29. Juni 2006

Apropos Manor: peinliche Verwechslung

Was für eine Schmach. So ein Seich. Peinlich, peinlich, peinlich. Das waren – in dem Kommentar von gestern – gar nicht die Jungs... ähh die Damen von der Manor-PR-Abteilung. Das war sonst ne Dame, wie sie heute klarstellt. Und ich bin drauf reingefallen. Ich unfähiger Neoblogger.
Dabei hab ich mich noch gewundert, dass dieser schnippische Kommentar nachts um 23:49 Uhr reingekommen ist. Um diese Zeit sitzen anständige PR-Damen doch schon längst im Kaufleuten. Ebenfalls merkwürdig war, dass dieser Kommentar anonym reingekommen ist, das ist ja nicht die feine Art von netten PR-Damen. Ich dachte aber: die sind so hässig, dass sie gar nicht unterzeichnen mögen. Falsch gedacht, schlecht gemacht. Ich Trottel. Kein Wunder schiebt mein Verleger eine Krise. Hockt in seinem Tessiner Rustico und nervt sich, dass die Arschkartenkampage harzt und stottert und dann erst noch mit solchen Peinlichkeiten gepflastert ist. Der Arme.
Nun denn. Das zeigt ja eigentlich nix anderes, als die annähernd unbezwingbare Herausforderung, eine solche Kampagne korrekt hochzufahren. Fehler machen alle, nicht nur Neoblogger. Wie wir alle wissen, haben auch ausgewachsene Medienkonzerne manchmal ihre liebe Mühe mit tiefgründiger Recherche und und missverstandenen Leserbriefen.
Es gibt sogar Massenmedien, die auf ein und derselben Seite zwei identische Bilder abdrucken. So einen groben faux pax hab ich mir in meiner bescheidenen Bloghütte noch nie geleistet. Da dürften Sie, liebe anonyme Kommentiererin, mit Ihrem Urteil doch ein wenig grosszügiger sein. Zumahl Sie sich für des Pudels Kern kaum zu interessieren scheinen. Sind Sie etwa mit den Jungs... äh den Manor-PR-Damen befreundet? Hat man Sie als Sturmspitze vorgeschoben? Oder sind Sie einfach eine humorlose Süsswasserfeministin, die schon wegen einer lapidaren Verwechslung von Jungs und Mädels auf die Palme steigen und von dort aus lauthals Ihr edles Geschlecht kundtun? Oder hocken Sie womöglich direkt in Stöhlkers Küche?
Henusode. Auch in den von sauertöpfischen Fettnäpfchen geprägten miesen Zeiten soll man ja positiv bleiben, sagt mein Verleger nach dem fünften Boccalino. Die ganze Verwechslungsschose hat immerhin in zweierlei Hinsicht Früchte getragen.
Erstens: Nebst den Jungs... ähh den Damen von der PR-Abteilung ist jetzt auch die Crew vom Kundendienst angefixt. Was möglicherweise das mittlere Manor-Management zur einen oder anderen Konversation in der Kaffepause animiert. So in der Art:
- Was machen wir mit diesem renitenten Blogger?
- Lassen ihn ins Leere laufen.
- Und wenn er weiter bloggt?
- Schauen wir weiter.
- Wer hatte eigentlich diese no rules-Idee?
- Der Grafikstift.
- In welchem Lehrjahr?
- Im ersten.
- Und wer hat sie abgesegnet?
- Versucht die PR-Abteilung gerade rauszukriegen.
- Wissen die oben schon was davon?
- Wo denkst du hin, die wissen doch nie was.
- Nimmst du auch noch einen Kafi?
- Klar, bei uns im Kundendienst is eh nix los.

Zweitens: Meine Leserzahlen steigen. Die Visits sind heute um 11:00 Uhr schon fast so hoch wie gestern den ganzen Tag. Die Page Views stehen auf Rekordhoch. Die Verweildauer steigt. Immerhin, sagt mein Verleger. Und wenn er sich das so überlege, im Schatten seiner Pergola, wo ihm seine ukrainische Geliebte soeben ein kaltes Plättchen serviert hat, dann sei es gar nicht so schlecht, dass sich die Jungs... ähh die Damen von der PR-Hütte nicht melden. Da treffe nämlich Renitenz auf Renitenz und das sei erfahrungsgemäss ein sicherer Wert im Boulevardbusiness.

Hoppla: Die Jungs bei Manor sind zwei Damen


Die e-card ab der Manor-Website an die Manor-PR-Abteilung (siehe frühere Beiträge hier und hier) scheint Wunder bewirkt zu haben. Noch gleichentags, besser gesagt mitten in der Nacht haben die Jungs... äh die Damen von der Manor-PR-Stube einen erstaunlichen Kommentar gepostet, den wir hier doch mal Satz für Satz ausbeinlen möchten:
Was ist ein guter Blogger? Einer, der bevor er eine Firma oder eine PR-Abteilung anprangert, sauber recherchiert. Die Jungs von der PR-Abteilung sind zwei Damen.

Tschuldigung, hab ich im hektischen Redaktionsgschtürm meiner kleinen Bloghütte glatt übersehen, erstens, und zweitens ist das mit den Jungs einfach so eine Redensart. War nicht persönlich gemeint. Ehrlich. Ich schicke Ihnen nächste Woche eine Kiste Luxemburgerli. Gebongt?
Die beiden haben übrigens mal beim Herrn Stöhlker gelernt.

Wie nett. Dann sind Sie ja erstklassig ausgebildet und sollten dieser kleinen Herausforderung locker gewachsen sein.
Übrigens, wissen Sie, wie Stöhlkers Sohn zum Vornamen heisst?

Natürlich. Der Herr Sohn hört auf den Namen Fidel. Was ich doch eher kurios finde. Hier aber nichts zur Sache tut.
Und genau weil Sie, lieber Bugsierer, schlecht recherchiert haben, steht auf der Manor-PR-Site: Diese Kontakte sind ausschliesslich für Journalistinnen und Journalisten vorgesehen.

Da fühle ich mich aber sehr gebauchpinselt, dass Sie so einen heavy Satz nur wegen mir in Ihre PR-Site gestellt haben. Boaah. Und das, noch bevor ich Ihnen geschrieben und über Ihre Che Guevara-Rucksäckli gelästert habe. Meine Damen, das ist der Knüller, PR-technisch gesehen erste Sahne. Einzig ein kleines Detail haben Sie dabei übersehen: Blogger könnten doch allenfalls auch Journalisten sein, oder umgekehrt – oder? Und dann, meine Damen, gibt es da noch ein neues gesellschaftliches Phänomen namens public journalism, das vermutlich auch Ihre geschätzte PR-Hütte schon bald vermehrt beschäftigen wird. Die Blogger in der Schweiz schreiben sich gerade warm.
Für alle anderen Informationen steht Ihnen unser Kundendienst Tel. 0848 802 804 / info@manor.ch zur Verfügung.

Tja, ich habe zwar nicht nach einer Information verlangt, sondern eher nach einer Stellungnahme. Es interessiert mich nämlich nicht, wieviele Radiergummifächli diese grauenhaften Che Guevara-Rucksäckli haben, sondern was die philosophische und konzeptionelle Idee dahinter ist. Es nimmt mich und meine 300'000 Leser auch wunder, warum Manor Schulmaterialien für die Unterstufe mit dem deplatzierten Slogan no rules dekoriert.
Ich dachte immer, dass solche Stellungnahmen Sache der PR-Abteilung sind. Wäre interessant zu wissen, wie das der Herr Stöhlker sieht.
Aber bitte, wenn die Damen es wünschen, dann schick ich den Jungs vom Kundendienst halt auch noch eine e-card ab der Manor-Website. Warscheinlich sind das dort auch lauter Damen. Amen.

28. Juni 2006

Manor: Augen zu und durch


Was ist eine gute PR-Abteilung? Eine, die auf jede Anfrage innert 24 Stunden reagiert. Zumindest wochentags. Eine, die auf eine harsche Kritik sogar innert weniger Stunden reagiert. Entweder mit einer knackig formulierten Stellungnahme oder wenigstens der Ankündigung einer solchen. Eine gute PR-Abteilung tut das auch dann, wenn die flegelhafte Kritik nur aus einer unbedeutenden Bloghütte kommt. Man weiss ja nie, ob so ein kleiner Blog nicht gerade eine grosse Lawine lostritt.

