"Bla-Bla-Blogger - die Rebellen versinken im Mittelmass"
von david bauer in der sonntagszeitung
welche rebellen denn? waren blogger hierzulande mal rebellen? hab ich was verpasst? wurde meienberg kurzzeitig irgendwo als blogger inkarniert?
nun, schweizer blogs mit us blogs zu vergleichen ist etwa wie den tagi mit der new york times zu messen. bireweich. die deutschschweiz ist leutemässig gerade mal knapp so gross wie münchen plus agglo. und bauer hat wohlweislich vergessen, sein eigenes musikblog erstens zu erwähnen und zweitens mit amerikanischen musikblogs zu vergleichen.
tut man das, kommt nämlich bei 78's genau der biedere schweizer mainstream zum vorschein, den er in anderen blogs anprangert. es steht dort dieser tage auf der front, was überall sonst auch auf der front steht: sophie hunger und heidi happy. und zuoberst steht gerade was superaktuelles über die oberplastikheulsuse grace johnes. mit anderen worten: ein mainstreamblogger basht die bloggszene wegen mainstream. winnetou nannte sowas seinerzeit eine gespaltene zunge.
ferner behauptet unser master of arts in journalism zwischen den zeilen, dass es das mainstreamige in den blogs nur bei uns gibt, dass nur hier die meisten blogs vorwiegend über gugel und iphone oder über den gerade hippsten skandal bloggen. das ist unsinn, aber sowas von. würde man die blogs der aglo münchen durch den gleichen scanner dreschen, käme garantiert das gleiche resultat heraus.
die behauptung, kleine blogs seien ohne wirkung gegen aussen, ist so falsch wie naiv. auch das müsste herr bauer besser wissen. immerhin haben ihm eine hand voll winzblogger bei facts 2.0, wo er vorher arbeitete, sicher genug ärger eingetragen, um sich wenigstens an eine marginale aussenwirkung zu erinnern. und überhaupt, wie will er das gemessen haben? bei wem?
bei mir jedenfalls nicht. denn selbstverständlich habe ich auch in meiner kleinen bloghütte eine wirkung nach aussen. wie gross die wirklich ist, sei dahingestellt – sie ist da und von einem insidergrüppchen kann nicht die rede sein. aber die pi's oder visits sind nur ein bloggingaspekt neben vielen anderen, für mich ein eher untergeordneter. mir ist wichtiger, wer mitliest und wie lange. und der long tail, wie z.b. dieser tage gerade wiedermal hier. da bin ich noch vor dem stern und der zeit gelistet, herr bauer. ist das bei dieser prominenten suchanfrage etwa keine aussenwirkung für ein winzblog wie meines?
bauer moniert weiter, meinungsstarke inputgeber und querdenker seien in der schweizer blogszene an einer hand abzuzählen. das heisst vorerst mal: wenn man nicht meinungsstark, kein inputgeber und kein querdenker ist und zwar alles gleichzeitig, kann es eh nix sein. auch das eine vorgabe, die mit der wirklichkeit im web 2.0 null zu tun hat. man kann auch ein lesenswertes blog führen, ohne gross den strategischen inputgeber zu markieren, die sonntagszeitung macht ja auch nicht jeden sonntag einen super plan für eine neue weltfinanzordnung.
ich will jetzt hier nicht meine ganzen feeds durchdeklinieren, aber ich frage mich schon, welche blogs herr bauer eigentlich liest, wenn er von nur fünf ernstzunehmenden blogs spricht. man ist geneigt, diese aussage als etwas arrogant zu bezeichnen. aber sowas von.
wie auch die behauptung, blogger hätten je einen anspruch auf die grosse themensetzung erhoben, ist schlicht abstrus ist. wer bitte hat diesen anspruch wo definiert und welche peergroup ist dafür zuständig? und überhaupt, themensetzung, das müssten doch eigentlich leitmedien wie die sonntagszeitung machen.
aber leider versinken diese guten alten leitmedien momentan grad panikartig im tiefsten boulevardtrash. sie schreiben botellons hoch, sie schreiben finanzkrisen hoch, und zur abwechslung schreiben sie blogs nieder.
seriöser journalismus ist dieses schlecht bis null dokumentierte blogger bashing jedenfalls nicht. man sollte dem herrn bauer seinen master wieder wegnehmen. (und in zukunft generell verbieten, 26jährige mit dem titel "master of arts" auszustatten.)
