30. Juli 2008

forschung oder zeitvertreib?


ich bin etwas verunsichert.
diese kleine bloghütte wird von der uni tuebingen observiert. und zwar gründlich. schon gestern ist mir aufgefallen, dass die hier mehrmals angedockt haben. und heute wieder, siehe oben. heute waren sie fast vier stunden hier. in vier sessions zwischen 15 und 119 minuten. VIER STUNDEN. muss eine grössere studie sein.

gut, nicht dass es hier nicht für vier stunden zu lesen gäbe. immerhin gehen wir im dritten jahrgang, meine kleine bloghütte und ich, da gehört man in blogland schon fast zum alten eisen. aber mich würde interessieren, ob hier jemand wirklich forscht oder nur prokastriniert. unis sind ja auf beides spezialisiert.

falls sie zeit haben, sie da in tübingen, schreiben sie doch was in die comments, oder, falls das ihre aktivtäten derangiert, an: bugsierer bei gmail.com

danke.
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28. Juli 2008

Facts 2.0: "Vielleicht sollten wir immer zuerst den Chef, Dr. Bugsierer, fragen."


bei facts 2.0 hats wiedermal gekracht. die kommentarfunktion – das filetstück des portals – wurde drei tage ausgeschaltet. fünf benutzer und eine ehemalige redaktorin wurden rausgeworfen, eine brillante vielkommentiererin ist entnervt von selbst gegangen. die redaktion steht unter dem verdacht, private benutzerpostfächer mitzulesen und unter doppelidentitäten auf dem portal unterwegs zu sein. ein bisschen viel auf einmal.

auf meine frage an den facts chef
christoph lüscher erfahre ich am letzten montag abend, dass die kommentarfunktion wegen einem aus dem ruder gelaufenen thread abgestellt worden sei und man brauche auch mal ferien.

wie jetzt?
hat man die kommentare ausgeschaltet wegen dem überbordenden thread oder wegen ferien? weder noch. denn zuerst war das eine und dann das andere. mit anderen worten: man hielt sich den knatsch mit der schliessung der kommentarfunktion vom hals. gut zwei tage waren die schotten dicht. ohne ankündigung.

das ist wie wenn du in deine stammbeiz gehst und
die türen sind verschlossen. kein schild an der tür, du musst den beizer anrufen und der sagt dir dann: ach wir hatten gestern bisschen stress mit stammgästen und machen jetzt mal blau.

die stillschweigende abschaltung der kommentarfunktion ist bei facts 2.0 eine neue variante
im umgang mit den usern. das vergraulen von fleissigen, klugen und hochkarätig formulierenden members oder das unangekündigte deleten derselben ist hier ein alter hut. ungefähr alle zwei monate gibt es bei facts 2.0 knatsch, bei dem der eine oder andere user oder mitarbeiter rausfliegt.

hilflos


der jüngste exodus ist der bisher grösste. mit frau müller hat eine herausragende spitzenkraft der community entnervt das portal verlassen. mit bruder bernhard, von relax, mara und mac zuerich wurden vier weitere angesehene und weitherum gern gelesene heavy user rausgekickt. die redaktion nennt dafür weder gründe noch äussert sie sich sonstwie.

das ist typisch für facts 2.0.
man kommuniziert nicht mit den usern. wenn ein portal, das praktisch ausschliesslich von den kommentaren lebt, die kommentarfunktion abstellt, sei es wegen ferien oder wegen knatsch im gestüt, dann gehört das kommuniziert und zwar auf der startseite ganz oben. einfach abstellen und nichts sagen ist, sagen wir mal: ziemlich hilflos.

genau so hilflos, wie einfach mal schnell vier fünf heavy user,
die in hoher kadenz erstklassigen qualitätskontent angeliefert hatten, rauszukicken (sprachregelung in den agb's: "plattform-verweis"). und dazu noch eine unumstrittene spitzenkraft (frau müller) dermassen zu vergraulen, dass sie von selbst das weite sucht. das muss man erst mal schaffen, in einem einzigen thread, boah...