Diese Ambition habe ich mit meiner kleinen Bloghütte insgeheim schon lange. Wäre doch prächtig, Stephan Klapproth in 10vor10 sagen zu hören: "Wie die kleine Bloghütte henusode mitteilt, verkauft der grosse Warenhauskonzern Manor Schüleruntensilien mit dem Slogan no rules und zieht dafür die Arschkarte des unerschrockenen Solobloggers Bugsierer. In einer Krisensitzung hat die Konzernleitung nun beschlossen, das zweifelhafte und antipädagogische Utensil aus dem Markt zurückzuziehen und eine schweizweite Rückrufaktion einzuleiten. Die Börse reagierte geharnischt."

Aber leider tun die Jungs von der Manor-PR-Abteilung auch nach drei Tagen noch keinen Wank. Und die Che Guevara-Rücksäckli für Erstklässler sind immer noch im Angebot. Und von meinen 3'000 Lesern haben erst drei einen Kommentar zu diesem kruden Produkt hinterlassen. Und von meinen 300 Konkurrenzblogs hat noch kein einziger einen Trackbackhighspeedlink auf diese exklusive Enthüllung gesetzt.

Es ist zum davonlaufen mit diesen PR-Abteilungen. Auf wenigstens ein klitzekleines Statement hätte ich sauber nachdoppeln können. Und dann eine flotte Kampagne hochfahren. Meine Rechtsabteilung steht seit Tagen in den Startlöchern. Vergebens. Nicht mal eine müde Abmahnung bringen die Manor-Jungs zustande. Schreiende Stille brandet mir entgegen. Augen zu und durch, denken sich die. Da müsste man mal den Stöhlker ranlassen. Der würde denen sagen wo Bartli den Most holt. Wie damals bei der Frau Kopp, die auch nix gesagt hat. Zuerst. Und dann kam alles anders. Am Schluss wurde ihr dann noch die Villa unter dem gepfitzten Füdli wegversteigert. Trotz Stöhlker.

So ein Medienhype geht halt nicht von einem Tag auf den anderen, muss ich mir als Neublogger eingestehen. Da muss man dranbleiben. Und an der Börse haben sie ja sicher grössere Probleme als diese läppischen Che Guevara-Rucksäckli. Zudem prügeln sich die Lehrer, die das ja eigentlich sehr betroffen machen müsste, lieber mit Beni Thurnheer rum. Zum Glück für Manor, muss man sagen. Kaum auszudenken, wenn die PR-Abteilung der Lehrergewerkschaft auf den Zug aufsteigen würde. Z.B. mit dem Aufruf, Erstklässler mit einem no rules-Rucksäckli zu bestreiken.

Falls Manor bis am Freitag nicht reagiert, werde ich öffentlich protestieren. Vorerst weise ich die Manor-PR-Abteilung mal mit einer e-card ab der Manor-Website auf meine Enttäuschung über das lästige Stillschweigen hin. Mit folgendem Text:

Ich bin zutiefst enttäuscht, dass Sie auf meine Kritik nicht reagieren. Machen Sie das immer so, wenn Ihnen jemand an den Karren fährt?
Learn more about PR on
www.henusodeblog.blogspot.com
Freundliche Grüsse
Der Bugsierer


Ob das was bringt, erfahren Sie demnächst in dieser Bloghütte.

Flug-Pläsier für Raucher


Ein eher skurriler Kontrapunkt zur allgemeinen Raucherhatz kommt aus London: Eine Airline für Raucher. Laut BZ will die Smintair (Smokers International Airlines) am 27.3.2007 den Flugverkehr zwischen Düsseldorf und Tokio aufnehmen. Rauchen in den Boeing 747-Jets auf allen 138 Plätzen erlaubt. 138 Plätze? Yes, so wenig. Denn es wird ausschliesslich Sitze der 1.- und der Businessklasse geben. Was dem gemeinen Raucher nicht ganz genehm sein dürfte.

Jedenfalls sehnt sich der Börsenmakler und Gründer der exklusiven Paffer-Airline nach der guten alten Zeit zurück. Damals in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren war das Fliegen noch eine ganz exklusive Angelegenheit. Damals bot man First-Class-Passagieren schon vor dem Start Monte-Christos an. Auch ich erinnere mich gut und gerne an einen Langstreckenflug nach Madagascar (1998), auf dem man noch rauchen durfte. Der Blick auf den Kilimanjaro in der Morgendämmerung macht mit einer Chesterfield in der einen und einem eisgekühlten Whisky in der anderen Hand eindeutig mehr Eindruck als ohne diese Drogen.

Investoren sind bei der Smintair ab 1 Mio. Euro dabei. Für 4 Mio. Euro kannst Du das Logo Deiner Bloghütte auf den linken oder rechten Flügel der Smintair-Jets kleben. Für 12 Mio. ist die Departure-Lounge in Düsseldorf oder Tokio Dein exklusiver Salespoint.

Interessant ist auch diese Feststellung des CEOs:

Ende der 80er stellten fast alle Fluggesellschaften, kartellartig, die "NO SMOKING SIGNS" in den Kabinen gar nicht mehr ab! "Im Sinne des nichtrauchenden Passagieres", erklärte man. In Wahrheit waren die Flugzeuge damals besser belüftet und keimfreier als ein Operationssaal, obwohl auf allen Plätzen geraucht werden durfte. Heute ist die Luft in allen Flugzeugen gebraucht und stickig, weil aus Kostengründen nur noch umgewälzt und keine neue Luft von Aussen zugeführt wird. Spart Kerosin, gibt aber dem Passagier Kopfschmerzen.


Ob diese kuriose Airline wohl wirklich abheben wird? Und ob sie sogar Schule machen wird? Denkbar wären Rauchertrams zum Opernhaus, Raucherbarkassen auf dem St. Moritzersee oder ein Smokers Hotel in einer stillgelegten Davoser Lungenklinik.

27. Juni 2006

Charme-Offensive der Bettlermafia


Normalerweise hocken sie einbeinig auf dem Trottoir. Machen dazu ein ganz trauriges Gesicht. Oder spielen auf einem schrottreifen Örgeli die immergleiche Melodie und machen ein sehr gelangweiltes Gesicht. Oder sie fallen zu dritt und jeden Abend um die gleiche Zeit in deiner Stammkneipe ein, geben grässliche Musik zum Besten, spielen kreuzfalsch und setzen dazu ein kaltes Dienstlächeln auf.

Trotzdem: Arme Hunde allesamt. Sie kommen aus dem Osten, wo es hunderttausende armer Hunde gibt, was wir hier meistgens ignorieren. Sie kommen organisiert. Nein, nicht vom Reisebüro. Man spricht von »kriminellen und organisierten Bettlerbanden aus Osteuropa«. In deutschen Grossstädten toben seit längerer Zeit die politischen Diskussionen, man will die Bettlerbanden aus den Shoppingmeilen verbannen.

Bei uns ist es noch nicht soweit. Und offenbar hat sich die Bettlermafia was ganz neues einfallen lassen. Keine Krüppel kauern mehr auf den Gehwegen, keine apatischen Kinder buhlen mit ihrem erschütternden Anblick um eine milde Gabe und das schrottreife Örgeli scheint entsorgt. Nein, die Bettlermafia hat eine Charmeoffensive eingeleitet und stellt jetzt als Clowns verkleidete Schnorrer an die Ecke. So gesehen kürzlich in einem Migros-Parkhaus im Schweizer Mittelland.

Sein Kostüm ist aus Sacktuch und Filz zusammengeschnurpft, die Perücke ein blasses Plasticteil, das Gesicht weiss geschminkt, auf der Nase steckt ein roter Pingpongball, am Boden liegt ein akurat drapierter Hut für das Münz der Passanten. Er steht neben dem Parkhauseingang zum Supermarkt, macht bei jedem Besucher den Bückling, setzt ein zur Fratze gefrorenes Lächeln auf. In seinem Leben gibt es nichts zu lächeln.

Die Passanten sind zumeist etwas konsterniert, das neue Bettlerkonzept ist noch ungewohnt. Viele realisieren gar nicht, dass es ein Bettler ist, viele meinen, es sei ein offizieller Begrüssungsclown von der Migros, den es einfach anscheisst, in diesem heissen und feuchten Parkhaus rumzustehen. Kinder reagieren lockerer, sie kennen den Clown aus dem Zirkus, ihnen ist es egal, dass das hier nur ein Bettlerclown ist.

