1. Januar 2010

aufgefallen 2009

bild: namics kalender (gibts auch online als flickr-feed)

zum neujahr das beste von gestern – eine persönliche und unvollständige best-of-liste aus dem letzten jahr:

TWITTER
rar & wahr: @sibylleberg
eine der wenigen prominenten, die glaubwürdig rüberkommen (beispiel: "Ich kenne nur Alleinstehende die warten. Auf einen eigenen Menschen. Und ich kenne nur Paare die warten, auf einen anderen Menschen."). jetzt muss ich dann doch mal ein buch von frau berg lesen. empfehungen?
faked: @westerwave
gefälschte twitter accounts sind ein witziges phänomen bei twitter, dieser ist derzeit mein liebster.
refaked: @DB_Info
gefälschte twitter accounts führen nicht selten zu rechtshändeln oder abschaltung durch twitter. dieser hier wurde von @ugugu ganz unkompliziert an die Deutsche Bahn "zurückgegeben".
newcomer: @abtmartin
der abt vom weltberühmten kloster einsiedeln wurde vom schweizer fernsehen zu einem twitter-test überredet – und hat feuer gefangen.

WERBEWELT
rebranding: namics.ch
ein rebranding, das der bestehenden marke nicht nur gerecht wird, sondern diese um neue facetten bereichert, ist eine der grössten herausforderungen in der werbekommunikation. man kann da viel kaputt machen. oder viel gewinnen – so wie namics, der führende schweizer internet dienstleister. die haben eine sog. dynamische wortmarke erfunden. ich habe hier darüber geschrieben.
newcomer blog: blog.persoenlich.com
die werbewelt hat, ähnlich wie die medienbranche, noch kaum begriffen, wie das web wirklich tickt. seit einem jahr gibt es im sog. online-portal der schweizer kommunikationswirtschaft nun wenigstens ein blog, in dem man ohne grosse anmelderei kommentieren kann und wo zuweilen auch dezidiert die eigene branche kritisiert wird. allerdings will die diskussion nie so richtig in gang kommen, was wohl nicht zuletzt an der fehlenden kommentarbenachrichtigung liegt (dem zentralen technischen standardelement einer dynamischen blogdebatte). aber immerhin – das blog ist ein novum in einer so selbstverliebten branche, die selbstkritik generell als störung empfindet.

FINANZKRISE
rede: der woz-sprecher an der ubs-gv
die finanzkrise an sich hatte ja was einmalig endzeitstimmiges. und ein paar monate nach dem tsunami führen sich die bankster schon wieder auf, als würde die welt ihnen allein gehören. zum davonlaufen. aber letzten endes – wer wollte das bestreiten.
blogpost: fred david: obacht: andacht!
fred david ist einer doyen's des schweizer journalismus, seit 40 jahren schreibend unterwegs, u.a. für spiegel, weltwoche und cash. er wundert sich, warum wir eigentlich in den sog. leitmedien nicht wirklich alles erfahren über die fiananzkrise. ich teile seine verwunderung. das aufschluss- und lehrreichste zur finanzkrise habe ich nicht in den leitmedien gelesen, sondern irgendwo im netz – wie z.b. hier.

SWISS WEB
webshow newcomer: sprain.tv
inhaltlich könnte er für meinen geschmack noch etwas zulegen, aber dennoch: er moderiert, filmt, schneidet, vertont und vermarktet seine webshow so virtuos wie "ein grosser". dabei ist manuel reinhard "nur" ein gelernter vermessungszeichner. allerdings einer, der gleich nach der lehre – wohl aus lust an der materie – zum webworker umgesattelt hatte und heute die webtools aus dem ff beherrscht. mit diesen skills wäre er in der alten medienwelt noch ein gefragter quereinsteiger gewesen (jedes lokal-tv würde sich ab so einem talent die hände reiben). in der neuen medienwelt werden solche protagonisten die regel sein. sprain ist der erste in der deutschschweiz, der das so virtuos vormacht.
messe relaunch: community36 (ex orbit)
man muss nicht alles neu erfinden, aber man kann. messen gehören zu den am wenigsten neu erfundenen topics. darum kann man den versuch, die nachfolgerin der guten alten orbit in die 10er jahre zu katapultieren, nicht genug loben. obwohl das neue event erst im nächsten jahr über die bühne geht, gehören schon das konzept und der mut dazu zu den best of 09.
weiterbildung: video guide sf.tv
noch nie war es so einfach, sich weiterzubilden. noch nie hatten so viele menschen eine video kamera. wie man damit umgeht, zeigt der hervorragende video guide vom schweizer fernsehen. dass er von mona vetsch, der heidi abel der nullerjahre, moderiert wird, da muss man durch.

APPs
iphone app: TV Screen by 20Min
ein fernseher im hosensack war doch schon immer DER bubentraum.
web app: teuxdeux.com
to do listen stehen im ruf, die stimmung in den keller zu ziehen. diese ist zu schön dafür.

