29. November 2011

die radiotrinkerin


dass ich das noch erleben darf. unglaublich.

in den 80ern publizierte der grosse max goldt eine grandiose geschichte unter dem titel “die radiotrinkerin”.

die protagonistin macht jeden mittwoch eine radiosendung, in der sie sich beim reden/moderieren betrinkt, und zwar totally. sie reist jeweils um ca. 20 uhr im studio an, glüht ein wenig vor, wie man dem heute sagt, und steigt dann um 23 uhr – gut vorgeglüht – live in ihre sendung ein, in der sie einfach redet und sich weiter betrinkt, bis sie vom hocker kippt.

je nach tagesverfassung dauert die sendung zwei bis fünf stunden. sie wird bald zum strassenfeger. alle hören rein, alle jubeln, nur die üblichen verdächtigen nicht: blaues kreuz, staatliche antidrogenstellen und andere schwerenöter. mit der zeit beginnt sich sogar die alkoholindustrie gegen die sendung zu äussern, weil sie schiss vor einem schlechten image hat. so viel öffentliches besäufnis passt halt nicht in die geflunkerten pr-strategien der alkoholindustrie.

was den ganzen hype um die radiotrinkerin noch viel kribbliger macht ist der umstand, dass niemand weiss, wer die radiotrinkerin eigentlich ist. nämlich eine anonyme hausfrau. nicht mal ihr ehemann weiss, dass sie diesen job macht. sie verabschiedet sich jeden mittwoch mit der ausrede, sie besuche eine freundin in einer anderen stadt.

wie die erfundene geschichte aus den 80ern ausgeht, kannst du hier nachlesen.

wir fanden sie damsls zum schreien, klopften uns gegenseitig auf die schenkel ab so einer skurrilen fiktion, und genehmigten uns noch ein bier.

und jetzt das: mister tuttifrutti himself aka hugo egon balder, einer der schillerndsten tv-zampanoos im deutschsprachigen raum, einer der quotenschneepflüge bei der etablierung des privatfernsehens, kündigt in diesen tagen eine sendung unter dem titel “der klügere kippt nach” an. das konzept: “Fünf Prominente treffen sich eine Stunde vor Ausstrahlung der Live-Show zu einem fröhlichen Besäufnis, um im Anschluss gut angeheitert über tagesaktuelle Themen zu sprechen.” (quelle). sogar in der schweiz wurde darüber berichtet: 20min.

keine ahnung, inwieweit sich herr balder bei herr goldt inspirieren liess. aber henusode: dass ich das noch erleben darf...

(ich geh jetzt wieder echolote eichen.) 
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