20. Juli 2010

der erste traceur



parkour ist eine höchst spektakuläre neue sportart, die in den letzten 10 jahren weltweit bekannt geworden ist. verwegene jungs springen, hangeln, hechten und klettern über alle möglichen hindernisse, am liebsten im urbanen raum. unglaublich, was die sog. traceurs vollbringen.

als einer der ersten grossen traceurs gilt der deutsche stuntman arnim dahl aus stettin, geb. 1922. wenn man obiges video ansieht, versteht man gut, dass herr dahl mit rund 100 knochenbrüchen mehr als 40 mal im spital gelegen hat, insgesamt über 4 jahre.

kein schleck.

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13. Juli 2010

tschüss moritz. gut gemacht.



nachdem unser medienminister moritz leuenberger anfangs 2007 zu bloggen angefangen hatte, wurde das leben als blogger ein klein wenig einfacher. das neue bundesratsblog war ein grosses medienthema und nach wenigen tagen wussten ein paar leute mehr, was ein blog ist. von da an musste man seine eigene bloggerei nicht mehr lang und breit erklären, man konnte einfach sagen “ich mach sowas wie der leuenberger”. es gab sogar leute, die von da an ihre skepsis gegenüber blogs schlagartig in verhalten wohlwollende duldung umpolten.

die journalisten wunderten sich sehr. die meisten aus ahnungslosigkeit, da sie sich bis dahin noch nicht wirklich mit blogs befasst hatten. und dann kommt da plötzlich der medienminister himself und macht so ein ding auf, in dem jeder leser einen kommentar hinterlassen kann – schreck lass nach.

medienleute und politiker fragten auch etwas ratlos, ob ein bundesrat nichts schlauereres zu tun hätte, als sein blog zu befüllen. sie merkten nicht, dass da etwas historisches passierte. leuenberger war damals und ist vielleicht heute noch der erste und einzige medienminister weltweit, der ein blog führt, in dem jeder bürger und jede bürgerin nicht nur kommentieren können, sondern vom minister himself auch noch ernst genommen werden.

dass er mehr dossiers studieren statt so lange an seinen reden feilen solle, werfen ihm die aparatschicks schon lange vor. zum glück hat ihn das nie gross beeindruckt und sicher hat er als preisgekrönter redner mehr leute beeindruckt, als viele erbsenzähler zugeben mögen.

2008 besuchte der bloggende medienminister das blogcamp 3.0. das blogcamp ist ein jährliches treffen der schweizer blog szene, rund 150 bloggerinnen und blogger treffen sich dort nach dem modell der sog. barcamps zum erfahrungsaustausch. leuenberger ist sicher der einzige medienminister weltweit, der je eine solche veranstaltung beehrt hat. warum? weil es ihn interessierte.

die bloggerei unseres abtretenden medienministers ist deshalb so aussergewöhnlich, weil er – man kann es nicht oft genug sagen – weit und breit der einzige ist. dafür muss man leuenberger beklatschen und die absenz solcher tools in den teppichetagen der politik muss man beklagen.

warum ist er der einzige? weil er qualitäten hat, die andere politiker nicht haben. er kann schreiben – und schreiben ist ein instrument des denkens. er hat seine politik zuerst gedacht, und sie dann erst gemacht. er war nicht nur in seinem blog bereit, etwas von sich preiszugeben. seine regungen und äusserungen im politbetrieb hatten immer eine starke persönliche note, die man bei den meisten anderen spitzenpolitikern vermisst und die für ein blog so etwas wie das salz in der suppe sind.

natürlich konnte leuenberger als bundesrat in seinem blog nicht einfach schreiben, was er will. deshalb darf man gespannt sein, was dort nach seiner amtszeit zu lesen sein wird.

ich mag kein haar in seiner 15jährigen bundesratssuppe suchen. seine echtheit, seine sprachgewandtheit, sein feingeistiges politiseren, sein im vergleich zu den anderen bleichgesichtern überragendes gespür das philosophische an sich und das politisch mögliche im besonderen, seine reden, seine bloggerei – das war nah dran an der sache, an den menschen, das war klasse.

tschüss moritz. gut gemacht.

