28. März 2009

ballerspiele: ein grosses übel

ich halte ballerspiele, wie sie jetzt wiedermal zur debatte stehen, schon lange für eines der grössten übel in unserer gesellschaft.

der streitbare blogger don alphonso hat dazu in FAZ.NET einen gescheiten text geschrieben. ich kann mich seinem standpunkt voll und ganz anschliessen.
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22 Kommentare:

  1. Ach, da hat es sich wieder mal einer sehr leicht gemacht. Mich nervt so was.

    Ich kenne da einen (meinen Sohnemann), der Unmengen an Büchern verschlingt - und Computerspiele spielt, ein paar davon auch Shooter-Spiele.

    Nein, ich habe keine Freude an diesen Spielen (ich finde sie zum Kotzen), habe sie meinem Sohn aber nie verbieten wollen.

    Es braucht viel mehr als nur ein Killer-Game, um jemanden ausrasten zu lassen. Killer-Games können ein Auslöser sein, nachdem ganz viel anderes auch schon schief gelaufen ist im Leben eines Jugendlichen. Ein Killer-Game allein macht aber noch niemanden zum potentiellen Mörder. Ich schreibe das nicht als Ausrede; ich wehre mich einfach dagegen, dass wir es uns so einfach machen (wollen).

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  2. Man macht es sich sehr einfach. Statt die wirklichen Hintergründe zu erforschen und die Probleme anzugehn wird hier mit Verboten Politik gemacht. Das Problem löst sich damit nicht.

    Ich und einige sehr gute Freunde von mir spielen seit über 10 Jahren exzessiv Computerspiele, darunter auch einige "Killerspiele". Des nur um zu zeigen aus welcher Ecke ich komme.

    Anstatt sich Gedanken zu machen warum ein Mensch unbemerkt zum Kille wird, konstruiert man einen Kausalzusammenhang zwischen Amokläufen (von denen es nicht so viele gibt) und Computerspielen.
    Abgesehen davon das ein Verbot von Killerspielen in der heutigen Zeit unmöglich durchzusetzen wäre. Ausser man stellt es Strafrechtlich gleich mit Kinderpornografie. Und übt massive kontrolle und Netzzensur aus. Und investiert viel geld.

    Vielleicht schaut man besser hin an den Schulen. Schaut aufmerksam hin wenn Kinder und Jugendliche gemobbt werden. Schränkt den Zugang zu Waffen ein.

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  3. Vielleicht noch zur präzisierung: Ich kannte ein Opfer von Winnenden. d ich bin immer noch schockiert über diese Tat. Aber ich bin auch schockiert das deutsche Politiker im gleichen Atemzug Killergames verbieten wollen aber schärfere Waffengesetze kategorisch ablehnen.

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  4. öhm... habt ihr den text gelesen? don fordert nirgends ein verbot, soweit ich das überblicke. dass ihr euch trotzdem gerade dazu äussert, ist eine interessante reflexhaltung. warum eigentlich?

    ich denke nicht, dass es sich don zu einfach macht, im gegenteil, ich finde seine überlegungen angenehm jenseits vom mainstream.

    ich finde es ein armutszeugnis für eine sog. humanistische gesellschaft, dass sich ausgerechnet ihre jugend mit diesen blutspritzenden killergames zutode amüsiert. alle eure beteuerungen, dass das keinen negativen einfluss auf diese kids und ihr verhalten habe, sind geradezu bizarr. schon allein der gesunde menschenverstand lässt mich das nicht glauben.

    was soll daran gut sein, dass sich pubertierende täglich stundenlang mit blutrünstigen massakern beschäftigen? warum soll das diese jugendlichen nicht negativ beeinflussen und gleichzeitig setzen moderne armeen genau solche interaktiven tools ein, um die schiesshemmung ihrer soldaten wegzukriegen?

    man weiss, dass die jugendgewalt zwar nicht mehr wird, aber massiv brutaler als noch vor wenigen jahren. kein zusammenhang mit killerspielen?

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  5. die Reflexhaltung kommt meiines erachtens, und don alphonso verdreht dies im ersten Abschnitt auch, von der anderen seite: nach solchen taten wird immer gleich eine Kausalität zwischen dem vorhandensein eines Coputerspiels beim Täter und der Tat hergestellt. Da ist es logisch wenn von Seiten der "Gamer" der Gegenreflex kommt, weil wer will denn schon ein potentieller Amokläufer sein nur weil er entsprechende Spiele besitzt?