MUSIK
live cd:
tom waits, glitter and doome
er ist und bleibt der groovemaster, erst recht live, und ist im vergleich zu anderen stars an glaubwürdigkeit kaum zu überbieten. ein starker fels in der brandung des abgehobenen plasticshowbiz. übrigens sind auch seine frühwerke der hammer: closing time, blue valentine, rain dogs etc.
überraschung: yello
die miterfinder des techno sind mittlerweile die altherren der lässigkeit, gut gelagert und noch nie so trinkreif wie heute. dieter meier ist der einzige dandy der schweiz, boris blank der (fast) einzige computermusiker, der den computer zum swingen bringt. mit drei interessanten gästen haben sie sich auf dieser cd quasi selber neu erfunden (als mentoren). sehr schön gemacht. hörbeispiele hier.

ballade: masi
ein wunderschönes schlaflied. ein ohrenschmaus. auch der rest der cd ist ein kleines meisterwerk. masi ist einer der meist unterschätzten songschreiber hierzulande. den balladentest hat er jedenfalls nicht nur in diesem schlaflied voll bestanden – pour marlene:


mundart newcomer: männer am meer
mundart ist in aller munde. sogar die werbung macht mit. göla singt auch wieder berndeutsch und selbst tante francine bernert sich in die charts. gut so. auch wenn dabei viel banales rauskommt: das ist im englischen sprachraum nicht anders. man muss sich an perlen wie die "männer am meer" halten. witzig, ironisch, selbstbewusst, augenzwinkernd, poetisch, frech und erfrischend selbstkritisch die texte. spritzig, zeitgeistig, ohrwurmig und schön instrumentiert die musik. dargereicht mit einer fröhlich süffisanten lockerness, die man bei so manch anderer band vermisst. als hörbeispiel ein cooler song über das leben mit dem computer – ctrl+c:


mundart reloaded: kummerbuben
in den letzten jahren haben verschiedene musiker altes liedgut neu vertont. am bekanntesten dürfte das guggisberglied von stephan eicher sein. die kummerbuben aus bern haben sich voll und ganz dem "röseligarte" verschrieben und machen aus den alten liedern neue popsongs. vorne eine charismatische stimme, hinten eine kraftvolle kapelle – der hammer. hier ein lied, das es mir besonders angetan hat – gäntu:


best gender song: polo hofer
der erfinder des mundartrocks läuft gegenwärtig zu künstlerischer altershochform auf. er hat sich in den letzten jahren mit allerlei genussmittelbedingten fisimatenten rumschlagen müssen. und mit "prototyp" ein tolles album abgeliefert, auf dem er sich erstmals konkret zu einem beliebten gender thema äussert – jupi jupi:


quick&dirty: dworni
der webdsigner david worni aus burgdorf ist ein typischer early adopter – probiert alles aus, wenn es noch beta ist. er war in seiner jugend aktiver musiker und bastelt heute alle paar wochen einen song mit garage band. motto: 1 abend, 1 song fertigmachen. alles nicht ganz ernst gemeint, aber vielleicht hat es gerade deswegen diesen eigenen charme. jedenfalls sind die paar songs, die so entstanden sind, um weiten besser als so manches, was man uns tagtäglich in den radios vorspielt. zum neuen jahr passt dieser song – wäut:


für alle weiteren fragen betr. 2010 bitte hierlang.

äs guets nöis.
.

5 Kommentare:

  1. Zum ersten Punkt. Darfst gerne mein Buch von Sibylle Berg haben. Das wohl schlechteste Buch das ich in diesem Jahr erworben habe. Da wird so krampfhaft versucht jeden Satz als Unikum zu schreiben dass es für mich unmöglich wird zu lesen. Schick mir deine Adresse und du hast es demnächst in deinem Briefkasten. (und mir erspart es einen Wettbewerb wo man das Buch kriegen kann) Das fängt ja super an das Jahr. Jetzt les ich weiter.

    AntwortenLöschen
  2. oh, gerne. adresse kommt per dm. viel spass beim weiterlesen.

    AntwortenLöschen
  3. Oh, danke für die Blumen zu #sprainTV. Freut mich! Tipps, wie ich inhaltich zulegen kann behme ich gerne unter hello at flabs.ch entgegen!

    AntwortenLöschen
  4. Mir graust es ja jeweils von Jahresrückblicken, da ich selten Rückspiegel benutze. Doch diese Tippsammlung hier ist wirkliche liebevoll zusammengestellt und gibt einen herzlichen Einblick in deine persönlichen Highlights vom 2009. Dass ich dazugehören darf, ehrt mich natürlich sehr. Merci!

    AntwortenLöschen
  5. Danke für das Lead-Bild aus dem Kalender und für die Nennung unseres Redesigns... wir bleiben dran ;-)

    AntwortenLöschen

Bitte keine unnetten Kommentare. Die werden hier gelöscht. Danke.