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die fotos oben sind am blogcamp 3.0 in zürich an leumunds fotowall entstanden.
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9. Juli 2010

grübeln über lakaien und medientrainer

vor ein paar tagen hat andré marty eine bemerkenswerte liste von medienleuten gepostet, die vom journalismus in die pr oder die wirtschaft gewechselt haben.

vor zwei tagen hat fred david beim medienspiegel zum gleichen thema nachgelegt, unter dem der branche nicht gerade schmeichelnden titel “lakaien”.

in den kommentaren folgt dort eine sehr aufschlussreiche diskussion, in der fred david ein müsterchen zum besten gibt, das mich doch etwas ins grübeln bringt:

Ich nahm mal an einem intimen Zirkel mit führenden Zürcher Chefredaktoren und Wirtschafts- und Finanzjournalisten teil. Im Dolder Grand, es ist ein paar Jährchen her. Thema: Schwarzgeld auf Schweizer Bankkonten. Damals war das noch ein Tabuthema.

Erstmals wurden dort harte Zahlen von Bankenseite genannt. Zum erste Mal auch war von einer Billion CHF die Rede. Dies wurde mit der Auflage mitgeteilt, davon nach aussen keinerlei Gebrauch zu machen.
Fast alle hielten sich daran - Zauberstab! Obwohl das Informationen waren, die ein Journalist nicht unterm Deckel halten darf. Gerade bei diesem Thema hat man ja nun gesehen, was passiert, wenn so etwas Jahre, ja Jahrzehnte tabuisiert wird - und wenn sich Journalisten brav daran halten.

vielleicht geh ich, statt zu grübeln, doch lieber echolote eichen.

ts...
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8. Juli 2010

demnächst in bern: walterli - das theater



unter all den unzähligen open air events dieses sommers ist dieser eine kleine perle. ab nächsten dienstag gibts 9 furiose theaterabende zum totlachen mitten in der stadt bern, im wettersicheren hof des bistrot morillon, einem feinen restaurant und kulturlokal im monbijouquartier, öv in rufweite. ein feines sommerznacht, ein sprachgewaltiges und aberwitziges volkstheater – was will man mehr. daten hier.

walterli ist eine charmante, witzige, freche und sehr liebenswerte bubenfigur, erschaffen von timmermahn, dem grossen berner dichter, maler und theatermacher.

zu anfang, in den 90ern, hat timmermahn den walterli und seinen gegenpart, den vati, selber gesprochen, im radio, auf der bühne oder auf cd. das tönt dann so:


2008 hat timmermahn seinen walterli mit einer fulminanten premiere in der mühle huntziken auf die bühne gebracht. mit dem berner komödianten- und schauspieler duo schlechthin: ursula stäubli als walterli und marco morelli als vati. beide waren 1996 schon bei timmermahnʼs legendären Sunneggers (Züsis Heimkehr) dabei, beide sind seit langem auf bühnen, plätzen und dampfschiffen unterwegs, solo oder mit anderen verrückten.

aus der pressemappe:

“Timmermahn ist der Charles Bukowski des Märchengenres. Unter seiner Feder werden selbst derbe Emmentaler Flüche zur wohlklingenden Poesie.”, sagt Kurt Aeschbacher. Und Peter Bichsel fasste sich vieldeutig kurz: “Wer Timmermahn beschreibt, tut ihm unrecht.”

Der Bund (19.3.08): Timmermahn ist eine sprachgewaltige Saftwurzel, eine Quelle vergessener Begriffe. Und er ist ein Meister der kurligen Syntax, ein Rebell gegen korrekte Betonungen, ein Zelebrierer des Banalen und ein Schöpfer aparter Wörter, die so tun, als wären sie ein fester Begriff im ruralen Jargon. Etwa der «Riedschnäpf», das «Tigerwyb» oder eine «Trudspflutschä».

disclaimer: ich bin mit marco seit vielen jahren befreundet und unterstütze ihn in werbung und pr.
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