23. Dezember 2011

#jrz hack von heinz de specht



das ganze charity gedöns geht mir schon lange und immer wieder gegen den strich. so sehr, dass ich hier zu #jrz gar nicht gross was sagen will.

"heinz de specht" hat mit diesem lied fast alles gesagt, was ich auch sagen würde. und erst noch in der höhle des charity löwen. toller medienhack, sehr geile aktion.

PS: man hört ja aus gut unterrichteten quellen immer wieder, das sich einige wenige bekannte künstler und bands jeweils in die ferien abmelden, um bei #jrz nicht auftreten zu müssen. da finde ich den ansatz von "heinz de specht" doch weitaus zweinulliger.

aber henusode: no business like show business.
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29. November 2011

die radiotrinkerin


dass ich das noch erleben darf. unglaublich.

in den 80ern publizierte der grosse max goldt eine grandiose geschichte unter dem titel “die radiotrinkerin”.

die protagonistin macht jeden mittwoch eine radiosendung, in der sie sich beim reden/moderieren betrinkt, und zwar totally. sie reist jeweils um ca. 20 uhr im studio an, glüht ein wenig vor, wie man dem heute sagt, und steigt dann um 23 uhr – gut vorgeglüht – live in ihre sendung ein, in der sie einfach redet und sich weiter betrinkt, bis sie vom hocker kippt.

je nach tagesverfassung dauert die sendung zwei bis fünf stunden. sie wird bald zum strassenfeger. alle hören rein, alle jubeln, nur die üblichen verdächtigen nicht: blaues kreuz, staatliche antidrogenstellen und andere schwerenöter. mit der zeit beginnt sich sogar die alkoholindustrie gegen die sendung zu äussern, weil sie schiss vor einem schlechten image hat. so viel öffentliches besäufnis passt halt nicht in die geflunkerten pr-strategien der alkoholindustrie.

was den ganzen hype um die radiotrinkerin noch viel kribbliger macht ist der umstand, dass niemand weiss, wer die radiotrinkerin eigentlich ist. nämlich eine anonyme hausfrau. nicht mal ihr ehemann weiss, dass sie diesen job macht. sie verabschiedet sich jeden mittwoch mit der ausrede, sie besuche eine freundin in einer anderen stadt.

wie die erfundene geschichte aus den 80ern ausgeht, kannst du hier nachlesen.

wir fanden sie damsls zum schreien, klopften uns gegenseitig auf die schenkel ab so einer skurrilen fiktion, und genehmigten uns noch ein bier.

und jetzt das: mister tuttifrutti himself aka hugo egon balder, einer der schillerndsten tv-zampanoos im deutschsprachigen raum, einer der quotenschneepflüge bei der etablierung des privatfernsehens, kündigt in diesen tagen eine sendung unter dem titel “der klügere kippt nach” an. das konzept: “Fünf Prominente treffen sich eine Stunde vor Ausstrahlung der Live-Show zu einem fröhlichen Besäufnis, um im Anschluss gut angeheitert über tagesaktuelle Themen zu sprechen.” (quelle). sogar in der schweiz wurde darüber berichtet: 20min.

keine ahnung, inwieweit sich herr balder bei herr goldt inspirieren liess. aber henusode: dass ich das noch erleben darf...

(ich geh jetzt wieder echolote eichen.) 
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6. September 2011

finanzkabarett



der kabarettist chin meyer erklärt die finanzkrise anhand von investments in alki-kneipen. grandios.*

in der finanzkrise von 2007 kursierte ja auch dieser böse joke: investiere 1'000 bucks in bier. du trinkst damit, bei mittelmässig-vernünftigem konsum, 1 jahr lang bier. wenn es leergetrunken ist, kriegst du noch 200 bucks für das leergut. keine bank der welt bietet dir diese performance.