    Zum Glück gab es nicht viele Amokläufe an Schulen. Die meisten in den USA, einige in Deutschland, Finnland. In den meisten Ländern kommt (bzw. kam) das gar nicht vor, obwohl dort Jugendliche den gleichen Zugang zu den gleichen Medien haben.

    Über den Text des Don mag ich weiter nicht disutieren. Jemand der Games als modernen Satan geisselt und gleichzeitg im Lesen alter Bücher das Heil der Welt sieht...dies entspricht einfach nicht dem Medienkonsum der heutigen zeit und lässt sich auch nicht wieder herstellen.

    Ich bin mir sicher dass Viseospiele auf gewisse Menschen in speziellen Situationen negative Einflüsse haben können. Ich verstehe auch dass viele ältere Menschen, die nicht, so wie ich und mein Umfeld mit solchen Games augewachsen sind, solche virtuelle Gewalt und Brutalität verabscheuen.

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  6. Ich bin in meiner Jugend mit einer selbstgebastelten Holzknarre durch die Wälder geschlichen und habe mit meinen Altersgenossen Cowboy und Indianer gespielt. Im Sommer fast täglich. Und wenn nicht, dann spielten wir Räuber und Pol. Hätte ich einen PC gehabt, wer weiss, ob ich nicht solche Spiele gespielt hätte.

    Geständnis: Nach den ersten drei Abschnitten bei don alphonso war mir trümmlig ob so viel elitärem Schrott und ich habe den Rest gar nicht gelesen.

    Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt habe, unter anderen an einem der besten Seminare, die ich je besucht habe, und dort wurde eben sehr, sehr differenziert analysiert und zwar von Experten mit unterschiedlichsten Meinungen.

    Wenn wir jetzt und heute ein Verbot solcher Spiele durchsetzen würden, bliebe uns immer noch die Tagesschau, in der man heutzutage reales Töten vorgesetzt bekommt - plus grässlich verstümmelte Leichen. Virtuelle Gewalt? Nein. Reale Gewalt, die kein Mensch in Frage stellt.

    Der gute Peter Schneider bringt es heute in der Sonntagstzeitung auf den Punkt. Der 17-jährige, der im zweiten Weltkrieg 8000 Menschen erschossen hat, hat vorher kein Ego-Shooter Spiel gespielt.

    Und nochmals: Man muss nicht einmal zu sehr viel älteren Generation gehören, um die virtuelle Gewalt zu verabscheuen. Ich tue das auch. Genauso, wie ich die reale Gewalt verabscheue. Aber bei solange bei uns jeder Soldat seine Armeewaffe nach Hause nehmen kann, ist diese einseitige Verurteilung von Killer-Games reine Heuchelei.

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  7. don sagt im ersten abschnitt nur, was sache ist, nämlich dass hier eine riesige gewaltverherrlichung stattfindet, die es so noch nicht gegeben hat. die neue und bedenkliche qualität dabei ist die interaktion, die das "gehirn-aus-dem-kopf-schiessen" in die seele ritzt wie kein anderes medium. der vergleich mit räuber und poli spielen im wald hinkt extrem.

    sicher, ich bin nicht mit diesen spielen aufgewachsen und habe eine ganz andere sichtweise und empfindlichkeit. man ist einfach schlicht schockiert, dass so viele leute sich so viele stunden mit blutrünstigen und möglichst hyperrealistischen amokläufen amüsiert, in denen serieller mord ein zentrales spielelement ist. dass das an der gesellschaftlichen befindlichkeit nicht kratzen soll, halte ich für eine fatale falschmeldung.

    was die realen amokläufe anbetrifft: erstens hat es das vor 20 jahren in der art noch quasi nicht gegeben (von kids) und zweitens waren bisher glaubs alle amokläufer mit diesen killerspielen heftigst beschäftigt, auch die älteren. aber die sind nur die spitze des eisbergs. wie gesagt, kids schlagen heute, wenn sie zuschlagen, ungleich massiver zu als früher. und wie es sonst unter diesem eisberg aussieht, sehen und spüren wir im alltag genug. zwei tage nach windenden hörte ich am jiosk einen kurzen dialog von zwei jugendlichen mit, den ich hier lieber nicht wiedergebe.