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Eigentlich wollte ich nichts darüber schreiben. Aber jetzt freue ich mich doch auf den Multimedia Bund der Sonntagszeitung:
AntwortenLöschenhttp://tinyurl.com/638jts
David Bauer ist richtig lustig. Jemand der selbst Preis-Nominationen und hintere Plätze bei Nachwuchs-Rankings online publizieren muss, also an selbstreferentialität kaum zu übertreffen ist, wettert über die Ideenlosigkeit anderer Blogger. Mein Fazit bleibt auch hier dasselbe: Die Maz-Ausbildung ist für Pfeiffen. Man investiert schön viel Geld und wird trotzdem kein guter Journalist. Diesen Eindruck hatte ich bei Bauer allerdings schon eine Weile.
AntwortenLöschenEinmal mehr ziehe ich meinen Hut vor Ihnen, Dr. Bugsierer.
AntwortenLöschenIhrem Artikel ist nichts hinzuzufügen. Ausser vielleicht: Das macht so richtig Lust, die eigene Bude wieder zu eröffnen.
Bugsierer Bashing Reloaded!
AntwortenLöschenDanke. Du schaffst es immer wieder Dinge in die richtigen Relationen zurück zu setzen.
Thanks for being here. Thanks for having you back.
So flach auch immer der Artikel in der Sonntags Zeitung war (was auf den ganzen Bund zutrifft), so peinlich ist (immer wieder) wie die schweizer "Blogsphäre" darauf reagiert! Als ob Alter (und "Titel") des Autors etwas mit dem Geschriebenen zu tun hätten! Da wird dann unterstellt ("behauptet (...) zwischen den zeilen") und gegiftelt was das Zeug hält. Damit werden dann nur leider die zugegeben stichhaltigen (Gegen-)Argumente untergraben und am Schluss bleibt die Leberwurst-Haltung als roter Faden. Mir war schon beim Lesen des SZ-Artikels (da soll das tamedia-Produkt die Verwechslungsgefahr bloss nicht als Kompliment verstehen) der Verdacht gekommen, der Autor wolle sich bloss am Montag an den zahlreichen Repliken in den CH-Blogs ergötzen. Souverän wäre gewesen das dünne Geschreibsel schlicht zu ignorieren und dem Herrn die Tour zu vermasseln. So aber ist seine Rechnung aufgegangen und der gelegentliche Leser (wie ich) kann die beschriebene Mittelmässigkeit als bewiesen ansehen.
AntwortenLöschenBugsierer und Co. machen sich wiedermal kleiner als sie eigentlich sind und animieren mit ihrer Dünnhäutigkeit zu weiteren Attacken der sowohl Auflagen-mässig wie auch journalistisch schwer angeschlagenen Presse.
Ein Mal mehr darf ich von Ihnen eine kluge Analyse lesen, lieber Dr. Bugsierer! Ich muss gestehen, dass mir einige dieser Überlegungen ebenfalls durch den Kopf gegangen sind. Aber Sie haben ein äusserst gutes Auge für die Schwachpunkte von David Bauers verkrampftem Artikel, eine ausgeprägte Wachsamkeit und verstehen es, diese erarbeiteten Erkenntnisse kompakt zu formulieren.
AntwortenLöschenTja, wer sich – wie David Bauer auf seiner Website – aufplustert wie ein Wintergoldhähnchen, der muss sich eben gefallen lassen, dass er «an seinem Verständnis von Journalismus», an all seinen Preisen, Diplomen und der affigen Wahl zu «den grössten Talenten unter 30» gemessen wird.
Haben Sie vielen Dank!