* via michele binswanger
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10. Juli 2011

sonntagspresse: kulturbünde als pr-schleudern

seit jahren ärgere ich mich jeden sonntag über die kulturteile der schweizer sonntagspresse. sie kommen daher, als ob es in der schweiz keine kulturschaffenden und keine kulturszene gäbe. keine musiker, keine autoren, keine schauspieler, keine institutionen, kein gar nichts. 

heute allerdings war die ausbeute eher überdurchschnittlich – dank einem ganzseitgen stück in der NZZaS über die neuesten finanz-irrungen rund um die ifpi. wobei das ja genaugenommen mit kultur auch nicht mehr viel zu tun hat, sondern eher mit showbiz und wirtschaftskriminalität, das ding könnte ebensogut im wirtschaftsteil stehen. und dereinst in der abteilung gerichtsreportagen.

aber sonst?

hier eine kurze übersicht über die inhalte der kulturbünde in den sonntagszeitungen von heute:

NZZ am Sonntag
- aufschlagseite: grosses stück (1.3 seiten) über eine georgische pianistin, die demnächst am verbier festival auftritt.
- 0.7 seiten über den “erfolgreichsten Frauenfilm aller Zeiten” namens “Bridesmaids”, produziert in hollywood, ab 21.7. in den schweizer kinos.
- 0.5 seiten das oben erwähnte ifpi-stück von herr friedli.
- 0.7 seiten über eine ausstellung mit pressefotografien von 1957 bis heute aus schaffhausen (museum zu allerheiligen).
- 2 seiten “in kürze”, die tipps der redaktion. anteil schweizer kulturschaffen: 20% (z.b. liedermatinée im opernhaus zürich, swisspressfoto im landesmuseum, karls kühne gassenschau, etc.)


Der Sonntag
- aufschlagseite (plus 1/3 seite eine seite später): der neue harry potter film.
- 1/2 seite buchbesprechung, über ein geschichtsbuch mit dem titel “Berns moderne Zeit. Das 19. und 20. Jahrhundert neu entdeckt”. (592 seiten, 98.-)
- 3/4 seite interview mit dem intendanten des verbier festivals, ein brite glaubs, vorwiegend über den musikmarkt, einen neuen saal in verbier, das business (“ich kenne alle plattenproduzenten”), usw. nix über musik, eigentlich...
- 1 seite tipps, null schweizer kultur dabei. auf der gleichen seite noch ein dumpfbackeninterview mit der intendantin des davos festivals (“worüber haben sie sich das letzte mal richtig gefreut”, “was ist für sie die fragen aller fragen”, etc.)


Sonntags Zeitung
- aufschlagseite: harry potter
- nächste seite: harry potter
- 2/3 seite über einen us-startänzer, der gerade am theater 11 in zürich was macht.
- 1/3 seite buchbesprechung für den us-buchautor gary s.
- eine halbe seite interview mit marianne faithfull über ihren auftritt im dracula club st. moritz (ein jammer, dass die gute gerade in diesem schuppen auftritt). plus eine seite weiter hinten ⅓ seite inserat für dieses festival.
- eine randspalte “schlaglicht”. themen: menuhin festival gstaad, julian assange (kultur?), klagenfurt (linus reichlin, ein schweizer).
- kulturtipps haben sie hier auch: ⅓ seite mit grossem bild für die “unschuld vom land”, einer ausstellung im kunstmuseum bern mit dem wiederentdeckten symbolisten ernst b. (1863-1948).
- ⅕ seite kolummne von herr lerf. über autostopp und wie es früher war.


kurz und gut: da steht nichts, was wirklich etwas mit der aktuellen und real existierenden schweizer kulurszene zu tun hat. die kulturbünde dieser drei sonntagszeitungen sind eine einzige pr-schleuder für hollywood, für exklusive klassik-festivals, für industriell hochgezogene grossevents, garniert mit empfehlungen für verstaubte bücher und elitäre schnickschnacksausen. der anteil an relevanter kulturberichterstattung tendiert gegen null. 


die sonntagszeitungen tun so, als würde das schweizer kulturleben ausschliesslich von hollywood, einigen grossverlagen und einigen industriell abgewickelten grossereignissen bestehen. sie ignorieren quasi alles, was hierzuande an kultur produziert, ausprobiert und an vielen orten mit viel esprit über jahrzehnte am laufen gehalten wird. 


die sonntagszeitungen behandeln die schweizer kultur, in die immerhin sehr viel öffentliches geld und viel persönlicher einsatz von heerscharen aktiver kulturtäter investiert wird, als gäbe es sie nicht. 


die kulturbünde der schweizer sonntagspresse sind nichts als billige pr-strecken, die mit möglichst wenig aufwand hergestellt werden. auf dass die seiten voll werden, als aufhübschung fürs fersehprogramm und als deko für die inserateseiten.


ein jammer. ein journalistischer. ein kultureller.