    mir ist es natürlich klar, dass ein verbot allein nix bringt und dass auch andere medien viel zu viel gewalt zeigen. dennoch: es ist bedenklich, dass grosse teile der gesellschaft diesen dreck reinziehen, da sollte es dringend ein korrektiv geben. wie das aussehen soll, weiss ich im moment auch grad nicht, aber die werte in der businesswelt verschieben sich ja auch grad fundamental.

    vermutlich müssen einfach noch ein paar dutzend solcher amokläufe stattfinden, bis sich die verwöhnte europäische gesellschaft (mit ihrem mix aus überbehüteten rotzlöffeln und den in mittelalterlichen blutundrachestrukturen aufwachsenden einwandererkids) eines tages einfach sagt: gewaltverherrlichende spiele sind verboten. punkt. dann muss halt die spieleindustrie andere spiele erfinden, aber das ist halt ungleich anspruchsvoller, als die niederen triebe zu bedienen.

    wo ist eigentlich genau der unterschied zwischen diesem hässlichen pädo dings und diesen killerspielen? warum ist das eine verboten und das andere nicht? gibt es da menschenverachtungstechnisch einen unterschied? wären z.b. hyperrealistische tierquälergames verboten oder gerade nicht?

    es ist nicht einfach. aber gut ist es auch nicht.

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  8. Dieser "Hat nichts mit Videospielen zu tun"-Reflex ist genau so idiotisch wie der "Die Videospiele sind schuld"-Reflex.
    Spannend ist, wie sich beide seiten ihren jeweiligen vorwerfen.

    Das problem ist, wie das thema in den massenmedien dargestellt wird.
    Wie Bugsierer schon so schön schreibt "riesige gewaltverherrlichung"...
    Die in den Medien als "Killerspiele" gehandelten Spiele sind selten gewaltVERHERRLICHEND, und wenn doch, dann wird das in der, extra für deutschland geschnittenen version, nicht so dargestellt wie die medien das zeigen.
    Würde, die ganze Kritik an der gewaltätigkeit der "Killerspiele" auf einer realistischen argumentation beruhen anstatt auf, für uns Spieler, offensichtlichen falschinformationen, würde sich kaum einer so aufregen.

    Ich glaube zum beispiel das es zusammenhänge gibt, allerdings werden ursache und symptome mal wieder verwechselt.
    Und wenn "mitverursachende medien" verboten werden sollen, wieso prüft niemand ob die guten amokläufer sich nicht vorher auch an Medienberichten, Dokumentationen, Kriegsfilmen oder Actionserien aufgegeilt haben? Schalt mal ab 13uhr rtl, sat.1 oder pro7 an und schau was du siehst... oder schlag die bildzeitung auf.

    Und, last but not least, der unterschied zwischen Killerspielen und Kinderpornos:
    Killerspiele ist ein bisher nichtmal annähernd definierter begriff.
    Kinderpornos schon.
    Killerspiele sind Spiele, es wird so getan als ob.
    Kinderpornos sind reale filme, wo reale menschen (Kinder) meist gegen ihren willen etwas angetan wird.
    Und der "menschenverachtungstechnische" unterschied ist schlichtweg, da bei dem einen gespielt und bei dem anderen ein schutzbefohlener missbraucht wird.

    Frage noch hintendran, wie erklärst du (bugsierer) dir bitte folgendes:
    Du selber sagst das "grosse teile der gesellschaft sich diesen dreck reinziehen". Wieso laufen dann nicht grosse teile der gesellschaft amok?
    Da muss es dann doch noch weitere "mitverursacher" dran beteiligt gewesen sein? Oder nicht?
    Der "Gesunde Menschenverstand" der jetzt so gerne heraufbeschworen wird, sagt uns doch auch eigentlich das man erst ein einigermaßen vollständiges gesamtbild haben sollte, bevor man massive verbote ausspricht.
    Und bitte, wenn etwas verboten werden soll, dann aufgrund von fachlichen, sachlichen argumenten, von leuten die sich wenigstens einmal ausführlich und vorurteilsfrei mit dem thema beschäftigt haben....