26. Juni 2006

Arschkarte für Manor


Immer vor dem Beginn eines neuen Schuljahres hat Werbung für Schulmaterial Konjunktur. Ist ja klar. Champagner wird auch vorwiegend im Dezember beworben. Nur: Meistens wird den Kids hier unsäglicher Schrott verklickert. Miese Qualität aus Fernost, schröckliche Designs, haarsträubende Aussagen in Prospekten und Inseraten.
Weit übers Ziel hinausgeschossen hat jetzt das Warenhaus Manor. In einem der Sonntagspresse beiliegenden Prospekt (hier auch online) bietet das Unternehmen mit dem eher plumpen Slogan "Cool to school" allerlei Equipment für Erstklässler an. Unter diversen unglaublich läppischen Designs hat es zwei, den den Vogel abschiessen. Das eine kommt mit dem Konterfei und dem Namen des kubanischen Revolutionärs Che Guevara daher, das andere mit dem geradezu antipädagogischen Slogan "No rules".

Wie bitteschön kommt Manor auf die Idee, kleine Dreikäsehochs mit einem Che Guevara-Sujet auszustatten? Ist da näxtens auch eines von Karl Marx oder Osama Bin Laden zu erwarten? Ist in der Unterstufe der Lehrplan mit revolutionären Lernmodulen aufgemotzt worden? So quasi als Kontrapunkt zur allgemeinen Konsumgeilheit der Kids?
Und was bitteschön denken sich diese weltfremden Produktentwickler, wenn sie Erstklässler mit dem Slogan "Keine Regeln" ausstatten? Ist die Schule nicht u.a. auch dazu da, den kleinen Menschen gewisse Regeln für das soziale Leben beizubringen?

Dieses pervertierte Angebot ist ein Paradebeispiel dafür, wie weit es mit der gesellschaftlichen und sozialen Verantwortung von Grossunternhmen her ist. In diesem Fall nicht sehr weit. Wer Erstklässler mit politischen Figuren dekoriert, deren Hintergründe sie weder kennen noch begreifen, wer Kids mit einem Slogan aus irgendeiner Klugscheisserszene zum allgemeinen Ungehorsam aufruft, wer das Ganze dann noch für unverschämt teures Geld in den markt drückt, macht sich der Förderung einer gesellschaftlichen Verluderung schuldig, von der wir schon mehr als genug haben.

Mehr als eine deftige Arschkarte hat Manor dafür nicht verdient. Was die Pressestelle von Manor dazu zu sagen hat, steht demnächst in dieser kleinen Bloghütte.

24. Juni 2006

Tschäppät

Morgens eine Idee. Abends eine Form. Schön.


Berns Stadtpräsident Alexander Tschäppät im Tagi-Magi von heute.

23. Juni 2006

Börsenbaisse wegen WM

Die Fussball-WM hat ja unzähligste Merkwürdigkeiten produziert. Da laufen Sachen ab, die man sich vorher selbst in den kühnsten Träumen nicht vorstellen konnte. Ganz besonders verblüffend finde ich die hier.

Brüller des Tages

22. Juni 2006

Das Heuballenbalett


Tagsüber liegen sie da, fein säuberlich aufgereiht wie die Knochen im Briger Gebeinhaus. Leblos. Stoisch auf die finale Verfütterung wartend, in der grellen Sommersonne dem Ende in einem feuchten und rauhen Kuhschlund entgegen brütend. Für die Pendler, die an dieser Landstrasse rastlos an dieser seltsamen Truppe vorbeibrausen, sind sie ein Aergernis, weil nicht in die Landschaft passend. Ein unverhoffter Blickfang, weil von skulpturaler Ausstrahlung. Eine neuzeitliche Ikone, weil von einer dynamischen Landwirtschaft zeugend. Oder ein Nichts, weil von Ignoranten selbst solch markante neue Bilder noch lange kein Grund für einen neuen Gedanken sind.

So liegen sie also da, tagsüber. Aber nachts, da ist der Bär los. Wenn sich die Dämmerung verzieht am Horizont und die letzten Beizenhocker vorbeigedüst sind, wenn die Venus grosszügig mit ihren Reizen geizt und in den Wäldern rundum die letzten Viecher sich auf Ästen und in Höhlen der Nacht ergeben, wenn niemand da ist ausser dem Mond und der Stille und der schwarzen Nacht, dann beginnt das grosse und geheimnisvolle Heuballenballett.

Träg und zeitlupig kugeln sie sich voneinander ins taunasse Gras, formieren sich zu einem Kreis um den Baum in der Mitte der Matte und warten gelassen auf ihren Einsatz. Erst wenn die Symphonie der Stille mit einer dramatischen Ouvertüre einsetzt und das Tal mit einem lautlosen Crescendo erfüllt, nimmt eine eigentümliche Choreografie ihren Lauf. Der Kreis wird zum Stern, der Stern zum Schweif, der Schweif zur Kolonne, die sich fliessend in kleine Sektionen teilt und von dort in ein grandioses Schlussbouquet gleitet oder schwebt oder rollt.

Die Bäume rundum geniessen diese allnächtliche Darbietung. Es ist ihnen ein kostbares Privileg, an dieser Wiese, die die Welt bedeutet, zu stehen, ein Leben lang, hinten der See und vorne der Traffic, und jetzt, seit ein paar Jahren, Avantgarde pur, direkt vor ihren Stämmen und Wurzeln - was will man da noch ins Theater. Am meisten freut sich freilich der Baum in der Mitte, um den sich das Ganze dreht wie ein Rad um die Achse, das macht ihn stolz und stark und stämmig. Und ganz hinten, die alte Eiche, die Kluge, die würde sich krümmen, wenn sie könnte, vor lauter schelmischer Satisfaktion, weil noch vor der Morgendämmerung die ganze Truppe wieder sauber aufgereiht und aufgebeigt am Strassenrand steht und so tut als ob nichts gewesen wäre.

16. Juni 2006

Sommerfrische


Abkühlung. Gut. Das hats gebracht.

Die Limo mit dem Vogel


Es war das Grösste, was man als Kind in den 60ern nach dem Sonntagspaziergang kriegen konnte: ein kühles Pepita. Was heute von einem amerikanischen Multi als Bitter Lemon daherkommt, wurde damals erfolgreich in Eptingen zusammengemixt. Die zartbittere und dennoch zuckersüsse Grapefruit-Limo ist eine Kindheitserinnerung, die nur noch selten aufflammt. Etwa dann, wenn man in einer verschlafenen Landbeiz unter steinalten Pepita-Sonnenschirmen sitzt und ein kühles Feldschlösschen trinkt.
Nicht nur der Geschmack dieser prominenten 60er-Jahre-Limo hat sich tief ins Gedächtnis eingeritzt, auch der Papagei, der die Marke verkörperte, ist unvergesslich. Damals noch ein höchst exotischer Vogel und für Kinder stets ein lustiges Plaisierchen, war das Sujet in der Schweiz wohl eine der bekanntesten Marken überhaupt. Geschaffen wurde diese prägnante Produkt-Ikone von Herbert Leupin, einem der wichtigsten Schweizer Plakatkünstler und Reklamegestalter des letzten Jahrhunderts. Leupin hat ab den 40ern bis in die 90er über 1'000 Plakate geschaffen und so manche Marke visualisiert. So u.a. für Suchard, Knie, Steinfels und Panteen. Allein für Pepita hat er in über 40 Jahren etliche Plakate gemacht.
Und was ist mit Pepita heute? In besagter Landbeiz jedenfalls gibt es die Papageien-Limo schon lange nicht mehr, nur die Sonnenschirme versehen dort noch ihren Dienst. Unter pepita.ch kommt man zwar zur Mineralquelle Eptingen, vom Produkt selber steht dort allerdings kein Wort. Obwohl es die Marke noch gibt und bei einigen wenigen Händlern noch zu haben ist. Sie scheint ein Auslaufmodell zu sein. Schade eigentlich.

14. Juni 2006

Why The Americans Hate Soccer


Kommentare sind das Salz jeder kleinen Bloghütte. Manche sind nett und voller Lob, andere zustimmend und schulterklopfend, einige widersprechend und somit den blogospärischen Diskurs fördernd, und dann sind da auch noch die Langweiler und Wichtigtuer. So soll es sein.

Der bisher skurrilste Kommentar in meiner kleinen und noch jungen Bloghütte kommt aus Kennebec im Staate Maine directly from the US. Der Mann nennt sich world champ stephen neal, seine Lieblingsbücher sind The art of the Kama Sutra, Kama Sutra for the Business World und Peer Gynt. Musikalisch hängt er zwischen Dvorszak und Neil Young ab. Seine Interessen schwanken zwischen Wrestling und Growing body hair. Er führt einen ziemlich krassen Blog, in dem er seine Leser zur Frage Which is the manliest way of ending one's own life? voten lässt. Ein voll assimilierter Ami-Charmebolzen also.

