3. Juli 2006

Der Himmelsschreiber ist nicht mehr


Einer meiner Lieblingsorte ist der Hamburger Hafen. Wenn ich mal dort bin, was leider zu selten vorkommt, kann ich locker zwei Hafenrundfahrten am Tag machen und dann noch zwei drei Stunden an den Landungsbrücken rumlungern, den grossen Pötten beim Vorbeifahren zustaunen, in einer der Kneipen ein Bierchen trinken, ne Pommes mit Mayo geniessen, die Hamburger Presse von hinten bis vorne durchschmökern, und so den Tag verbummeln.
Jede Stunde, oder an schönen Tagen jede halbe Stunde, steigt direkt vor den Landungsbrücken ein uraltes Wasserflugzeug auf und fliegt Touristen über die riesigen Hafenanlagen. Die alte Kiste gewinnt nur träge und zeitlupig an Höhe, fliegt dann in 600 m Höhe die Hafenanlagen ab und kehrt nach 20 Minuten wieder zurück, setzt sich ebenso träge in einem ausgedienten Hafenbecken aufs Wasser und holt die nächste Touristenladung ab.
Das will ich auch mal, dachte ich immer, das mach ich, wenn ich das nächste mal da bin, nahm ich mir vor. Jetzt ist es zu spät. Die alte Kiste ist abgestürzt. Kurz nach dem Start, der Pilot versuchte noch eine Notlandung. Er war der einzige sogenannte Himmelsschreiber Deutschlands, zeichnete mit einem Flugzeug Liebesbotschaften oder Werbeslogans in den Himmel.
Vermutlich wird es jetzt keine Hafenrundflüge mehr geben. Und die alte Kiste wird fehlen, wenn ich an den Landungsbrücken den Tag verbummle. Das ist traurig.

Update hier.

9 Kommentare:

  1. Moin Moin,

    ich kann dir da völlig zustimmen!

    Der Himmelsschreiber gehört an den Hamburger Himmel und in den Hafen. Jetzt fehlt er !!!

    Jörg Steber hat lange dafür gekämpft überhaupt dort fliegen zu dürfen, es wäre zu schade, wenn es jetzt nach tragischen Ansturz, "umsonst" gewesen wäre.

    Ich hoffe dass die Firma von Jörg Steber in seinem Sinne weitergeführt wird, so dass es bald wieder ein Wassserflugzeug in Hamburg geben wird.

    Schönen Gruß Katrin

    AntwortenLöschen
  2. Mir wird er auch fehlen, der alte Flieger. War heute im Hafen am Liegeplatz des Flugzeugs. Dort stehen viele Blumen! Ein älterer Herr stand am Tor und weinte.

    Es fehlt ein Stück Hamburg!

    AntwortenLöschen
  3. Mir wird er auch fehlen.
    Und ich kann so richtig mitfühlen, wie es den angehörigen geht, da wir selbst vor ein paar jahren an der brücke auf die rückkehr gewartet haben, das unsere angehörigen wieder sicher landen.

    AntwortenLöschen
  4. Der Himmel über Hamburg ist so leer geworden. Ich war einer seiner ersten Fluggäste, als er bei uns in Hamburg mit den Rundflügen bagann. Stets ging mein Blick zum Himmel, wenn ich das typische Brummen seiner alten, damals noch 4-sitzigen Maschine,hörte. Auch nachdem er dann mit der Beaver aufstieg, war er für meine Frau und mich eine feste grösse am Himmel.
    Wann immer wir mit unserem Kanu auf den Kanälen und der Alster unterwegs waren, freuten wir uns, einen "alten Bekannten" an Hamburgs Himmel zu treffen. Wir werden Jörg Steber als einen verantwortungsvollen und liebenswerten Menschen in Erinnerung behalten.
    Wie am Anfang geschrieben:
    Der Himmel über Hamburg ist so leer geworden ...