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  9. Tja, habe die Diskussion gesten auf SF zu diesem Thema auch kurz mitangehört.

    Ich selber bin kein Gamer, habe aber früher nächtelang gezockt und letztes Jahr auchmal World of Warcraft gespielt. Nur so als Info.

    Die Rolle, welche ein Gewaltgame bei einer solchen Amoktat spielt ist für mich klar: der Täter trainierte damit seine psychischen Fähigkeiten im Verhalten bei einer Schiesserei. Kopfschuss gibt am meisten Punkte, Deckung ist das A.O., Munitionslager braucht es sowieso.

    Doch mit Waffen umgehen kann man deswegen noch lange nicht. Wenn ich ein Ralley-Game fahre, kann ich noch lange nicht Autofahren. Doch z.B. das Verhalten der Lenkung beim Auto lerne ich so. Alles klar? man lernt die Logik, die Strategie.

    Viele reden schnell mal von der "Hemmschwelle" zum töten, welche durch Ballergames herab gesetzt werden soll. Nun, im Fernsehen sehen wir tagtäglich in Filmen, wie Menschen umgebracht werden. Folglich wären wir dadurch mental abgehärtet, würden wir mal in echt einem Mord zusehen. Tja, seht ihr. Ein grosser Unterschied. Und die Felme sind nicht in 3D sondern sind mit richtigen Menschen dargestellt. Fazit: mentales Training für Logik und Strategie wird in diesen Games trainiert, die Hemmschwelle wird aber nicht im grossen Stil herabgesetzt (im Normalfall).

    Aus meiner Sicht sind bei Amokläufern a) die Eltern zu einem grossen Teil mitschuldig und b) die Lehrer/das Schulsystem. Und: Games ab 18 sind ab 18 zu spielen. Doch wie ein 14 jähriger auch easy Pornos runterladen kann, kann er halt auch diese Games illegal downloaden. Also auch hier wieder: guten Tag liebe Eltern.

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  10. Zitat: "don sagt im ersten abschnitt nur, was sache ist, nämlich dass hier eine riesige gewaltverherrlichung stattfindet, die es so noch nicht gegeben hat."

    Und wie ist es mit der Gewaltverherrlichung im ganz realen Leben? Diese "eingebetteten" Journalistengeschichten. Diese "saubere" Bombardierung ganzer Städte, die wir uns nicht als Videospiel, sondern ganz real ansehen.

    Nochmals: Ich finde Killer-Spiele zum Kotzen. Und ja, es gibt bei Spielern kurz- und langfristige Folgen, die kein Experte wegdiskutiert (auch die vehementen Gegner von Killerspiel-Verboten nicht).

    Trotzdem: Der wichtigste Einfluss im realen Leben sind die realen Vorbilder. Na ja, wenn Papa vor dem Fernseher sitzt und die Bombardierung von Bagdad noch irgendwie "geil" findet; wenn der Onkel sich die reale Enthauptung von Geisel im Internet ansieht und "krass" sagt, wenn auf einem belebten Platz einer krankenhausreif geschlagen wird und niemand eingreift, wenn der ganz reale Nachbar von Nebenan ganz real mit der realen Armeewaffe seine Frau und Kinder totschiesst, und wir das alle schon fast normal finden, wenn ein Amokläufer in den Medien (insbesondere im Internet) eine Aufmerksamkeit erhält wie nicht einmal Brad Pitt und Angelina Jolie zusammen, dann hat das sehr viel mehr mit unserem realen Leben zu tun. Ich würde mal etwas provokant sagen: Die Killer-Spiele spiegeln unsere heutige Moral und unser Wertesystem und nicht umgekehrt. Es braucht also in erster Linie Arbeit an unserem Wertesystem, an unserer Einstellung zum Leben und der Gesellschaft. Wenn wir das schaffen, verschwinden vielleicht sogar diese extremen Killer-Spiele.

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  11. @zappadong: diese vergleicherei bringt schon mal gar nix. man kann nicht sagen, wir machen nix gegen gewaltspiele, weil es gibt ja den irakkrieg und die bösen schurnis, die davon berichten. und deine hoffnung, die verbesserung des gesellschaftlichen wertesystems werde es schon richten, ist etwas verklärt.