Wie er dazu kommt, in meiner kleinen Bloghütte einen Kommentar (hier) zu hinterlassen, ist mir ein Rätsel. Hochinteressant ist aber der Inhalt. Kurz und bündig, von beeindruckender Stringenz, und für einen echten Schweizer wie mich voll rührend heisst es da:

Ricola! Ricola!

Wie er das wohl meint? Ich bin sicher, er hat von meinem Text kein Wort verstanden. Er hat wohl eher zufällig einen Blog from Switzerland entdeckt und mir mitteilen wollen, dass er unser Land nicht einfach mit Banken und Toblerone assoziiert, sondern mit eben diesen auserlesenen Schweizer Kräuterbonbons, die in den letzten Jahren – hierzulande fast unbemerkt – weltweit Furore gemacht haben. Dass die Laufener Bonbon-Manufaktur dies bis zu einem Wrestlingfan aus Maine geschafft hat, ist erstaunlich und und für unsere marode wirtschaft höchst erfreulich.

Was soll ich jetzt machen? Ich kann ja nicht zurückposten "Coca Cola! Coca Cola!" Dieses Produkt kennt ja weltweit jede Sau und würde den Kama Sutra-Wrestler in Kennebec wohl kaum vom Stuhl hauen. Darum meine Frage an meine geneigten Leserinnen und Leser: Kennt Ihr ein adäquates Produkt aus Maine oder Umgebung, das ich dem rührigen Stephen zurückposten könnte? Z.B. in seinen gestrigen, zwar kurzen, aber durchaus erfrischenden Artikel Why We Americans Hate Soccer.

U.A.w.g.

13. Juni 2006

Sonntagszeitung II: kritisch oder bösartig?

Auf meine Kritik an der Bloggergeschichte in der letzten Sonntagszeitung hat die SZ-Autorin Simone Luchetta in meiner bescheidenen Bloghütte einen Kommentar hinterlassen. Dieser ist so entlarvend, dass er hier quasi auf die "Front" gehievt werden muss. Sie schreibt:

die "tante von der sonntagszeitung" hat den blog des herrn aeschbacher intensiv gelesen und sogar auch ein bisschen eine ahnung von der "medienszene" (natürlich nie eine so fundierte wie henusode..). und sie schaut aeschbachers sendung, wann immer möglich. trotzdem, lieber henusode, kam sie zum schluss, dass aeschbachers "ganz und gar eigene Sprache (diktion)" nicht nach ihm tönt. und wer sich mit blogs befasst, weiss, dass immer mehr blogs gerade von promis und firmen nicht selbst verfasst sind. aeschbi bloggt auf der sf-website - warum nicht fragen? darf man das nicht mehr? er kann dazu ja stellung nehmen. henusode nennt das bösartig? ich sag dem kritisch. und sie nichts schlimmes dabei.

Nun, liebe Tante Simone, ob Aeschbis Diktion nun wirklich nach ihm tönt oder nicht, da haben wir offensichtlich eine gegenteilige Wahrnehmung. Das kommt zwischen Männern und Frauen öfters mal vor. Aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass er die Frage, ob er selbst schreibt oder schreiben lässt, mit einem klaren Nein beantwortet hat und dass Du das Ganze dann trotzdem ins Blatt geschrieben hast. Das nenne ich in der Tat bösartig. Denn als medienerfahrene Schreiberin ist Dir doch klar, dass bei diesem Vorgehen beim Leser immer was hängen bleibt. So in der Art "Man munkelt, er schreibe gar nicht selber."

Journalistisch sauber wäre gewesen, das Thema – und damit diese suggestive Unterstellung – einfach wegzulassen. Da es ja keine Anzeichen gibt, dass der Aeschbi schreiben lässt. Die richtige Feststellung, dass viele Promis schreiben lassen, reicht noch lange nicht aus, dem einzigen regelmässig bloggenden TV-Fuzzi solches in Form eines völlig unbegründeten Verdachts zu unterstellen. Das ist weder kritisch noch journalistisch korrekt, sondern einfach schlecht gemachter und bösartiger Boulevard.

Gebt's doch einfach zu: Ihr wolltet dem Aeschbi einfach eins auf den Deckel hauen. Die TV-Kollegenschelte ist, wie man weiss, bei der gedruckten Presse ein Dauerbrenner, da sie sich gut verkauft. Im Titel fängt's schon an. Ihr nennt den Aeschbi einen Trittbrettfahrer, weil er erst seit vier Monaten bloggt. Das ist doch einfach lächerlich. Mit dieser Denke müsste man ja Eure Redaktion ebenfalls als Trittbrettfahrer bezeichnen, nur weil sie sich erst nach vielen anderen Zeitungen auch mal dazu bequemt, eine grössere Bloggergeschichte zu machen.

Ein weiteres Indiz, dass Ihr dem Aeschbi ein wenig ins Korn fahren wolltet, ist Dein letzter Satz in Deinem Text. Zur Verdeutlichung sei hier der ganze letzte Absatz zitiert:

Tatsächlich bloggt er mit vorbildlicher Frequenz, schreibt täglich eine gute Stunde und zählt bis zu 180 000 Besuche im Monat. «Ich will keine Show abziehen, sondern den Zuschauern einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen.» Und doch ist vieles darin einfach langweilig zu lesen.

Erstens steht dieser letzte Satz inhaltlich völlig verloren neben dem Rest des ganzen Absatzes. Zweitens ist der Vorwurf, vieles sei langweilig zu lesen, ohne Begründung am Schluss einfach noch angehängt – so als gebe man jemandem am Schluss eines Gesprächs noch schnell einen Gingg in den Arsch. Von Qualitätsjournalismus erwarte ich, dass man solche negativen Beurteilungen begründet. Hat man dazu keinen Platz mehr, muss die qualitätsbewusste Journalistin die Grösse haben, das negative Urteil ganz wegzulassen und sich einen passenderen Schlusssatz auszudenken.

Ich bleibe dabei: Schlecht gedacht, schlecht gemacht.

12. Juni 2006

Sonntagszeitung: üble Bloggerstory

Blogger und Blogs sind in letzter Zeit ein hippes Thema in den Schweizer Medien. Fast jede Woche finden wir in irgendeinem Blatt eine grosse Bloggerstory. All diese Artikel haben eines gemeinsam: Sie sind selten wirklich aufschlussreich. So auch der dreiseitige Aufmacher in der gestrigen Sonntagszeitung – hier online nachzulesen.

Man wird auch bei dieser Story den Eindruck nicht los, dass hier ein paar Schurnis aufs heisse Thema angesetzt wurden, die keine Ahnung haben. Da werden in einem Leitartikel ein paar Plattitüden verwurstet, die anderswo auch schon zu lesen waren. Dann pickt man sich für ein Kurzportrait 7 Blogger heraus und wundert sich über die Auswahl. Die Besten, Originellsten, Innovativsten, Kompetentesten usw. fehlen fast gänzlich. Dekoriert wird das flaue Süppchen dann noch – wie könnte es anders sein – von einem Interview mit einem Medienwissenschaftler, der lieber einen Vortrag an einem Elternabend hält als seine Forschungsergebnisse "ziellos ins Netz" zu stellen. Auch er hat noch nichts begriffen.

Kurz und gut: Nicht viel mehr als heisse Luft, die der Bloggerszene, so bescheiden sie in der Schweiz auch (noch) sein mag, hinten und vorne nicht gerecht wird. Mit welchem journalistischen Selbstverständnis die oberflächliche Sonntagszeitungs-Crew an das Thema herangegangen ist, zeigt vor allem die Unterstellung an den TV-Moderator Kurt Aeschbacher, er lasse sein Blog durch Ghostwriter schreiben. Selbstverständlich ohne dafür auch nur den klitzekleinsten Hinweis zu haben.

Man kann von diesem Fernsehfuzzi (wie er sich augenzwinkernd selber nennt), seinen Sendungen und seinem Blog halten was man will, aber wer genau hinhört resp. reinliest, der merkt, dass dieses Blog in Aeschbachers ganz und gar eigenen Sprache (Diktion) gehalten ist, die man seit vielen Jahren von ihm kennt. Entweder hat also die Tante von der Sonntagszeitung null Ahnung von der Medienszene, oder sie hat bösartig einfach mal einen recht üblen Vorwurf (üble Nachrede?) in den Raum gestellt. Warscheinlich trifft beides zu. Schlecht gedacht, schlecht gemacht.