als facts 2.0 mitglied der ersten stunde
geht man da natürlich durch unheimliche wellentäler. wenn es immer wieder dermassen kracht in der lieblingscommunity, ist das ziemlich mühsam. muss das sein? warum immer wieder und warum immer heftiger? ich versuche, die sache hier mal aufzudröseln. immerhin hat oliver reichenstein in einer heftigen und episch langen debatte über das lange fehlende impressum mal gesagt:

"Vielleicht sollten wir immer zuerst den Chef, Dr. Bugsierer, fragen."
ein toller satz, wie ich finde. dann also mal los – und nehmen sie sich, liebe leserinnen, ruhig etwas zeit, es handelt sich um eine sehr ausführliche betrachtung, die nicht zuletzt auch eine wertschätzung ist:


die idee

die idee ist grandios.
nebenbei gefragt: wer hat sie eigentlich gehabt? er oder sie sollte einen preis dafür bekommen. echt.

also, die idee lautet:
news aggregieren und diese durch eine community kommentieren lassen – irgendwie bestechend.

diesen eindruck hatte ich am anfang sofort. und in der tat entwickelte sich das baby schnell zur kleinen perle, zumindest zeitweise. da fanden debatten statt, die zum interessantesten gehörten, was das netz in der schweizer szene hergab. man fühlte sich wie in einer guten beiz, umringt von klugen köpfen, gut, manchmal auch weniger klugen, vorwiegend aber schon.

darunter eine hand voll spitzenkräfte, die so manchen sog. kolumnisten und die meisten professionellen welterklärer ziemlich alt aussehen lassen. wunderbar. ganz anders als in den kommentarspalten der grossen nachrichtenportale, da fühlt man sich eher wie in einem hallenstadion, wo jeder seinen senf dazu gibt, aber keine wirkliche debatte entsteht.

bei facts 2.0 ist es sehr übersichtlich: zehn bis zwanzig stammkommentierer (heavy user), zwanzig gelegenheitskommenteusen und ein paar versprengte, mehr ist da ja eigentlich nicht. das ist auch gut so, weil es übersichtlich bleibt und man schnell in einen wohligen communitygroove reinkommt, man kennt sich, man traut sich. mehr oder weniger.

ich habe auch kein problem damit, wenn mein blogpost nicht hier sondern dort diskutiert wird. je nach dem kann man es auch als kompliment auffassen, wenn der eigene content von einem hochkarätigen debattenzirkel diskutiert wird. und ich kann ja darauf verlinken. wenn mein post dort diskutiert wird, muss das auch nicht heissen, dass bei mir in den comments nix mehr läuft. so what?

es ist doch so:
in jedem blog treffe ich eine eigene kleine community an, bei den a-bloggern eine etwas grössere. es geht aber immer um den einzelnen blog und seine inhalte. bei leumund gehts manchmal wochenlang ums iPhone, bei medienlese gehts täglich um medien, bei andré marti immer um israel.

bei facts 2.0 gehts nicht um EINEN blog oder EINEN nzzonline-artikel, es geht um ALLES.
(boah... was für ein satz). und aus diesem gigantischen wust des täglichen newsstreams wählt sich die community die themen, die sie diskutieren will. es war oft spannend, welche themen heisse debatten auslösten und welche eben nicht. und wie schnell sich hier zu den unterschiedlichsten themen erstklassiger content anhäufte.


das design


das design der site ist vom feinsten, finde ich.
es ist schön, es hat stil, es hat einen anspruch, es ist sehr sauber ausgeführt, was die qualität jeder visuellen gestaltung enorm erhöht. kurz und gut: in der schweiz sicher die schönste medienseite, im vergleich zu ähnlichen diensten (wie z.b. rivva) sicher auch.


die usability


es gibt die eine oder andere funktion, die mir fehlt, die ich nicht begreife, die ich nur suboptimal gelöst finde oder die ich vielleicht noch gar nicht bemerkt habe. aber was solls, das gibt es bei allen anderen webzweinull anwendungen auch, das gute an diesen dingern ist ja, dass man klein und unfertig anfangen kann und dann laufend weiterentwickelt.

darum: die kernaufgabe hat die plattform usabilitymässig von anfang an perfekt gestemmt, finde ich.