    @ flughund: doch, gerade die hemmschwelle wird garantiert gesenkt und sicher viel mehr als bei einem film. grund: die interaktivität. – betr. eltern/schule gebe ich dir vollkommen recht. es ist erschreckend, wieviele eltern/lehrer null ahnung von internet & co. haben und darum nicht in der lage sind, ihre kids adäquat zu begleiten.

    @anaonym: zu deiner frage: "Du selber sagst das "grosse teile der gesellschaft sich diesen dreck reinziehen". Wieso laufen dann nicht grosse teile der gesellschaft amok?" – dieser umkehrschluss ist naiv. amokläufer sind die spitze des eisbergs, was sich darunter an breite befindet, ist der viel bedenklichere punkt.

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  12. >> Ich bin in meiner Jugend mit einer selbstgebastelten Holzknarre durch die Wälder geschlichen und habe mit meinen Altersgenossen Cowboy und Indianer gespielt.

    Genau, wollt ich auch grad schreiben. (#strickende Mädels, hehe.) Und ausser Steinbrück scheint das niemandem ernstlich geschadet zu haben.
    Ich geh ja auch nicht los und knalle Moorhühner ab.

    Tanith bringt die Verbots-Diskussion in 140 Zeichen auf den Punkt:
    http://twitter.com/tanith/status/1315535628

    (Der Amokläufer von Winnenden ist auf seiner Flucht genau die Strasse langgefahren, auf der ich an dem ausgerechnet Vormittag unterwegs war, mir wird jetzt noch schlecht, wenn ich dran denke.)

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  13. Ich vergleiche nicht. Ich bringe den Umkehrschluss. Nicht die Killer-Spiele bringen eine Gewaltgesellschaft hervor, sondern eine gewaltbereite und wertegleichgültige Gesellschaft bringt Killer-Spiele hervor. Das ist ein gewaltiger Unterschied.

    Und ich behaupte: Wenn wir die Killer-Spiele verbieten, ist überhaupt noch nichts in Ordnung gebracht. Aber ich denke, darin sind wir uns einig. Ob verklärt oder unverklärt.

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  14. Und weil ich gerade bei Links bin, hier noch zwei zum Medienterror in Winnenden: In der Zeit, und von einem Anwohner.

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  15. Ui, da hat sich noch ein Fehler eingeschlichen - die Killerspiele-Spieler in Deutschland, das sind 30%, nicht 40%. Oups.

    Und bezüglich welche Spiele ich spiele, das ist da wohl noch etwas unklar. Ich spiele Shooters, wie Team Fortress 2 (Comic-Graphik), oder Unreal Tournament 3 (völlig überzogen & SciFi), oder auch Left 4 Dead (Teamwork nach Zombie-Apokalypse).

    Aber wenn Spiele zu realistisch werden und z.B. den Spieler heroisch den Weltkrieg nachspielen lassen (Call of Duty, Battlefield 2) oder Krieg und Töten allgemein als cool darstellen (Gears of War, Army of Two) kann auch ich gar nichts mehr damit anfangen. Was nicht heisst, dass ich Leute, die diese Spiele spielen, verachten oder die Spiele verbieten wollen würde - sie gehen mir einfach zu nahe.

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  16. Ich denke man muss mindestens zwischen 3 Fragen unterscheiden, wenns um Killerspiele geht:

    1. Makro-Statistik. Haben Killerspiele statistisch gesehen einen negativen Einfluss auf die Gesellschaft bzw. die Jugendlichen, was die Gewaltbereitschaft angeht?

    2. Biologie. Ist das Problem von Amokläufen überhaupt makro-statistisch fassbar? Oder handelt es sich um derart seltene Zufallsereignisse, dass eine statistische Betrachtung eigentlich unzulässig ist? Gibt es stattdessen nachweislich kausale biologische Veränderungen in Gehirnen von Killerspielern (Mikro-Statistik)?

    3. Sofern negative Auswirkungen von Killerspielen wissenschaftlich erwiesen wären, wie könnte man sie verhindern? Bringen Verbote hier tatsächlich etwas?

    Alles Fragen, die ich selbst leider nicht wissenschaftlich beantworten kann.

