10. Juni 2007

pornografie auf dem boulevard


so etwas unter der rubrik "gesellschaft" abzulegen – das ist der hammer. aber kein einzelfall. der boulevard pornografisiert sich und uns rasant. die meldung heute lautet im lead so:

Es muss heiss hergegangen sein beim Dreh des TV-Videos «Gäng wie Bäng» vorige Woche in Dagmersellen LU. [weiterlesen bei blick online]

weiter heisst es in wenigen zeilen, dass der rapper gimma den tänzerinnen die ganze zeit an die wäsche wollte und darob sogar sein drehbuch vergessen hätte (was auch immer mit "drehbuch vergessen" genau gemeint ist).

dann kommt eine diashow, in der die musiker mit nackten "erotikstars" rummachen. billigst-pornographie pur – die sich nicht nur in der jungen musik-szene festgebissen hat, aber dort vehement.

offensichtlich ist im hause ringier die grenze des guten geschmacks auch dann noch nicht unterschritten, wenn man mit dem semantischen fehlgriff "gäng wie bäng" eine sexuelle praktik referenziert resp. verharmlost, die in ihrer kommerziellen ausprägung doch eher sehr widerlich ist; von der man auch weiss, dass sie in ihrer gegenwärtigen medialen durchdringung die sexuelle entwicklung der jungen nachhaltig versaut. was denkt da nur frau ringier? wie geht sie mit sowas um?

ich habe natürlich auch schon davon gehört, dass eine boulevard-zeitung ohne sex-themen einpacken kann. ob das wirklich so ist und wie weit man dabei wirklich gehen muss, wäre noch zu debattieren resp. zu untersuchen. klar dünkt mich, dass redaktoren, die titel mit ausgerechnet solchen assoziationen setzen und dermassen miese sexpics zeigen, von journalistischer verantwortung keinen dunst haben. geschweige denn von qualität.

nennen wir es beim namen: das haus ringier leistet einer entwicklung vorschub, die eigentlich niemand will. nämlich der pornografisierung, der banalisierung und der radikalisierung der menschlichen gefühlswelt – das hier beschriebene beispiel ist kein einzelfall, sondern der peak einer unverkennbaren tendenz. wenn das im internet durch windige abzocker so geschieht, ist das als preis für ein freies netz leider hinzunehmen, jedoch weitestmöglich zu unterbinden. wenn aber ein meinungsriese wie ringier diese schiene fährt, dann ist das etwas ganz anderes. dann ist das doch eine frage der gesellschaftlichen verantwortung, die ein grossverlag übernimmt – oder nicht.

noch eine frage zum journalistischen genre: viele männliche hohlköpfe knipsen mit ein paar fickschicksen ein paar uninspirierte pics – fertig ist die promostory für einen rapper. könnte man das gang-bang-journalismus nennen?

3 Kommentare:

  1. der song heisst "bäng wie gäng". da kann auch blick nichts dafür. und ist kein semantischer fehlgriff.

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  2. Ach Gottchen, da haben wir aber wahrlich schon Übleres erlebt und das seit ich das erste Mal vom Blick gehört habe (Porno-Heidy z.B.; von den ganzen Sexinseraten gar nicht reden).

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  3. gebsn: tja, das ist wohl war. ich war halt gestern gerade irgendwie super sensibel drauf.

    anonym: danke für den hinweis.

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