11. Juni 2006

Heute Abend am Waldrand


Ein Bänkli am Waldrand, eine Feuerstelle, Cervelat, Züpfe, Flasche Wein, nein zwei. Ein laues Lüftchen, der Blick in die Weite, Jets zählen am Himmel und als Finale der zeitlupige Sonnenuntergang. Gut. Sehr gut.

Wort zum Sonntag

Lieber Herr Gott

Du hast ja als Schöpfer verschiedenes irgendwie falsch eingefädelt. Kriege, Hungersnöte, Seuchen – konzeptionell und schöpfungstechnisch völlig daneben. Aber ich will hier und heute nicht in dieses Allerweltsgejammer einstimmen. Sondern einen anderen Aspekt ansprechen, der dir meiner Meinung nach bei der Kreation von uns Kreaturen ebenfalls ziemlich daneben geraten ist.

Es ist ein delikates Thema, das ich hier als Beispiel einer missratenen Schöpfungskomponente endlich einmal ansprechen will, und ich weiss ehrlich gesagt nicht, wie ich das antexten soll. Es geht um unsere Körper. Abgesehen davon, dass du uns mit diversen Bräschten ausgestattet hast, die mir mit zunehmendem Alter immer mehr auf die Nerven gehen, sehe ich da noch einen weiteren Punkt, der in deiner Schöpfung nicht ganz perfekt geraten ist.

Ich meine, äähhm, die ganze hygienetechnische Attitüde. Also z.B. jeden Morgen unter die Dusche stehen müssen. Sich mit diesem nassen Element übergiessen, einseifen, abduschen und abtrocknen müssen. Jeden Tag. Und dann noch Haare föhnen, Zähne putzen und jede Woche Fingernägel schneiden. Ach ja, und rasieren. Mit diesen teuren Klingen die eigene Haut malträtieren. Oder schon vor dem ersten Kafi und der ersten Zigi mit einem surrenden Motörchen im Gesicht rumwuseln. Grauenhaft.

Und dann, wenn das alles vollbracht ist, kommt der Höhepunkt der vermeidenswerten Verrichtungen: Der – nennen wir es beim Namen – Morgenschiss. Geschlagene zehn Minuten sitz ich da jeweils auf dieser porzellanenen Schüssel, einem Industriemassenprodukt von äusserst beschränkter Bequemlichkeit, und frage mich, warum es nicht vorwärts geht, resp. warum diese Verrichtung bis zur völligen Entleerung, die dann auch wirklich einen Tag hinhält, so lange dauert. Bei mir kommt da noch ein eklatanter geografischer Nachteil hinzu. Ich lebe auf dem Lande und hier werden die Zeitungen erst gegen 11 Uhr ausgeliefert. Also guck ich jeden morgen zehn Minuten wie ein Oberdepp die langweilig und sandbeige gekachelte Wand an, studiere die leidenschaftslose Linienführung der Badewanne und versuche das Geheimnis der höchst instabilen Duschvorhangvorrichtung zu ergründen. Jeden Morgen.

Dies alles ist nicht nur ein exorbitanter zeitlicher Aufwand mit höchst fragwürdigem und einschläfernd repetitivem Charakter, man bedenke auch, was all diese Verrichtungen für ein gewaltiges Equipment erfordern. Ich will gar nicht anfangen mit aufzählen. Jedoch muss erwähnt sein, dass dieses Equipment nicht nur intern, sondern auch extern vonnöten ist. All diese Fabriken, die all diese tools und Seifen und Wässerchen herstellen. All diese Frisch- und Abwasseranlagen. Die ganze Vertriebs- und Entsorgungsschiene. Immens! Eine komplette Industrie musste aufgezogen werden.

Ach, lieber Herr Gott, auch dieser Mangel an der Konzeption der menschlichen Spezies musste mal auf den Tisch. Das hättest du doch wirklich etwas simpler einrichten können. Stell dir vor, wir Menschen könnten morgens aufwachen, dreimal tief durchatmen, in die Kleider schlüpfen und loslegen mit dem Tagwerk. Ohne den ganzen Dusch- und Rasier- und Stuhlgang-Schmonzens. Wäre doch viel praktischer. Sauberer. Ein echtes Ökokonzept. Wir könnten uns nützlicheren Dingen widmen. Wie z.B. dem elysischen Duft von frischem Heu. Den du ja auch hingekriegt hast.

Woran, lieber Herr Gott, liegt diese flatterhafte Qualität in deiner Schöpfung? Was ist da schief gelaufen, seinerzeit, als du uns kreiert hast? Die falschen Berater? Mieses Budget? Durchgeknallte Designcrew? Oder warst du ganz einfach schlecht drauf?

Ich weiss, wir werden es nie erfahren. – Und weiter duschen ...

9. Juni 2006

Empfehlung für Städter


Hey, ihr Städter, die ihr da unter eurer Smogwolke hockt und hechelnd dem Schönen fröhnt, die ihr in den grauen Agglos von den Malediven träumt, die ihr täglich in der vollklimatisierten Verkehrsmaschine von hier nach dort hetzt, die ihr mit kruden Leibesübungen eure unwichtigen Luxusbodys stählt, die ihr markengeil den Schein wahrt, verzückt in Naturdokus schwelgt, verklärt bei Greenpeace spendet und verdammi verliebt in die Natur seid – aber den Duft von frischem Heu höchstens noch vom Heublumen-Shampoo aus dem Beautyshop oder dem 200-fränkigen Heubad im Wellnesshotel kennt, hey Städter: ES IST HEUET. Live! Auf dem Land. Und der Duft von frischem Heu ist immer noch sehr betörend. Eine Megaparty für deine gebeutelten Rezeptoren. Tu dir was Gutes, Städter, fahr raus aufs Land, nimm einen Hauch von diesem grandiosen Duft, der da in rauhen Mengen derzeit über den frisch gemähten Matten hängt. Gratis. Buchung unnötig. Einfach hingehn. – Geniess ihn, den Duft, die Sicht und Dich.

Motiv für Medienjunkies

Als leidenschaftlicher Medienjunkie wird man ja oft gefragt, was die stundenlange Zeitungleserei und die unaufhörliche Surferei in Newsportalen und Blogs denn eigentlich bringe. Ob man denn das alles auch verarbeiten könne. Die meisten news seien doch bad news und damit eher zum kotzen. Der Rest sei oberflächliches Infotainment und im Grunde gerade mal so interessant wie ein Kübel voll eingetrockneter Dispersion. Und überhaupt, die Zeit, die da drauf gehe, da mache man doch besser was anderes. Was positives. Sei es auch nur an der Barkante rumstehen und dumm schnurre.

Jetzt bin ich bei John le Carré in seinem schönen Buch Absolute Freunde über einen Satz gestolpert, der das Motiv eines besessenen Medienjunkies kurz und sec auf den Punkt bringt:

Information ist der Weg, Wissen das Ziel.

Liebe Durchschnittsmedienkonsumierer und Realitätsverweigerer: Sonst noch Fragen?

Ohne Vorwarnung: Karriereschub II


Nach meinem unglaublichen Karriereschub für die Gestaltung eines Inserats für den Pendlerblog kommt heute schon Ehrung Nummero zwo reingeflattert, die mir die Röte ins Gesicht treibt und mein Selbstwertgefühl in ungeahnte Höhen schraubt. Das nach der gefürchteten Art von Reich-Ranicki operierende Blog-Watchblog blogkritik.ch schreibt über meine bescheidene Bloghütte:

henusode… Ein Blog der mich, seit langem schon, so richtig schön neidisch macht. Ein Meister, der Herr aus dem Mittelland. Schreibt herrlich, hat herrliche Ansichten, ist anständig und äusserst originell. Dem Mittelmass längst entwichen.

Da bleiben auch meiner Wenigkeit die Worte erstmal im Halse stecken. Vor allem deshalb, weil diese Würdigung aus heiterem Himmel kam. Bei einem Oscar wird man ja wenigstens nominiert und kann sich auf allfällige Lobhudeleien schon mal einstellen. Vorgängig mit seinem Weinhändler reden. Die Angehörigen auf die brutalen Konsequenzen von Absturz oder Höhenflug einstimmen. Der Geliebten wegen dem langen Schwarzen Bescheid sagen. Aber nein, man wird skrupellos überrumpelt. Zack, eine Ehrung, schau selber, wie du damit zurechtkommst.
Da ist selbst meine PR-Abteilung völlig überfordert. Mehlbleich und ratlos hängen die Jungs in der Kantine vor ihren Lindenblütentees ab. Ich hab schon lange den Eindruck, dass da eine robuste Rotweintruppe ran muss. Die ein solch evidentes Ereignis auch in knackige Homestorys umzusetzen wüsste. Diese Teefreaks sind doch eher was für Cervelatpromis. Werde meinem CEO Bescheid sagen, dass das kein Zustand ist. Die ganze Truppe sofort freitstellen und auswechseln, die Teekrüge kommen auf den Müll und beim Weinhändler soll er das Lager leerkaufen.