    Für mich persönlich kann ich nur soviel sagen: Ich gehöre in die Generation, in deren Jugend die ersten Killerspiele (Doom, Wolfenstein) aufkamen. Der Realismus war noch sehr rudimentär im Vergleich zu den heutigen Spielen, aber damals war die technische Faszination, die von diesen Spielen ausging, enorm. Vermutlich grösser als diejenige der heutigen Spiele, denn die heutige Jugend wächst mit Gewaltrealismus in allen Medien auf - bei uns war das in dieser Interaktivität etwas grundsätzlich Neues. Ich weiss noch, wie wir damals diskutierten, woran man jetzt erkenne, dass das Spiel eigentlich nur eine 2D- statt "richtige" 3D-Engine benutzen würde. Und ein Doom war einfach extrem performant programmiert für die damaligen Verhältnisse (dank Assemblercode und 2D-Engine). Das musste man einfach gesehen und erlebt haben.
    Ich habe mir diese Spiele also damals auch installiert. Vermutlich waren darunter selbst einige indexierte Spiele. Gekümmert hat das damals niemanden, genau so wenig wie Copyright-Diskussionen. Es war cool, wenn man eine unzensierte (und vermutlich indexierte) Version von Duke Nukem von einem Kollegen bekam, wo man dann im Spiel ab und zu pixelige Pinup-Girls sah - in meinen Augen damals ein viel besserer Anblick als die Monster.
    Spass gemacht haben mir persönlich solche Ego-Shooters aber nie. Ich habe einige jeweils ein paar Mal gestartet, dann war mein Gwunder gestillt und ich langweilte mich nur noch ab diesen virtuellen Welten. Die Zeit dafür war mir immer zu schade - ich wollte lieber selbst etwas programmieren oder dann draussen Sport machen gehen. Vermutlich hat es auch damit zu tun, dass ich zwar ein guter Programmierer, aber ein schlechter (Spiel-)Schütze war und in diesen düsteren Gängen nie weit kam, weil viel zu reaktionslahm und ängstlich. Was ein "Teufelskreis" war, weil ich so natürlich auch nie "besser" wurde und folglich mit der Zeit mein Interesse an diesen Spielen noch mehr verlor.
    Der Ehrgeiz bei diesen Spielen hat mich halt nie wirklich gepackt. Auch später nicht, als ich mir die Spiele nicht einmal mehr beschaffte und installierte. Darum bedauere ich bis heute nicht, kein Killerspieler geworden zu sein (Ich wurde Informatiker).
    Ich denke, in der heutigen Jugendlichengeneration hätte ich es mit diesem sehr mässigen Interesse sehr viel schwerer, weil Fertigkeiten in solchen Computerspielen heute schon fast zur Sozialkompetenz eines (männlichen) Teens gehören. Wobei man berücksichtigen muss, dass bei den heutigen Spielen tatsächlich eine Art "soziale Komponente" vorhanden ist, weil man ja in lokal oder sogar weltweit organisierten Spielen auf "sportliche" Weise mit- und gegeneinander antreten kann. Früher gab es als Gegner in der Regel nur den Computer - und als Programmierer wusste ich genau, dass mich der Computer, wenn es der Spieleprogrammierer so wollte, sowieso jederzeit besiegen konnte, was den theoretischen und auch praktischen Reiz für mich verringerte. Vielleicht auch ein Grund, weshalb Shooters heute eine Massenerscheinung sind.

    Ironischerweise habe ich heute übrigens immer noch eine (seit der RS ungebrauchte) reale Pistole im Keller. Habe schon mehrmals im Zeughaus angefragt, ob und wann ich sie denn endlich dort einlagern könne. Bisher ohne Erfolg. Dabei kann ich mich für dieses reale Schiesseisen genau so wenig erwärmen wie ich es damals für die virtuellen konnte.

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  17. Es gibt extrem spannende Meta-Studien (ich hoffe, die heissen wirlklich so; schreibe aus der Erinnerung). Ich schau mal nach, ob ich damals meine Seminarunterlagen aufgehoben habe (könnte mir manchmal ob des eigenen Chaotentums in den Hintern beissen vor Frust).

