18. Januar 2010

zynisch: tennisprofis spenden peanuts


das problem an der aktuellen charityhektik in sachen haiti ist das alte: niemand fragt genau nach, alle finden alles toll.

roger federer hat am australien open innert 24 stunden ein charityevent mit allerlei stars organisiert. rafael nadal, novak djokovic, andy roddick, lleyton hewitt, serena williams und etliche andere spitzenspieler machten spontan mit.

es kamen 15'000 leute ins stadion, weitere 5'000 aufs gelände. nicht schlecht. da müsste eigentlich eine kleine einstellige millionensumme zusammenkommen, denkt man sich.

immerhin werden an diesem turnier 15'000'000 dollar an preisgeldern ausbezahlt und die zuschauer gehören weitgehend zur upper class, die an einem solchen charity anlass locker zwei- dreihundert dollar oder mehr ausgeben könnten.

aber weit gefehlt, es kamen nur 200'000 dollar zusammen. die zuschauer, so die nzz, hätten alle 10 dollar gespendet und weiter heisst es:

Alles passte, und als sich am Ende abzeichnete, dass die Aktion inklusive zusätzlicher Spenden von ATP, WTA, der Organisation der Grand-Slam-Turniere, Tennis Australia und von diversen Spielern rund 200 000 Dollar eingebracht hatte, war der Initiator zufrieden.

von dem gut situierten publikum dürften also nur ganz wenige einen huni oder mehr in die spendenbüchse gelegt haben. oder es hatte unter den vielen gästen ganz viele, die gar nichts zahlten. oder die veranstalter haben einfach die sammlung total verschlampt. jedenfalls ist ein 10-dollar-schnitt für ein so exklusives und einmaliges event doch etwas sehr mickrig.

das muss man sich mal auf der zunge zergehen lassen: die reichsten sportler der welt, von denen wohl ein dutzend anwesend war, brachten neben den 150'000 der zuschauer gerade mal 50'000 mäuse zusammen – inkl. ihrer ebenso reichen verbände. das sind 0.33% des ausgeschütteten preisgelds von 15'000'000 dollar. das ist nichts.

um die relationen ins rechte licht zu rücken:

roger federer hat bisher 53 mio. an preisgeldern verdient, sein vermögen wird auf derzeit 200 mio. dollar geschätzt. den williams schwestern wird ein vermögen von 300 mio. dollar nachgesagt. macht zusammen eine halbe milliarde vermögen.

raphael nadal spielte 27 mio. dollar ein und lleyton hewitt gegen 20 mio. dollar. rechnen wir deren nebeneinkünfte mit dem gleichen faktor wie bei federer, dürften die beiden herren ebenfalls etwa 200 millionen schwer sein.

mit den restlichen anwesenden spielern dürfte also gegen eine millarde vermögen auf diesem famosen charitytennisplatz versammelt gewesen sein.

da sind 200'000 dollar für haiti wahrhaftig nur das gewisse nichts.

für dieses "nichts" haben die schwerreichen jungs weltweit beste presse. billiger geht imagepflege nicht mehr. und zynischer auch nicht.

dass die leitmedien diesen zynismus auch noch mittragen und dabei null kritische fragen stellen, ist leider auch nichts neues. sobald jemand mit dem charityfähnchen wedelt, fehlt bei denen jegliche kritische distanz.

+ + + + +

update 08.02.2010: inzwischen hat man in melbourne abgerechnet, es sind 600'000$ zusammengekommen. federer selbst hat an diesem turnier 2 mio. franken verdient.
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7 Kommentare:

  1. Na, besser als gar nichts. Hoffe, bugsierer hat auch gespendet, als sich nur über Spitzensportler zu ärgern (zynisch).

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  2. Vom Grundsatz und der Rechnung her bin ich mit Dir vollkommen einverstanden (und gebe zu: als ich vom Event gelesen habe, fand' ich das sehr sympathisch).

    Was wir allerdings nicht wissen, ob die Spieler individuell (und ohne gross Tamtam) direkt gespendet haben oder noch spenden werden. Zuzutrauen wär's den meisten.

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  3. Absolut richtig!!!

    @ Marcel
    Wenn sie gespendet hätten wüssten wirs, denn niemand hats mehr drauf als diese Typen, nämlich: Tu Gutes und sprich darüber.

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  4. @Prechiblog

    "Tue Gutes und sprich darüber" ist heute sehr verbreitet.

    Jetzt könnten die Boni-Garnierer bei der UBS von ihren 4 Milliarden eventuell ja auch noch etwas abgeben und darüber berichten.

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  5. Die Rechnung mag ja vielleicht stimmen, doch die Frage sei erlaubt:
    Wie viel habt ihr gespendet?
    Auch wenn ihr 1000.- gespendet hättet, so ist euer Lohn doch viel höher?! Seit ihr also auch geizig?

    Ein Roger Federer spendet jährlich sehr viel Geld an humanitäre Projekte, doch auch er kann nicht auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Also seit ein wenig kritischer was euch selbst betrifft...

    ...zudem glaube ich, dass die UBS-Thematik langsam vom Tisch sein sollte. Noch immer gibt es zu viele Personen, welche irgendwelchen populistischen Aussagen Glauben schenken ohne den Sachverhalt im geringsten zu kennen.

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  6. Was sollte man denn bei der USB-Geschichte kennen? 4 Milliarden Defizit und 4 Millarden Boni. Dann erklären sie mal!

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  7. Wie heisst's doch so schön: Von den Reichen lernt man sparen...

    Der nationale Spendentag der Glückskette ist diesen Donnerstag.

    Ich bin überzeugt: An diesem Tag wird seitens der «geizigen» Normalverdiener ein zweistelliger Millionenbetrag zusammenkommen. Vielleicht gibt's gar einen neuen Rekord...

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