Bis diese kleine Umstrukturierung meiner kargen Bloghütte realisiert und ins Tagesgeschäft implementiert ist, nehm ich die Sache selber an die Hand:

Liebe Blogkritik-Redaktion: Danke. Ich fühle mich gebauchpinselt.
Liebe Boulevardpresse: Für Homestorys bitte Angebot in US$ an bugsierer[ät]gmail[dot]com
Liebe seriöse Presse: Interviews sind im Moment wegen Totalausfall der PR-Abteilung nicht möglich (redigieren und umschreiben kann ich ja nicht auch noch selber).
Liebe Blogosphäre: Empfehlen Sie uns weiter.

Unterbruch bei blogger.com


In den letzten Tagen war blogger.com für uploads nicht oder kaum parat. Als user wurde man auch nicht informiert, was da abgeht. Erst heute morgen dann die obige Meldung. Und tatsächlich: das Ding flutscht so tifig wie noch nie. Trotzdem könnten die, wenn sie schon was an ihrem tool basteln, vorher informieren.

8. Juni 2006

Extremsurferin: Was soll das?


Alle Extremsportler und Extremabenteurer sind mir zutiefst suspekt. Ob sie allein durch die Arktis wandern, mit zwei Beinprothesen auf den Everst steigen oder tagelang in einem Wassertank ausharren – es ist irgendwie lächerlich. Heute ist wieder so ein irres Mädel in den Medien: Die französische Windsurferin Raphaëla Le Gouvello ist als erster Mensch ganz auf sich allein gestellt von Australien nach Afrika gesurft. 60 Tage brauchte sie für den 6'300 km langen Horrortrip.

Was soll das? Was ist der Sinn von solch kruden Trips? Mal abgesehen von der Medienpräsenz, die man damit generiert, und dem Geld, das man damit – eventuell – macht. Was treibt Menschen dazu, sich in solche Gefahren zu begeben? Das Gelaber von wegen an seine Grenzen gehen kann ich nicht ernst nehmen. Jeder halbwegs gebildete Mensch kann seine Grenzen im Alltag hinreichend ausloten. Dazu braucht man nicht von Felsvorsprüngen zu basejumpen und auch nicht die Sahara mit dem Zahnbürstchen sauberwischen wollen.

Was unterscheidet also diese selbstverliebten Adrenalinjunkies vom ganz normalen Heroinjunkie? Vom Trällergirl in einer Castingshow? Vom aufdringlich geschwätzigen Normalo, der dir an der Barkante gerade auf die Nerven geht? Eigentlich nichts, oder? Kürzlich war doch da dieser Schweizer, der durch die Arktis marschieren wollte und schon nach zwei Tagen auf einer Eisscholle endete und dann von russischen Helikoptern in einer halsbrecherischen Aktion gerettet werden musste. Der Typ hat in 10vor10 ein Interview gegeben – und keinen auch nur halbwegs anständigen oder gehaltvollen Satz von sich gegeben. Lauter Platitüden. Ganz zu schweigen von seiner Frau, die als aufgebrezeltes Klischee einer unterbelichteten Fussballerfrau voll durchgehen würde.

Was also ist es, das dieses merkwürdige Phänomen der Überflussgesellschaft ausmacht? Vielleicht ganz einfache Sachen: Geltungssucht, Publicitygeilheit und eine Überdosis Ichbezogenheit. Jedenfalls nichts wirklich Vorbildliches.

Absurd: 1 Mio. für 1 Match

Rund um die Sicherheitskosten der Euro 08 (Ständeratsentscheid von gestern) verlautbart Berns Stapi Tschäppät heute in der BZ: "Nehmen wir ein Beispiel: Kommt z.B. Arsenal ins Stade de Suisse, rechnen wir mit Polizeiaufwendungen von 1 Million Franken." Hä? 1 Million? Für die Polizei? Und warum soll das die öffentliche Hand bezahlen und nicht die UEFA? Jede Provinzdisco zahlt doch ihren Türsteher selber.
All diese Fussballdiskussionen fördern eine Situation zu Tage, die absurder nicht sein könnte: Einflussreiche Verbände und knüppelharte Rechtevermarkter kassieren ab und die Allgemeinheit soll die massiven Sicherheitskosten übernehmen. Und die Infrastruktur bereitstellen resp. aufrüsten. Und die extremen Belästigungen einer Grossveranstaltung mit einem unflätigen und besoffen herumgrölenden Publikum einfach so hinnehmen.
Irgendwas läuft da falsch.

Laienhaftes Greenpeace-Blog


Greenpeace ist bekannt dafür, bei ihren Aktionen stets die neuesten Technologien einzusetzen. Für Hochkaminbesteiger gibts die besten Kletterausrüstungen, für Schlauchbootfahrer die die schnellsten Zodiacs. Vor allem haben die erfolgreichen Umweltaktivisten die Medienklaviatur im Griff wie kaum eine andere Organisation. Nur mit den Blogs klappts noch nicht so ganz.
Mit der Aktion SOS Weltmeer hat Greenpeace kürzlich eine ihrer grössten Aktionen gestartet. Mit zwei stattlichen Schiffen sind die Aktivisten auf den Weltmeeren unterwegs, um auf die Überfischung und Verschmutzung derselben aufmerksam zu machen. Wer sich in diesem Thema eingermassen informiert weiss, dass hier eine Ökokatastrophe sondergleichen am Anrollen ist.
Irgendwo bin ich auf einen Link auf ein deutschsprachiges Blog dieser Aktion gestossen. Toll, nix wie hin. Da war aber nur eine Seite mit einem kurzen Einführungstext. Die haben wohl noch nicht angefangen zu bloggen, dachte ich. Geh ich später wieder mal hin. Erst etwa im fünften Besuch dieses Blogs merkte ich, dass man sich da zum eigentlichen Blog weiterklicken muss. Er war unter dem Navigationspunkt "Kategorien" versteckt.
Dann gibts da noch sog. "Seiten". Auch dies eher blogunüblich. Was da versorgt ist gehört eigentlich in einen Navigationstitel wie z.B. "About".
Jedenfalls schrieb ich einen Kommentar in das Ding und regte an, das Teil doch bitte auf ein blogtaugliches outfit aufzurüsten. Damit da nicht scharenweise Leute hingehen, keinen Blog finden und dann nie mehr wiederkommen. Wäre doch schade für die Sache.
Am andern Tag war mein Kommentar gelöscht. Fand ich nicht nett. Seit ein paar Tagen ist das ganze Blog weg. Find ich noch weniger nett, weil die Crew gerade einigen illegalen Thunfischtrawlern auf der Spur ist. Heute finde ich zufällig heraus, dass das blog doch nicht weg ist, man muss aber auf das obige Banner klicken. Auch das eher unüblich. Und auch mein Kommentar ist wieder aufgetaucht, inkl. einer Antwort vom Web-Fritz.
Irgendwie hat Greenpeace mit dem laienhaften Umgang in diesem Blog ein Problem. Das ist nicht nur schade um der Sachen willen, sondern sehr erstaunlich für eine Organisation, die eigentlich mit allen PR-Wassern gewaschen ist.

Blogspot out of order


Gestern war dieses Blogportal den ganzen Abend über für neue posts ausser Betrieb. Was hin und wieder vorkommt, allerdings meistens nicht so lange. Wollte man was hochladen, kam obige Meldung. Immerhin: Ist mal was Neues im Reigen der Fehlermeldungen.

Test

Test (Blogspot seit gestern Abend bloggiert...)

