3. September 2007

gott ist mein kunde


wie es hier gute sitte ist, werden alle blogs besprochen (angeteasert), die neu in die blogroll kommen. man kann es nicht genügend oft wiederholen, wie wichtig eine gut gepflegte blogroll ist. falls du eine blogroll hast im sinn von ernst gemeinten empfehlungen statt von läppischen gefälligkeitslinks. die gepflegte blogroll zeigt dem user deine höchst eigenen und persönlichen präferenzen, also einen nicht unwichtigen teil von dir, weil er ja etwas aussagt (verrät) über dich.

ich bekomme feedbacks von leuten die sagen, sie hätten sich wiedermal drei stunden in meinem blog umgesehen. DREI STUNDEN. davon wohl die hälfte in der blogroll, wonach sie sich bestens informiert und auch gepflegt unterhalten fühlten. das sei wie wenn man mit mir drei stunden an der bar eine edelzwicker-debatte führe.

soweit so erstaunlich. erstaunlich? gegenfrage: wann hat zuletzt einer deiner kunden drei stunden in deinem gedruckten prospekt gelesen? vermutlich hast du gar keinen gedruckten prospekt, in dem man drei stunden lesen kann, kicher. kann man aber in meinem blogs, in meinen nebenblogs, auf meiner website und in meiner blogroll locker. drei stunden. klar, das tun nicht viele, aber die, die es wirklich tun, sind für einen baldigen auftrag schon sehr reif. um längen reifer jedenfalls, als wenn ich keine blogs hätte.

zurück zur blogroll: mit einer gepflegten und nicht all zu grossen blogroll holst du schon nur deshalb punkte bei den leserinnen, weil 8 von 10 blogs keine solche anbieten. und eine methode, der blogroll einen wichtigen touch zu verleihen, ist die kleine mikro-rezension, die hier wie schon erwähnt eine schöne sitte ist. also:

Reto M.
reto über sich:
Politisch engagiert in diversen Gremien. Zur Zeit Vizestadtratspräsident Langenthal, Geschäftsprüfungskommission, Kommission für öffentliche Sicherheit, Wahlleiter JUSO Kanton Bern, Wahlausschuss SP Kanton Bern. Zudem hauptberuflich Lehrer an einer Realklasse in Thunstetten-Bützberg.
der 29-jährige vollgaspolitiker hat vor ein paar tagen sein blog aufgemacht und er macht es von anfang an richtig, nämlich sackehrlich. z.b. so:
(betr. jugendkonferenz): Ich gehe einfach hin, um da zu sein. Auch für meine Leute. Mir bringt das nichts. In meiner Funktion übernehme ich ja fast alle Positionen. Manager, Webdesigner, Ideengeber und -verwirklicher. Heute wohl mehr in der Rolle des Mamis. Vielleicht werde ich dort auch nicht gebraucht. Das wäre um so besser.
angesichts der langweiligen politiker-websites ist dieses blog schon nach ein paar tagen eine erfrischende ausnahme. man hat das angenehme gefühl, dass er sich auf dem weg nach oben eher etwas langweilt. er möchte weiter, dorthin, wo die musik wirklich spielt.


ondemandnotes
andreas von gunten schreibt in seinem neuen themenblog über SaaS – Software as a Service, auch bekannt als software aus der steckdose, ähm ..., der internet-steckdose. SaaS kann man als ict-mega-trend bezeichnen. eine studie zeigte auf, dass bereits 15% der ict-entscheider in irgendeiner form damit arbeiten und dass 32% den einsatz von solchen diensten planen.
andreas befasst sich seit zehn jahren intensiv mit dem thema und zeigt z.b. in
diesem post, warum sich SaaS durchsetzen wird und warum z.b. auch amazon eigentlich ein SaaS-produkt ist. er beobachtet die szene, testet neue dienste und bietet spannende informationen rund um das phänomen.


