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28. Mai 2007

bröckelnde omerta im spritzensport


bjarne riis also auch. wer noch? gestern gestand ein olympia-arzt. spon spricht von einer zerbröselnden omertà? omertà?

das schweigegebot der mafia ist nicht lustig – wer es bricht, bezahlt mit dem tod. das haben die spritzensportler wohl kaum zu befürchten. für sie geht es aber um die frage: wie kann man sein leben ändern ohne umsatzverlust?

schwierig. für die meisten der geständigen dopingsünder wohl unmöglich. jan ullrich hat gemäss bild.de ein vermögen von 20 millionen euro. das ist schon mal nicht schlecht, aber erstens hab ich gedacht es sei mehr und zweitens hat er bei telekom jährlich 1,25 und bei seinem hauptsponsor iwc noch eine halbe kiste verdient. diese gagen kann er nun vergessen.

sonst noch einnahmen? man will ihm ja nicht unrecht tun, aber er hat in den letzten 15 jahren nirgendwo anderes als im velo- oder im porsche-sattel gesessen. da wirds schwierig, was nachhaltiges mit dem kapital anzustellen. man möchte ihm raten auszupacken und ein buch zu diktieren. nichts läuft besser als geständnisbücher. als grossverleger würd ich mal auf 2 millionen auflage tippen. ganz nebenbei könnte man sein ramponiertes image ins gegenteil verkehren und jan ullrich als motivationsredner auf tour schicken (50-100'000 pro abend).

vorher müsste man ihn zwei jahre versenken – am besten auf einer insel in den antillen. dazu einen collen yogalehrer, einen geduldigen redetrainer und sonst noch ein paar coaches, die den prolligen ullrich fit machen für eine zweite karriere.

denkbar wäre auch, dass die reumütigen velostars eine allianz gegen das doping gründen, sich der uno unterstellen und der neuen sportlerethik ein neues gesicht geben. vorher müsste man aber unbedingt mindestens einmal die tour de france absagen müssen, weil einen tag vor dem start bis auf einen isländischen aussenseiter alle fahrer irgendwelche doping-vergehen gestanden hätten.

ich hatte mitte der 80er das vergnügen, an einem tour-de-suisse-bergzeitfahren mitzuwirken. als fahrer eines begleitfahrzeugs, das dem fahrer des velos das reserverad hinterher transportierte. ich fand das im sinne einer kleinen sozialstudie eine interessante aufgabe. schon nur mal vier stunden in diesem tourpulk zu hocken ist sehr aufschlussreich. unglaublich, was da für eine plastic-show abgeht.

ich hatte dann irgendwann "meinen" fahrer gefunden, sein betreuer warf mir das reserverad auf den rücksitz und los gings. das erste stück war noch einigermassen flach, aber schon bald ging es steil an den aufstieg zum weissenstein. ich kam aus dem staunen nicht mehr heraus, mit welchem affentempo der unbedeutende kolumbianische fahrer den berg hinaufschoss. wie eine maschine. ich fragte mich schon damals, was die jungs wohl einwerfen, um das zu können.

plötzlich bricht das schweigen weg. nicht nur im doping-fall. etwas ähnliches erleben wir zur zeit auch im öko-fall. zufall?

25. Mai 2007

doping in anderen branchen


wirklich nicht schlecht,
was da im moment gegeben wird im rad- und spritzensport. jetzt hat auch ullrichs edelhelfer udo bölts doping gestanden. der grösste frust ist ja zabel. ausgerechnet zabel. ein glück nur, dass er den dope nicht vertragen hat und schon nach einer woche aufhörte damit. sowas ähnliches ist mir als 20-jähriger mit tequilla passiert.

dass das ganze radbusiness ein riesiger dopingsumpf ist, weiss nun mittlerweile jeder. aber wie stehts in anderen branchen? kunst zum beispiel? boomt ja gegenwärtig grandios und da hört man ja einiges. wie hiess noch gleich der professor mit den 14 huren und einem meissner-schälchen koks in der hotel-suite? egal. showbusiness? da kenn ich mich ein wenig aus – drogenfreie künstler sind eine minderheit, würd ich mal sagen. wie war das mit den betablockern bei orchestermusikern in der klassikszene? mit dem alkohol in der jazzszene und vielen anderen musikgenres? und mit dem kokain? kokain stärkt bekanntlich das selbstwertgefühl, ist also ideal für leute, die "hinstehen" müssen, ob auf einer bühne oder dem (börsen-)parkett.

würde man den kokain-nachschub stoppen, würden also noch ganz andere branchen wie die musikszene einknicken. wenn man im facts oder sonstwo über die zürcher kokain-szene liest, dann wird da immer auch die junge bankerszene erwähnt. man hat manchmal das gefühl, unsere gesamte finanzindustrie werde von ein paar tausend näselern gemanagt. das ist natürlich quatsch. dennoch, mir sagte mal ein arzt: würde man den valium-nachschub von heute auf morgen stoppen, so würde in einer woche das grosse chaos losgehen. gar nicht auszudenken was passieren würde, wenn man gleichzeitig auch noch das coci ausgehen lassen würde.