die redaktion


am anfang, also vor 9 monaten, war die redaktion noch sehr überschaubar. es war vorwiegend ein duo von christoph lüscher und oliver reichenstein. wer von anfang an dabei war, wusste, wer welchen hut auf hatte.

doch mit der zeit wurde das team aufgestockt. es passierte mir mehr als einmal, dass ich erst nach einiger zeit merkte, dass user x gar kein user (mehr), sondern redaktor oder kolumnist oder sonstwas war. zuletzt ist mir das mit david schäfer passiert – man schaut ja nicht jeden tag ins impressum.

henusode. – die redaktion wählt also die meldungen aus, die auf der startseite gross angezeigt werden. nach welchen kriterien sie das tut, weiss man nicht, ist aber en detail auch nicht so wichtig, solange der mix stimmig ist.

darüber hinaus diskutiert die redaktion nicht nur munter mit,
sondern sie eröffnet und pusht die threads in – sagen wir mal – gut einem drittel der fälle mit einem ersten kommentar gleich selber.

viel konfliktpotential


nun, dass die redaktion bei facts fleissig mitdiskutiert – das kann man so machen resp. ausprobieren. aber es verändert die oben beschriebene grundidee von "news aggregieren und von usern kommentieren lassen" in "news von usern UND facts redaktionsmitgliedern kommentieren lassen". das ist ein kleiner, aber entscheidender unterschied, wie die aktuellen tubulenzen gerade wieder deutlich machen.

die letzten monate haben zwar gezeigt,
dass diese zweite variante durchaus erfrischende debatten ergeben kann. aber es ist offensichtlich, dass diese mischung viel konfliktpotential birgt. es ist nicht egal, ob ich mit einem "normalen" user diskutiere, der seine eigene meinung vertritt, oder ob ich mit einem facts angestellten rede, der ja logischerweise immer auch den hut der tamedia trägt und mich das auch dann und wann wissen lässt.

nicht selten hatte ich das gefühl, dass die beiträge der redaktion etwas gar lehrerhaft daherkommen. die bemühungen, diskussionen anzuschieben, diese mit eigenen standpunkten zu füttern, sie hochzuvoten, zuweilen moderierend einzugreifen oder an die netiquette zu erinnern oder sogar jemanden aus dem portal rauszuwerfen, das alles scheint irgendwie nicht unter einen hut zu passen und wurde oft mit einer gewissen selbstgefälligkeit durchgezogen.

ist bei facts 2.0 der begriff redaktion überhaupt tauglich? ist das die richtige bezichnung für das, was die facts crew tut?

redaktion ist unnötig


rauswürfe gabs erstaunlicherweise nicht nur bei den usern, sondern auch bei den von facts angeheuerten leuten.
der erste war uertner, der zweite thinkabout, der dritte david berger, der vierte und jüngste rauswurf betrifft diana porr, die einen zeitvertrag für das em08 special von facts 2.0 hatte, dann aber als "normale" userin weitermachte und nun meldet, dass ihr profil gelöscht wurde, allerdings sagt sie nicht warum, weil sie keine schmutzige wäsche waschen möchte. das ist verständlich, wenn man im zürcher medienkuchen noch job's haben möchte.

aber wir waren ja bei der frage, ob es sich hier um eine redaktion handelt oder nicht.
BEDINGT, möchte man sagen.

das em special war irgendwie die einzige klassische redaktionelle leistung von facts 2.0.
eine solche zeichnet sich ja dadurch aus, dass man neben der auswahl von meldungen auch selber welche schreibt. das war in diesem em special auf einem gutem infotainment niveau sicher der fall, wobei sich die reaktionen in form von kommentaren in sehr engen grenzen hielt.

der versuch, leute aus der bloggerszene als (nichtbezahlte) kommentatoren anzuheuern, ging zünftig in die hosen.
mit dem einen überwarf man sich in zänkischem kleinmut, der andere musste auf druck der user seine kolumne schmeissen, weil er die oranjefans in bern einen naziaufmarsch nannte.

