Auf meine Kritik an der Bloggergeschichte in der letzten Sonntagszeitung hat die SZ-Autorin Simone Luchetta in meiner bescheidenen Bloghütte einen Kommentar hinterlassen. Dieser ist so entlarvend, dass er hier quasi auf die "Front" gehievt werden muss. Sie schreibt:
die "tante von der sonntagszeitung" hat den blog des herrn aeschbacher intensiv gelesen und sogar auch ein bisschen eine ahnung von der "medienszene" (natürlich nie eine so fundierte wie henusode..). und sie schaut aeschbachers sendung, wann immer möglich. trotzdem, lieber henusode, kam sie zum schluss, dass aeschbachers "ganz und gar eigene Sprache (diktion)" nicht nach ihm tönt. und wer sich mit blogs befasst, weiss, dass immer mehr blogs gerade von promis und firmen nicht selbst verfasst sind. aeschbi bloggt auf der sf-website - warum nicht fragen? darf man das nicht mehr? er kann dazu ja stellung nehmen. henusode nennt das bösartig? ich sag dem kritisch. und sie nichts schlimmes dabei.
Nun, liebe Tante Simone, ob Aeschbis Diktion nun wirklich nach ihm tönt oder nicht, da haben wir offensichtlich eine gegenteilige Wahrnehmung. Das kommt zwischen Männern und Frauen öfters mal vor. Aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass er die Frage, ob er selbst schreibt oder schreiben lässt, mit einem klaren Nein beantwortet hat und dass Du das Ganze dann trotzdem ins Blatt geschrieben hast. Das nenne ich in der Tat bösartig. Denn als medienerfahrene Schreiberin ist Dir doch klar, dass bei diesem Vorgehen beim Leser immer was hängen bleibt. So in der Art "Man munkelt, er schreibe gar nicht selber."
Journalistisch sauber wäre gewesen, das Thema – und damit diese suggestive Unterstellung – einfach wegzulassen. Da es ja keine Anzeichen gibt, dass der Aeschbi schreiben lässt. Die richtige Feststellung, dass viele Promis schreiben lassen, reicht noch lange nicht aus, dem einzigen regelmässig bloggenden TV-Fuzzi solches in Form eines völlig unbegründeten Verdachts zu unterstellen. Das ist weder kritisch noch journalistisch korrekt, sondern einfach schlecht gemachter und bösartiger Boulevard.
Gebt's doch einfach zu: Ihr wolltet dem Aeschbi einfach eins auf den Deckel hauen. Die TV-Kollegenschelte ist, wie man weiss, bei der gedruckten Presse ein Dauerbrenner, da sie sich gut verkauft. Im Titel fängt's schon an. Ihr nennt den Aeschbi einen Trittbrettfahrer, weil er erst seit vier Monaten bloggt. Das ist doch einfach lächerlich. Mit dieser Denke müsste man ja Eure Redaktion ebenfalls als Trittbrettfahrer bezeichnen, nur weil sie sich erst nach vielen anderen Zeitungen auch mal dazu bequemt, eine grössere Bloggergeschichte zu machen.
Ein weiteres Indiz, dass Ihr dem Aeschbi ein wenig ins Korn fahren wolltet, ist Dein letzter Satz in Deinem Text. Zur Verdeutlichung sei hier der ganze letzte Absatz zitiert:
Tatsächlich bloggt er mit vorbildlicher Frequenz, schreibt täglich eine gute Stunde und zählt bis zu 180 000 Besuche im Monat. «Ich will keine Show abziehen, sondern den Zuschauern einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen.» Und doch ist vieles darin einfach langweilig zu lesen.
Erstens steht dieser letzte Satz inhaltlich völlig verloren neben dem Rest des ganzen Absatzes. Zweitens ist der Vorwurf, vieles sei langweilig zu lesen, ohne Begründung am Schluss einfach noch angehängt – so als gebe man jemandem am Schluss eines Gesprächs noch schnell einen Gingg in den Arsch. Von Qualitätsjournalismus erwarte ich, dass man solche negativen Beurteilungen begründet. Hat man dazu keinen Platz mehr, muss die qualitätsbewusste Journalistin die Grösse haben, das negative Urteil ganz wegzulassen und sich einen passenderen Schlusssatz auszudenken.
Ich bleibe dabei: Schlecht gedacht, schlecht gemacht.
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