den kokainkonsum einer stadt kann man ja heute genau messen. forscher der uni nürnberg haben das auch in st. moritz getan, über die festtage vom letzten winter. resultat: von 17 stichproben in st. moritzer clubs waren 17 positiv. man hat auch das abwasser untersucht, in dem kokain (via urinausscheidungen) mengenmässig nachgewiesen kann. die werte im engadin waren die höchsten, die je in der schweiz gemeseen wurden. der st. moritzer tourismus-direktor danuser meinte dazu in einem zdf-filmchen, wenn die gesamte haute-volée von zürich, münchen und mailand da sei, sei es normal, dass die werte etwas höher ausfielen.

etwas höher? normal? haute-volée? also auch die kinder von bundesräten oder philosophen? die erben von landeswichtigen wirtschaftsdynastien? – fröstel ...

das drama im velobusiness ähnelt ein wenig der unsäglichen raucherhatz: man stellt das eine in den senkel, um mit allem anderen seelenruhig weitermachen zu können. wenn du gegen das rauchen bist, musst du nicht gegen die weitverbreitete magersucht sein. wenn wir den velofahreren ein wenig epo verbieten, können die andern ruhig weiter koksen/schlucken/kiffen/saufen.

doppelmoral in reinkultur. unter dem slogan "wasser predigen und wein trinken" eingeätzt in unseren genen.

23. Mai 2007

hoffe, das wird nicht zu heiss


das doppelmoralige doping-drama in der veloszene war ja schon immer ein hoch interessantes medien-event. der neueste höhepunkt ist das beckmann-interview mit bert dietz, der spektakulärerweise offen zugab, während jahren im dienste des team telekom gedopt zu haben. was dann kam, war ein eher kleiner dammbruch (mit entlassungen von zwei telekom-ärzten und einem weiteren geständnis eines anderen fahrers), der durchaus – wie schon lange nicht mehr – zu einem grossen dammbruch führen könnte. nachzuvollziehen ist das wunderbar über google news deutschland, hier – sowie in auszügen der explosiven aussagen im wortlaut bei der rhein zeitung hier.

ein nicht nur pikantes, sondern auch brisantes medien-detail wurde nun in der blogosphäre aufgedeckt. während der beckmann-sendung wurde an einer stelle ein pfeiffton eingespielt, um eine bestimmte sequenz des interviews unhörbar zu machen. das blog allesaussersport.de schrieb dazu:

Um die Sendung wurde im Vorfeld nicht sehr viel Wind gemacht um möglicherweise juristischen Tingeltangel wie im Vorfeld der Jan-Ullrich-Sendung zu vermeiden. Rein zufällig gab es dann gestern bei Ausstrahlung der Sendung eine Tonstörung in Form eines hohen Pfeiftons.

ein gewiefter leser schrieb dann in einem kommentar bei allesaussersport.de:
Ein Equalizer ist doch was nettes: 880Hz auf -20dB, Rest auf +20dB:

D Ham gesagt “du pass auf, Walter braucht sein Geld”
(Dritte Stimme: Das wird zu heiß […](?)]
B Wer braucht sein Geld?
D Walter.
B Walter G******t, der Teamleiter vom Team Telekom hat also das Geld eingetrieben, hab ich das richtig wiedergegeben?
D Eingetrieben habs die Pfleger. Die haben halt gesagt, daß Walter das vorher gezahl hat.
B Also hat er das ausgeliehen vorher, Walter G******t, der Teamleiter, das Geld für die Epo-Ampullen. Was hat das für ein Kostenwert gehabt? Eine Ampulle mit 1000 oder 2000 Einheiten kostet wieviel?
D um die 50 Euro

Hoffe, das wird nicht zu heiss.

soweit die unkenntlich gemachte stelle bei beckman – ein echt heisser vorgang, finde ich. aber es geht noch weiter:

Und rein zufällig steht die gestrige Sendung auch nicht als Video on Demand zur Verfügung.

Das ist insofern kurios, weil im Archiv zu den anderen Beckmann-Sendungen durchaus Videos zur Verfügung stehen, wie z.B. zu den drei Interviews der Ausgabe von letzter Woche mit Boris Becker, Dr. Ruth Westheimer und Niki Lauda samt Filius.

wie gesagt, ein spannendes kapitel im langen epos rund um doping im radsport – in ganzer länge und mit erstaunlich ernüchternden details zum stand der dinge in der öffentlichrechtlichen medienszene gibts bei

> allesaussersport

via basicthinking