+ + + + +

update 1 (15.072011): ich habe inzwischen begriffen, warum das interview mit marianne faithfull in der SoZ stand – die SonntagsZeitung ist an diesem festival "main partner". zusammen mit BSI (eine bank) und dem Kulm Hotel St. Moritz.
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7. Juni 2011

das digitale leben heute + morgen



gucken. am besten in gross.

(wir bleiben dabei und eichen weiterhin die echolote. nütztsnütsoschadtsnüt...)

via: viele
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26. Mai 2011

und was, wenn das internet voll ist?



dass spitzenpolitiker vom internet sehr oft nahezu nichts verstehen, ist ein alter hut.

nichtsdestotrotz stellen sich immer wieder neue fragen.

was, wenn das internet voll ist?

wurde bei frau merkel das neue wahlprogramm schon installiert?

was machen wir mit den alten echoloten?

via netzpolitik
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19. Mai 2011

die idee muss leicht sein



der grand prix eurovision de la chanson europeenne verfolgt alte säcke wie mich seit jahrzehnten. ganz am anfang (1951) war das ein liederwettbewerb in san remo. schon in meiner kindheit in den 60ern kam man um dieses event genausowenig herum wie heute.

heute heisst das ding european song contest und gilt als eine der grössten tv shows der welt. weil frau lena meyer-landrut aus deutschland letztes jahr in oslo gewonnen hatte, fand der esc kürzlich in deutschland statt. lena ist eine entdeckung des tv moderators stefan raab, dem quoten- und cashrückgrat des privatsenders pro7.

herr raab ist ein ausserordentlich talentierter mann.  die nummer, die er als opener am #esc abgeliefert hat (video oben), gehört zum besten, was die europäische tv gilde in sachen livefernsehpop je gezeigt hat.

klar, die deutschen haben alles an technischer hardware und kreativer brainware aufgeboten, was möglich war. noch nie wurde in der geschichte des esc dermassen geklotzt. spannende infos from backstage gibts zum nachgucken beim fantastischen duslog.tv.

aber damit muss man als lena-erfinder und co-moderator des esc ja auch umgehen können. das hat stefan raab fantastisch hingekriegt, wie ich finde.

wie macht er das?

vor jahren hab ich mal ein schönes wort von ihm aufgeschnappt, das sein arbeitscredo widergibt:

die idee muss leicht seich, sonst ist sie nicht gut.
die ausführung muss akribisch sein, sonst ist sie nicht leicht.
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26. April 2011

1x mehr nur die halbe wahrheit

der bekannte wirtschaftsjournalist philipp löpfe schreibt in einem kommentar im tages anzeiger, die social media unternehmen (facebook, twitter, flickr, etc.) würden zum wirtschaftlichen wohlstand wenig bis nichts beitragen.

ich werde den eindruck nicht los, dass herr löpfe mit diesen tools keine erfahrungen hat und die szene darum falsch einschätzt (diesen eindruck hinterlässt auch seine website).

herr löpfe behauptet: “Twitter kennt in der Schweiz längst jeder Teenager...”, was natürlich falsch ist resp. nur insofern stimmt, als dass der grosse mainstream um diesen markennamen nicht mehr herumgekommen ist, seit er im zusammenhang mit den nordafrikanischen aufständen täglich in den news herumgeboten wird. tatsache ist allerdings, dass teenager bei weitem nicht das grösste benutzersegment bei twitter sind. teenager sind bei facebook. oder bei hennes & mauritz.

in seinem text reduziert herr löpfe den wirtschaftlichen mehrwert von social media auf die anzahl mitarbeiter, die in diesen unternehmen angestellt sind. das sind in der tat nur wenige, bei twitter z.b. arbeiten nur gerade ca. 300 nasen.

aber die frage, was diese tools wirtschaftlich bringen, müsste selbstredend beim user gestellt und beantwortet werden. dort erzeugen sie nämlich einiges an wirtschaftlichem mehrwert.