das reine auswählen und gelegentliche mitkommentieren plus das wahrnehmen einer aufpasserfunktion machen für mich noch keine redaktion aus. eine solche ist, wie ich finde, auch gar nicht nötig. der anspruch, die kernkompetenz (aggregieren und kommentieren) noch mit eigenem content anzureichern, verwässert nur die grundidee.

es ist die alte grundregel: wirfst du zwei gute ideen in einen topf, wird eine mittelmässige oder schlechte daraus.


ich behaupte hier einfach mal,
dass die ganze schose viel entspannter abgelaufen wäre, wenn sich die macher weitgehend aufs realisieren der kernidee beschränkt hätten. je konsequenter, desto besser. also nicht konkret mitdiskutieren, sondern höchstens moderierend eingreifen, wenn die fetzen zu hoch fliegen oder unpassende (rassistische, sexistische oder sonstwie untolerierbare) inhalte gepostet werden.


die kommunikation


die schlechtesten noten kriegt facts 2.0
für die kommunikation mit den benutzern. das liegt vorerst mal am fehlenden kanal. es gibt weder ein begleitendes blog noch sonst eine ecke, wo die macher ihre hausmitteilungen und infos versorgen könnten. dies führte in etlichen fällen dazu, dass informationen zur plattform häppchenweise in den verschiedensten threads vermittelt wurden, wenn dort zufällig danach gefragt wurde.

nebst dem kanal (z.b. ein blog) fehlt es auch an klaren zuständigkeiten resp. die facts leute stolpern regelmässig über ihre mehrfachrollen als mitkommentierer, voter, moderatoren, redaktoren und aufpasser. die regelmässigen und in unschönen rauswürfen endenenden auseinandersetzungen sprechen für diese einschätzung.


im umgang mit den heavy usern, die die wichtigsten contentlieferanten sind, zeigt die facts redaktion wenig fingerspitzengefühl.
der erste prominente rauswurf war, soweit ich mich erinnere, der grosse uertner (märz 08). eine echte rampensau war das, er diskutierte täglich in mehreren threads mit, schrieb sehr pointierte und messerscharf formulierte beiträge. herrlich.

er war so gut, dass ihn die facts redaktion sogar anstellte
– als was genau, ist mir zwar immer noch nicht klar, jedenfalls hatte er einen vertrag im sack. und wurde dann trotzdem kurz vor dienstbeginn rausgeworfen.

rüder umgamgston mit den usern


die rauswürfe waren oft nur die spitze des eisbergs.
weiter unten in diesem mikrokosmos, in den threads, stösst man auf einen umgangston und eine art und weise, wie die facts leute mit den usern umgehen, die schon des öfteren zu reden gegeben hat und da und dort verwundertes kopfschütteln auslöste.

ich habe, wie andere auch, diesbezüglich immer mal wieder eine bemerkung am rande platziert und meistens die kalte schulter oder eine wenig freundliche antwort bekommen. gut war z.b. dieser hier:

bugsierer an evelina + michael (redaktion): "eure bemerkungen lassen durchschimmern, dass wir hier einen guten text einfach schlechtreden und irgendwie nur rummotzen. ich bin über eure gastgeberqualitäten einmal mehr sehr erstaunt."

evelina an bugsierer: "im Gegenteil: die Tatsache, dass Sie hier immer noch Gast sind, zeugt von unseren gastgeberischen Qualitäten. Und wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden..."
ich glaube nicht, dass ein so affektierter ton mit dieser verkappten arschlochformel das richtige mittel im ungang mit dem benutzer ist.

ich durfte auch
einige heftige debatten mit der redaktion austragen. der weitaus leidenschaflichste sparringpartner war oliver reichenstein, seines zeichens konzepter und stratege von facts 2.0. sehr erfrischend, wie er auf den putz haute. er nannte mich mal einen troll, nachdem ich ihn als eine mischung aus wildgewordenem pitbull und beleidigter diva betitelte. (hier, ein exemplarischer thread in sachen umgagston)

happige vorwürfe an die redaktion


auch im aktuellen knatsch, der drüben bei thinkabout nach wie vor zu reden gibt, brilliert man bei facts 2.0 mit der totalen abwesenheit von jeglicher krisenkommunikation. vermutlich sind die chefs in den ferien. auch sämi schmid muss die leidige militärkrise ausgerechnet in den sommerferien ausbaden, auch ihm würde man ein paar beschauliche tage in las vegas gönnen. blöderweise kann man sich den zeitpunkt für solche affären nicht auswählen.

