16. Oktober 2009

bizarr: medien vs. vbs


diese geschichte ist typisch für das bedenkliche selbstverständnis der medienbranche:

das schweizer verteidigungsministerium vbs schaltet eine website auf, auf der diverse zeitungsartikel "richtiggestellt" werden. worauf die medienmacher aufjaulen was das zeug hält.

von pranger ist die rede. der staat würde zensuren verteilen. mit steuergeldern notabene. diese vbs-webseite würde die pressefreiheit nicht respektieren, sagt sonntagszeitung chefredaktor andreas durisch. wie bitte?

die mediengewerkschaft impressum ist so düpiert, dass sie sich und uns am liebsten ins letzte jahrtausend zurückbeamen würde:

«Eine Behörde wie das VBS, die über eine grosse Presseabteilung verfügt, kann doch aber einen Leserbrief schreiben oder wenn etwas falsch ist, eine Gegendarstellung verlangen»

das statement von impressum chef dütschler muss man also zwischen den zeilen lesen: "es sollen bitte alle so tun, als gäbe es das internet nicht."

mit anderen worten: sie haben gar nichts begriffen, die medienfritzen. zuerst fahren ihnen die blogger an den karren und jetzt auch noch das vbs. schrecklich. so schrecklich, dass tagesanzeiger/newsnetz nicht mal auf die betreffende vbs-seite verlinkt.

solcherart wehleidigkeit kennt man auch im privaten bereich. wer gerne und oft austeilt, kann meistens schlecht einstecken. dieser wesenszug ist ergo bei medienleuten besonders weit verbreitet resp. ausgeprägt. aber er vertägt sich so gar nicht mit der neuen zeit und ihrem neuen medium, dem internet.

dort funktioniert es so: im internet können ALLE ihre meinung sagen – unbedeutende winzblogger wie ich und auch das (etwas bedeutendere) schweizer verteidigungsministerium. nahezu alle können ihre gegendarstellung eigenständig publizieren. ob man leser findet, ist eine andere frage. aber das ist nun mal das wesen des internet: das publikationsmonopol der journalisten ist passée.

die journalisten nehmen zu recht für sich in anspruch, schreiben zu können, was sie wollen, gestehen aber genau diese freiheit anderen playern, in diesem fall dem vbs, nicht zu.

wie bizarr ist das denn?
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8 Kommentare:

  1. Das Argument ist wohl, dass die Zeitungen keine Links setzen, um den Leser auf der Seite zu behalten.

    Ansonsten versteh' ich das Gejammer der Medienleute auch nicht

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  2. ja schon klar, aber das ist einfach lächerlich: über eine website lästern und sie dann nicht mal verlinken, ts..., das ist ja total von vorgestern. es ist schlicht falsch gedacht, denn wer seinen lesern viele gute links bietet, gewinnt stammleser, die immer wieder kommen.

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  3. Danke für den Artikel. Es scheint wirklich, dass viele der Medienfritzen das Internet (noch) nicht verstanden haben - höchstens für Copy-Paste für ihre Artikel benutzen. Uups, war jetzt wahrscheinlich auch zu angriffig von einem Blog aus...

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  4. Nochwas Interessantes: Es fehlt im Beitrag beim Tagi nicht nur der Link auf diese vbs-Seite, auch die Kommentar-Funktion ist ausgeschaltet. Sonderbar...

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  5. Ich habe mir die VBS-Seite angeschaut und kann daran nichts Anstössiges oder Unkorrektes finden. Es ist tatsächlich so, wie es der Bugsierer sagt: Seine Meinung äussern darf man nicht über das schlimme Internet, sondern nur über die gedruckte Leserbriefspalte, wo der entsprechende Redaktor dann noch vorher die entsprechenden Kürzungen vornimmt, damit dem Leser nicht zu viel (oder Unerwünschtes) zugemutet wird.

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  6. Das mit dem fehlenden Link ist mir auch aufgefallen. Ich bin ratlos!

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  7. Wirklich sehr bizarr. Vor allem das Zitat von Andreas Durisch, Chefredaktor der "Sonntagszeitung": "diese Medienseite auf der VBS-Homepage respektiert die Meinungäusserungsfreiheit der Presse nicht."

    Bitte? Das heisst doch nichts anderes, als dass Durisch der Meinung ist, dass grundsätzlich keine Website die Meinungsäusserungsfreiheit der Presse respektiert.

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  8. Unter «Zensur» habe ich immer verstanden, dass etwas nicht so veröffentlicht werden kann, wie man es ursprünglich vorgesehen hatte. Habe ich da irgendwo einen Satz überlesen, wonach das VBS Einfluss auf die Artikel genommen hätte? Vielleicht könnte dazu auch einmal jemand den Herrn Studer bemühen...

    Ohnehin frage ich mich, wieso es überhaupt Klarstellungen braucht. Holt man vor der Veröffentlichung etwelcher (richtiger oder falscher) Behauptungen keine Stellungnahme mehr bei den Betroffenen ein? Vielleicht sollte man das einmal hinterfragen...

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