in meiner twitter timeline finde ich jeden tag 1-5 tolle links, die mein wissen mehren, auf dem ich im berufsleben aufbauen kann. darüberhinaus finde ich täglich 1-5 lustige tweets, die mich erheitern und zwar auf einer skala von leisem schmunzeln bis herzhaftem lachen. könnte bitte jemand schnell den mehrwert dafür in einer interaktiven grafik ins netz stellen?

auf flickr kann ich fotosets anbieten, mit denen ich kleine, aber enorm wichtige zielgruppen punktgenau informieren kann, was die zusammenarbeit mit diesen erleichtert und schneller und effizienter macht. schwierig, den mehrwert dafür genau zu beziffern, aber wer das regelmässig praktiziert weiss, dass der nutzen enorm ist.

den zweiten aspekt, den ich in herrn löpfes text etwas seltsam finde, ist diese klage:

“Die IT-Industrie entwickelt sich zum Jobkiller. Ihre Opfer sind nicht mehr nur Hilfskräfte. Unternehmen suchen verstärkt nach Möglichkeiten, teure Mitarbeiter durch billige Maschinen zu ersetzen.”

stimmt irgendwie alles, ist aber nichts neues. diese entwicklung ist seit anfangs der 80er zu beobachten, je nach definition noch früher. aber anfangs der 80er kamen die ersten homecomputer auf und die automatisation in der industrie machte riesenschritte, ungezählte arbeitsplätze gingen verloren.

wer heute überrascht/empört/ratlos ist, dass diese entwicklung mit dem internet noch viel brüsker (d.h. schneller) vonstatten geht als damals in der ollen ibm-euphorie der 80er, verkennt die realität.

ich meine: wer die tools von heute nicht selber ausprobiert, kann auch nicht einschätzen, was die tools von morgen für die wirtschaft und die gesellschaft bedeuten.

kurz und gut: die von herrn löpfe erwähnten studien zeigen nur die halbe wahrheit.

auch nichts neues.
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22. April 2011

typisch

typisch medienfuzzis. keine ahnung von nichts, aber wie immer dankbar, in der sauregurkenzeit (ging es nicht um eier?) was zu schimpfen zu haben. 

ist es nicht google, ist es apple, die man als datenkracken anpimpt. diesmal sind es beide, denn nicht nur apple trackt geodaten von smartphones, sondern auch android aka google – und zwar noch viel schlimmer.

diese bösen buben.

diese bösen bösen buben.

aber: während die journaille seit jahren immer wieder nur auf diese beiden player eindrischt, dürfen alle anderen unbehelligt daten kracken.

es ist das gleiche spiel mit den rauchverboten. diese hat man in den letzten 15 jahren derart aufgeblasen, dass daneben der grosse rest von allen anderen gesundheitspolitischen ungeuerlichkeiten locker durchgeht.

konkret ist es doch so: alle europäer hinterlassen in ihrem alltag eine gigantische datenspur. staat, versicherungen, krankenkassen, grundbuchämter, einwohnerämter, kreditkarten, kundenkarten, telcos, vermieter, arbeitgeber, internetplattformen, und und und...

wenn all diese daten dereinst in einem topf landen und einzelne player darauf nicht nur zugriff haben, sondern auch noch das know how, was man mit solchen daten machen kann, dann gute nacht. aber dann spielen die geodaten auf deinem iphone auch keinen rugel mehr.

oder?
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17. April 2011

gunter dueck: das internet als gesellschaftsbetriebssystem



vor ein paar tagen ist die re:publica zu ende gegangen, das grösste treffen europas von bloggern und anderen netzbewohnern.

letztes jahr hat peter kruse mit seinem vortrag für furore gesorgt, dieses jahr war es gunter dueck, mathematiker und omnisoph, cheftechnologe bei ibm deutschland, autor, satiriker, vordenker und vortragsreisender in sachen neuer technologien. sein thema (in diesem vortrag): das internet als gesellschaftsbetriebssystem. – was für ein einnehmender redner und kluger kopf. gucken.

auch sehenswert ist einmal mehr der re:publica-rant von sascha lobo. letztes jahr referierte er über "how to survive a shitstorm", dieses jahr über "jüngste erkenntnisse der trollforschung".
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