    Falls ich noch was finde, gebe ich die interessantesten Resultate gerne weiter.

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  18. Frau Müller30/3/09 16:03

    Der Beitrag von Don tönt gescheit, sachlich ist er aber weder verifizier- noch falsifizierbar. Denn die Empirik ist wegen der – Gott sei’s Lob und Dank – extrem niedrigen Prävalenz ungenügend. Konsens herrscht in der Forschung grundsätzlich darüber, dass einzelne Faktoren oder monokausale Erklärungen zu kurz greifen. Vielmehr müssen zahlreiche verschiedene Merkmale im Sinne einer Risikokonstellation zusammenkommen, wobei die einzelnen Merkmale für sich genommen keine Aussagekraft haben. Im Endeffekt ist der einzige empirisch überzeugende gemeinsame Nenner der Amoklauf selbst. (vgl. Lange & Greve).

    Im Zusammenhang mit Killer-Spielen lässt sich sagen, dass sich einige spätere Gewalttäter/Amoktäter auf Grund ihrer Persönlichkeitsstruktur (extrem niedrige Frustrationstoleranz und mangelhaftes Coping, also die Anpassungsfähigkeit an schwierige Situationen) zu Gewaltdarstellungen hingezogen fühlen. Denn der exzessive Konsum von Filmen und Spielen mit Gewaltinhalten hält die eigene Gewalt- und Tatneigung aufrecht und wird weiter verstärkt. Für diese Gruppe stellt neben der Abstumpfung und dem Abbau von Hemmungen oder Mitleid die Aufrechterhaltung und Verstärkung der Nebenrealität mit Gewalt- und Rachephantasien und die Möglichkeit der Inspiration für die Tatdurchführung im Sinne eines Drehbuchs eine Gefahr dar.

    Umgekehrt: Kinder und Jugendliche, die einen vernünftigen Umgang mit Frustrationen gelernt haben, kann man studenlang an grausige Computerspiele oder in Splatterfilme setzen - sie werden trotzdem nicht zu kleinen Monstern.

    Überdies verhindern Poesie, Musik und Sport keine Massenmorde. Heydrich war Sohn einer Musikerfamilie und spielte seit seinem 5. Lebensjahr mit Leidenschaft und grosser Begabung Geige, er war ein sportlicher Mensch, ein fürsorglicher Vater - und eiskalter Vollstrecker des Holocaust.

    Die stärkste Massnahme gegen jede Art von Jugendgewalt ist die Förderung und Stärkung des Selbstbewusstseins und des Vermittelns von Selbstwirksamkeitserleben und Erfolgserfahrungen, sowie dem Abbau von Ängsten (beispielsweise bezüglich Noten).

    Hingegen deucht mir, dass der Nachahmungsgefahr durch die idealisierte Darstellung des Täters und seiner Tat in den Medien ebenda bagatellisiert wird. Denn vorhandene Gewaltphantasien werden nicht nur durch Gewaltvideos verstärkt, sondern auch durch die allzu konkrete Darstellung eines Amoklaufs in den Medien und deren Distanzlosigkeit zum Täter.

    PS. Als ich nach einer durchzockten Nacht jemandem das Laptop an den Kopf geworfen (und die Blumenvase getroffen ) habe, war für mich klar: No more Computer Games for me. Bereits Tetris spielen machte mich total aggressiv.

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  19. Danke, Frau Müller, ich glaube, ich muss die Seminarunterlagen nicht mehr suchen :-)

    PS: Mich macht der Computer nur aggressiv, wenn er nicht funktioniert. Dann aber richtig.

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  20. ich möchte mich hier mal ganz herzlich für all die ausführlichen, kompetenten und engagierten kommentare bedanken. ich habe hier noch nie in einem einzigen blogpost so viel gelernt. genial.

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  21. Frau Müllers Forderung zur Stärkung des Selbtbewusstseins - und ich füge da auch gleich das Selbstwertgefühl hinzu - stimme auch ich zu.