aber eigentlich spielt das keine rolle,
die gegenwärtige krise wäre der facts crew auch in der hochsaison aus dem ruder gelaufen. es stehen neben grundsätzlichen unnettigkeiten auch richtig happige vorwürfe gegen die facts crew im raum.

bruder bernhard z.b. hat in seinen serverlogs bemerkt, dass sein facts-postfach gelesen wurde – kein einzelfall offenbar.
ob die das dürfen finde ich weniger relevant als das infantile räuberundpolispiel und die völlige absenz von jeglichem anstand,
die sich da auftun .

an anderen stellen, z.b. hier, wird behauptet, dass facts leute mit zweiten identitäten im portal unterwegs waren, in mehreren fällen. die sog. leitende redaktorin, evelina ilieva, soll als "lichtmädchen" fleissig mitkommentiert haben.

das ist, falls das zutrifft (und im moment spricht alles dafür) natürlich der hammer.
dass uns die schnippische und oft affektierte chefredaktorin zuweilen auch noch als "lichtmädchen" umgarnte – sowas abstruses habe ich nicht für möglich gehalten. bschiss sagen wir dem im bernbiet.

aber die redaktion schweigt. sie sitzt es aus. dass das für ein portal mit einem community gedanken und user generated content als kerngeschäft nicht geht, liegt auf der hand. verarschen können wir uns auch selber.

konventionalstrafe als stimmungstöter


ebenfalls ein aufschlussreicher teil der completely misslungenen kommunikation mit den benutzern sind die agb's von facts 2.0.
sie sind haarsträubend. ich verstehe nicht, warum man solche agb's in einem juristendeutsch hält, das kein mensch versteht. oder versteht jemand diesen satz?:

Art und Umfang des Online-Angebots richten sich nach dem Angebot im Zeitpunkt des Zugriffes durch den Kunden.
eben. das beste kommt aber noch, nämlich die konventionalstrafe für leute, die sich trotz portal-verweis unter anderem namen erneut anmelden. sie beträgt 1'500 franken pro ereignis. ein "ereignis" wird wie folgt definiert:
Beispiel: ein der Plattform verwiesener Nutzer erstellt erneut ein Profil und verschickt damit 3 Mitteilungen an andere Nutzer: dieser Nutzer bezahlt für die Profilerstellung und für die 3 Mails je CHF 1'500.-, also insgesamt 4 x CHF 1'500.-.
Weitergehende Schadenersatzansprüche bleiben zusätzlich zur Konventionalstrafe vorbehalten.
alles klar? keine ahnung, wie man auf so eine heavy drohgebährde kommen kann (ugugu hat es treffenderweise einen paranoiaparagrafen genannt), keine ahnung wie lange das so schon drin steht in diesen agb's.

dass es auch anders geht, zeigt tamedia auf der website des magazins gleich selbst.
auch dort kann man nach einer anmeldung kommentieren. die nutzungsbestimmungen sind dort aber in ein paar klaren, lockeren und sympathischen sätzen formuliert, ganz und gar ohne dieses fürchterliche juristendeutsch mit seiner furchteinflössenden androhung von mehrtausendfränkigen konventionalstrafen. ts...?


mein fazit


facts 2.0 hat immer betont, ein experiment zu sein.
experimente haben die eigenschaft, dass sie scheitern können/dürfen, statt zu gelingen – oder eine mischung davon.

das experiment facts 2.0 ist in teilen gelungen, in anderen gescheitert:


facts 2.0 hat immer wieder den anspruch definiert,
hochstehende diskussionen zu aktuellen themen generieren zu wollen und das portal konnte kurz nach dem start quasi mit dem tatbeweis aufwarten. es entstanden bald schon lesenswerte debatten, die sich sehen lassen konnten.


die kernidee hat sich als
umsetzbar, spannend und ergiebig erwiesen.

die technische und gestalterische umsetzung
war voll okay.