6. Juni 2006

Karriereschub dank Pendlerblog schlägt voll ein

Uff. Unglaublich. Diese Dutzenden von Kommentaren auf meinen Pendlerblog-Award (siehe unten). All diese Mails mit dicken Aufträgen bis a Bach abe. Vor der Tür heute morgen 13 Blumensträusse, darunter drei mit mehr als einem dutzend roten Rosen. Dann kam da noch per UPS eine Schachtel After-Eight von der 20 Minuten-Redaktion. Und von der "heute"-Redaktion – per Telegramm – ein Angebot für eine tägliche Kolummne (die wollen den Rampspeck garstig machen). In der Dorfkäserei gabs ein Mödeli Anke und fünf Dutzend Meränggen gratis. Der sms-Speicher in meinem fünfjährigen Nokia glüüüht. U.v.a. auch eines von Köbi (z.Zt. Bad Bertrich): "Voll ääh... reingehauen, alte ääh... Edelfeder". Und natürlich eines vom Schawi (z.Zt. Berlin): "Find ich guet." Soeben hats an der Tür geklingelt, schon wieder der Pöstler, schon wieder ein Telegramm. Von Moritz (z.Zt. mit Roschacher auf Monte Verita): "Pragmatische Lösung, sauber ausgeführt, müsste man durchziehen." Und das Beste: Den ganzen Tag über ein Gegröle und Gejohle mit Fahnen und Trompeten aus den Pendlerzügen, die hier alle 20 Minuten vorbeidonnern.

Boaahh – ist das ein Sausenzauber.

5. Juni 2006

Karriereschub dank Pendlerblog



Ruhm und Ehre, errungen bei einer guten und integren Sache, sind ein seltenes Geschenk. Dem Ego wird geschmeichelt, dem Selbstvertrauen flattiert, dem Selbstwert- gefühl hofiert und die investierte Zeit aufs Grosszügigste entlöhnt. So ist es mir, dem Autor dieser bescheidenen Newcomer-Bloghütte, beim Pendlerblog-Inserate-Wettbewerb widerfahren: Mein kleines Inserätchen hat in dieser bedeutenden Konkurrenz den zweiten Platz geholt. Yes!

Das darf doch hier ganz unbescheiden in die geneigte Blogospäre hinausposaunt werden. Denn das ist nicht nur des Bugsierers – so lautet mein wohldurchdachter Blog-Künstlername – erster dergestaltige Wettbewerbsgewinn, sondern auch der Schönste. Vergleichbar mit Millionären, die ihre erste Million immer die geilste finden, oder Oskarpreisträgern, die ihre erste Ehrung gewöhnlich mit dem grössten Kick ihres bisherigen S(ch)eins zu vergleichen pflegen.

Neben dem extrem charmanten Preis in Form eines Abendessens im berühmten Aladins-Kebab an der Zürcher Langstrasse – in Begleitung des prominenten Pendlerblog-Redakteurs Unmündiger Leser und mit einer Bauchtanzeinlage seines Redaktionskollegen Hund Basil – hats noch zwei weitere nette Erfreulichkeiten abgesetzt: Erstens eine umwerfende Laudatio, die ich mir hier zu publizieren nicht verkneifen kann:

Hervorragend gestaltet und solide getextet. "Ebenfalls gratis" ist ein fantastischer Spruch, den wir in Zukunft oft gebrauchen werden. Ausserdem ist es die einzige Anzeige, die die richtige URL pendlerblog.blogspot.com verwendet anstelle der nur freundlicherweise auf uns verweisenden URL pendlerblog.ch


Zweitens die Feststellung, dass meine supergeniale Schlusspointe "Ebenfalls gratis" in meiner stringenten Copy in Zukunft zum augenzwinkernden running gag der Pendlerblog-Diktion erkoren wurde. Das ist noch fast besser als der erste Preis, da das Inserat ja nur einmal geschaltet und dann wieder in der Vergessenheit verschwinden wird. Meine Pointe aber wird für immer und ewig in die Pendlerblog-Eigenwerbung eingeritzt sein und mir damit Ruhm und Ehre auf Lebzeit bescheren. Besser hätte es ja gar nicht laufen können.

Ich bin mir voll und ganz bewusst: Gerade auf dem Höhepunkt von Ruhm und Ehre sollte man bescheiden bleiben, sonst läuft der Erfolg womöglich noch aus dem Ruder. Da aber die offiziöse Preisverleihung – zwecks Aufrechterhaltung der Anonymität der Pendlerblog-Redaktion – unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden wird, sei an dieser Stelle meine Dankesrede, die ich dort bei einem arabischen Bier und zwischen zwei bissen in einen saftigen Kebab halten werde, vorweggenommen:

Liebe Jury, liebe Pendlerblog-Leser, liebe Blogosphäre
Ich bin gerührt und weiss gar nicht was sagen. Diesen Preis habe ich weder erwartet noch gefordert. Es ist einfach wunderbar. Ich bin sehr glücklich. Und ich geniesse es. Noch kurz vor der Bekanntgabe der Gewinner habe ich gezweifelt, ob es reicht, was da getextet werden musste. Dass es nun ziemlich nach vorne gereicht hat, rührt mich zutiefst. Macht mich zu einem neuen Menschen. Bestätigt mich in meinem Tun und Lassen. Texten besteht ja vor allem aus weglassen. Wie jede grosse Kunst.
Aber lassen wir die technischen Reklamedetails beiseite. Vielmehr möchte ich danken. Zuallererst der Jury – für ihre kompetente und anstrengende Arbeit, und natürlich dafür, dass sie meinen kleinen Wurf zu einem grossen gemacht hat. Dann möchte ich all jenen danken, die mich auf dem steinigen Weg bis hierher stets mit blindem Vertrauen und hunderten von Weinflaschen begleitet haben, die auch dann an mich geglaubt haben, wenn mir mal die falschen Worte, oder unflätige oder entlarvende oder die bittere Wahrheit suchenden, aus der Tastatur geflossen sind. Ich danke meinem iBook, der alten Flunder, das auch nach Jahren höchster Beanspruchung immer noch zuverlässig seinen Dienst tut und nie macert, auch in Zeiten der totalen Sprachlosigkeit kein bisschen. Ich danke meinen Kunden, auch denen, die schlecht zahlen, mich dafür aber machen lassen. Ich danke Fabian, dem grossen Reklameschreiberling, der mir klar gemacht hat, dass auch ich ein Moralist bin. Ich danke allen Damen, die meine Liebesbriefe nie falsch verstanden haben, sondern gar nicht. Amen.


Soweit, so elysisch. Bleibt mir noch, diesem exorbitanten Karriereschub eine kleine Weiche zu stellen – für all jene, die auf der Suche nach einem träfen Lohnschreiber und einem findigen Konzepter hier einen gefunden zu haben glauben:
bugsierer(at)gmail(dot)com

4. Juni 2006

Schiffahrt II: Wind contra Dreckschleudern


Die internationale Frachtschifffahrt gehört heute zu den Hauptverursachern klimarelevanter Emissionen – sie ist eine Dreckschleuder par exellance. Sie emittiert soviel Stickoxide wie die gesamten USA und ist nach dem Strassenverkehr und der Industrie die drittgrößte Quelle klimarelevanter Schadstoffe. Frachtschiffe fahren mit Schweröl. Das minderwertige und extrem schadstoffhaltige Schweröl ist eine zähflüssige Masse, die als Abfallprodukt bei der Erdölverarbeitung in den Raffinerien zurück bleibt.

Die Welthandelsflotte setzte sich Anfang 2001 aus rund 41.000 Fracht- und Passagierschiffen (über 300 BRZ) zusammen, darunter rund 10.000 Tanker, 6.000 Schiffe für trockene Massengüter, 2.600 Containerschiffe, 18.000 Stückgut- und Roll-on-Roll-off-Frachter, 2.500 kombinierte Fracht-Passagierschiffe und Fähren sowie 1.500 reine Fahrgastschiffe.

Soweit die Eckdaten. Der Weg, diese Dreckschleudern zu bändigen, führt nur übers Portmonnaie. Oel ist teuer, wird immer teurer. Zudem drohen den Reedereien emissionsabhängige Abgaben, die zwar nicht morgen, aber sicher übermorgen kostenwirksam sein werden.

Das wohl billigste Mittel, diesen enormen Oelverbrauch zu reduzieren, ist Väterchen Wind. Dieser Prämisse hat sich die Hamburger Firma SkySails verschrieben und in den letzten fünf Jahren an einem komplett neuen Zugdrachen-Windantriebssystem geforscht. Die SkySails-Technologie unterscheidet sich von konventionellen Segelsystemen darin, dass der Zugdrachen durch nur ein Zugseil mit dem Schiff verbunden ist und auf einer Höhe von 200-300 m dem Wind ausgesetzt wird. In dieser Höhe sind die Windkräfte dank der geringeren Reibung mit der Erd- bezw. Wasseroberfläche 10-20% stärker als auf Deckshöhe bei konventionellen Segelschiffen. Und: Die höhere Windgeschwindigkeit ist deshalb besonders relevant, weil sie in Gleichung zur Berechnung der Zugkraft von Zugdrachen im Quadrat einfliesst. Eine um 15% höhere Windgeschwindigkeit bedeutet folglich bei diesem System eine Erhöhung der Zugkraft um über 30%.

