31. Mai 2010

mein neues montagshobby

mein neues montagshobby besteht darin, im blog des chefredaktors des schaffhauser interligenzblatts und, im nebenamt, chefpublizisten des schweizer verlegerbandes nachzuzählen, wie viele fotos von zeitungsausschnitten er am gestrigen sonntag gepostet hat. gestern waren es trotz verspäteter heimkehr aus den ferien deren 40, verteilt in 7 postings. ein unterdurchschnittlicher sonntag. spitzenwerte gehen bis über 50.

allerdings muss man auch mit totalausfällen rechnen, z.b. wegen visite beim dalai lama, oder wie vorletzten sonntag, da waren am feriendomizil die sonntagszeitungen nicht im angebot. trotzdem hat er schnell online in die sonntagpresse geguckt und dabei festgestellt, dass die website von der sonntag eine hervorragende sei:


ich glaube, mein neues hobby wäre noch ausbaubar. mit einem wettbüro zum beispiel. man könnte bis samstagabend einen tipp abgeben, wieviele fotos von sonntagszeitungen der herr chefredaktor neininger posten wird.

und was habt ihr für hobbys?
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30. Mai 2010

die idee muss leicht sein



stefan raab, der macher vom wunder von oslo, ist unter den tv-unterhaltungsfritzen schon seit jahren der innovativste. auch wenn mir vieles von ihm zu prollig ist, hat der mann eine eigenständigkeit, die bei den tv-fuzzis all zu selten ist.

zudem ist er ein solider handwerker. ich habe mir vor vielen jahren mal ein merkenswertes statement von ihm notiert:

die idee muss leicht sein, sonst ist sie nicht gut.
die ausführung muss akribisch sein, sonst ist sie nicht leicht.

gut, oder?

seine idee, eine esc-kampagne auch ohne bild zum erfolg zu führen, finde ich sehr verdienstvoll. dass es nun geklappt hat, ist ihm zu gönnen und generell eine gute entwicklung. spiegel online spricht von einem "konzept des qualitätsbewussten castings":

Mit Lena hat insofern eine Figur gewonnen, die, so Raab zutreffend, "ein modernes Frauenbild verkörpert". Sie ist das Gegenbild zur sentimentalen, stets auf Gefühligkeit statt Gefühl setzenden Saarländerin Nicole, (…) Sie glaubt an das, was sie für richtig hält - nicht als Masche, sondern als Charakterzug. (…) Kein Wunder, dass alle Welt von ihrer Natürlichkeit begeistert ist. Dahinter verbirgt sich allerdings eine kompakte Entschlossenheit, ein großes Selbstvertrauen. Deshalb könnte sie niemals ein Geschöpf des Münchner Schlageringenieurs Ralph Siegel sein. Lena, "lovely Lena", wie etliche der Punktedurchsager sie nannten, ist der neue Typus von Pop-Frau. Die Schlager-Tussi zu geben, hat sie nicht nötig.

die beste, witzigste und entlarvendste berichterstattung zum esc gabs übrigens ausgerechnet vom renommierten bild-blogger stefan niggemeier und seinem co-moderator lukas heinser. die beiden reisten mit leichtem video equipment nach oslo und "sendeten" von dort in ihrem oslog.tv eine beachtliche menge an taufrischen, unbekümmert und charmant produzierten videos  – so ungefähr das beste, was ich in sachen web-video-reportage bis jetzt gesehen habe. oben eine spannende episode aus dem backstage bereich, genauer den pyro- und wind-cheffes.
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18. Mai 2010

achtung datenkrake: home office day 2010

tja, so geht das: während sich unser datenschutzbeauftragter mit unwichtigem google bashing in szene setzt, agieren das bundesamt für berufsbidung und technologie sowie das bundesamt für energie als feigenblatt für eine ziemlich unverschämte datenkrake.

in der augenreiberei lesen wir nämlich ganz unschöne dinge über die website des morgen stattfindenden home office day 2010.

die art und weise, wie hier daten abgefischt und mit einer ziemlich luschen "vertraulichkeitserklärung" einer gefühlt unbeschränkten weiterverwendung anheim gestellt werden – tja... dagegen ist ja google der reinste sonntagsschüler.

