17. Januar 2007

der streit: sonntagszeitung vs. blogger

ich habe mir wieder feinde gemacht.
die botschaft ist offenbar angekommen.


frei nach
jean rudolf von salis
historiker, schriftsteller, publizist, *1901, †1996


der satz des anstosses aus meinem blog wird von der sonntagszeitung wie folgt zitiert:

Eindeutig den Bogen überspannt hat der Blogger Bugsierer. «Das ist hochgradig unseriös, Mis ter S. Das ist, als würde ich Sie als einen ungehobelten Nachwuchsschurniklugscheisser nennen. Was Sie da machen, ist Bullshit-Journalismus.» Hier geht es nicht um Kritik, sondern es wird in blinder Gehässigkeit auf den Mann – einen SonntagsZeitung-Redaktor – gespielt. In einem Ehrverletzungsverfahren würde der Blogger auf verlorenem Posten stehen.

ich gebe zu, der ausdruck "nachwuchsschurniklugscheisser" ist an der grenze, vor allem dann natürlich, wenn er als zitat im luftleeren raum wiedergegeben wird. dass er als beleidigung nicht gedacht war, sondern als stilistische überzeichnung innerhalb eines bestimmten kontextes, nehme ich für mich in anspruch. und der begriff "bullshitjournalismus" ist auch nicht einfach eine devote eigenerfindung von mir, sondern eine ableitung aus dem wohlbekannten wort "bullshitmarketing".

nehmen wir uns den ganzen abschnitt meines postings vor:

aufgeblasene petitesse

auch ihre journalistische gewichtung der ereignisse ist jenseits von gut und böse, herr skinner. gerade mal zwei blogger haben sie ausfindig gemacht, die je ein bezahltes und als solches gekennzeichnetes posting online gestellt haben und dies erst noch in einem öffentlich und sehr transparent angekündigten werbe-programm. lächerlich, herr skinner. eine zu winzige petitesse ist das, um vom verlieren der blogger-unschuld zu sprechen. aus diesem stoff kann man allenfalls eine early-adopter-geschichte machen (über das neue konzept bezahlter postings), aber keine solche hammer-wertung über die ganze bloggerszene abgeben. das ist unseriös, mister skinner, hochgradig unseriös. und frech. das ist als würde ich sie als einen ungehobelten nachwuchsschurniklugscheisser nennen, herr skinner.

pikantes detail am rande: die sz hat in ihrem zitat die worte "und frech" weggelassen. die sind aber für den folgenden nachwuchsschurni-vergleich wichtig, denn sie machen den vergleich in der richtigen relation spürbar. anyway – liest man meinen ganzen absatz (diese möglichkeit gibt die sz ihren lesern nur bedingt, indem kein link gesetzt ist und sich der geneigte leser das teil herbeigoogeln müsste), liest man also den ganzen absatz, ist das wort des anstosses schon viel weniger schlimm als in einem aus dem zusammenhang gerissenen zitat.

zudem hat herr skinner halt einfach sehr viel unsinn verbreitet und sich von einer fehleinschätzung zur anderen gehangelt. wir wollen das hier nicht alles aufwärmen, man kann hier seinen text und hier meinen nachlesen. jedenfalls fand ich es angemessen, in dieser deftigen art auf den putz zu hauen, weil sein text schlicht und einfach eine grosse und eine diskreditierende fehl- und falscheinschätzung der blogszene war.

sehr zuckerwattig disponiert

interessant ist ja, dass mich die sz wegen ein paar deftigen ausdrücken in den senkel stellt und sich damit quasi von der erwartung freikauft, zu den eigentlichen kritikpunkten stellung zu nehmen. klar, die debatte darüber, was blogger dürfen und was nicht, ist spannend und nötig. klar, ich und ein paar andere blogger sollten sich da und dort vielleicht etwas zügeln, um von den eigentlichen inhalten nicht unnötig abzulenken. aber die grenzen des guten geschmacks sind nun mal fliessend und in der schweiz liegt die latte besonders tief. wenn man hier jemanden einen laferi nennt, hat man schon den halben schuh in einem rechtsstreit, man ist hier in debatten und disputen besonders zuckerwattig disponiert.