Das geplante Produktprogramm umfasst Windantriebssysteme mit einer Normleistung von bis zu 5.000 kW (entspricht ca. 6.800 PS). Im Jahresdurchschnitt können so die Treibstoffkosten, abhängig vom Schiffstyp, den tatsächlichen Windverhältnissen und der erreichten Einsatzdauer, zwischen 10 - 35% gesenkt werden. Herrschen optimale Windbedingungen, kann der Treibstoffverbrauch zeitweise um bis zu 50% reduziert werden. Dazu muss man wissen, dass das Potential der Effizienzsteigerung bei Schiffsdieselmotoren weitgehend ausgereizt oder dann unverhältnismässig teuer ist. Demzufolge gilt eine Treibstoffersparnis von 5% bereits als fantastische Performance.

Das SkySails-System besteht aus einem vollautomatischen Zugdrachen-Antrieb und einer windoptimalen Routenführung. Es wird als Zusatzantrieb installiert und zur Entlastung der Hauptmaschine eingesetzt, wenn es die Windbedingungen erlauben. Als weltweit erste Reederei hat die Beluga Shipping in Bremen einen Neubau mit dem SkySails-System bestellt und wird 2007 damit die ersten Demonstrationsfahrten unternehmen. Ab 2008 soll das System dann regulär lieferbar sein.

Die SkySails-Idee ist nicht nur ökologisch sehr sinnvoll, sie ist auch technologisch hoch spannend und selbst für Laien (wie mich) einfach faszinierend. Auf der sehr informativen Website von SkySails gibt es eine Menge interessanter Details zu diesem innovativen System nachzulesen.

Linktip: Sehr umfassende Infos über die Seefahrt gibt es auf dem Portal Schifffahrt bei Wikipedia.

PS: Einige Teile dieses Beitrags habe ich von SkySails übernommen.

Schifffahrt I: Abgewrackt


Nein, das ist kein Gulag. Das Bild zeigt die Arbeit auf einer Schiffabbruchs- werft in China. Es gibt solche vor allem auch noch in Indien, Bangladesh und in der Türkei. Und es geht nicht schön her und zu an diesen Arbeitsplätzen: Contamination des Wassers, fehlende Arbeitssicherheit, schlechte Ausrüstung, toxische Gefahren aller Art, Asbeststaub, Schwermetalle, miese Bezahlung. Gegen 700 grosse Schiffe werden jährlich ausser Dienst gestellt – und in den pristine beaches Asiens praktisch in Handarbeit abgewrackt. Weil es dort billiger ist, als hier. Weil es dort quasi keine Umweltvorschriften gibt. Keine Arbeitsgesetzte, keine Minimallöhne, keine Versicherungen für die Arbeiter – nichts.
Man bedenke: Unsere tollen Laptops, iPods und Digicams wären alle etwas teurer, müsste man die Schiffe, mit denen auch alle anderen netten Konsumgüter aus Asien und China hierher geschippert werden, auch hier abwracken. Was bis in die 70er auch der Fall war, dann aber im Zuge der enthemmten Globalisierung und zwecks Gewinnmaximierung der Reedereien in die 3. Welt verlagert wurde.
Was in dieser horrenden Szene wirklich abgeht, zeigt eindrücklich die Website SHIPBREAKING von Greenpeace.

FACTS-Werbung: Schuss hinten hinaus


Wenn wir in diesen trüben Tagen schon über FACTS am Lästern sind (siehe post von gestern), dann noch dies: Wie schon beim unsäglichen Schreiberling Tingler hatte FACTS auch bei der Auswahl der Werbekampagne für das neu gestylte Heft kein glückliches Händchen. Wir sehen in diesem Inserat:
_Eine ziemlich unsymphatische, prämaskuline H&M-Tusse, mit der kaum jemand im gleichen Heft blättern möchte. Sie macht hinten und vorne nicht den Eindruck, als hätte sie zu einem Medienprodukt wirklich was Kompetentes zu sagen – im Gegenteil, so sehen doch all diese Pradafickschläppchen aus, die allerhöchstens mal ne Annabelle beim Coiffeur zur Hand nehmen. Den diesem sadomasomässig dreinschauenden Fröilein in den Mund gelegten Slogan "Ich will Facts" kauft ihr das Gros des FACTS-Publikums wohl käumlichst ab.
_Eine höchst unfreundliche Geste (Zeitung wegwerfen), die aggressiv und launisch wirkt – was beim geneigten Rezipienten immer schlecht ankommt. (Ist es die NZZ, die sie da wegschmeisst?)
_Eine Headline, die all zu nah am langjährigen und erfolgreichen Slogan des deutschen Nachrichtenmagazins FOCUS angelehnt ist, der da lautet: Fakten, Fakten, Fakten.
_Gleiches gilt für die Copy "Zuerst die Fakten. Dann die Meinung." Das Wort "Fakten" ist, da es von FOCUS schon so lange und so prominent besetzt ist, im deutschsprachigen Raum für jedes andere Medienprodukt tabu – sowas gehört eigentlich zum kleinen ABC des Werbetexters.

Erstaunlich, dass die Tamedia als Verlegerin von FACTS in dieser Kampagne so grobe Anfängerfehler macht, die man nicht einmal einem mittelmässigen KMU durchgehen lassen würde. Fazit: Dieser (Werbe-)Schuss geht wohl tüchtig hinten hinaus. Und abgesehen davon wird im "neuen" FACTS nichts weiter als alter Wein in neuen Schläuchen serviert. Das Blatt wird weiter serbeln. Man darf langsam Wetten abschliessen, wann es eingestellt wird.

3. Juni 2006

Bettmümpfeli: Bombe

Wenn ich da so stundenlang am Laptop sitze und mich dann irgendwann entschliesse, in die Federn zu fallen, dann schau ich vorher jeweils noch schnell bei SPIEGEL Online vorbei, um zu checken, ob in der Zwischenzeit irgendwo die Atombombe hochgegangen ist, denk ich mir amigs. Und heute wärs fast soweit gewesen. Na denn: Schlafet guet.

FACTS-Weblog: Unterklassiger Schreiberling


Bin gerade über den unsäglichen Blog des unsäglichen Facts-Schreiberlings Philipp Tingler gestolpert. Der postet da eine ziemlich beknackte Auswahl von Fötelis, von denen er eines davon demnächst als Buchtitel verwenden will (welcher bescheuerte Verlag macht mit diesem unterklassigen Schreiberling denn wohl ein Buch?). Und er fragt nach der Meinung der geneigten Leserschaft. Die habe ich im durchgegeben. Und da er irgendwo in seinem Blog proklamiert, dass er missliebige Kommentare sofort löscht, sei mein Kommentar hier der Ewigkeit erhalten:

Ich finde alle diese Fötelis resp. den darauf abgelichteten Muskelprotz ziemlich lächerlich und dazu noch ziemlich unsymphatisch. Und seine Texte, die sich Kolumnen nennen, ob im gedruckten Facts oder in diesem Blog, sind weder geistreich noch lustig noch interessant noch in irgendeiner Weise gesellschaftlich relevant. Ein aufgebrezeltes Blabla ohne Tiefgrund, ohne wirklich gute Pointen, ohne Scharfsinn und ohne Charme.
FACTS war ja noch nie so richtig wirklich der Hammer, aber mit diesem Kolumnisten hat sich das serbelnde Blatt auf ein Niveau heruntergetingelt, das nicht mehr ernst zu nehmen ist und in gewisser Weise einen Tiefpunkt darstellt. Kein Wunder, dass Euch die Leser scharenweise davon laufen. In Zeiten von 20 Minuten und heute und tollen Online-Medien etc. muss man für ein Magazin, das ja immerhin ein paar Fränkli kostet, mit Verlaub schon ein wenig mehr Qualität bieten.

Nettes tool für digitale Nomaden


Das ist doch wiedermal eine Innovation und erst noch aus der Schweiz: Eine Kuriertasche mit Solarpanel. Demnächst hier zu haben.
Gefunden bei Wolf, der für Cash die neuesten digitalen Gadgets testet und in seinem Blog in lockerem Ton und sehr kompetent darüber schreibt. Ein Schoggijob, könnte man meinen.