8. Juni 2006
Extremsurferin: Was soll das?
Alle Extremsportler und Extremabenteurer sind mir zutiefst suspekt. Ob sie allein durch die Arktis wandern, mit zwei Beinprothesen auf den Everst steigen oder tagelang in einem Wassertank ausharren – es ist irgendwie lächerlich. Heute ist wieder so ein irres Mädel in den Medien: Die französische Windsurferin Raphaëla Le Gouvello ist als erster Mensch ganz auf sich allein gestellt von Australien nach Afrika gesurft. 60 Tage brauchte sie für den 6'300 km langen Horrortrip.
Was soll das? Was ist der Sinn von solch kruden Trips? Mal abgesehen von der Medienpräsenz, die man damit generiert, und dem Geld, das man damit – eventuell – macht. Was treibt Menschen dazu, sich in solche Gefahren zu begeben? Das Gelaber von wegen an seine Grenzen gehen kann ich nicht ernst nehmen. Jeder halbwegs gebildete Mensch kann seine Grenzen im Alltag hinreichend ausloten. Dazu braucht man nicht von Felsvorsprüngen zu basejumpen und auch nicht die Sahara mit dem Zahnbürstchen sauberwischen wollen.
Was unterscheidet also diese selbstverliebten Adrenalinjunkies vom ganz normalen Heroinjunkie? Vom Trällergirl in einer Castingshow? Vom aufdringlich geschwätzigen Normalo, der dir an der Barkante gerade auf die Nerven geht? Eigentlich nichts, oder? Kürzlich war doch da dieser Schweizer, der durch die Arktis marschieren wollte und schon nach zwei Tagen auf einer Eisscholle endete und dann von russischen Helikoptern in einer halsbrecherischen Aktion gerettet werden musste. Der Typ hat in 10vor10 ein Interview gegeben – und keinen auch nur halbwegs anständigen oder gehaltvollen Satz von sich gegeben. Lauter Platitüden. Ganz zu schweigen von seiner Frau, die als aufgebrezeltes Klischee einer unterbelichteten Fussballerfrau voll durchgehen würde.
Was also ist es, das dieses merkwürdige Phänomen der Überflussgesellschaft ausmacht? Vielleicht ganz einfache Sachen: Geltungssucht, Publicitygeilheit und eine Überdosis Ichbezogenheit. Jedenfalls nichts wirklich Vorbildliches.
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Dies habe ich mich alles auch schon gefragt...! Karin
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