Frau Müller
PS. Da fällt mir grad noch ein Long Tail ein: Gugeln Sie mal Facts 2.0
An 4. Stelle erscheint Bruder Bernhards Winzwinzblog «La Triperie» mit der Aufdeckung von Facts-Gate. Okay, das liegt vielleicht auch daran, dass Facts 2.0 und ihre Macher den anderen Medien am Hintern vorbei gehen, aber so was von ;-)
Frau Müller
AntwortenLöschenDank ihrem P.S. bin ich auf die Idee gekommen nach Facts 2.0 zu googeln und konnte feststellen dass mein Blog an Stelle 5 kommt. Aber ehrlich gesagt, ich habe noch nie jemanden auf meinem kleinen Blog angetroffen nach Facts 2.0 gegoogelt hat.
Irgendwie interessiert sich nämlich niemand für Facts 2.0. Und das ist gut so.
David Bauer ist Journalist und liefert entsprechend, was man von einem Journalisten erwartet: Im besten Fall nichts von Bedeutung, im üblichen Fall viel Bla bla bla ohne Hintergrund. Wer informiert sein will, liest sowieso keine Tages- und Sonntagszeitungen.
AntwortenLöschenDer Sinn von Sonntagszeitungen ist zumindest ganz subjektiv für mich,endlich zeit zu haben unendlich lange Hintergrundberichte zu lesen. Wenn der Artikel aufm Bildschirm lesbar iss, is er eigentlich schon zu kurz. Man kann ja überbzeugt sein, dass Blogger (also inklusiver er selbst) langweilig und nichtssagend sind. Aber bitte, an einem Sonntag sollte das auf jeden Fall umfassender belegt, recherchiert und fundierter sein. Sonst kann man gleich bei den Gratiszeitungen bleiben.
AntwortenLöschenPS: danke dir für die schöne Analyse, damit ist das ganze auch an einem Montag lesenswert..:-)
@ alle austeiler von lob (auch via mail): vielen dank.
AntwortenLöschen@ reto: ein beispiel für die richtigen relationen betr. aussenwirkung eines blogs ist ja deines. schreib doch mal was darüber, wie weit dein blog mitgeholfen hat, dich zum beliebtesten männlichen Politker deiner heimatstadt zu machen.
@ anonym: selbstverständlich haben alter und selbstreferentielle titelerwähnungen etwas mit der qualität dieses textes zu tun. würde aber hier zu weit führen zu erklären warum. – ob der autor die absicht hatte, mit einem krawalltext die blogmeute aufzumischen, entzieht sich meiner kenntnis. wenn es denn so wäre, wäre es auch schlechter stil. – den einwand der dünnhäutigkeit lasse ich nicht gelten. dies ist eine debatte und an der nehme ich teil. bauer beleidigt und diffamiert nicht nur mich hochgradig, sondern auch noch viele andere schweizer blogger, die sich redlich um eigenen content bemühen.
@ leu: meine rede.
Gopf, irgendwie komm' ich mit der ganzen Technik nicht so klar - Trackback geht hier nicht? Also von Hand: Hier mein Kommentar zu Bauers missglückter Recherche
AntwortenLöschenDer Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
AntwortenLöschenbleibt eigentlich nur noch folgendes, dr. bugsierer: gell, wir wollen doch nicht auf den mann spielen, wenn wir den ball meinen. ob der soz-journalist nun ein master oder nicht ist, spielt schlechterdings keine rolle. die tatsache, dass die anstellungskriterien auf den redaktionen sich hingegen im "freien fluss" befinden, hingegen sehr wohl.
AntwortenLöschentschuten, aber nicht ans schienbein, sondern mit dem ball, bitte
p.s.: ja, auch ich finde besagten soz-artikel gelinde gesagt unglücklich; nein, ich kenne den kollegen bauer nicht - zu jung...
den 1. kommentar von andre wurde habe ich auf seinen wunsch gelöscht, er hat ihn fälschlicherweise 2x eingegeben.
AntwortenLöschen@ andre: ich spiele nicht mehr auf den mann, als es bauer allen ernsthaften schweizer bloggern gegenüber auch gemacht hat, finde ich. und entlarvte doppelzüngigkeit kommt nun mal von mann und nicht von ball, oder?
1 : 1 (...)
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