    AntwortenLöschen
  5. @ alle: Ich bin fasziniert und berührt von Euern Kommentaren. Dass meine kleine Bloghütte aus den Schweizer Voralpen bis nach Hamburg gelesen wird, hätte ich nie gedacht.
    Ja, die alte Kiste fehlt und hinterlässt eine Lücke, die wohl nicht so schnell gefüllt werden wird. Aber in unserer Erinnerung lebt er weiter, der Himmelsschreiber. Bei meinem nächsten Hamburg-Besuch werd ich den verwaisten Liegeplatz besuchen und ein Glas Wein auf den Piloten tinken. Und auf Hamburg, das Schöne...

    AntwortenLöschen
  6. Wenn der Hamburger NDR-Radiosender 90,3 recht hat, lebt die Idee von Jörg Steber in Hamburg weiter !!!
    Ab April 2007 will die Flensburger Firma Clipper-Aviation den Betrieb des Hamburger Unternehmens Himmelsschreiber mit Rundflügen über dem Hafen wieder aufnehmen.
    Es soll eine weiß-blau gestrichene Cessna 206 mit fünf Sitzen zum Einsatz kommen

    AntwortenLöschen
  7. Was ist nur Hamburg ohne den
    Himmelsschreiber Jörg. Jetzt fehlt er !!!

    Jörg Steber hat lange dafür gekämpft überhaupt dort fliegen zu dürfen, es wäre zu schade, wenn es jetzt nach tragischen Ansturz, "umsonst" gewesen wäre.

    Ich hoffe dass die Firma von Jörg Steber in seinem Sinne weitergeführt wird, so dass es bald wieder ein Wassserflugzeug in Hamburg geben wird.
    Es kann nie wieder so werden.
    Danke Jörg
    Schönen Gruß

    AntwortenLöschen
  8. Es war genau heute vor einem Jahr,
    als in Hamburg das Unglück geschah.

    Der "Himmelsschreiber" startete zu seinem letzten Flug,
    der dramatisch scheiterte auf den Schienen an einem Güterzug.

    Den Himmel erreichte er nicht, wird dort nie mehr "schreiben".
    Uns wird er jedoch für immer im Gedächtnis bleiben,

    weil wir mit ihm fliegen konnten noch vier Wochen zuvor.
    Das Geschehene kam mir wie ein persönliches Unglück vor.

    Im Hafen dümpelt nur noch der Steg, auf dem die Wartenden standen.
    Wenn man herübersieht, meint man, gleich müsste er dort landen.

    Mit unseren Fotos, dem Film, können wir uns in Gedanken zurückversetzen.
    Es fliegt wieder jemand - doch den Himmelsschreiber kann er nicht ersetzen.

    Scheint mir so, als wäre es erst gestern gewesen,
    als ich die Nachricht per SMS gelesen,

    als die Gänsehaut mir den Rücken herunter kroch
    bei dem Gedanken "... damit flogen wir doch gerade noch...".

    Nun werde ich sie löschen, die Nachricht. Ein Jahr ist vorüber.
    Dass wir nicht vergessen werden, spiegelt das hier Geschriebene wider.

    Heike Bielow-Rehfeldt
    02.07.2007

    AntwortenLöschen
  9. Ja geht mir genau so,habe noch Foto mit Jörg zusammen drauf,obwohl ich Ihn nicht per.kannte,ging es mir sehr nahe,als ich von dem absturz hörte.Ich flog 3 monate vorher mit Ihm,zum 1.mal im leben,bekamm den Flug auch von Freundin geschenkt,dass er jetzt nicht mehr ist kann ich immer noch nicht recht glauben,und immer wenn ich in Hamburg bin werfe ich ein Blick auf den Landeplatz,und werde Ihm dass negste mal die Ehre auf dem Olsdorfer Friedhof erweisen.Komme aus der Schweiz,und schaue regelmässig die Fotos an,kanns aber halt immer noch nicht glauben.Ich wünsche seiner,wie auch den angehörigen wo dabei starben viel kraft,und sollen doch auch die freude in errinerung behalten,von dann als Sie einstiegen!!!!!!!!!!!Jörg du fehlst mir,aber ich werde dich besuchen kommen ehrenwort.Boris

    AntwortenLöschen

Bitte keine unnetten Kommentare. Die werden hier gelöscht. Danke.