23. September 2008

luzern: trash goes hochschule


immer öfter staunt man schwarze löcher, wie weit sich der boulevard- und eventitis-trash schon in eigentlich integre institutionen vorgearbeitet hat. so auch heute – der newsletter der hochschule luzern, abteilung wirtschaft, ist eingetrudelt. er bekommt den trashaward des monats.

der rektor persönlich spricht die empfänger an. inklusive personalisierte anrede. er dampft die überreichung des newsletters in einen einzigen satz ein. vermutlich hat er irgendwo diese schlaue texterregel gelesen: kompression erhöht den druck.

also schreibt er nichts weiter als: "Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Lesen des Newsletters."

hm... so ein einsatznewsletterbegrüssungstext, das muss man sich erstmal getrauen. sehr mutig. ABER: spass? wirtschaft? rektor? professor? uni? – komisch.

dann, nach den freundlichen grüssen und der mit zwei titeln dekorierten signatur kommt die erste headline: news und tipps.

news und tipps? hochschule? applied science and arts? sonst noch was? – sehr komisch.

ich vergewissere mich, ob es nicht doch ein newsletter von einem skilift im domleschg ist. – ist es nicht. es ist eine uni. die meinen das ernst. irgendwie.

der erste untertitel lautet: "Memory-Spiel der Hochschule Luzern – Mitspielen und einen Büchergutschein von Orell Füssli gewinnen!"

memory-spiel? mitspielen? gewinnen? uni? rektor? professor? – sehr komisch. hat da jemand was von standesregeln gesagt?

memory-spiel? ich klicke. könnte ja was abgefahrenes sein. z.b. eine art wirtschafts-memory, ausgeheckt von ambitiösen studenteninnen, mit rätselbildchen von grossen wirtschaftscracks. denkste. es ist ein simples o8.15 memory, wie man es im altersheim fürs nachmittägliche gedächtnistraining kennt.

die landingpage sieht so aus:


schon im titel ein grober fehler (leerzeichen vor und nach dem bindestrich). aber das ist ein detail. ebenso die drei gutscheine zu 50 bucks, was für ein billiger, einfallsloser, abgenudelter klitschenpreis.

wenn sie wenigstens ein halbes jahr gratisuni verzocken würden, aber nein, es müssen die alten popeligen büchergutscheine sein. und dann erst noch e-gutscheine. ob das jemand kapiert mit diesen e-gutscheinen, was solls, hauptsache am schluss hats noch ein AUSRUFEZEICHEN.

auf dem nächsten klick kommt... man glaubt es kaum: WERBUNG. schauen sie selbst:


werbung auf der seite einer staatlichen wirtschafts uni. nicht zu fassen. darf man das? soll man das, so als uni? und schon wieder dieses dämliche AUSRUFEZEICHEN.

dann muss man vier mal klicken, bis man zum spiel kommt. vier mal. insgesamt sechs mal. und teilnahmebedingungen muss man auch noch akzeptieren, als sieben mal klicken. für ein einfaches, infantiles, abgelutschtes old school game. an prominenter stelle in rektors newsletter gefiitschert. voll im ernst.

spätenstens jetzt werde ich das gefühl nicht mehr los, dass die ganzen deppenbanker, die in diesen tagen so grandios gescheitert sind, an genau dieser uni ausgebildet wurden.

ich hab schon immer gesagt: das wird heikel mit diesen wellnesshochschulen in der provinz.
.

8 Kommentare:

  1. Ich bin jetzt hoffentlich nicht unnett, aber: Ich verbitte mir diese Diskriminierung des von mir hoch geschätzten, ja schon fast umschwärmten Ausrufezeichens!!! Was kommt als nächstes: Eine Tirade gegen den Strichpunkt, gegen Satzzeichen überhaupt? (Hm... wollte da mal ein Strichpunkt zeigen; fällt mir aber kein satzbaulicher Vorwand dazu ein!)!

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  2. na ja, lieber hotcha, in ihrer netten chuttlebude können sich dergestalt austoben wies beliebt, keine frage. aber auf einer website resp. in einem newsletter einer seriösen uni mit richtigen profs haben ausrufezeichen so gut wie nix verloren. im gegenteil. gerade dort sind sie ein untrügliches zeichen für gehobenen diletantismus.

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  3. Hm, ich hab mich ja kürzlich auf gefragt, was dieses Product-Placement an unseren Hochschulen eigentlich genau soll? Forschungsbezogene Partnerschaften zwischen Hochschulen und der Privatwirtschaft sind ja grundsätzlich nichts neues, aber Unis als Werbeklitschen scheint mir ein neueres Phänomen zu sein. Steht es unterdessen so mies um die Forschungs-Etats oder läuft sowas einfach unter Nebeneinkommen?

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  4. einerseits hast du recht, eine uni sollte seriöser daherkommen als mit einem memory u.ä.
    andererseits haben sich die unis lange genug vorwerfen lassen müssen, sie seien abgehoben, im elfenbeinturm usw.
    es ist also eine schwierige gratwanderung.

    p.s. wo kommen denn vor bzw. nach dem bindestrich die abstände hin?!?

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  5. @ kathrin: gut, zwischen elfenbeinturm und solchem trash ist noch viel spielraum für professionelle kommunikation. das ganze kommt doch sehr handgestrickt daher, das macht ja so manche volkshochschule noch besser. eine kurze surftour zu anderen unis zeigt, dass es anders und besser geht. es ist keine schwierige gratwanderung, sondern die frage, ob man profis ranlässt oder die sekretärin. und wenn eine uni so wie hier die sekretärin ranlässt, dann ist da was grundsätzliches faul.

    die abstände vor und nach dem bindestrich braucht es nicht, unten im text haben sie es ja richtig gemacht: memory-spiel und nicht memory - spiel. zudem fände ich gefühlt memoryspiel ohne bindestrich eh besser resp schlicht memory wäre noch besser.

    @ ugugu: sowas läuft unter kommunikationsgau. wie wollen die wirtschaft lehren, wenn sie nicht mal eine einigermassen seriöse website resp. newsletter hinkriegen und ihren lesern infantile online spiele an oberster stelle präsentieren? da wird man sich doch wohl kurz mal aufregen dürfen, ab solchem schmarrn. für solchen trash brauchen wir keine hochschulen.

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  6. Vermutlich werden solche News - Letters von HiWis verbrochen, weil die Profs eh keine Ahnung haben, wie man mit dem Inter - Net umgeht!!

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  7. hey, jetzt habt euch nicht so: wo sollen denn all die ex sonst unterkommen - ex-journalisten, ex-(chef-)redaktoren, ex und hopp geht ja nun mal meist nur in der PRächtigen Branche

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  8. @ flashfrog: so irgendwie wird es sein. oder vielleicht noch schlimmer (der prof schreibt wirklich selbst, in der freizeit, hobby und so).

    @ andrè: genau, irgendwo muss man die ja parkieren.

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