DerKutter
lange hat er geschwiegen, in letzter zeit postet er wieder regelmässig. der kutter ist schon vom namen (nautische prägung) und seiner weisen baseline
(verdrängung ist, was uns über wasser hält) her eine perle. letztes jahr hat er mal eine fotoserie gemacht mit "kravatten die ich trug" (siehe bild oben), sehr skurril. dann schreibt er sätze wie diesen:
gott ist mein kunde.
oder diesen:
Die Adidas-Teamausstattung ist seit Jahrzehnten ein ästhetischer Todeskuss.
oder diesen:
Marktwirtschaft ist zu 50 Prozent Psychologie? Die anderen 50 sind Pandemie.
DerKutter ist ein urgestein der deutschsprachigen blogosphere (seit 2001), ein wildes freejazzteil aus der alten antvillegarde, ich verstehe nicht alles, was er da schreibt, aber er ist ein wilderer wider den schlechten geschmack und eine angenehm launische wundertüte – nicht für alle tage, aber für manche erst recht.

7 Kommentare:

  1. Ein bischen viel Selbstbeweihräucherung, lieber Bugsierer, aber das mit der gepflegten Blogroll kann ich als Blog-Junkie nur bestätigen. Und der Reto M. ist eine echte Trouvaille. Fragt sich nur, wann er von seinen Genossen zurückgepfiffen wird. Die Sozis sehen es nicht so gerne, wenn einer der ihren sagt, die Grünen würden die Wahlen gewinnen ...

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  2. selbstbeweihräucherung? war nicht meine absicht, sorry.

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  3. Um es vielleicht etwas arrogant zu formulieren. Ich glaube nicht, dass sich die SP erlauben wird, mich zurückzupfeifen. Ab einer gewissen Grenze ist es schwierig so etwas zu tun. Auch als politisch interessierter Mensch hat man ein Privatleben. Auch wenn man Gefahr läuft, dass sich dies grundsätzlich auch in der Öffentlichkeit abspielt. Ich betrachte meinen Blog völlig privat. Will sich die Partei in mein Privatleben einmischen, so würde dies zu stasi-ähnlichen Repressionen führen, welche man nicht dulden könnte. Oder wie wäre die Schlagzeile. "SP bringt Genossen nach DDR Manier zum Schweigen."

    Um doch nicht zu stark selbstbeweihräuchernd den eigenen Einfluss zu überschätzen. Ich laufe schon Gefahr, dass sich einige von mir abwenden. Schönwetter-Politikerinnen. Oder reine Parteifunktionäre.

    Will man doch zum Guten beitragen, so gilt es doch auch das Schlechte auf den Tisch zu bringen.

    Aber.. und da mag deine Einschätzung schon stimmen, lieber Sosicles, auch ich habe etwas Respekt. Schlussendlich gründen wir unsere Formulierungen im www doch auch darauf, dass wir Zuspruch für unsere Meinungen finden oder dass wir zumindest gehört werden. Ich habe meinen politischen Kolleginnen und Kollegen noch nicht erzählt, dass ich blogge. Meiner Partnerin auch nicht. Dieser Zeitpunkt wird kommen. Ich weiss das. Moment versuche ich mich im Schreiben so zu stärken, dass ich dann selbstbewusst auch sagen kann. Ja. Ich blogge. Für mich. Denn ich tue es gerne. Das ist meine Meinung. Und ich erziele auch Resonanz.

    Sicherlich mehr als ein Schönwetter-Politiker.

    Danke für den Input zur Reflexion.

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  4. Hey!
    Herzlichen Dank für Deine nette Erwähnung.

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  5. reto: einen einwand hätt ich da noch: du bloggst nicht für dich, sondern für deine leser. genauso wie sich frauen nicht schön machen für sich, sondern für uns (männer).

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  6. Korrigiere, wir machen uns eigentlich schön, damit andere Frauen neidisch gucken :P

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  7. Deine Bemerkungen und Ausführungen zur Blogroll sind genau das, was ich davon auch halte: Manche Liste wirkt so beliebig wie lang.

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