der Landkarte, Langenthal ein Ort, an dem man höchstens einmal durchfährt, aber sicher nicht Halt macht. Langenthal ist ausserdem als Durchschnittsstadt par excellence verschrien und wurde auch schon «Metropole der Mediokrität» genannt. «SF bi de Lüt - Heimspiel» räumt auf mit diesem Klischee und beweist, dass Langenthal viel mehr zu bieten als Durchschnittsbürger und Langeweile. Die Stadt überrascht mit Raketenbauern, preisgekröntem Design, einer bewegten Industriegeschichte und einer Vereinskultur, die ihresgleichen sucht.
da ich bis heute wohl der einzige bin, der sich schriftlich und mit handfesten argumenten gegen dieses saudoofe klischee gewehrt hat, bin ich nun zu diesem kleinen tv-auftritt gekommen. wie gesagt: the long tail – diesmal in sachen heimat.
ps: weil es gerade passt erscheint dieser aufsatz als teil von yoda's blogparade zum thema "heimat". wie sagte doch peter bichsel so schön:
heimat ist dort, wo du deinen ärger hast.
> download: richtigstellung.pdf (84kb)
> sf bi dä lüt archiv (hier sollte die sendungt ab morgen online sein)
.
Hat Langenthal heute nicht eher den Ruf, ein Nazi-Nest zu sein?
AntwortenLöschentja, da sieht mans wieder mal, dass es immer gut ist Spuren zu hinterlassen. Leider habe ich die Sendung gestern verpasst, das Archiv-Video ist scheinbar noch nicht online. Schliesslich bin ich ja auch in Langenthal aufgewachsen.
AntwortenLöschenschliesse mich ungern anonymen schreibern an, aber mein erster gedanke beim thema langethal ist auch "brauner fleck" auf der landkarte. wir waren da von aarau her früher ein paar mal in einer disco (keine ahnung mehr wie die hiess) und da hat es regelmässig theater gegeben auf der gasse....
AntwortenLöschenaber zu deinem auftritt: lustige geschichte, habs leider nicht gesehen.
ich sag erst mal. long tail. cool.
AntwortenLöschenund dann. ja. langenthal hatte immer mal wieder zwischendurch braune zeiten. mal verdeckt, mal offen. lange auch gar nicht vorhanden. letzte unrühmliche episode ist ja die wahl eines pnos'lers in den stadtrat. diese ära wird aber nächstes jahr nach 4 jahren dauer hoffentlich beendet werden.
Und warum ist dieser Post in einer anderen Schrift geschrieben? Soll er sich bewusst absetzen?
AntwortenLöschenDie Sendung wurde übrigens von der Migros gesponsert :)
@ anonym + fischer: ja eben: ist der ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert ;-)
AntwortenLöschen@ retoM.: alles schlechte hat ein ende. das gute siegt. oder?
@ chnübli: ist irgendwie eine blogger-macke...
@ alle: das interview wurde nicht gesendet. aber die sendung war eh grottenschlecht. unglaublich schlecht. ätzend, dass solcher prekariatsstoff mit öff. geldern gemacht werden kann.