dass in diesem halbgaren supiduppiprojekt gerade ZWEI bundesämter mitmachen, ohne auch nur EIN auge auf die korrekte umsetzung in sachen datenschutz zu werfen, ist ein ganz besonders schlechter witz. immerhin ist die datensicherheit per se eine der wichtigsten voraussetzungen für eine teilauslagerung von arbeit ins home office. und immerhin sollte der staat in sachen datenschutz ein vorbild sein.

warum er das in diesem krassen fall so krass nicht war – ich frag mal nach.

tbc.
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lobbyisten



ich will jetzt nicht behaupten, das sei die regel. aber die ausnahme scheint es auch nicht zu sein.

und jetzt weiter mit seriöser microbloggerei.
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17. Mai 2010

panoramafreiheit

google street view gibt grad wiedermal gross zu reden. zum ersten mal kann man dem giganten etwas handfestes vorwerfen, nämlich die aufzeichnung von privaten wlan-daten. wobei auch dieser neueste aufreger weitgehend unter google bashing abgehackt werden kann, wie andreas von gunten in seinem blog erläutert.

wie auch immer – das aufnehmen der 360-grad-bilder für street view halte ich für völlig unproblematisch und in der anwendung extrem nützlich. google nimmt da nur etwas vorweg, was in den nächsten zehn jahren eh von den usern wiederholt werden wird: das abfotografieren/filmen der welt und das hochladen dieser daten ins netz.

dabei kommen immer mehr neue technologien zum einsatz, die es in sich haben. das neueste spielzeug wurde von der NASA mitentwickelt und kann mit jeder fotokamera sog. giga-panoramas aufnehmen, auf denen man mehr sieht, als den google-phobikern recht sein dürfte. viel mehr.

weniger als 900$ kostet das gigapan-system, mit dem dieses eindrückliche 45-gigapixel-bild von dubai aufgenommen worden ist:


man kann sehr sehr tief in das hochaufgelöste bild reinzoomen und entdeckt dann z.b. auf einer der hunderten von baustellen diesen arbeiter beim pause machen:


was in naher zukunft mit solchen und weiteren neuen technologien für mashups möglich sind, vor allem auch unter einbezug von geodaten, wird alles bisher bekannte in den schatten stellen.

ein wesentlicher vorwurf an google streetview lautet ja, dass sie ihre kameras so weit oben platzieren, dass man über zäune hinwegsehen kann und darum menschen in weit kompromittierender art bloss stellen könnten als dieser arbeiter in dubai.

bilder von öffentlichen gebäuden darf man aber ausdrücklich machen und veröffentlichen – man spricht von der sog. panoramafreiheit, die auch in der schweiz geregelt ist.

ganz sicher hat man beim definieren dieser gesetze nicht an so extrem hochaufgelöste bilder gedacht. darum müsste man jetzt – in der logik der street view-phobiker  – entweder flugs dieses gesetz anpassen oder dann das gigapan-system schlichtweg verbieten, wie man es im fall von street view zumindest in deutschland und einigen anderen ländern tatsächlich tut.

dieses kleine beispiel zeigt, dass die digitale revolution auch die gesetzgebung vor nie dagewesene herausforderungen stellt.

aber ganz abgesehen davon ist das reinzoomen in diese bilder insbesondere im fullscreenmodus das reinste vergügen.
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16. Mai 2010

hey fulvio

der junge werber alex brownstein will unbedingt einen job in einer der fünf grossen agenturen von new york.

er schaltet bei google adwords eine anzeige mit den vornamen der agenturchefs als keyword.

wenn diese chefs sich selber googeln (was nicht nur agenturchefs ca. 30x/tag tun), erscheint ganz oben eine mitteilung des stellensuchenden an den agenturchef:


brownstein hat auf diese weise bei vier von den fünf agenturen einen vorstellungstermin bekommen und von zweien ein konkretes stellenangebot. heute arbeitet er bei young & rubicam new york. kosten der aktion: 6$.

gut gedacht, gut gemacht.

da ist noch viel luft für weitere kreative anwendungen.