dass die sz-leute so gereizt sind, ist nicht weiter verwunderlich. medienleute sind es sich noch nicht gewohnt, mit kritik umzugehen und der verlust ihres kommunikationsmonopols trifft sie empfindlichst. deswegen aber gleich mit der juristenkeule zu schwingen ist doch ein wenig merkwürdig. vor allem dann, wenn man selbst dauernd journalistische fehler wie diesen macht. da schreibt nämlich die sz letzten sonntag über meine wenigkeit:

Zum Glück verfügt das Internet über eigene Kontrollmechanismen. Der Bugsierer – ein Berner Werbetexter – wurde von seinen eigenen Blogger-Kollegen enttarnt und gemassregelt.

das ist völliger unsinn, liebe sz, erstens wurde ich ganz und gar unabsichtlich "enttarnt" und nicht, wie ihr da suggeriert, als strafe meiner bloggerkollegen für meine freche schreibe – das ist ja wohl ein ziemlich grosser und entscheidender unterschied. und zweitens wurde ich von keinem meiner bloggerkollegen gemassregelt, sondern von einer knappen handvoll anonymer kommentierer, die übrigens ebenfalls null auf meine argumente eingegangen sind und stattdessen, wie neulich bei matthias, sätze wie diesen liegen lassen:

offenbar wollen nicht alle deinem aufruf zum dschihad gegen die sonntagszeitung folgen:)

dschihad? hehe, genau, und wir paar winz-blogs sind zum radikalen sz-bashing berufene langzeit-schläfer mit einem mandat von al dschasira. supi. da sind mir dann meine supporter doch noch lieber – kommentierte doch der äusserst nette und harmlose senior-blogger monoblog zu meinem letzten sz-post:

ich find die breitseite wunderbar. macht spass zu lesen und ist erst noch wahr...

ihr wollt über anstand und ehre reden. bitteschön, das ist ein guter plan. ist es anständig und ehrenvoll, dem tv-fuzzi (er nennt sich selber so) kurt aeschabacher zu unterstellen, er blogge nicht selber, sondern lasse bloggen? die sz hat das letzten sommer getan und ich habe mich darüber fürchterlich enerviert. schon damals haben sich eine handvoll leute ein wenig aufgeregt über meinen forschen ton. aber bitteschön, ich prügle ja nicht auf irgendjemand ein, sondern auf eine der grössten zeitungen des landes, die reihenweise fehleinschätzungen und fehlinformationen über die blogger verbreitet. ich rufe ja nicht einfach nur scheisse, sondern argumentiere ziemlich ausführlich. mein winzling-blog ist ja nicht einfach eine kloake aus lauter hasstiraden, sondern bietet neben kritischen einträgen auch eine menge kontent der harmlosen und charmanten sorte.

henusode. – mein vorschlag, liebe sz: reden wir darüber. z.b. am blogcamp in zürich, am 24.3.07. kann das jemand in die hand nehmen?


weitere beiträge zum thema findest du hier:
swiss metablog
blog mit pep
swissblogpress
medienspiegel
bloggingtom
medienlese
werbewoche

4 Kommentare:

  1. Aber, lieber bugsierer, dein Irrtum besteht wohl darin, dass du dich mit allen gemein machst. Glaubst du wirklich, dass seien sie, deine Genossen?

    Eine elementare Dummheit.

    Sie sind schon dort. Und nun spiel für sie den Kasperle. Ich umarme dich!

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  2. ach lieber gris-gris, manchmal kapier ich deine kommentare vom ersten bis zum letzten wort completely null. hab heute mal wieder keinen schimmer, was du hier wie meinst und warum.

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  3. Bugsierer, ich wart jetzt dieses ETH-BarCamp ab.

    Glaubst du eigentlich ich, ich fick den Gutfeld in Arsch oder finde das Schielen vom de Weck attraktiv?

    Sollen sie sich doch hinschmieren! Die sind mir völlig wurscht. Ok?

    Nur musst du auch was beweisen. Sei versichert: ich seh das alles völlig kalt. Letztlich bin ich aber für das Alpha-Arschloch.

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