das redaktionskonzept ist gescheitert,
zumindest in wesentlichen teilen. die vermischung von usern und redaktoren in den debatten hat sich als sprengstoff entpuppt, der kaum zu handeln ist. eigener content, seien es sachen wie das em special oder diese blöde kolumnitis, ist unnötig und verwässert das produkt als solches.

das community mangement ist ein desaster.
wer es schafft, in einem halben jahr die pointiertesten und besten heavy user rauszuwerfen oder zu vergraulen, wer auf gutgemeinte anregungen oder konstruktive kritik dauernd die beleidigte leberwurst spielt, wer in der kommunikation mit den usern immer entweder selbstgerecht, lehrerhaft, affektiert oder echt unhöflich daherkommt, wer mit der unsäglichen androhung von unflätigen konventionalstrafen die stimmung killt und sogar noch mit doppelidentitäten den eigenen laden hochschaukelt, nun, der sollte besser keine beiz und auch keine online community dieser art betreiben.

die besten pferde im stall werden ihm immer wieder davonlaufen. agile hengste und heisse stuten brauchen nun mal auslauf.



der chef, dr. bugsierer, empfiehlt in dieser delikaten lage:


1.
die ganze schose eindampfen, kompression erhöht den druck: nur noch user kommentieren, keinen eigenen content mehr.

2.
ein blog aufmachen und dort vernünftig mit den usern reden.

3.
eine "artgerechte" debattenverfassung formulieren.

4.
den herrn kall (chef tamedia) fragen, ob er wirklich sicher ist, dass sich eine solche community neben dem ins haus stehenden launch von newsnetz noch gut machen würde und wenn ja, ob es dann nicht vernünftig wäre, das gute stück mit entsprechenden mitteln auszustatten.
man erinnere herrn kall daran, dass aus konzernstrategischer sicht der gedanke von exuser uertner zu bedenken ist: “facts.ch” leidet an der Diskrepanz zwischen der freien “Republik des Geistes” und der politisch korrekten Werbeplattform der Tamedia. ich bin aber überzeugt, herr kall, dass mit etwas innovationsgeist auch diese diskrepanz gut zu überwinden ist.

5.
alle rausgekickten/vergraulten user wieder einladen, strich drunter, relaunchen.
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26. Juli 2008

halten sie diesen text für ein gedicht?

martin auer, ein poet aus wien, bietet täglich frische lyrik via widget an – ist hier im blog rechts unten unter "auers daily poem" seit langem eingebaut. ich finde nicht nur die idee sehr gut, sondern auch seine texte. heute ganz besonders (siehe oben, die texte wechseln bei jedem reload).

auer hat auch einen spannenden podcast in 26 folgen namens "hurentaxi - aus dem leben der callgirls". er war ein jahr lang fahrer in einer callgirl agentur und berichtet darüber.

sehr witzig und für schreiber aller art erhellend ist seine peepshow "der dichter dichtet". er filmt sich selbst beim dichten und zeigt in einem separaten fenster laufend, was er gerade dichtet oder streicht oder ändert.

überhaupt ist seine website ein kleine wundertüte und sicher ist sie ein paradebeispiel, wie sich autoren auf dem netz präsentieren könnten/sollten.

> hier gehts zur lyrikmaschine von martin auer

18. Juli 2008

der kaugummi-krimi in bern

bild: Valérie Chételat/Der Bund

simon jäggi, sänger der famosen
kummerbuben und autor bei der berner tageszeitung "der bund" hat eine wunderbare geschichte recherchiert und aufgeschrieben:

Auf dem Asphalt der Aarstrasse findet sich eine auffällige Ansammlung von Kaugummis. Eine der kursierenden Erklärungen für das mysteriöse Phänomen: Ein Velofahrer spuckt auf dem Heimweg stets an gleicher Stelle seinen Kaugummi aus. Stimmt das?

> zum "kaugummi-krimi" beim eBund

ps: für dieses kleinod von journalismus sollte simon jäggi einen preis bekommen und den verlegern möchte man zurufen: DAS SIND DIE GESCHICHTEN, DIE WIR LESEN WOLLEN.
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