wer in den 80ern drs3 gehört hat, erinnert sich an dänu boemle, eine der markantesten jungen radiostimmen der damaligen zeit. er war aber auch künstler, musiker, autor und kulturförderer. dänu boemle ist am 21. februar gestorben. er wurde 46 jahre alt. der basler kulturjournalist marc krebs und boemles langjähriger wegbegleiter lukas machata haben sein leben nachgezeichnet:
Eine markante Stimme ist verstummt
Der Künstler Dänu Boemle, auch bekannt als Sleepy Dan oder Øml, ist am Mittwoch, den 21. Februar 2007 an seinem Wohnort in Les Ponts-de-Martel gestorben. Er wurde 46 Jahre alt. Dänu Boemle litt seit Jahren an der Immunschwächekrankheit Aids. Unterstützt durch eine Sterbehilfe-Organisation entschied er sich, aus dem Leben zu scheiden. Zuvor setzte er noch seine Abschiedskarte auf: «A painterman’s passage from 7. November 1960 until 21. February 2007» steht darauf schlicht geschrieben.
MODERATOR. Der gebürtige Berner machte sich in den 1980er und 1990er Jahren einen Namen als Musiker, DJ, Kulturvermittler und Moderator. Mit seiner Experimentierfreude und seiner brillanten Rhetorik polarisierte er die Radiohörer. Zuerst jene von ExtraBern und Förderband, später jene von DRS 3. Bei Radio DRS stieg er 1988 nicht zuletzt deshalb ein, weil er «völlig blank» war, wie er sagte. Mehr schlecht als recht hatte er sich ab 1982 als Kunstmaler durchgeschlagen.
Boemle sorgte mit seinem unorthodoxen Stil und seiner Liebe für schräge Klänge und gelungene Geschichten radiointern immer wieder für Wirbel. Zum Beispiel, indem er «on air» auf DRS 3 zum Boykott der Volkszählung aufrief, aus dem Stegreif Geschichten erzählte oder das Musikprogramm auf den Kopf stellte. Dank Leuten wie ihm war der DRS3-Slogan «amtl. bewilligter Störsender» verdient. Seine Sendungen – auch jene im damaligen 2. Schweizer Fernsehen SPlus – erlangten Kultstatus. Die Entwicklung zum austauschbaren Formatradio kritisierte Boemle heftig – und beendete nach seinem Abgang bei DRS 3 (1994) auch seine Arbeit als Sprecher in zahlreichen Folgen der Hörspielserie «Philip Maloney».
MUSIKFÖRDERER. Zu Boemles grossen Leidenschaften gehörte die Musik. Er wirkte als DJ, Veranstalter, Sänger und Posaunist in der Berner Alternativszene mit, am bekanntesten war seine Formation Ugly Bluz Connected. Zu dieser Zeit, Mitte der 80er Jahre, schloss er Kontakte zu anderen bewegten Berner Musikern wie Züri West und lancierte den Sampler «BEstand 88». 1991 förderte er auf DRS 3 die junge Band Patent Ochsner und deren erste Single «Belpmoos». Boemle initiierte und co-produzierte 1992 die Kompilation «Matter-Rock», auf der von Stephan Eicher über Polo Hofer bis Züri West bekannte Mundartrocker dem Troubadour Mani Matter die Ehre erwiesen. Matter-Rock erreichte Platin.
KUNSTMALER. Der Kunstmalerei wandte er sich wieder vermehrt zu, nachdem es ihn 1993 nach Basel gezogen hatte. Zu seinen Vorbildern gehörten der Berner Maler Werner Schwarz (sein Tutor), inspiriert haben ihn auch Ferdinand Hodler, Edward Hopper, Amadeo Modigliani und Balthus. In seinem Basler Atelier widmete sich Boemle auch der Fotografie, Typografie und Radierungen. Zudem unterstützte er aktiv junge Künstlerinnen und Künstler.
AUTOR. 2002 gründete Boemle den Eigenverlag «EditioNovembre» und veröffentlichte unter anderem die Basler Stadtnovelle «La Columbiana»/«Hart am Rand», die Erzählung «Keine Unfälle von hier oben» sowie mehrere CDs mit gesprochenem Wort und Klanglandschaften. Er schrieb auch das Kinderhörspiel «Dr Maa im Fass».
Daniel Boemle hatte sich eine schlichte, ritualfreie Beerdigung gewünscht. Der engste Freundeskreis nahm am Freitag, den 23. Februar in aller Stille von ihm Abschied. Er wurde in Les Ponts-de-Martel beigesetzt, einer Gemeinde im Neuenburger Jura, wo er in den vergangenen drei Jahren die Ruhe und Idylle der Moorlandschaft suchte und fand – im Wissen, dass seine letzte Lebens- und Schaffensphase angebrochen war.
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dänu boemles website: editionovembre.ch
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