    Ich frage mich allerdings, was diesbezüglich heute anders ist als noch vor 20 oder 30 Jahren? Schenken die Eltern den Kindern weniger Aufmerksamkeit, ermutigen sie zu wenig, was schlussendlich zu einem Mangel an Selbstwertgefühl führt und zu einem starken Drang, sich durch eine völlig unerwartete Aktion ("denen zeige ich's jetzt mal so richtig!") ins Rampenlicht zu stellen? Sind es die unzähligen Kommunikationsmöglichkeiten, die einen Einzelnen noch mehr "untergehen" oder noch unbedeutender erscheinen lässt? Ist es die allgegenwärtige Oberflächlichkeit unserer Gesellschaft (damit wären ich bei Frau Zappadongs Wertesystem)? Andere Ideen oder Gedanken?

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  22. Was für eine umfassende Frage, Titus! Da könnte man Bücher darüber schreiben :-)

    Für mich läuft es auf das "Sein und Haben" hinaus. Ich denke, wir leben in einer Zeit, in der das Sein gleichbedeutend mit Haben geworden ist.

    Kinder bekommen nicht weniger Aufmerksamkeit, sondern viel zu viel an Haben-Gedankengut als Sein-Gedankengut im ursprünglichen Sinn. Sie bekommen dieses neue Sein von allen Seiten vorgelebt, indem sie materiell besser versorgt sind (oder diese materielle Versorgung als Voraussetzung erleben, ohne die sie niemals jemand sein können) als alle anderen Generationen vor ihnen.

    Daraus entsteht dann die von Frau Müller angesprochene Frustrationgrenze, die aufgrund dieser gesellschaftlichen Wertung entsteht. Entweder, weil man materiell nicht mithalten kann und / oder weil man den Verzicht (okay, altmodisches Wort, aber für mich ein wichtiges) nie gelernt hat.

    Ich komme aus sehr einfachen Verhältnissen. Wir hatten sehr vieles nicht. Genau wie andere auch nicht. Aber meine Eltern haben sich dafür nicht geschämt, sie haben uns zu spüren gegeben, dass wir genau richtig sind, so wie wir sind und uns damit ein Selbstwertgefühl gegeben, das viele heutige Jugendliche nicht mehr haben können, weil es heute eben nicht mehr "richtig" ist, dieses, jenes oder etwas anderes nicht zu haben. Nicht "dabei zu sein", nicht "dazuzugehören".

    Und dann gibt es da noch die neuen - ungeschriebenen - gesellschaftlichen Regeln. Man muss erfolgreich sein. Man muss viel Geld verdienen. Man muss viele Freunde haben. usw. um jemand zu sein. So richtet sich sehr viel Aufmerksamkeit der Eltern darauf, dass ihre Kinder in dieses Schema passen. Sie bekommen es eingetrichtert. Man lenkt sie dorthin, tatkräftig unterstützt von unzähligen Fernsehsendungen, in denen man jedem einzelnen eintrichtert: Du musst wer sein! Um wer zu sein, musst du dieses, jenes und anderes haben / tun.

    Wo die Messlatte so hoch liegt, wo so viel Aufmerksamkeit in das Erreichen dieser Ziele gesetzt wird, kommt anderes, ganz wichtiges zu kurz. Wo das Selbstwertgefühl mit sozialem Status gleichgesetzt wird, liegt die Frustration nicht weit. Egal, aus welcher sozialen Schicht man kommt. Man verinnerlicht schon kleinste Abweichungen vom Schema als "Scheitern".

    Dazu gehört dann ganz schnell einmal das Ausgrenzen. Man macht andere erbarmungslos nieder. Öffentlich. Auch in den Medien. Und so formen wir die Horden, die Massen. Jene, die nach oben wollen, müssen alle gleich sein. Und dieses Sein ist der neue Standart. Ein Sein, bei dem man andere abqualifiziert, um sich selber eine Stufe höher zu stellen.

    Wie soll da jemand, der auch nur einen Zentimeter von der Norm abweicht, ein Selbstwertgefühl entwickeln? Bei so viel Druck ist die Frustration nicht weit. Und irgendwann entlädt sie sich vielleicht.

    Trotzdem: Es ist nicht alles so schlimm. Ich unterrichte sehr viele Jugendliche, die dieses Schema durchschauen und nicht mitziehen. Das gibt mir Hoffung für die Zukunft. Ich denke, wir könnten einen guten Umbruch erleben - wir hätten jetzt die Chance dazu.

    Sorry, ist etwas wirr geworden ...

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