20. November 2008

ausgebloggt oder ausgezauggt?

meine kleine replik zum neuesten versuch aus dem hause tamedia, blogs schlecht zu reden, diesmal vom famosen kolumnisten thomas zaugg (tataa …) aka zauggomat (tataa …):

man kommt um den eindruck nicht herum, als würden sich die tamedia redaktionen das thema “blogs” als eine art bashingstaffette weiterreichen. ich bin gespannt, welcher titel als nächstes ran darf. dürfte ich wünschen, dann bitte in der schweizer familie, damit auch meine tante endlich weiss, dass alle blogger inkl. dieser leuenberger sonderbare schräglinge sind.

ich habe ehrlich gesagt nicht so recht verstanden, was sie uns hier eigentlich sagen wollen. dass sie mit den begriffen irgendwie ein puff anrichten, muss was mit ironie zu tun haben oder sonst einem kolumnistentrick.

aber wenn sie hier “bloggen” und “etwas-in-facebook-reinschreiben” miteinander gleichsetzen, dann ist das auch mit viel ironie noch immer grundfalsch und sie stiften damit mehr verwirrung statt aufklärung. denn ein social network wie facebook und ein weblog sind doch grundverschiedene anwendungen, oder?

wenn schon müsste man für das, was man in facebook u.a. auch noch reinschreiben kann, den begriff “microblogging” verwenden. aber so eine differenzierung würden ihre leser noch weniger verstehen, jedenfalls die meisten. genausowenig wissen ihre leser etwas über hyperlinks und darum dürfen sie sich auch darüber lustig machen, wenn auch etwas gar angestrengt. (auch sie werden sich mit diesen vermaledeiten links schon bald mehr befassen müssen, als ihnen lieb ist.)

ich habe übrigens von ihrer zauggomat kolumne ganz generell den eindruck, dass sie sich über die errungenschaften und die entwicklung im internet viel lieber lustig machen als ihre weitgehend nichtsahnenden leser darüber aufzuklären, was da gerade abgeht, was das potential ist und was das alles für konsequenzen haben wird – gesellschaftlich, wirtschaftlich, kulturell, sozial, etcpp.

zugegeben, information und aufklärung ist nicht unbedingt die erste kernfunktion einer kolumne. aber ihr ständiges belächeln und veräppeln der digitalen entwicklung wird derselben hinten und vorne nicht gerecht. übrig bleibt zu oft der eindruck, dass sie das alles viel weniger ernst nehmen, als es wirklich ist. und viel weniger davon verstehen, als sie vorgeben.

ein untrüglicher hinweis auf diese diagnose ist auch ihre katgorische weigerung, in medienblogs zu lesen. damit entziehen sie sich der auseinandersetzung mit den existentiellen veränderungen, die ihrem berufsstand gerade bevorstehen. leider ist das sehr typisch für ihre gilde, was u.a. den mangel an journalisten erklärt, die die medienkonvergenz gut erklären könn(t)en. das tun aber bisher fast ausschliesslich blogger. (schon mal göldi gelesen, herr zaugg?)

insofern ist ihr erstes posting als blogger voll in die hosen gegangen. insbesondere auch deshalb, weil weder die print- noch die online ausgabe des magi ein blog sind. zumindest vorläufig noch nicht.

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8 Kommentare:

  1. Och, das ist einfach ein Recycling von diesem Artikel im Economist: Blogging is no longer what it was, because it has entered the mainstream.

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  2. Und man sollte auch beachten, dass der Economist-Autor 'blogs are dead' völlig anders gemeint hat, als unsere Helden von FACTS es aufgefasst haben. Nämlich so:

    "Blogging has entered the mainstream, which—as with every new medium in history—looks to its pioneers suspiciously like death …"

    Siehe The 'death' of blogging

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  3. Allerdings -und bitte entschuldige, dass ich das Kommentarfeld hier für ein Selbstgespräch benutze- darf man nicht vergessen, dass "blogs are now mainstream" keineswegs so neu ist, wie manche Leute glauben. Das wurde auch schon vor vielen Jahren geäussert. Aber die meisten Jungs, die die "jetzt sind Blogs tot!" deklamieren, waren halt zu jener Zeit noch gar nicht dabei und glauben deshalb, es sei eine ganz ganz neue Sache.

    In dem Sinne sind Blogs nicht erst kürzlich gestorben. Sie liegen schon seit Jahren im Grab. Nur die Journis haben es erst jetzt gemerkt und wollen es uns als "News" verkaufen.

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  4. oh, fühl dich wie zu hause hier.

    stimmt, der holzmedien lieblingsfeind blogs wird schon lange für tot oder unbedeutend oder sonstwas krudes erklärt.

    auffallend ist ja, wie penetrant die holzschreiber ihr mantra wiederholen. irgendwas scheint denen angst zu machen. nur was? ich komm einfach nicht drauf …

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  5. ich amüsiere mich zunehmend über die journalistischen Talente, die sich über Blogs auslassen. Die einen scheinen einem "zuerst hypen, dann runtermachen"-Journalismus zu frönen (kann man zweimal Zeilenhonorar kassieren), die anderen stellen sich als Candid'sche Naivlinge hin, so wie Zaugg das hier tut. Um dann wahrscheinlich später auch zum zweiten mal zu kassieren: Wenn er über die Reaktionen ein launiges Berichtlein schreiben kann.
    Wir müssen schliesslich alle irgendwie über die Runden kommen.

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  6. Also, dafür, dass Blogs tot und unter der virtuellen Erde sind, wirbeln sie gerade sehr viel Staub auf. Oder möchte da einfach jeder Zuspätgekommene noch eine eigene Beerdigung inszenieren?

    Ausserdem, dafür, das Blogs tot sind, und damit auch die Blogger, fühle ich mich ein wenig zu wenig tot. Aber das ändert sich dann vielleicht an der nächsten Beerdigung.

    PS: Schon mal was von Zobmies gehört?

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  7. meinen sie das jetzt wirklich ernst?

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  8. oder ist es doch eher die nackte (existenz)angst die derzeit so manchen journalisten umtreibt?

    das doom&gloom-phänomen, wie es derzeit gerade mal wieder aus usa rüberschwappt, aber auch von einigen (vor allem alpha-)bloggern in unseren breitengraden zelebriert wird, würde ich eher dahingehend interpretieren, dass es 1. mit der ursprünglich erhofften kommerzialisierung mächtig happert, also findet man blogs auf einmal doof, was 2. ein stück weit daran liegen dürfte, dass sich die sache möglicherweise doch auch in die breite entwickelt. zumindest finden spannenden debatten längst nicht mehr nur in top-irgendwas-blogs statt.

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