z.b.:

suchbegriff: fulvio pelli

mitteilung: hey fulvio, was macht eigentlich käptn fiala?

ps: kürzlich hat auch eine grossbank adwords ganz anders eingesetzt, als man das gemeinhin tut.

via blogzwonull
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3. Mai 2010

musterbrief gegen das passivvögeln


die gesundheitsfundis haben sich durchgesetzt und setzen noch einen drauf: die stiftung pro aere stellt formulare ins internet, mit denen man wirte und wirtshausbesucher denunzieren kann, die sich nicht ans rauchverbot halten.

bald werden die vereinigten aparatschicks ein bundesgesetz zum schutz vor dem passivvögeln und kantonale beischlafzeitengesetze fordern – und dann wird ein solcher denunziantenbrief so lauten:

Anzeige

Sehr geehrte Damen und Herren

Ich bitte Sie, meine Anzeige betr. eines Verstosses gegen das Bundesgesetz zum Schutz vor dem Passivvögeln und gegen das Kantonale Beischlafzeitengesetz entgegenzunehmen.

Am 1.5.10 haben um 22.38 in der Wohnung Vogelweidstrasse 69 (4. Stock, rechts) der Mieter Alfons Springer und eine unbekannte weibliche Person (blond, Ausländerin) ausserhalb der im kantonalen Beischlafzeitengesetz geregelten Zeiten und bei offenem Fenster lautstark gevögelt, geblowjobt und gekarnickelt.

Auf meine und die Beschwerde weiterer verstörter Nichtvögler hin meinte der fehlbare Wüstling, wir sollten uns ins Knie ficken, wenn wir nichts zu vögeln hätten. Er habe nicht vor, sich an das Beischlafzeitengesetz oder andere lustfeindliche Abstrusitäten zu halten. Im übrigen sei Passivvögeln immer noch besser als gar nicht.

Ich bitte Sie, den ordnungsgemässen Zustand im Sinn des nationalen Passivvöglerschutzes wiederherzustellen und die Fehlbaren von weiteren Vöglereien ausserhalb der Kanonalen Beischlafzeiten abzuhalten.

Besten Dank und freundliche Grüsse

Harry Sprungbrett, Bademeister a.D.


+ + + + +

weiter mit ashtrays und geschichte.
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1. Mai 2010

heute: 4 jahre bugsierer


am 1. mai 2006 habe ich dieses blog gestartet.

die möglichkeit, so einfach publizieren zu können, faszinierte mich als gebrauchsschreiber und citoyen ungemein.

mit jahrgang 1956 war ich sozusagen ein neo-silversurfer (höhö...) und hatte blogtechnisch von gar nichts eine ahnung. was ist ein trackback, was ein permalink, was ein captcha, was macht man mit delicious und wie funktionieren suchmaschinen?

da es mich interessierte, probierte ich alles aus. es war ein grosses abenteuer zu lernen, wie das netz tickt und der thrill ist bis heute nicht weniger geworden, im gegenteil.

4 jahre gebloggt zu haben war meine beste universität. ich bejammere alle zutiefst, die sich immer noch nicht eingeschrieben haben.

meine stammleserinnen sind natürlich die besten. aber die zwangsleser sind auch nicht ohne. das sind die, die eigentlich gar nicht wissen wollen, was ich schreibe, aber bei google doch immer wieder drüberstolpern.

dass man mit so einer kleinen bloghütte zumindest ein wenig wadenbeissen kann, hat vor einiger zeit selbst die nzz anerkannt. wenn man kritisch bloggt, merkt man das bald einmal selber. der david vs. goliath groove hat was ganz prickelndes, kann ich nur empfehlen.

viel weiter als übers wadenbeissen hinaus gehts allerdings hierzulande noch nicht. mit betonung auf noch. es steht ja alles noch am anfang, v.a. in der schweiz. mittlerweile versetzen aber neben den blogs auch giganten wie facebook und twitter gewisse stakeholders schon mal in temporäre schockstarre.

das wird alles noch sehr spannend werden.

ich geh jetzt erstmal wieder echolote eichen und dann blogge ich weiter.

bleiben sie heiter.
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