17. Dezember 2006
viganella: bergdorf überlistet die sonne
sehr charmant ist das: das italienische 180-seelen-bergdorf viganella hat von november bis februar keine sonne. das ist jetzt vorbei. man hat einen 8 x 5 m grossen spiegel aufgestellt.
die idee ist nicht neu, aber die viganellesi haben sie als erste umgesetzt: das sonnenlicht mit einem spiegel dorthin umgeleitet, wo es gebraucht wird. das dorf lag bis anhin des winters für jeweils drei monate im schatten, damit ist jetzt schluss. stolz präsentiert sich der 47-jährige syndaco (gemeindepräsident) zum ersten mal mit sonnenbrille auf dem dorfplatz und blättert, worin alle inteliener den ganzen tag blättern, in der gazetta della sport.
der nebenamtliche syndaco arbeitet als lokomotivführer und ist offensichtlich ein gewiefter technik- und medienfreak. das dorf hat eine website, die so manchem grösseren ort gut anstehen würde. und jetzt präsentiert es eine anlage, mit der es weltweit in die medien kommt – für die heutige einweihung haben sich tv-stationen aus der ganzen welt angemeldet. 150'000 euro hat midali bei der regionalverwaltung, der eu und bei sponsoren für das projekt aufgetrieben.
zwar kann der spiegel nur einen beschränkten teil des dorfes mit sonnenlicht versorgen, aber dafür ist er – aus dem büro des syndaco – fernsteuerbar. muss ein gutes seltsames gefühl sein, als gemeindeoberhaupt im büro zu sitzen und mit dem joystick ein wenig gott zu spielen – wer pariert kriegt sonne, wer nicht hockt weiter im schatten.
links
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