der stadtradtspräsident der etwas grösseren stadt schreibt über den wahlkampf in der kleineren stadt und macht dabei eine etwas danebengeratene bemerkung über den wiedersacher seines genossen. dieser wurde erwartungsgemäss nicht gewählt, er war von anfang an ohne chance (zu jung, falsche partei). jedoch ist es in dieser kleinstadt üblich, dass der unterlegene kandidat vize wird. aber auch daraus wurde nichts, schliesslich habe er in seinem blog auf die beleidigung des andern hingewiesen und sei deshalb als vize unwählbar. sagte die mehrheit.
soweit die geschichte in kürze. was lernen wir daraus? es kann mit einem blog schnell mal was in die hosen gehen. vor allem als bloggender politiker steht man quasi sofort unter dem radar der gegner und der medien. da man als blogger manchmal einfach schreibt, was andere nur am stammtisch rumflöten, kann das konsequenzen haben.
der fall zeigt auch, dass ein bloggender politiker in einer alpenvorländischen kleinstadt mehr verwirrung stiftet als etwa in zürich. in zürich wäre der gleiche fall nach einem kleinen disput vom tisch gewesen, in der tiefen provintz sorgt er für einen handfesten eklat.
dem gegenüber steht die kürzliche erfahrung des stadtratsrpäsidenten, der in seinem blog eine völlig missratene kommissionssitzverteilung (und die überzogenen forderungen der gegenseite) öffentlich gemacht hatte. die medien nahmen seine infos auf, die gengenseite spürte den gegenwind und gab nach. ein handfester erfolg für den blogger.
auch diese bloggergeschichte wäre aber in zürich so kaum passiert, weil dort solche politspiele unter grösserer medienbeobachtung stehen als in der provintz, wo die lokalen medien den politgranden schon seit jahren nur noch spärlich ins korn fahren. dementsprechend haben politikerblogs in der provintz mehr wirkung – sowohl im guten wie im schlechten.
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Das kann man so sagen.
AntwortenLöschenKein Widerspruch.
Das Problem ist noch viel schlimmer als man meint: Es gibt keine lokalen Medien, nur ein lokales Medium. Und bald schon wird das einzige Konkurrenzmedium ebenfalls weg sein, wobei in Provinzen wie Huttwil eh schon das Berner Einheits Boulevard Blatt dominiert. Gut gibts im Emmental Internet...
AntwortenLöschenDas gibt dem Konflikt dann eine neue Komponente. Was wäre, wenn die BZ nun gesagt hätte: "Nö. Vergiss es. Wir machen nicht nochmals einen neuen Artikel!"
AntwortenLöschen@ brockhaus: stimmt. darum ist es verwunderlich, dass niemand ein kleines, aber feines lokal-portal aufmacht.
AntwortenLöschen@ reto: dann wäre wüthrich auch nicht vize geworden. die verletzung ist zu gross, dieser schuss ist euch nun mal voll hinten hinaus. kommt aber bei den besten pros vor.
Gut zusammengefasst. Wenn von Ihnen fast ultimativ gefordert wird mit dem Bloggen aufzuhören, würden Sie es dann tun? Ich verzichte gerne auf ein Amt, aber ich lasse mir die freie Meinungsäusserung via Blog nicht verbieten. Zudem bin ich mir nicht bewusst meinen Gegenkandidaten direkt angegriffen zu haben. Verbale Attacken gehen anders. Leider kann und will ich die Emails die ich von den Gemeinderatskollegen im Vorfeld der Gemeindepräsi wahlen nicht veröffentlichen. Diese sind dann effektiv nicht ganz nett. Item. Gras drüber, an die Arbeit.
AntwortenLöschenBeste Grüsse
Adrian Wüthrich
@ adrian: das haben die getan? hm... starkes stück. es zeigt, wie gross ihre angst ist, dass du eine eigene öffentlichkeit schaffst. mit der tatsache, dass heute jeder ein blog aufmachen kann, haben nicht nur die huttwiler konservativen mühe. niemand hat sie darauf vorbereitet, plötzlich sehen sie ihre medialen gewohnheiten und damit auch die alten verschwiegenheiten davonschwimmen. das ist natürlich hart, weil sie vielleicht ahnen, dass auch diese entwicklung nicht zurückzudrehen ist.
AntwortenLöschenin diesem sinn: du wirst als erster bloggender huttwiler politiker in die geschichte eingehen. weitermachen.
@ bugsierer:
AntwortenLöschenIch gebe dir Recht, dass gerechnet am Resultat "dieser Schuss voll hintenhinaus ging". Gemessen an der Wirkung könnte man es aber etwas abschwächen. Ich habe auch nette Emails erhalten, welche sämtliche geschmacklichen Verstimmungen enthalten. Inkl. Wörtern, welche dem Hundevokabular entstammen. Da steh ich aber drüber. Ich bin es mir gewohnt eine Art öffentliche Person zu sein und mit Kritik konfrontiert zu werden.
Dass meine Kritik in Art und Medium nicht goutiert wurde, nehme ich auf meine Kappe. Trotzdem: Wenn von 600 Posts nur 1 daneben geht, dann immerhin!
Ich würde auch sagen: Weiterbloggen.
Vielen Dank für die Warnung.
AntwortenLöschenDa sollte ich wohl mit Äusserungen in meinem Blog etwas vorsichtiger sein. Sonst endet meine Politkarriere bevor sie richtig begonnen hat. :-)
Einen Vorteil hat die Region Solothurn aber. Im Gegensatz zu Städten wie Bern, Basel oder Luzern, haben wir doch tatsächlich zwei Tageszeitungen aus zwei verschiedenen (verfeindeten) Verlagen.